Was ist eine Fabel? So erkennst du sie

Elena Weber - 25.05.2022

Was ist eine Fabel Schüler in Bibliothek

Was ist eine Fabel? Das erkennst du an bestimmten Merkmalen. | Foto: SeventyFour / Getty Images

Was ist eine Fabel?

Vielleicht erinnerst du dich noch an die kleine Maus, die dem Löwen beweist, dass sie trotz ihrer Größe ziemlich nützlich sein kann? Oder an Schilfrohr und Ölbaum, die darüber streiten, wer denn stärker sei? Texte, in denen Tiere oder Pflanzen miteinander streiten, kennst du vielleicht schon als Fabeln aus dem Deutschunterricht. Und wie das mit Texten im Deutschunterricht so ist, heißt es auch hier meist: Interpretation zu schreiben und analysieren. Damit das gelingt, solltest du natürlich die Merkmale einer Fabel kennen. Wir haben hier für dich alles zusammengestellt, was du zum Thema "Was ist eine Fabel?" wissen musst. Außerdem verraten wir dir, wie du die Moral erkennst.

Was ist eine Fabel? Eine Definition

Die Frage "Was ist eine Fabel" lässt sich ganz leicht beantworten: Bei einer Fabel handelt es sich um eine kurze beispielhafte Erzählung, die eine moralische Lehre vermittelt. Dabei werden meist bestimmte menschliche Eigenschaften auf Tiere übertragen. Die Handlung ist frei erfunden.

Als erzählender Text gehört die Fabel zur literarischen Gattung der Epik. Im Wesentlichen orientiert sich die Fabeldichtung an den Fabeln des antiken Dichters Aesop.

Das sind die Merkmale einer Fabel

Die Grundlage für eine gelungene Textanalyse ist nicht die Schreibarbeit, sondern zunächst einmal deine Kenntnis über die jeweilige Textsorte. So solltest du beispielsweise wissen, dass eine Kurzgeschichte immer einen offenen Anfang hat und einen Konflikt im Alltag der Figuren thematisiert. Eine Novelle wiederum beschäftigt sich mit einem besonderen Ereignis, das den Charakter einer Neuigkeit hat und verarbeitet meist ein Dingsymbol.

Bei einer Fabel gibt es folgende Merkmale, die du kennen solltest:

  • überwiegend spielen Tiere die Hauptrolle.
  • Fabeln sind einfach.
  • Es gibt nur wenige Figuren.
  • Die Figuren erleben keine charakterliche Veränderung.
  • Zeit und Ort in einer Fabel sind nicht genau benannt.
  • Fabeln verweisen auf allgemeingültige Themen.
  • Fabeln haben immer eine belehrende Moral.

Nicht alle dieser Merkmale müssen in jeder Fabel vorkommen, du findest aber meist einen Großteil davon in ihnen wieder.

Tiere in der Hauptrolle

Typisch für eine Fabel ist die Personifikation von Tieren. Sie spielen in einer Fabel meist die Hauptrolle und verkörpern menschliche Eigenschaften wie Gier, Klugheit, Faulheit oder Stärke. Deswegen kannst du Fabeltiere auch immer mit bestimmten Eigenschaften gleichsetzen: Der Fuchs steht beispielsweise für List, der Wolf für Gier oder der Hund für Treue. Zudem haben Tiere in Fabeln oft bestimmte Namen wie Isegrim (Wolf), Reinecke (Fuchs) oder Adebar (Storch).

Tier Name in der Fabel Eigenschaften
Bär Petz, Meister Petz, Braun gutmütig, freundich, etwas einfältig und naiv
Dachs Grimbart nachdenklich, ruhig, unfreundlich
Esel Langohr, Boldeqyn störrisch, faul
Fuchs Reinecke, Reinhart schlau, listig, durchtrieben
Hase Lampe, Meister Lampe ängstlich, vorsichtig, vorlaut
Hund Hylax treu, sorglos
Igel Arbnora, Swineigel schlau, klug
Kater Hinze, Murr, Murner stur, eigensinnig
Löwe Leo, Leu, König der Tiere, Nobel stolz, stark, königlich, mächtig
Rabe Pflückebeutel besserwisserisch, diebisch, eitel, dumm
Storch Adebar, Meister Adebar hochmütig, gelehrt, bringt die Kinder
Wolf Isegrim verlogen, gierig, rücksichtslos, böse

Wie du an dieser Liste sehen kannst, sind die Charaktere der Tiere in Fabeln nicht besonders vielschichtig, sondern auf eine Eigenschaft beschränkt. Dadurch benötigen sie keine weiteren Erklärungen und oft ist schon im Vorfeld klar, dass beispielsweise der schlaue Fuchs über den bösen Wolf triumphieren wird.

Übrigens: Nicht immer begegnen dir in einer Fabel Tiere. Auch Pflanzen oder Gegenstände können in einer Fabel auftauchen.

Fabeln sind einfach

Fabeln sind einfach. Sie wollen dir weder eine vielschichtige Handlung noch facettenreiche Charaktere präsentieren. Es gibt also keine Nebenhandlungen oder ausufernde Landschaftsbeschreibungen. Auch die Sprache ist in der Regel simpel gehalten, damit sie allgemein verständlich ist und ihre Lehre dadurch auch ihren Zweck erfüllt.

Zu dem Aspekt der Einfachheit passen auch die weiteren Merkmale einer Fabel:

  • wenige Figuren: Es gibt nur wenige Figuren, die keine Erklärung benötigen, weil ihre Rolle direkt klar ist. 
  • keine charakterliche Wendung: Die Figuren verkörpern eine bestimmte menschliche Eigenschaft, mit der sie auf die Geschehnisse in der Erzählung reagieren.
  • ungenaue Ort- und Zeitangaben: Es gibt keine oder nur ungenaue Ort- und Zeitangaben. So behalten Fabeln ihre Allgemeingültigkeit und sind nicht an einen bestimmten Ort oder eine bestimmte Zeit gebunden.

