Alle Stilmittel Deutsch im Überblick

Elena Weber

Stilmittel Deutsch Bücherstapel

Stilmittel Deutsch: In jedem literarishen Werk sind sprachliche Mittel zu finden. | Foto: Jose Miguel Sanchez / Getty Images

Stilmittel Deutsch: Ohne geht es nicht

Keine Klausur im Fach Deutsch, in der es nicht heißt “Analysieren Sie die Stilmittel des Textes.” Denn ob Gedichtanalyse oder Sachtextanalyse – in jede Textanalyse gehört die Interpretation von sprachlichen Mitteln. Damit diese gelingt, musst du zunächst aber wissen, welche Stilmittel es im Fach Deutsch gibt und wie du sie erkennen kannst. Genau das erklären wir dir hier.

Was sind Stilmittel?

Stilmittel findest du in fast jedem Text. Sie haben die Aufgabe, einen Text zu gestalten und werden vom Autor oder der Autorin bewusst eingesetzt, um eine bestimmte Wirkung zu erzielen, eine Aussage zu betonen und den Text einprägsamer und anschaulicher zu machen.

Sprachliche Stilmittel werden auch als rhetorische Mittel bezeichnet und kommen in literarischen Texten ebenso zum Einsatz wie in Sachtexten. Aber auch in der Werbung, in politischen Reden und sogar in der Alltagssprache kommen Stilmittel vor. Streng genommen werden rhetorische Mittel hauptsächlich in der gesprochenen Sprache, eben der Rhetorik, und damit in Reden, Vorträgen oder Diskussionen eingesetzt. Sprachliche Mittel findest du hingegen eher in der geschriebenen Sprache. Beide Begriffe werden jedoch Synonym verwendet, weil die verschiedenen Stilmittel letztlich identisch sind.

Diese Funktion haben Stilmitteln

Da Stilmittel in nahezu jedem Text vorkommen und sie außerdem in jeder Interpretation eine wichtige Rolle spielen, kannst du dir denken, dass rhetorische Mittel eine bestimmte Funktion erfüllen. Ihre Funktion ist sogar sehr wichtig, denn sie erwecken einen Text erst richtig zum Leben. Denn ihre Aufgabe ist es, Bilder und Assoziationen zu schaffen, die Inhalt und Aussage eines Textes veranschaulichen und betonen sollen. So erzielen sie eine bestimmte Wirkung, die je nach Inhalt und Aussageabsicht des Textes variieren kann – und die du in deiner Analyse herausarbeiten sollst.

Wusstest du, dass…

... rhetorische Mittel ihren Ursprung in der griechischen Antike haben? Deswegen haben sie meist griechische oder lateinische Namen.

Stilmittel Liste: Die Stilmittel im Überblick

Die Möglichkeiten, deinen Text sprachlich zu gestalten, sind groß. Folglich gibt es auch jede Menge sprachliche Mittel. Einen Großteil davon findest du hier in alphabetischer Reihenfolge im Überblick:

Stilmittel Erklärung Beispiel
Adynaton Beschreibung eines unmöglichen Sachverhalt im Vergleich „Denn leichter geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.“ (Lukas 18, 25)
Akkumulation Aneinanderreihung mehrerer Begriffe zu einem Oberbegriff, der genannt oder auch nicht genannt werden kann „Form ist Wollust, Friede, himmlisches Genügen.“ (Brentano, Wiegenlied) → Oberbegriff: Form
 
