Balladen Merkmale: Alles, was du wissen musst

Elena Weber

Baladen Merkmale alte Bücher

Balladen Merkmale setzen sich aus Merkmalen aller drei literarischen Gattungen zusammen.| Foto: VanderWolf-Images / Getty Images

Balladen Merkmale erkennen

"Wer reitet so spät durch Nacht und Wind…" – wenn du das Stichwort "Ballade" hörst, denkst du wahrscheinlich zuerst an eine der bekanntesten Balladen überhaupt, die dir garantiert schon im Deutschunterricht begegnet ist: "Der Erlkönig" von Johann Wolfgang von Goethe. Vielleicht musstest du sie sogar auswendig lernen? So oder so ist "Der Erlkönig" nicht nur ein bedeutendes literarisches Werk, sondern auch ein anschauliches Beispiel, um die Merkmale einer Ballade zu verstehen. Wir erklären dir, welche Balladen Merkmale du allgemein kennen solltest und wie du sie konkret am Beispiel des Erlkönigs erkennen kannst.

Definition: Das ist eine Ballade

Die Ballade ist eine besondere Gedichtform, weil sie die Merkmale aller drei literarischer Gattungen, also Epik, Dramatik und Lyrik, in sich vereint. Sie wird auch als Erzählgedicht bezeichnet. Die Bezeichnung Ballade leitet sich vom italienischen "ballata" ab, was "tanzen" bedeutet. Seit dem 12. Jahrhundert wurde als "ballata" ein mehrstrophiges, aber kurzes Tanzlied bezeichnet.

Unterscheiden kannst du zwischen Volks- und Kunstballaden. Volksballden zeichnen sich, übrigens genau wie Volksmärchen, durch ihre mündliche Überlieferung aus. Die Kunstballade ist – auch hier wieder eine Parallele zum Kunstmärchen – schriftlich festgehalten und hat eine /-n eindeutige /-n Autoren /-in. Bei den Balladen, die dir im Deutschunterricht begegnen, handelt es sich meist um die Kunstballaden des 18., 19. und 20. Jahrhunderts, die von Literaten wie Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller, Theodor Fontane oder Heinrich Heine geprägt wurden.

Merkmale einer Ballade

Du kannst dir die Ballade also als eine Mischform vorstellen, bei der dir typische Lyrik Merkmale ebenso begegnen werden wie Merkmale der Epik und der Dramatik. Das setzt zunächst einmal voraus, dass du die drei literarischen Gattungen unterscheiden kannst und weißt, was jeweils für sie charakteristisch ist. Das empfiehlt sich auch aus einem weiteren Grund: Denn welche Merkmale eine Ballade aus der jeweiligen Gattung übernimmt, ist nicht genau festgelegt. Darüber hinaus gibt es allgemeine Merkmale, die du in nahezu jeder Ballade finden kannst.

Wusstest du, dass...

… Goethe die Ballade als "Urei der Dichtung" bezeichnete? Grund dafür ist, dass sie eben alle drei Elemente der Literatur – Lyrik, Epik und Dramatik –  enthält.

Allgemeine Merkmale

Allgemeine Merkmale einer Ballade, die keiner literarischen Gattung zugeordnet werden können, sondern einfach typisch Ballade sind, sind:

  • Die Ballade handelt von einem lebensverändernden Ereignis.
  • Dieses Ereignis ist unabwendbar und dient einer allgemeinen Auseinandersetzung, etwa weil sie eine moralische Botschaft vermittelt.
  • Das Geschehen ist oft unerklärlich, meist geheimnisvoll, mystisch oder gar magisch. Häufig treten dabei Geister, Übernatürliches oder Naturwesen auf.

Lyrische Merkmale

Die Lyrik ist die literarische Gattung der Dichtung und umfasst Gedichte aller Art. Diese bestehen aus Strophen und Versen, haben einen lyrischen Sprecher – meist in Form des lyrischen Ichs – und zeichnen sich durch eine kunstvolle, bildhafte Sprache mit einer hohen Dichte an rhetorischen Mitteln aus. Metrum, Reimschema und Kadenz sind ebenfalls charakteristische Merkmale, die du nur in lyrischen Texten findest.

