Was ist eine Metapher? Wir erklären es dir
Was ist eine Metapher? Das ist gar nicht so schwer zu erkennen, wenn du weißt, worauf du achten musst. | Foto: Prostock-Studio / Getty Images
Was ist eine Metapher?
Der ultimative Endgegner beim Interpretation schreiben ist oft die sprachliche Analyse. Während rhetorische Mittel wie eine Alliteration oder ein Vergleich noch ziemlich easy zu bestimmen sind, kannst du dir über manch andere sprachlichen Figuren schon ziemlich den Kopf zerbrechen. Apropos Kopf zerbrechen: Ist dir aufgefallen, dass es sich bei diesem Ausdruck auch um ein Stilmittel handelt, nämlich um eine Metapher?
Zugegeben: Die Metapher ist nicht das einfachste rhetorische Mittel, das du in deiner Gedichtanalyse interpretieren musst. Aber sie ist auch bei Weitem nicht so kompliziert, wie du vielleicht denkst. Wir beantworten dir hier nicht nur die Frage "Was ist eine Metapher?", sondern erklären dir auch alles, was du sonst noch zu diesem Thema wissen musst.
Was ist eine Metapher? Eine Definition
Der Begriff Metapher leitet sich vom griechischen Wort metaphorá ab, was "anderswohin tragen" bedeutet. Und genau das macht eine Metapher: Sie trägt ein Wort aus seinem eigentlichen Bedeutungszusammenhang heraus und überträgt es in einen anderen. Du kannst dir die Metapher also als Übertragung merken, bei der sprachlich zwei Bereiche miteinander verknüpft werden, die ursprünglich nichts miteinander zu tun haben.
Als rhetorisches Mittel begegnet dir die Metapher in allen drei literarischen Gattungen, also sowohl in der Epik, der Dramatik als auch der Lyrik. Sie wird auch als sprachliches Bild bezeichnet, weil ihre sprachliche Bedeutungsübertragung ein Bild vor dem inneren Auge des /-r Lesers /-in erzeugt.
Funktion einer Metapher
Die Metapher ist nur eines von vielen sprachlichen Stilmitteln. Aber wie alle rhetorischen Mittel, so erfüllt auch die Metapher eine bestimmte Funktion. Vor allem in Hinblick auf deine Interpretation hilft es, wenn du dir grundsätzlich bewusst machst, dass kein sprachliches Stilmittel vom Autor oder der Autorin zufällig oder willkürlich gewählt ist. Vielmehr werden sie bewusst eingesetzt, um etwa eine bestimmte Atmosphäre zu erschaffen, Gefühle zu verbildlichen oder die Intention des Werkes auszudrücken.
Über diese allgemeine Funktion sprachlicher Mittel hinaus fällt der Metapher die Funktion zu, Sprache auszuschmücken und sie besonders lebendig und anschaulich zu machen. Das gelingt ihr dadurch, dass sie zwei Bereiche miteinander verbindet, die im eigentlichen Sinne nicht zusammengehören. Das erzeugt Bilder – und genau diese Bilder sind das, was die Metapher vermitteln soll. Das bedeutet für dich: Du darfst Metaphern nicht wortwörtlich nehmen, sondern musst herausarbeiten, was hinter der Bedeutungsübertragung liegt.
Funktion einer Metapher im Überblick:
- Metaphern regen die Vorstellungskraft der Leser /-innen an.
- Sie erschaffen Bilder.
- Metaphern betonen etwas.
- Sie machen den Text lebendig und anschaulich.
- Metaphern aktivieren Gefühle, Fantasie und Vorstellungskraft.
Wusstest du, dass...
… die Metapher zur Gruppe der Tropen gehört? In die Gruppe der Tropen gehören alle Stilmittel, die etwas anderes meinen, als sie sagen. Ein anderes Stilmittel dieser Kategorie ist zum Beispiel die Ironie.
Merkmale einer Metapher
Das typische Merkmal einer Metapher ist die Bedeutungsübertragung. Diese kann auf zwei Arten erfolgen: Entweder werden zwei Wörter miteinander verknüpft, die sinngemäß nichts miteinander zu tun haben, oder es wird ein Begriff durch einen anderen ersetzt. Dabei verzichtet die Metapher auf einen direkten Vergleich, der die Beziehung zwischen diesen Bezeichnendem und Bezeichnetem verdeutlicht. Deshalb spricht man bei einer Metapher auch von einem "Vergleich ohne wie."
Metaphern erkennen
Metaphern zu erkennen, gilt oft als die große Herausforderung bei Textanalysen. Tatsächlich sind Metaphern aber nicht nur ein sprachliches Konstrukt, das es nur in literarischen Werken wie Gedichten, Dramentexten oder Novellen gibt. Auch im Alltag begegnen dir jede Menge Metaphern.