Allegorie Darstellung abstrakter Begriffe durch ein komplexes Bild Sensenmann = Tod
Alliteration  gleicher Anfangslaut benachbarter Wörter Milch macht müde Männer munter
Anadiplose Wiederholung des letzten Satzes oder Wortes am Anfang des nächsten Satzes oder Verses „Mit dem Schiffe spielen Wind und Wellen, 
Wind und Wellen spielen nicht mit seinem Herzen.“ (Goethe, Seefahrt)
Anapher Wiederholung des gleichen Wortes oder einer Wortgruppe am Anfang von Sätzen oder Satzteilen  „Das Wasser rauscht, das Wasser schwoll“ (Goethe, Der Fischer)
Anastrophe Umkehrung der üblichen Wortstellung „kleines Hänschen → Hänschen klein“, „das höchste Glück des Lebens → des Lebens höchstes Glück“, „Kind des Geistes → Geistes Kind“
Antiklimax Aneinanderreihung einzelner Satzteile oder Wörter mit abnehmender Gewichtung „Doktoren, Magister, Schreiber und Pfaffen“ (Goethe, "Faust I")
Antithese Gegenüberstellung von Gegensätzen „Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein.“ ( Andreas Gryphius, "Es ist alles eitel")
Antonomasie Umschreibung, bei der ein Name durch eine andere Beschreibung oder einen bekannten Vertreter ersetzt wird Schöpfer der Welt = Gott
Apokoinu Wort oder Aussage wird für zwei verschiedene Satzteile verwendet "Was sein Pfeil erreicht, das ist seine Beute, was da kreucht und fleucht." (Friedrich Schiller, "Wilhelm Tell")
Apokope Wegfall einer Silbe oder eines Lautes am Ende eines Wortes (durch Apostroph gekennzeichnet) "Seine Wort' und Werke merkt ich und den Brauch" (Goethe, "Der Zauberlehrling"), "Ich glaub' mich tritt ein Pferd"
Aposiopese Abbruch eines Satzes, bevor das Wichtige gesagt wurde Wenn ich dich in die Finger kriege...
Apostrophe feierlich betonte Anrede an eine Person oder den Leser / die Leserin "O Romeo, Romeo, warum bist du nicht Romeo? Verleugne deinen Vater und entsage deinem Namen, oder willst du nicht, so schwöre mir nur diene Liebe, und ich keine Capulet mehr sein." (Shakespeare: Romeo und Julia)
Archaismus Wort oder Redewendung, die zur Entstehungszeit des Textes veraltet war Oheim = Onkel
Assonanz Gleichklang der Vokale/Selbstlaute (a, e, i, o, u, ä, ö, ü, eu, äu, au, ei, a) in mindestens zwei benachbarten Wörtern "ottos mops trotzt otto" (Ernst Jandl, "Ottos Mops")
Asyndeton Aneinanderreihung von mindestens drei Wörtern und Satzteilen ohne Bindewörter wie „und“  „Alles rennet, rettet, flüchtet.“ 
(Schiller, Das Lied von der Glocke)
Bathos Ein hoher (moralischer) Wert wird mit einem niedrigen Wert in Verbindung gebracht "Der Sturm ist da, die wilden Meere hupfen
An Land, um dicke Dämme zu zerdrücken.
Die meisten Menschen haben einen Schnupfen.
Die Eisenbahnen fallen von den Brücken." (Jakob van Hoddis , "Weltende")
Contradictio in adiecto Adjektiv und Substantiv widersprechen sich; Sonderform des Oxymoron schwarze Milch
Chiasmus Überkreuzte Anordnung von Satzteilen/Sätzen, die einander entsprechen.  "Ach Gott! Die Kunst ist lang;
Und kurz ist unser Leben." (Goethe, "Faust")
Chiffre Wort oder Wortgruppe, die eine versteckte Bedeutung haben, die nicht direkt klar ist "Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends..." Paul Celan, "Todesfuge")
Correctio Eine Aussage wird sofort zurückgenommen und durch einen schwächeren oder stärkeren Ausdruck ersetzt Sie sieht hübsch – nein! – wunderschön aus.
Diaphora Wort oder Aussage wird mit veränderter Bedeutung wiederholt Wenn hinter Fliegen Fliegen fliegen, fliegen Fliegen Fliegen nach.
Ellipse Auslassen von Satzteilen „Frisch also, mutig ans Werk!“ (Schiller, Die Räuber) 
Emphase Hervorhebung eines allgemeinen Begriffs, um ein besonderes Merkmal dieses Begriffs zu zeigen Ich bin doch auch nur ein Mensch.
Enallage Verschiebung einer Wortbeziehung z. B. steht Adjektiv bei anderem Substantiv „mit einem blauen Lächeln seiner Augen“ (Federer, Papst und Kaiser im Dorf) = mit einem Lächeln seiner blauen Augen
Enjambement Zeilensprung in einem Gedicht "Sie klimmen wohl über die Höhen,
Sie schwimmen wohl durch die Seen;
Gar manche ersäuft oder bricht das Genick,
Die Lebenden lassen die Toten zurück." (Heinrich Heine, "Die Wanderratten")
Epanodos Spiegelung von Wörtern eines Satzes, wobei die Wörter beibehalten werden (im Gegensatz zum Chiasmus) „Ja, ich will gehn, gehn will ich“ 
