Romantik: Epoche der großen Gefühle (1795–1835)
Die Blaue Blume ist das zentrale Symbol der Romatik Epoche. | Foto: Irina Iriser/Unsplash
Die Epoche der Romantik
Flackernder Kerzenschein, ein goldener Sonnenuntergang am rauschenden Meer oder eine laue Mondnacht – das sind die typischen Vorstellungen, die wir heute von Romantik haben. Der Begriff bezeichnet aber nicht nur ein sentimentales Gefühl, sondern auch eine Literaturepoche. Diese reichte vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hinein. An der Romantik Epoche kannst du sehen, dass Literaturepochen auch zeitgleich zueinander verlaufen können und sich gegenseitig beeinflussen. Denn die Romantik ist eine Reaktion und Gegenbewegung zu zwei anderen Epochen dieser Zeit: Aufklärung und Weimarer Klassik.
Als Reaktion auf die vernunftbetonte Philosophie der Aufklärung stellte die Romantik Themen wie Gefühl, Leidenschaft, Individualität sowie mittelalterliche Helden in den Mittelpunkt. Damit lehnte sie auch den von der Weimarer Klassik betriebenen Klassizismus ab, der sich an antiken Vorbildern orientierte.
"Die Welt muss romantisiert werden. So findet man den ursprünglichen Sinn wieder." (Novalis, Lyriker der Romantik)
Auf einen Blick: Romantik
- Zeitraum: 1795–1835
- Einordnung: Gegenbewegung zu Aufklärung und Weimarer Klassik
- bedeutende Ereignisse: Industrialisierung, Auflösung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, Sieg über Napoleon und Wiener Kongress
- Merkmale: Weltflucht, Hinwendung zur Natur, Rückzug in Fantasie- und Traumwelten
- Motive: Blaue Blume, Spiegel- und Nachtmotiv
- Literatur: vor allem Lyrik
- Vertreter /-innen: Joseph von Eichendorff, E.T.A. Hoffmann, Bettina von Armin
Tipp
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Vielleicht musst du ein Referat zum Thema Romantik halten oder willst dich in deiner Facharbeit damit beschäftigen? Wir haben ein paar Themenideen für dich zusammengestellt:
Romantik Epoche: Definition
Die Romantik ist eine Literaturepoche, die einerseits das beeinflusst hat, was wir heute noch unter dem Begriff "romantisch" verstehen: Betont werden große Gefühle. Außerdem steht die Epoche für Sehnsucht und das Schweifen in die Ferne. Trotz diesem Einfluss auf unser heutiges Verständnis von Romantik ging es in der Epoche selbst jedoch nicht direkt um romantische Liebesgefühle. Vielmehr ging es um das Mystische, das Geheimnisvolle sowie die Hinwendung zu Natur. Auch ein starker Ich-Bezug ist ein Merkmal dieser Zeit und in vielen Romantik-Gedichten erkennbar.
Der Begriff "Romantik" leitet sich von "lingua romana" ("romanische Sprache") ab. Dieser bezog sich auf Schriften, die in der Sprache der romanischen Länder und nicht wie üblich auf Latein verfasst wurden. Durch die damit einhergehende Hinwendung zur eigenen Kultur gewannen auch die Sagen und Mythen des Mittelalters wieder an Bedeutung.
Romantik: Eine Gegenbewegung zur Klassik
Ursprünglich ist die Romantik als Gegenbewegung zu Aufklärung und Weimarer Klassik zu verstehen. In einer immer wissenschaftlicher und technisch werdenden Welt wollten die Vetreter und Vertreterinnen der Romantik Mythen und Rätsel bewahren, die durch Wissenschaft und Naturwissenschaft immer mehr gelöst werden konnten. Sie sehnten sich nach dem Geheimnisvollen, Träumerischen und Unerklärbaren. Ihre Umwelt empfanden sie als feindselig; sie verachteten die lauten und schmutzigen Städte und versuchten, den politischen Turbulenzen und gesellschaftlichen Umbrüchen regelrecht zu entfliehen. Angelehnt an den Ich-Kult des Sturm und Drang rückten sie zudem das Innenleben des Individuums in den Vordergrund.