Die lyrischen Merkmale einer Ballade sind:

  • Sie bestehen ebenfalls aus Versen und mehreren Strophen.
  • Es gibt ein Reimschema, meist einen Endreim, also einen Reim am Zeilenende.
  • Es gibt ein Metrum, das der Ballade einen Rhythmus verleiht. Dadurch lässt sich eine Ballade gut vortragen und erinnert an ihren ursprünglichen Liedcharakter.
  • Du findest viele sprachliche Mittel wie Metaphern, Personifikationen oder Symbole.

Epische Merkmale

Epische Texte sind Geschichten aller Art, etwa Romane, Kurzgeschichten, Novellen oder Fabeln. Typisch für sie ist, dass sie immer einen Erzähler halten, der ein bestimmtes Erzählverhalten zeigt.

Die epischen Merkmale einer Ballade sind:

  • Eine Ballade erzählt spannende Geschichten und Ereignisse.
  • Oft gibt es einen Spannungsbogen, das heißt, die Spannung steigert sich im laufe der Handlung, steuert auf einen Höhepunkt zu und fällt dann in einem pointierten Ende ab. (Darin erkennst du vielleicht auch die Merkmale einer Novelle wieder, die von einem außergewöhnlichen Ereignis erzählt.)
  • Eine Ballade hat oft einen Erzähler, der das Ereignis aus einer bestimmten Erzählperspektive erzählt. Achtung: Dabei handelt es sich nicht um das lyrische Ich!
  • Wie viele epische Texte so sind auch Balladen oft im Präteritum verfasst. Diese Zeitform ist für Balladen aber kein Muss.

Dramatische Merkmale

Bei dramatischen Texten handelt es sich um Theaterstücke. Diese kannst du in Komödien oder Tragödien unterschieden, abhängig davon, ob sie ein Happy End haben oder nicht. Berühmte Dramen sind zum Beispiel "Nathan der Weise" von Gotthold Ephraim Lessing oder Shakespeares "Macbeth" oder "Romeo und Julia."

Die dramatischen Merkmale einer Ballade sind:

  • Oft gibt es einen Helden, der, wie im klassischen Drama, mit einem Konflikt konfrontiert wird.
  • In Balladen können Dialoge und die direkte Rede einzelner Figuren vorkommen. Diese stehen meist in Anführungszeichen.
  • Die Handlung spielt an wenigen Orten und springt zwischen den Bildern, was dem szenischen Wechsel im Drama entspricht. 
  • Nicht jede Ballade folgt einem Schema, oft erinnert dieses jedoch an die Dramentheorie von Aristoteles: Es gibt eine Exposition, ein erregendes Moment, einen Höhepunkt, ein retardierendes Moment und die Katastrophe am Schluss.

Wusstest du, dass...

… das Jahr 1797 als "Balladenjahr" bezeichnet wird? In diesem Jahr erschienen zwölf der bekanntesten Kunstballaden von Goethe und Schiller, unter anderem Goethes "Der Zauberlehrling" und "Die Braut von Korinth" und Schillers "Der Handschuh".

Beispiel für Balladen Merkmale: "Der Erlkönig"

"Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?" – Wenn du im Deutschunterricht das Thema Balladen besprichst, wird dir auf jeden Fall auch "Der Erlkönig" von Goethe begegnen. Die Ballade aus dem Jahr 1782 gehört zu Goethes bekanntesten Werken und ist auch deshalb so bedeutend, weil sie in der Strömung des Sturm und Drang eine Besonderheit darstellt. Denn während es sich bei den Balladen dieser Zeit fast ausschließlich um Liebesballaden handelt, schuf Goethe mit dem Erlkönig als erster eine naturmagische Ballade. Anders als für die Dichtung und die Sturm und Drang Gedichte dieser Zeit üblich zeigt Goethe die Natur dabei nicht von ihrer ästhetischen oder religiösen Seite, sondern von ihrer mystischen, gefährlichen aber auch verlockenden Seite.