(Klopstock, Messias)
Epipher Wiederholung des Endes aufeinander folgender Sätze oder Verse „Sir Mortimer, Ihr überrascht mich nicht, erschreckt mich nicht.“ (Schiller, "Maria Stuart")
Epiphrase Nachtrag zu einem bereits abgeschlossenen Satz „Mein Retter seid ihr und mein Engel.“ (Schiller, "Willhelm Tell")
Euphemismus Beschönigung suboptimal (statt: schlecht), mehrgewichtig (statt: übergewichtig)
Exclamatio Ausruf, der starke Emotionen wie Freude, Überraschung, Ärger oder Trauer ausdrückt „Und Freud‘ und Wonne
Aus jeder Brust.
O Erd‘, o Sonne!
O Glück, o Lust!“ (Goethe, "Maifest")
Geminatio unmittelbare Verdoppelung eines Wortes oder einer Wortgruppe „Mein Vater, mein Vater, jetzt fasst er mich an!“ (Goethe, "Der Erlkönig")
Hendiadyoin bestehend aus zwei meist gleichberechtigten Wörtern, die durch ein Bindewort zu einer semantischen Einheit verbunden werden. Sturm und Drang, Feuer und Flamme, Bild und Ton
Homoioteleuton Zwei oder mehrere aufeinanderfolgende Wörter oder Satzteile haben die gleiche Endung. Sie klingen also gleich bzw. reimen sich. Wie gewonnen, so zerronnen.
Hyperbel starke Übertreibung „Ich fühle eine Armee in meiner Faust.“ (Schiller, "Die Räuber"), "Ich könnte eine ganze Kuh essen".
Hypotaxe Schachtelsatz, Gegensatz zur Parataxe „Die Einsamkeit ist wie ein Regen.
Sie steigt vom Meer den Abenden entgegen; von Ebenen, die fern sind und entlegen, geht sie zum Himmel, der sie immer hat.“ 
(Rilke, "Einsamkeit")
Inversion Umstellung der normalen Stellung der Satzglieder „Sah ein Knab‘ ein Röslein.“ → statt „Ein Knab‘ sah ein Röslein“
Ironie meint das Gegenteil des Gesagten Wenn sich jemand mit Absicht dumm stellt: „Das habe ich ja gar nicht gewusst!
Kakophonie Abfolge von Lauten, die unangenehm oder unharmonisch klingen Jetztzeit zwei Zischlaute (tz, z) folgen direkt aufeinander
Klimax Steigerung in einer Aufzählung mit mindestens drei Gliedern Er kam, sah und siegte.
Kyklos Gebrauch eines Wort oder einer Wortgruppe am Anfang und Ende eines Satzes „Entbehren sollst du! sollst entbehren!“ (Goethe, Faust)
Litotes  Verneinung des Gegenteils Das Kleid ist nicht gerade günstig Das Kleid ist teuer.
Metapher bildhafte Übertragung einer Bedeutung Er schwebt auf Wolke sieben
Metaphrase Wiederholung eines Wortes durch ein Synonym; Sonderform des Correctio „Das Tier, das Kätzchen dort.“ → „Tier“ wird durch „Kätzchen“ genauer beschrieben
Neologismus Wortneuschöpfung Brunch, Vlog
Onomatopoesie Lautmalerei, Nachahmung von Lauten Miau, Tatütata
Oxymoron Verbindung von zwei gegensätzlichen Begriffen bittere Süße
Paradoxon scheinbar widersprüchliche Aussage Ich weiß, dass ich nichts weiß.
Parallelismus gleicher Satzbau „Zwei Frauen sitzen auf der Bank. Zwei Hunde spielen daneben.
Parataxe Aneinanderreihung von Hauptsätzen „Der Abend wiegte schon die Erde
Und an den Bergen hing die Nacht“ (Goethe, Willkommen und Abschied)
Parenthese Unterbrechung eines Satzes durch einen eingeschobenen Satz „Ich sei, gewährt mir die Bitte, / In eurem Bunde der Dritte!“ (Schiller, "Die Bürgschaft")
Periphrase Ein Wort wird durch seine Merkmale, Wirkungen oder Tätigkeiten beschrieben Halbgötter in Weiß (=Ärzte und Ärztinnen), der Allmächtige (=Gott)
Personifikation Vermenschlichung Der Himmel weint.
Polyptoton Wiederholung eines Wortes in verschiedenen Beugungsformen, aber gleichem Wortstamm „Nochmals sagt er sie laut, hat sie gesagt und geht ab.“ (Xenien, Goethe & Schiller)
Rhetorische Frage Scheinfrage, auf die es schon eine klare Antwort gibt bzw. auf die keine Antwort erwartet wird Ist das nicht zum Heulen?
Symbol vereinfachtes Bild für Abstraktes Herz für die Liebe, weiße Taube für den Frieden, Kreuz fürs Christentum
Symploke Kombination aus Anapher und Epipher „Alles geben die Götter, die unendlichen,
Ihren Lieblingen ganz,
Alle Freuden, die unendlichen,
Alle Schmerzen, die unendlichen, ganz.“ (Goethe, Alles geben die Götter)
Synästhesie Verbindung verschiedener Sinneswahrnehmungen in einem Ausdruck warme Farben, schreiende Farben
Tautologie Wiederholung von zwei Begriffen mit ähnlicher Bedeutung nie und nimmer, voll und ganz
Vergleich Verbindung von zwei ähnlichen Bildern durch „als“ oder „wie“ Schlau wie ein Fuchs; Sie sang, als hätte sie nie etwas anderes getan.

