Gedichtanalyse: So sind Gedichte kein Problem mehr!
Bei der Gedichtanalyse musst du strukturiert vorgehen und auf Details achten. | Foto: finwall/Getty Images
Gedichtanalyse: Die Bedeutung hinter den Worten
Egal ob Gedichte, Romane oder Sachtexte – in der Oberstufe wird im Fach Deutsch ständig etwas analysiert und interpretiert. Gerade vor der Gedichtanalyse haben viele aber Angst. Du musst die meist untypische Sprache verstehen, den Inhalt erfassen und dann auch noch anhand von Sprache und Form erkennen, was zwischen den Zeilen steht. In der Oberstufe musst du das Gedicht oft in seine kleinsten Bestandteile zerlegen, um die Aufgabenstellung zu erfüllen. Aspekte wie rhetorische Mittel, das Reimschema oder das Metrum sind dabei nur einige Punkte, die du abarbeiten musst. Kein Wunder, dass es vielen vor Deutsch im Abitur graust. Aber keine Sorge: Wenn du strukturiert vorgehst, ist auch die Gedichtanalyse samt Interpretation schreiben schaffbar. Wir erklären dir, wie du am besten vorgehst und was du bei einer Textanalyse von Gedichten alles beachten musst.
Inhaltsverzeichnis
Was genau ist eine Gedichtanalyse eigentlich?
Bevor du anfangen kannst, ein Gedicht auseinanderzunehmen, solltest du dir zunächst einmal darüber klar werden, was die anstehende Analyse eigentlich bedeutet. "Analyse" ist eine Ableitung von dem griechischen Wort "análysis", das man mit "Auflösung" übersetzen kann. Das Ziel einer Analyse ist also, einen Gegenstand – in diesem Fall ein Gedicht – in seine Bestandteile aufzulösen, um zu schauen, was dahinter steht, also die Bedeutung herauszuarbeiten. Analysen begegnen dir im Deutschunterricht sehr oft. So musst du beispielsweise Kurzgeschichten interpretieren oder Textsorten anderer literarischer Gattungen. Auch beim Essay schreiben können textanalytische Elemente vorkommen. Doch egal, was du im Deutschen analysieren sollst: Wichtig ist dabei, dass du erst alles herausarbeiten musst, was bedeutsam sein könnte, bevor du all diese Aspekte in einer anschließenden Interpretation bewertest und auf die Bedeutung des Gedichts schließen kannst.
In der Oberstufe kann dir außerdem auch der Gedichtvergleich begegnen. Dabei vergleichst du zwei oder mehrere lyrische Texte miteinander und arbeitest ihre Unterschiede und Gemeinsamkeiten heraus.
So baust du eine Gedichtanalyse auf
Ebenso wie das Gedicht selbst ist auch für deine Analyse die Form ein entscheidendes Kriterium. Sie sollte einem bestimmten Aufbau folgen und eine Einleitung mit einer kurzen Beschreibung des Gedichts, einen Hauptteil mit der detaillierten Analyse und einen Schluss enthalten, in dem du deine Ergebnisse abschließend zusammenfasst und bewertest.
Aufbau | Inhalt |
---|---|
Einleitung | Autor /-in, Titel, Ersscheinungsjahr, Textart, Thema |
Hauptteil | Sprache, Form und Inhalt |
Schluss | kurze Zusammenfassung, event. eigene Einordnung |
Die Einleitung: Informationen zu Autor, Gedicht und Inhalt
In der Regel beginnst du die Einleitung mit einem Einleitungssatz, der Autor, Titel, Informationen zur Veröffentlichung – beispielsweise das Erscheinungsjahr –, die Gedichtart und das Thema des Gedichts enthält. Nachdem du diesen Mammutsatz formuliert hast, kannst du das Gedicht zeitlich in eine der Literaturepochen einordnen. Das ist sehr wichtig, da du so zum einen zeigst, dass du einen Text in seinen zeit- und literaturgeschichtlichen Kontext einordnen kannst. Zum anderen macht es für deine Analyse einen großen Unterschied, ob du beispielsweise ein Gedicht aus dem Barock, der Romantik oder dem Sturm und Drang bearbeiten musst. Jede Epoche hat ihre eigenen Merkmale und Themen, die es zu berücksichtigen und zu erkennen gilt.
Nach der zeitgeschichtlichen Einordnung folgt eine knappe Inhaltsangabe und eine Deutungshypothese, in der du deinen persönlichen ersten Leseeindruck schilderst und eine These zur Bedeutung des Gedichts aufstellst. Wichtig: Eine Inhaltsangabe ist keine Nacherzählung. Beschränke dich hier wirklich auf das Wesentliche.
Der Hauptteil: Alles wird untersucht
Hier liegt die eigentliche Analysearbeit. Du musst sehr spitzfindig vorgehen und auf kleine Details achten. Dabei solltest du dich nacheinander dem Inhalt, der Form und der Sprache des Gedichts zuwenden. Im Anschluss folgt die Interpretation.