Darüber hinaus thematisiert die Ballade das Unbewusste und Emotionale. Mit diesem Fokus stellt sich Goethe ganz im Sinne des Sturm und Drang gegen die rationalen Ideale der Aufklärung: Der Vater, der hier für den aufgeklärten Menschen steht, ist, anders als das Kind, nicht für die magischen Kräfte der Natur empfänglich. 

Merkmale des Erlkönigs

Das Beispiel des Erlkönigs zeigt konkret, wie sich die Merkmale der drei literarischen Gattungen in einer Ballade mischen. Nicht all diese Merkmale sind automatisch auch in allen anderen Balladen vorhanden.

Allgemeine Merkmale einer Ballade in "Der Erlkönig":

  • Es geht um ein lebensveränderndes Ereignis.
  • Das Geschehen ist unerklärlich, mysteriös und tragisch.
  • Durch den Erlkönig treten in der Ballade geheimnisvolle Kräfte auf.

Darüber hinaus kannst du am Erlkönig nachvollziehen, wie die Ballade lyrische, epische und dramatische Elemente in sich vereint und miteinander verbindet.

Wusstest du, dass…?

… es auch in diesem Punkt wieder eine Gemeinsamkeit zwischen Balladen und Märchen gibt? Denn neben der Ballade ist es vor allem das Märchen, das sich für die Darstellung naturmagischer Themen eignet. 

Lyrische Merkmale in "Der Erlkönig":

  • Es gibt acht Strophen mit jeweils vier Versen.
  • Die Ballade hat einen Endreim, nämlich einen Paarreim (aabb).
  • Es gibt Metren, hauptsächlich einen Jambus.
  • Die Ballade hat eine bildhafte Sprache mit zahlreichen rhetorischen MItteln wie Lautmalereien (z.B. "säuselt", "ächtzend"), Alliterationen, Repetitio und einen unüblichen Satzbau ("Willst, feiner Knabe, du mit mir gehen?")

Epische Merkmale in "Der Erlkönig":

  • Die Ballade erzählt eine spannende, unheimliche Geschichte.
  • Es gibt einen Spannungsbogen.
  • Die Ballade hat einen Erzähler, der Handlungen und Figuren von außen beschreibt.

Dramatische Merkmale in "Der Erlkönig":

  • Die Hauptfigur wird mit einem Konflikt konfrontiert.
  • Es gibt Dialoge.
  • Die Ballade spielt nur an einem Ort: dem nächtlichen Wald.

Sollst du nun in deiner Klausur eine Ballade analysieren, reicht es fürs Interpretation schreiben nicht aus, diese Merkmale einfach nur aufzuzählen. Mache dir also auch Gedanken, welche Wirkung durch den Einsatz dieser verschiedenen Merkmale erzielt werden soll. Dialoge zum Beispiel machen die Handlung lebendiger, das Metrum verleiht der Ballade einen bestimmten Rhythmus, der die Stimmung des Geschehens transportieren soll, und der Spannungsaufbau dient dazu, dass du als Leser /-in mit der Handlung mitfieberst.

Balladenarten

Anfangs haben wir schon die grobe Unterteilung in Volks- und Kunstballaden erläutert. Du kannst Balladen aber auch anhand ihres Inhalts in verschiedene Unterarten einteilen. Die Bezeichnungen variieren jedoch und sind nicht einheitlich festgelegt. Allerdings beziehen sich diese Unterarten meist auf die Kunstballade:

  • numinose Ballade
  • historische Ballade
  • Exempelballade
  • Ideenballade
  • Technikballade
  • politische und soziale Ballade

Numinose Ballade

Goethes "Erlkönig" ist ein Beispiel für eine numinose Ballade. Sie ist dadurch gekennzeichnet, dass das Magische das Schicksal der Figuren verändert und der Mensch sich den (natur-)magischen Kräften entgegenstellt.

Historische Ballade

Historische Balladen handeln von geschichtlichen Ereignissen, interpretieren diese aber teilweise recht frei. Unterarten der historischen Ballade sind Ritterballaden (z.B. "Der Handschuh" von Schiller), Heldenballaden wie das "Ludwigslied" (Verfasser unbekannt) oder Heiligen- und Legenedenballaden (z.B. "Tannhauser", Verfasser unbekannt). Historische Balladen sind meist Volksballaden und damit mündlich überliefert.