Wusstest du, dass...

... die Überschrift einer Fabel oft schon die beiden Tiere nennt, um die es geht? "Der Wolf und das Lamm", "Der Fuchs und die Krähe" oder "Der Esel und der Fuchs" sind nur einige Beispiele dafür.

Fabeln verweisen auf allgemeingültige Themen

Mit ihrer Einfachheit will die Fabel auf allgemeingültige Themen verweisen, nämlich typische menschliche Verhaltensweisen und Eigenschaften wie Eitelkeit, Gier oder Faulheit.

Fabeln haben immer eine Lehre

Am Ende einer Fabel findest du die Moral. Diese ist jedoch nicht immer klar ausformuliert. Stattdessen bist dann du gefragt, über die Fabel nachzudenken und daraus eine Lehre abzuleiten. Diese Lehre kannst du meist in einem Lehrsatz zusammenfassen, etwa "Hochmut kommt vor dem Fall" wie bei der Fabel "Der Rabe und der Fuchs".

Die Funktion einer Fabel

Die Merkmale einer Fabel haben eine bestimmte Funktion: Sie sind Lehrstücke über menschliches Verhalten und ermöglichen es den Leser /-innen, im Handeln von Tieren oder Pflanzen seine eigenen Charaktereigenschaften und Verhaltensweisen wiederzuerkennen. Die Personifikation von Tieren und Gegenständen bezweckt dabei, dass du dich als Leser /-in dabei nicht bloßgestellt oder beleidigt fühlen musst. 

Der Aufbau einer Fabel

Zu den Merkmalen einer Fabel gehört auch ihr Aufbau. Dieser ist dreigeteilt und setzt sich zusammen aus:

1. Ausgangssituation (Erzählteil):  Hier lernst du Figuren und Ausgangssituation kennen.
2. Streit:  Im Gespräch treffen die unterschiedlichen Verhaltensweisen und Interessen der Tiere aufeinander und ihre Eigenschaften werden deutlich.
3. Schluss:  Hier löst sich der Konflikt und meist geht eine Figur als Sieger /-in hervor. Daraus kannst du dann auch die Lehre ableiten.

Was ist eine Fabel? Ein Beispiel

Um noch einmal nachvollziehen zu können, was eine Fabel ist, erklären wir dir die typischen Merkmale einer Fabel an einem Beispiel: "Die Ameise und die Heuschrecke" von Aesop.

Der Inhalt 

Der Inhalt dieser Fabel ist schnell zusammengefasst: Eine Heuschrecke hat sich den ganzen Sommer über auf dem Feld amüsiert, während die Ameise für den Winter fleißig Getreide gesammelt hat. Als der Winter kommt, leidet die Heuschrecke Hunger und muss betteln gehen. Dabei trifft sie wieder auf die Ameise. Diese antwortet ihr: „Hast du im Sommer singen und pfeifen können, so kannst du jetzt im Winter tanzen und Hunger leiden, denn das Faulenzen bringt kein Brot ins Haus."

Die Moral

Die Moral dieser Fabel formuliert in diesem Beispiel die Ameise selbst: "Bist du faul, kannst du auch keinen Lohn erwarten."

Tiere in der Hauptrolle

In dieser Fabel spielen mit Ameise und Heuschrecke Tiere die Hauptrolle.

Die Einfachheit der Fabel

Weiterhin kannst du an dieser Fabel auch das Merkmal der Einfachheit erkennen:

  • wenige Figuren: In dieser Fabel kommen nur der Ameise und Heuschrecke vor.
  • keine charakterliche Entwicklung: Ameise und Heuschrecke machen keine charakterliche Entwicklung durch.
  • Es gibt keine genauen Ort- und Zeitangaben.

Allgemeingültige Themen

Die allgemeingültigen Themen dieser Fabel sind die Eigenschaften, die Ameise und Heuschrecke verkörpern: Fleiß und Faulheit. Wer arbeitet, ist auch in schlechteren Zeiten, hier im Winter, versorgt. Wer nicht vorausdenkt und lieber feiert, hat das Nachsehen.

FAQ: Häufige Fragen zur Fabel

Was versteht man unter einer Fabel?

Bei einer Fabel handelt es sich um eine kurze Beispielerzählung, die eine Moral vermittelt. Dabei werden meist menschliche Eigenschaften auf Tiere übertragen.

Was ist eine Fabel Beispiele?

Beispiele für bekannte Fabeln sind "Das Lamm und der Wolf", "Die kleine Maus und der Löwe", "Der Esel und der Fuchs" oder "Das Schilfrohr und der Ölbaum."

Was ist typisch für eine Fabel?

Typisch für eine Fabel ist, dass meist Tiere menschliche Eigenschaften personifizieren. Außerdem ist eine Fabel sehr einfach, es gibt keine genauen Ort- und Zeitangaben, nur wenige Figuren, keine charakterliche Entwicklung und sie verweist auf allgemeingültige Themen.

Was ist eine Fabel? Ein Überblick

  • Fabeln sind kurze Erzählungen.
  • Sie haben immer eine Lehre.
  • Meist spielen Tiere die Hauptrolle.
  • Fabeltiere verkörpern stets menschliche Stereotype.
  • Weitere Merkmale einer Fabel sind ihr dreiteiliger Aufbau, das Fehlen genauer Ort- und Zeitangaben sowie eine fehlende charakterliche Entwicklung der Figuren.
  • Die Funktion einer Fabel ist es, bestimmte menschliche Verhaltensweisen und Eigenschaften zu kritisieren. 

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