Was sagt der Inhalt aus?
Die Inhaltsanalyse sollte nicht mit der Inhaltsangabe verwechselt werden. Die hast du ja bereits in der Einleitung geschrieben. Hier geht es vielmehr darum, den inhaltlichen Aufbau nachzuvollziehen:
- Lässt sich das Gedicht in Sinnabschnitte einteilen?
- Gibt es Steigerungen oder eine Zäsur?
In diesem Abschnitt kannst du auch den Titel des Gedichts in Zusammenhang zu dem beschriebenen Geschehen oder der beschriebenen Situation setzen. Zuletzt solltest du dir ansehen, wer das lyrische Ich ist und woran man es erkennt. Nicht vergessen: Das lyrische Ich ist in der Regel nicht der Autor oder die Autorin.
Was lässt sich in der Form des Gedichts erkennen?
Zur Untersuchung der Form des Gedichts kannst du einfach beginnen: Wie viele Verse und Strophen gibt es? Auch das Reimschema ist häufig leicht zu erkennen. Handelt es sich vielleicht um einen Kreuz- oder einen Paarreim? Im Anschluss kannst du beschreiben, welches Versmaß vorherrscht, also welche Silben in einem Vers betont werden. Dabei solltest du auch darauf achten, ob die Endsilben eines Verses betont, also eine männliche Kadenz, oder unbetont, also eine weibliche Kadenz, sind.
Welche sprachlichen Aspekte vermitteln weitere Informationen?
Alles, was mit der Sprache des Gedichts zu tun hat, ist in diesem Teil deiner Analyse richtig. Dafür kannst du zunächst gucken, ob dir Auffälligkeiten in der Sprache begegnen. Kommen bestimmte Wortgruppen, wie z.B. Adjektive besonders häufig vor? Werden manche Wörter wiederholt? Oder gibt es bestimmte Schlüsselwörter oder Wortfelder, die dir bedeutsam scheinen? Du kannst auch schauen, ob durch bestimmte Worte eine Stimmung erzeugt wird. Besonders wichtig sind in diesem Abschnitt die sprachlichen Mittel, wie beispielsweise Metaphern, Anaphern oder Euphemismen. Solche Stilmittel musst du im Text ausfindig machen und benennen. Auch im Satzbau können solche Stilmittel, z.B. Parallelismen oder Parataxen, untersucht werden. Zuletzt sollte in diesem Abschnitt auch die Zeitform beachtet werden, in der das Gedicht steht. Denn die Bedeutung des Gedichts kann davon abhängig sein, ob es z.B. im Präteritum oder Futur geschrieben ist.
Welche Bedeutung steckt hinter alldem?
Nachdem du in den vorherigen Schritten wichtige Auffälligkeiten herausgearbeitet hast, geht es jetzt darum, deren Bedeutung zu bestimmen. Warum beispielsweise gibt es eine inhaltliche Zäsur? Wieso wurde gerade dieses Versmaß vom Autor gewählt? Welchen Hintergrund hat der Vergleich im dritten Vers? Hierbei wird die zeitliche Einordnung aus der Einleitung wichtig. Denn die Literaturepochen geben dir in der Regel wichtige Anhaltspunkte für die Interpretation. Manche Stilmittel sind in bestimmten Epochen besonders häufig vertreten und zu einigen Zeiten haben sich Autoren mit manchen Themen besonders beschäftigt. Auch durch den Hintergrund des Autors kann ein Deutungsansatz gefunden werden. Daneben ist hier auch wichtig, einen Zusammenhang zwischen Inhalt und Form herzustellen. Auch dabei ist die Frage wichtig, was dieser Zusammenhang bedeutet.
Auf einen Blick
Der Aufbau einer Gedichtanalyse
1. Einleitung:
- Einleitungssatz: Titel, Autor, Veröffentlichung, Gedichtart, Thema
- zeitliche Einordnung
- Inhalt und Deutungshypothese
2. Hauptteil
- Inhaltsanalysese: Titel, inhaltlicher Aufbau, lyrisches Ich
- Formanalyse: Verse und Strophen, Reimschema, Versmaß, Kadenzen
- Sprachanalyse: Auffälligkeiten, Stimmung, Zeitform, sprachliche Mittel und Satzbau
- Interpretation
3. Schluss
- Fazit: Intention des Gedichtes
- Überprüfung der Deutungshypthese
- eventuell persönliche Wertung
Der Schlussteil: Die Ergebnisse werden bewertet
Zum Abschluss deiner Gedichtanalyse fasst du zusammen, was die Intention des Werks ist und überprüfst dabei, ob du mit deiner Deutungshypothese zu Beginn richtig lagst. Falls du jetzt merken solltest, dass du am Anfang noch anders über das Gedicht gedacht hast, kannst du die These jetzt korrigieren. Abschließend ist noch eine persönliche Wertung des Gedichts deinerseits möglich.