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Unsere Liste mit den sprachlichen Stilmitteln kannst du dir zum Lernen und Merken hier als kostenloses PDF herunterladen.

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Die zehn häufigsten Stilmittel in Deutsch

Wenn du jetzt denkst: Hilfe, das sind aber ziemlich viele Stilmittel! – keine Sorge. Du musst für deine Textanalyse nicht jedes Stilmittel kennen. Zum einen kommt nicht in jedem Text auch jedes dieser Stilmittel vor. Zum anderen steht dir für deine Analyse nur eine begrenzte Zeit zur Verfügung. In einem Zeitraum von zwei, drei oder vier Schulstunden ist es unmöglich, jedes Detail eines Textes zu erkennen und ausführlich zu interpretieren.

Grundsätzlich ist es natürlich gut, so viele Stilmittel wie möglich zu kennen und natürlich macht es schon ein wenig Eindruck, eine Anadiplose oder eine Epanodos zu erkennen. Es gibt jedoch rhetorische Figuren, die häufiger sind als andere und die du auf jeden Fall kennen solltest. Deswegen haben wir dir hier nochmal die zehn häufigsten Stilmittel zusammengestellt. Zu ihnen gehören:

  1. Metapher
  2. Personifikation
  3. Vergleich
  4. Parallelismus
  5. Ellipse
  6. Anapher
  7. Neologismus
  8. Parataxe
  9. Symbol
  10. Rhetorische Frage

Es gibt noch andere Stilmittel, die du oft in Texten finden kannst und diese Aufzählung bedeutet nicht, dass du alle anderen Stilmittel nicht lernen sollst. Im Unterricht werdet ihr wahrscheinlich eine Liste mit häufigen Stilmitteln bekommen. An dieser solltest du dich orientieren. Aber auch hier gilt: Eine Metapher oder eine Personifikation zu erkennen, ist eigentlich Pflicht. Wenn du diese dann auch überzeugend analysieren und interpretieren kannst, ist das mehr wert, als wenn du noch Symploken und Synekdochen benennst, du aber keinen Plan hast, wie du diese erklären sollst.

Metapher

Sie ist eines der gängigsten Stilmittel: die Metapher. Doch was ist eine Metapher? Ihre Aufgabe ist es, ein Wort aus seinem eigentlichen Bedeutungszusammenhang in einen anderen zu übertragen. Das erkennst du an Metaphern, die sich in unserer Alltagssprache etabliert haben: Nasenrücken oder Tischbein. Hier verbinden sich zwei Bereiche, die ursprünglich nichts miteinander zu tun hatten. Die Metapher erzeugt dadurch Bilder, die die Sprache ausschmücken und anschaulich machen. Metaphern funktionieren also auf einer sehr bildhaften Ebene. Deshalb sind sie ein beliebtes Stilmitteln in Gedichten und kommen darin in hoher Dichte vor. Je nach Literaturepoche ist die Sprache manchmal sogar so bildhaft, dass du den Text beim ersten Lesen gar nicht sofort verstehst. Bei Barock-Gedichten kommt das zum Beispiel sehr häufig vor.