Metaphern im Alltag
Beispiele für Metaphern, die wir ganz selbstverständlich im Alltag benutzen, sind die Ausdrücke "Nasenflügel" oder "Tischbein". An diesen Begriffen kannst du sehen, wie die Metapher zwei Wörter aus ganz unterschiedlichen Bereichen miteinander verknüpft: Nase und Flügel, Tisch und Bein. Heraus kommt ein ganz neuer Sinn.
Auch bei der Floskel "Die Nadel im Heuhaufen suchen" handelt es sich um eine Metapher. Sie drückt aus, wie schwierig oder aussichtslos eine Suche ist. Das kannst du dir mit der Verbindung von Nadel und Heuhaufen (wo die Nadel ja eigentlich überhaupt nicht hingehört) besonders bildlich vorstellen.
Weitere Beispiele für alltägliche Metaphern:
- die Gelben Engel (ADAC)
- die grüne Lunge der Welt (Regenwald)
- Bordsteinschwalbe (Prostituierte)
- Turteltauben (verliebtes Paar)
- Augenweide (Schönheit)
- Geistesblitz (zündende Idee)
Metaphern in der Literatur
In der Literatur sind Metaphern leider nicht immer so offensichtlich und einfach verständlich wie im alltäglichen Sprachgebrauch. Das liegt daran, dass der Autor oder die Autorin seine/ihre Metaphern oft neu erfindet. Das hat einen ganz einfachen Grund: Es macht seinen/ihren Text einzigartig. Würde er/sie hingegen auf gängige Metaphern zurückgreifen, würde das den literarischen Wert seines/ihres Werkes mindern. Du kennst das vielleicht aus journalistischen Texten: Der Gebrauch typischer Metaphern lässt den Text schnell floskelhaft wirken.
Ein weiterer Unterschied zu den Alltagsmetaphern: Die Bedeutung von Metaphern in literarischen Texten erschließt du dir immer über den Kontext. Losgelöst von diesem Kontext, zu dem neben dem Inhalt zum Beispiel auch der zeitgeschichtliche Kontext gehört, sind diese Metaphern meistens eher nicht verständlich.
Arten von Metaphern
Wenn du bei Deutsch im Abitur mit besonderem Experten- oder Expertinnenwissen glänzen möchtest, kannst du verschiedene Sonderformen von Metaphern unterscheiden:
Metapher | |
---|---|
tote Metaphern | Das sind die Alltagsmetaphern. Sie sind Teil des alltäglichen Sprachgebrauchs und lexikalisiert, siehe unser Beispiel von Tischbein und Nasenflügel. |
anthropomorphe Metapher | Sie verleiht einem Tier oder einer Sache menschliche Eigenschaften, z.B. “Die Sonne lacht”. Du kennst sie auch unter dem Begriff “Personifikation”. |
euphemistische Metapher | Sie verbindet zwei Stilmittel miteinander, die Metapher und den Euphemismus. Bei einem Euphemismus handelt es sich um eine Beschönigung. Beispiel: "entschlafen" statt “sterben”. |
Synästhesie | Vielleicht kennst du die Synästhesie aus deiner langen Liste sprachlicher Stilmittel. Sie verknüpft Wahrnehmungen aus zwei Sinnesbereichen miteinander, etwa Töne und Farben. Beispiel: “Golden wehn die Töne nieder" (Brentano: Abendständchen) |
Metaphern interpretieren
Und jetzt die gute Nachricht: Es gibt nicht die eine richtige Interpretation einer Metapher. Schließlich sind die Assoziationen, die ein sprachliches Bild auslöst, sehr individuell. Das ist ein großer Vorteil, denn damit gibt es nicht nur eine einzige gültige Lösung. Das bedeutet im Umkehrschluss aber nicht, dass du schreiben kannst, was du möchtest. Wichtig ist, dass du Inhalt und Kontext des Textes berücksichtigst und du deine Interpretation immer auf der Grundlage des Textes – mit Textbelegen! – begründest.
Eine Metapher zu interpretieren, bedeutet also nicht, genau das herauszufinden, was der Verfasser oder die Verfasserin mit dem sprachlichen Bild meint. Das ist von ihm/ihr auch gar nicht gewollt. Vielmehr soll dadurch deine eigene Fantasie angeregt werden. Folge bei der Interpretation also deinen eigenen Assoziationen und verlasse dich auf die Bilder, die beim Lesen in deinem Kopf entstehen. Sie eröffnen dir ein breites Bedeutungsfeld.