Tipps zur Herangehensweise
Das Schreiben einer Gedichtanalyse ist eine komplexe Aufgabe, bei der du strukturiert vorgehen solltest, um nicht den Überblick zu verlieren. Hilfreich für eine Textanalyse können außerdem folgende Tipps sein:
- Aufgabenstellung lesen
- Auffälligkeiten markieren
- Absätze einbauen
- objektiv bleiben
Wenn du auf diese Punkte achtest, kann es vorkommen, dass deine Interpretation des Gedichts von den gewünschten Lösungen, die dem Lehrer oder der Lehrerin vorliegen vorliegen, abweichen. Das bedeutet nicht, dass das, was du geschrieben hast, direkt falsch ist. Denn anders als in Mathe gibt es bei einer Interpretation nicht die eine richtige Lösung. Wichtig ist aber, dass du alles logisch begründen kannst und deine Analyse ein stimmiges Gesamtbild ergibt.
Aufgabenstellung lesen
Bevor du mit der Analyse beginnst, solltest du immer die Aufgabenstellung genau lesen. Denn in ihr können Hinweise darauf enthalten sein, welche Gesichtspunkte du in deiner Analyse besonders beachten solltest. In der Abi-Klausur kann es zum Beispiel passieren, dass du zwei Gedichte bekommst, von denen du eins analysieren und dann das zweite damit vergleichen sollst. Die Aufgenstellung teilt dir in der Regel auch mit, ob du im Schlussteil deine eigene Meinung zum Gedicht abgeben sollst oder ob eine andere Einordnung von dir verlangt ist.
Auffälligkeiten markieren
Außerdem kann es hilfreich sein, das Gedicht so oft zu lesen, bis du es verstehst und dabei Auffälligkeiten zu markieren. Dabei solltest du ausführlich und am besten mit verschiedenen Farben arbeiten. Das hilft dir dabei, wichtige Gedanken nicht zu vergessen, denn gerade die ersten Assoziationen sind oft richtig. Es kann aber auch vorkommen, dass du dir Dinge markierst, die es dann nicht in deine Analyse schaffen, etwa weil du feststellst, dass sie doch nicht passen oder weil du dich aus Zeitgründen auf andere Aspekte fokussierst, weil sie wichtiger sind.
Absätze einbauen
Achte beim Schreiben darauf, Absätze einzubauen, damit deine Analyse übersichtlich bleibt und beim Lesen die Struktur nachvollziehbar ist. Eine strukturierte Darstellung fließt in deine Bewertung mit ein. Sinnabschnitte helfen aber nicht nur dem Lesenden, sondern auch dir selbst dabei, nicht durcheinander zu kommen und deine Gedanken zu ordnen.
Objektiv bleiben
Vor allem im Hauptteil ist die Objektivität sehr wichtig. Deine eigene Meinung spielt keine Rolle, es sei denn, du wirst, beispielsweise im Schlussteil, explizit dazu aufgefordert. Ansonsten ist es irrelevant, ob dir der zu analysierende Text gefällt oder nicht. Deswegen ist es auch wichtig, dass du in deiner Analyse mit Textbelegen arbeitest und alle deine Aussagen mit Zeilen- oder Versangaben belegst. Tust du das nicht, handelt es sich dabei um nicht mehr als haltlose Behauptungen, die keine Grundlage haben und nicht nachvollziehbar sind.
FAQ: Häufige Fragen zur Gedichtanalyse
Die Gedichtanalyse im Überblick
- Eine Gedichtanalyse besteht immer aus Einleitung, Hauptteil und Schluss.
- Jeder Teil beinhaltet bestimmte Aspekte, auf die du eingehen musst.
- Für eine gelungene Gedichtanalyse solltest du mit den Literaturepochen vertraut sein.
- Wichtig für deine Analyse sind auch formale Aspekte wie Reimschema, Metrum, rhetorische Mittel und ein Grundwissen über die literarischen Gattungen und ihre Besonderheiten.
- Achte bei deiner Gedichtanalyse immer darauf, dass du nicht bloß formale Aspkete aufzählst, sondern sie immer in Bezug zum Inhalt setzt.
Das könnte dich auch interessieren
Eine Gedichtanalyse zu vverfassen, ist eine sehr komplexe Schreibarbeit, die einiges an Skills und Wissen von dir verlangt. Damit die nächste Interpretation kein Problem mehr für dich ist, findest du hier weitere Informationen rund um das Thema Textanalyse.
So schreibst du eine Textanalyse
Jetzt lesenEine Interpretation schreiben: So gehst du es an
Jetzt lesenSo schreibst du einen Gedichtvergleich
Jetzt lesenArtikel-Bewertung:
Anzahl Bewertungen: 1610