Personifikation

Ebenfalls häufig in Texten zu finden, ist die Personifikation. Dieses Stilmittel liegt vor, wenn Tiere, abstrakte Begriffe oder Gegenstände personifiziert werden, indem ihnen menschliche Eigenschaften zugesprochen werden. Die Personifikation wird daher auch als Personifizierung oder Vermenschlichung bezeichnet. Ein gängiges Beispiel für eine Personifikation ist “Die Sonne lacht”. 

Das Gegenteil einer Personifikation ist die Depersonifikation. Sie entmenschlicht sozusagen, indem sie nichtmenschliche Eigenschaften auf Menschen überträgt. Beispiele dafür sind “Wir sind nur kleine Rädchen in einem großen Getriebe” oder “Er hat einen eisernen Willen”. 

Vergleich

Ein Vergleich ist ein sehr dankbares Stilmittel, denn er ist ziemlich einfach zu erkennen, nämlich durch das Wort “wie”. Ein Vergleich verbindet zwei ähnliche Begriffe oder Bilder miteinander. Manchmal wird statt wie auch das Wort “als” verwendet. “Schlau wie ein Fuchs” oder “Sie sang, als hätte sie nie etwas anderes gemacht” sind Beispiele für einen Vergleich und zeigen, dass es diesem sprachlichen Mittel darum geht, Verbindungen herzustellen, um einen Sachverhalt nachvollziehbar und anschaulich zu machen.

Parallelismus

Die rhetorische Figur des Parallelismus bezieht sich nicht auf einzelne Wörter, sondern auf den Satzbau. Wie du weißt, besteht ein Satz immer aus verschiedenen Satzgliedern wie Subjekt, Prädikat oder Objekt. Die einzelnen Satzglieder unterscheiden sich in ihrer Funktion, die sie im Satz übernehmen. 

Haben mindestens zwei aufeinanderfolgende Sätze die gleiche Satzstruktur, liegt ein Parallelismus vor. Denn dann ist der Satzaufbau parallel, also gleichlaufend. Die Satzglieder sind dann in gleicher Reihenfolge angeordnet. Merken kannst dir diese sprachliche Figur mit gängigen Redewendungen aus dem Alltag: “Ende gut, alles gut” oder “Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser” sind zwei anschauliche Beispiele für einen Parallelismus, weil an ihnen die identische Satzstruktur deutlich wird.

Ellipse

Auch die Ellipse bezieht sich auf den Aufbau eines Satzes, denn sie zeichnet sich durch das Auslassen von Satzteilen aus. Oder anders ausgedrückt: Bei einer Ellipse handelt es sich um einen unvollständigen Satz. 

Ein bekanntes Beispiel für eine Ellipse ist folgendes Zitat aus Friedrich Schillers “Die Räuber”: “Frisch also, mutig ans Werk!” Grammatikalisch handelt es sich hier um einen unvollständigen Satz, da sowohl das Subjekt (=die handelnde Person) als auch das Prädikat (= das Verb) fehlen. Mit diesen beiden Satzgliedern würde der Satz “Frisch also, ich mache mich mutig ans Werk” lauten. Da das aber nicht der Fall ist, handelt es sich um eine Ellipse.

Anapher

Die Anapher ist leicht zu erkennen. Sie legt immer dann vor, wenn Wörter am Anfang von aufeinanderfolgenden Sätzen, Satzteilen, Strophen oder Versen ein oder mehrmals wiederholt werden. Ein Beispiel für eine Anapher ist das Romantik-Gedicht “Wiegendlied” von Clemens Brentano aus dem Jahr 1852. Darin heißt es:

Singet leise, leise, leise,
singt ein flüsternd Wiegenlied;
von dem Monde lernt die Weise,
der so still am Himmel zieht.

Das Adjektiv “leise” wird gleich drei Mal hintereinander verwendet – eine Anapher.

Neologismus

Der Neologismus wird auch als Wortneuschöpfung bezeichnet, weil es sich dabei um ein neu zusammengesetztes oder erfundenes Wort handelt. Ein berühmter Neologismus war damals das Wort “empfindsam”. Es wurde in der Literaturepoche der Empfindsamkeit vom deutschen Dichter Gotthold Ephraim Lessing geprägt und hatte zuvor nicht existiert. Ein weiterer Neologismus, der inzwischen in unsere Alltagssprache übergegangen ist, ist das Wort Brunch, das sich aus Breakfast und Lunch zusammensetzt.