Exempelbalade

Exempelballaden erzählen von einem Exempel. Das bedeutet, sie thematisieren einen allgemeinen Gedanken, den sie an einem konkreten Beispiel verdeutlichen. So etwa Schillers "Der Handschuh": Die Ballade handelt von König Franz, Kunigunde und einem Ritter, tatsächlich geht es aber um das menschenverachtende Verhalten des Adels. Anhand eines konkreten Beispiels wird also auf etwas Allgemeines verwiesen.

Ideenballade

Sämtliche Merkmale sowie Ort und Handlung dienen in der Ideenballade als Mittel zum Zweck: der ästhetischen Erziehung des Menschen. Ein Beispiel für eine Ideenballade ist der berühmte "Zauberlehrling" von Goethe.

Technikballade

"Tand, Tand ist das Gebild von Menschenhand" – Theodor Fontanes Ballade "Die Brück am Tay" (1880) zeigt exemplarisch, worum es in solchen Technikballden geht:  Die technischen Errungenschaften des Menschen sind unkontrollierbar, wenden sich gegen sie und führen meist zur Katastrophe.

Politische und soziale Ballade

Du kannst es dir denken: Im politischen und sozialen Balladen geht es um Politik und soziale Themen. Soziale Balladen sind dabei meist sozialkritisch und prangern seit dem Naturalismus soziale Missstände an, wie es zum Beispiel in "Die Legende vom toten Soldaten" von Bertolt Brecht der Fall ist.

Bekannte Balladen

Im Deutschunterricht lernst du einige Balladen kennen, die dir auch bei Deutsch im Abitur begegnen können. Bekannte Balladen, die du kennen solltest, sind unter anderem:

Ballade Autor /-in
"Der Erlkönig"  Johann Wolfgang von Goethe (1782)
"Der Zauberlehrling" Johann Wolfgang von Goethe (1797)
"Der Knabe im Moor" Annette von Droste-Hülshoff (1842)
"Die schlesischen Weber" Heinrich Heine (1844)
"Belsazar" Heinrich Heine (1854)
"Die Brück am Tay" Theodor Fontane (1880)
"Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland" Theodor Fontane (1889)

FAQ: Häufige Fragen zu den Balladen Merkmalen

Was sind die drei Merkmale einer Ballade?

Eine Ballade hat nicht nur drei Merkmale, ihre Merkmale gehen aber auf die drei literarischen Gattungen Lyrik, Epik und Dramatik zurück. Das bedeutet, du findest in der Ballade verschiedene Merkmale, die du sonst ausschließlich aus lyrischen, epischen oder dramatischen Texten kennst.

Was ist typisch für eine Ballade?

Typisch für eine Ballade ist, dass sie von einem lebensverändernden Ereignis erzählt. Das tut sie, indem sie verschiedene Merkmale aus Lyrik, Epik und Dramatik aufgreift, etwa, dass eine Balladen aus Strophen und Versen besteht (Lyrik), einen Spannungsaufbau hat (Epik) und häufig Dialoge nutzt (Dramatik).

Welche Merkmale einer Ballade erinnern an ein Gedicht?

Merkmale einer Ballade, die an ein Gedicht erinnern, sind zum Beispiel, dass sie aus Strophen und Versen besteht, ein Reimschema sowie ein Versmaß hat und eine Vielzahl sprachlicher Stilmittel verwendet.

Balladen Merkmale im Überblick

  • Die Ballade ist eine besondere Gedichtform, die Merkmale aus Lyrik, Epik und Dramatik aufweist. 
  • Du kannst sie dir also als Mischform aller drei literarischer Gattungen merken.
  • Ganz allgemein wird zwischen Volksballade und Kunstballade unterschieden.
  • Welche Merkmale eine Ballade aus Lyrik, Epik und Dramatik übernimmt, ist nicht festgelegt und kann von Ballade zu Ballade variieren.
  • Für deine Klausur solltest du also unbedingt mit den drei literarischen Gattungen und ihren charakteristischen Merkmalen vertraut sein.
  • Frage dich bei der Analyse immer, was für eine Wirkung mit dem Einsatz der jeweiligen Merkmale erzielt werden soll.

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