Tipps für deine Interpretation:
Folgende Tipps können dir helfen, einen leichteren Zugang zu den sprachlichen Bildern zu finden, die hinter den Metaphern liegen, und dir so die Interpretation erleichtern:
- Frage dich, was die Metapher aussagen möchte.
- Betrachte und deute sie immer im Zusammenhang mit dem Text.
- Mache dir bewusst, dass die Metapher ein Teil des großen Ganzen ist, also ein Teil des gesamten literarischen Textes.
- Mache dir zu Nutze, dass Metaphern oft Wörter verwenden, die eine bestimmte Symbolik beinhalten.
- Beachte auch den zeitgeschichtlichen Kontext und die Literaturepoche, in der der literarische Text entstanden ist.
Wusstest du, dass...
… Metaphern literarische Texte mehrdeutig machen? Das wird als Polysemie bezeichnet. Polysemie bezeichnet ein sprachliches Zeichen, das für verschiedene Bedeutungsinhalte oder Begriffe steht.
Was ist eine Metapher? Drei Beispiele
Eine Metapher ist nicht immer so eindeutig zu bestimmen, wie etwa eine bestimmte Wortart oder adverbiale Bestimmungen. Sie ist aber auch kein Grund zu verzweifeln. Um dir das Thema Metapher noch etwas mehr zu veranschaulichen, zeigen wir dir nun anhand dreier Beispiele, wie du Metaphern interpretieren kannst.
Beispiel 1: "Er ist’s" von Eduard Mörike
Ein Beispiel für eine Metapher findest du in den bekannten ersten Versen des Gedichts "Er ist’s" von Eduard Mörike aus dem Jahr 1829. Darin geht es um den Frühling.
Frühling lässt sein blaues Band
wieder flattern durch die Lüfte
In deiner Gedichtanalyse könntest du diese Metapher "blaues Band" zum Beispiel so interpretieren: Die Metapher "blaues Band" (V.1) steht für den Frühlingshimmel. Sie drückt aus, dass der Himmel blau und wolkenlos ist. In Verbindung mit dem Band, das durch die Lüfte flattert, verdeutlicht Mörike die Leichtigkeit und Unbeschwertheit des Frühlings.
Beispiel 2: "Der Erlkönig" von Johann Wolfgang von Goethe
Die Ballade "Der Erlkönig" aus dem Jahr 1782 gehört zu Goethes bekanntesten Werken. Hier kannst du sogar das ganze Gedicht metaphorisch deuten mit dem Erlkönig als personifizierten Tod.
Beispiel 3: "Die Stadt" von Theodor Storm
Ein weiteres Beispiel für Metaphern ist das Gedicht "Die Stadt" von Theodor Storm aus dem Jahr 1852. Es fällt in die Kategorie der Großstadtlyrik. In der ersten Strophe heißt es:
Am grauen Strand, am grauen Meer
Und seitab liegt die Stadt;
Der Nebel drückt die Dächer schwer,
Und durch die Stille braust das Meer
Eintönig um die Stadt.
Hier findest du zahlreiche Metaphern: "grauer Strand" (V.1), "graues Meer" (V.1), "Der Nebel drückt die Dächer schwer" (V.3) und "durch die Stille braust das Meer eintönig um die Stadt" (V.4-5). Gemeinsam erzeugen sie eine düstere, trostlose Stimmung.
Die Metapher "Der Nebel drückt die Dächer schwer" könntest du zum Beispiel so interpretieren: Mit dieser Metapher drückt Storm aus, dass der Nebel so tief über den Häusern hängt, dass er die Dächer umhüllt. Die darin liegende Personifikation "drückt" in Verbindung mit dem Adjektiv "schwer" (alle V.3) zeigt, dass der Nebel dabei so dicht und nah ist, dass man das Gefühl hat, dass er die Dächer erdrückt. Damit steht er gleichzeitig für das graue, trostlose Leben in der Stadt.
FAQ: Häufige Fragen zur Metapher
Im Überblick: Was ist eine Metapher?
- Eine Metapher ist ein rhetorisches Mittel.
- Sie überträgt den Sinn eines Wortes oder einer Wortgruppe in einen anderen Bedeutungszusammenhang.
- Du darfst eine Metapher nicht wortwörtlich nehmen.
- Metaphern sind meistens mehrdeutig.
- Es gibt nicht nur eine richtige Interpretation einer Metapher.
- Interpretiere die Metapher aber immer im Zusammenhang des Textes.
- Auch im Alltag verwenden wir viele Metaphern. Dabei handelt es sich jedoch um lexikalisierte Metaphern, die leichter verständlich sind als die Metaphern in literarischen Texten.
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