Parataxe

Und nochmal Satzbau: Als Parataxe bezeichnet man eine Aneinanderreihung mehrerer Hauptsätze. Noch einmal zur Erinnerung: Du kannst zwischen Parataxen und Hypotaxen unterscheiden. Parataxen sind Hauptsätze, bei Hypotaxen handelt es sich um die Verbindung aus Haupt- und Nebensätzen. 

Eine Parataxe ist zum Beispiel diese Satzfolge: Sie zitterte. Es war kalt. Die Heizung war kalt. Ihr Herz war es auch. Hier reihen sich vier Hauptsätze aneinander. Du kannst daraus auch Hypotaxen machen: Sie zitterte, denn es war kalt. Die Heizung war kalt, ebenso war es ihr Herz. Die Wirkung, die du mit Parataxen und Hypotaxen erzielst, ist unterschiedlich und prägt auch den Schreibstil eines Autors oder einer Autorin.

Symbol

Das Symbol ist eine bildliche und stellvertretende Darstellung eines Inhalts oder ein Sinnbild, das einen bestimmten Begriff veranschaulicht. Dabei hat das Symbol eine fest zugeordnete Bedeutung. Diese Bedeutung ist den meisten Menschen bekannt. So symbolisiert das Kreuz je nach Zusammenhang den Tod oder das Christentum. Weitere bekannte Symbole sind das Herz, das für die Liebe steht, oder die weiße Taube als Symbol für den Frieden. Auch Farben haben eine bestimmte Symbolik. Die Farbe Rot steht beispielsweise für Liebe, Wut und Leidenschaft, Schwarz für Trauer und Tod.

In der Literatur werden nicht immer nur bekannte Symbole verwendet. Viele Autoren und Autorinnen erschaffen eigene Symbole, die dir vielleicht noch nicht bekannt sind und die erst im Werk selbst zum Symbol werden. Deine Aufgabe als Leser oder Leserin ist es, dieses Symbol zu erkennen und seine Bedeutung zu identifizieren. 

Rhetorische Frage

Die rhetorische Frage sieht nur auf den ersten Blick wie eine Frage aus. In ihrer Bedeutung steht sie einer Behauptung näher, denn auf eine rhetorische Frage wird keine Antwort erwartet. Der Autor oder die Autorin stellt die Frage also nicht, um dadurch an neue Informationen zu gelangen. Stattdessen wird sie eingesetzt, um eine Aussage zu betonen, Aufmerksamkeit zu erregen oder den Leser oder die Leserin zum Nachdenken anzuregen. 

Ein gängiges Beispiel für eine rhetorische Frage, die dir auch im Alltag oft begegnet, ist “Ist das nicht zum Heulen?”. Du könntest die Frage genauso gut durch den Aussagesatz “Das ist doch zum Heulen” ersetzen. Die Bedeutung ändert sich nicht. Das liegt daran, dass die Frage eben nach keiner Antwort verlangt, sondern nur betonen möchte, dass etwas besonders ärgerlich oder traurig ist.

Stilmittel: Verschiedene Kategorien

Bei der Vielzahl an sprachlichen Figuren kann es helfen, die Stilmittel in verschiedene Kategorien einzuteilen. So kannst du sie besser lernen und dir merken. 

Die fünf Kategorien sind:

  1. Wortfiguren: Sie entfernen Wörter in einem Text, stellen sie um oder fügen sie hinzu. So können sie Wörter hervorheben, neue Bedeutungen schaffen oder einen humorvollen Effekt erzeugen. Stilmittel, die in diese Kategorie gehören, sind zum Beispiel Epiphern, Neologismen und Kyklos.
  2. Satzfiguren: Sie beziehen sich auf den Aufbau und die Struktur von Sätzen. Beispiel für Stilmittel dieser Kategorie sind Ellipse, Chiasmus und Parallelismus.
  3. Gedankenfiguren: Sie beeinflussen den Inhalt einer Aussage, etwa Antithesen oder Ironie.
  4. Klangfiguren: Diese Stilmittel kannst du hören, denn sie fallen durch ihren besonderen Klang auf und beeinflussen so auch die akustische Wirkung eines Textes. Zu ihnen gehören beispielsweise Alliterationen, Assonanzen oder Kakophonien.
  5. Bildhafte Figuren: Sie werden auch als Tropen bezeichnet und werden nicht in ihrer eigentlichen Bedeutung verwendet. Stattdessen sind sie bildhafte Umschreibungen, die beim Leser oder der Leserin Assoziationen wecken sollen. In die Gruppe der Tropen fallen Metaphern und Personifikationen.

Stilmittel analysieren und interpretieren

Jetzt, wo du die wichtigsten Stilmittel eines Gedichtes kennst, folgt der nächste und entscheidende Schritt: Du musst sie interpretieren. Denn bloß festzustellen “Das ist eine Personifikation” ist für eine Analyse zu wenig. Die Herausforderung besteht darin, zu erklären, was dahinter steht, welche Wirkung sie erzielt und wie sie im Gesamtzusammenhang des Gedichtes zu verstehen ist.

Wie du ein Stilmittel genau analysierst, hängt immer vom Kontext ab. Berücksichtigen musst du dabei vor allem den Inhalt des literarischen Werkes, denn er füllt das Stilmittel mit Leben und gibt vor, in welchem Zusammenhang du das Stilmittel lesen musst. Auch der zeitgeschichtliche Kontext spielt bei der Interpretation eine Rolle. Werke aus der Epoche des Barock haben eine ganz andere Aussage als Werke aus der Zeit des Expressionismus. Außerdem können dir die Kenntnisse des historischen Hintergrundes bei deiner Analyse helfen. Die Blaue Blume zum Beispiel war ein typisches Symbol der Romantik und hat eine bestimmte Bedeutung. 

Wirkung von Stilmittel

Auch wenn du die konkrete Wirkung der verschiedenen Stilmittel immer aus dem Kontext erschließen musst, gibt es ein paar allgemeine Punkte, die dir bei der Analyse und Interpretation von Stilmitteln helfen können. Wie dir bei der Liste der Stilmittel aufgefallen ist, zielen rhetorische Figuren immer darauf ab, eine bestimmte Wirkung zu erzielen. Das tun sie, indem sie...

  • ... einen Text lebendig machen.
  • ... einen Text emotional machen.
  • ... Bilder erschaffen und den Inhalt verbildlichen.
  • ... den Text durch sprachliche Bilder veranschaulichen.
  • ... den Leser oder die Leserin zum Nachdenken anregen, beeinflussen oder berühren möchten.

Wenn du diese allgemeinen Wirkungsabsichten im Hinterkopf behältst, kann das deine Textanalyse erleichtern. Denn die zentralen Fragen sind immer: Was sagt das Stilmittel aus? Und was bewirkt es? 

FAQ: Häufige Fragen

Was für Stilmittel gibt es alles?

Im Deutschen gibt es zahlreiche Stilmittel. Zu den wichtigsten gehören unter anderem Metaphern, Personifikationen, Anaphern, Alliterationen, Parallelismen, Vergleiche, Symbole, Ellipsen und rhetorische Fragen.

Was sind Stilmittel in Deutsch?

Der Duden definiert den Begriff Stilmittel als „einen Stil kennzeichnendes Ausdrucksmittel“, das vor allem in Kunst, Musik und Literatur sowie Sprache Anwendung findet. In der Sprache dienen Stilmittel dazu, einen Text oder eine Rede auszuschmücken und zu gestalten. Es gibt viele verschiedene sprachliche Stilmittel, die auch als rhetorische Mittel oder rhetorische Figuren bezeichnet werden.

Was sind Stilmittel Beispiel?

Beispiele für gängige Stilmittel sind zum Beispiel "Die Sonne lacht" (Personifikation), "Ährenmeer" (Metapher), "Sie singt wie eine Nachtigall" (Vergleich) oder "Fischers Fritze fischt frische Fische" (Alliteration).

Stilmittel Deutsch im Überblick

  • Um einen literarischen Text zu analysieren, musst du sprachliche Stilmittel erkennen, benennen und analysieren können.
  • Es gibt viele verschiedene sprachliche Gestaltungsmittel. Zu den wichtigsten gehören Metaphern, Personifikationen, Parallelismus, Anaphern, Ellipsen, Parataxen, Symbole und rhetorische Fragen.
  • Durch Stilmittel soll eine bestimmte Wirkung erzielt werden.
  • Du musst Stilmittel immer als Teil des Ganzen betrachten und sie im Zusammenspiel mit Form und Inhalt sehen. Auch Kenntnisse über die einzelnen Literaturepochen helfen dir bei der Interpretation.
  • Sprachliche Mittel wollen immer etwas betonen und veranschaulichen. Die konkrete Wirkungsabsicht hängt vom jeweiligen Text ab.

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