Historischer Hintergrund
Die Literaturepoche der Romantik wird auf die Jahre 1795 bis 1835 datiert. Sie kann in drei Phasen unterteilt werden:
- Frühromantik (bis 1804)
- Hochromantik (bis 1815)
- Spätromantik (bis 1835)
Insgesamt war die Epoche geprägt von gesellschaftlichen Umbrüchen und technischen sowie wissenschaftlichen Neuerungen: Die Industrialisierung führte zu Verstädterung und Landflucht, die Französische Revolution wälzte das gesamte europäische Gesellschaftssystem vollkommen um. An die Stelle einer feudalen Gesellschaft trat eine selbstbewusst bürgerliche. Der Auflösung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation im Jahr 1806 führte dazu, dass in Preußen zahlreiche Reformen verabschiedet wurden, beispielsweise eine Bildungsreform, die Bauernbefreiung, die Städteordnung oder die Gewerbefreiheit.
All diese Ideen wurden zerstört, als Napoleon in Folge der Befreiungskriege (1813 bis 1815) in Waterloo geschlagen wurde und der Wiener Kongress beschloss, in Europa wieder die alte Ordnung herzustellen.
Erste Phase: die Frühromantik (1798-1804)
Die erste Phase der Romantik bildet die Frühromantik. Sie wird auch als "Jenaer Romantik" bezeichnet, weil die Universitätsstadt Jena damals als das geistige Zentrum Europas galt. Bedeutende Geisteswissenschaftler und -wissenschaflterinnen wirkten dort zusammen und entwickelten das romantische Weltbild. Das war zunächst eine theoretische Arbeit, in der es darum ging, die neuen Lebenseinstellungen und Ansichten der Romantik aufzubauen. Deshalb wird die Frühromantik auch "Ältere Romantik" genannt. Thematisch fand in ihr eine Auseinandersetzung mit der Französischen Revolution und der deutschen Klassik statt, von der sich die Vertreter und Vertreterinnen der Romantik abgrenzen wollten.
Wichtige Autoren dieser frühen Phase der Romantik-Epoche waren der Dichter Friedrich von Hardenberg, der vor allem unter dem Pseudonym "Novalis" bekannt war. Weitere wichtige Namen der Frühromantik sind August Wilhelm Schlegel und Friedrich Schlegel.
Weitere Literaturepochen
- Barock (1600–1750)
- Aufklärung (1720–1800)
- Empfindsamkeit (1740–1790)
- Sturm und Drang (1765–1790)
- Weimarer Klassik (1786–1831)
- Biedermeier (1815–1848)
- Vormärz (1815–1848)
- Junges Deutschland (1830–1835)
- Realismus (1848–1890)
- Naturalismus (1880–1900)
- Moderne (1880–1920)
- Impressionismus (1890–1920)
- Symbolismus (1890–1920)
- Expressionismus (1905–1925)
- Neue Sachlichkeit (1918–1933)
- Exilliteratur (1933–1945)
- Trümmerliteratur (1945–1950)
- Nachkriegsliteratur (1945–1990)
- Neue Subjektivität (1970er Jahre)
- Postmoderne Literatur (ca. 1989–2011)
- Gegenwartsliteratur (ab 1990)
Die zweite Phase: die Hochromantik (1804-1815)
Das Zentrum der Hochromantik lag nicht mehr in Jena, sondern verlagerte sich nach Heidelberg. Aus diesem Grund findest du für die Hochromantik auch die Bezeichnung "Heidelberger Romantik". Da die Autoren und Autorinnen der Hochromantik jünger waren als die Vertreter der noch sehr theoretischen Jenaer Frühromantik, ist außerdem die Bezeichnung "Jüngere Romantik" geläufig. Geprägt war diese Phase der Romantik vor allem von den Koalitionskriegen gegen Napoleon. Das war eine Serie von sieben Kriegen, die von 1792 bis 1815 zwischen verschiedenen europäischen Großmächten und dem von Frankreich beherrschten Napoleon ausgetragen wurde. Das daraus resultierende kriegerische Leid führte dazu, dass die Menschen in Europa ihre Identität hinterfragten und nach einer eigenen kulturellen Identität strebten. Sie suchten nach einem Nationalgefühl, mit dem sie sich identifizieren konnten. Das äußerte sich in der Hinwendung zu nationalen Traditionen sowie einem starken Interesse an Volkspoesie, Volksmärchen und Fabeln.
Zwei wichtige Vertreter dieser Phase sind dir wahrscheinlich schon seit Kindheitstagen bekannt: die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm. Ihre Sammlung von Volksmärchen, auch bekannt als "Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm" sind noch heute weltberühmt. In den typischen Märchen-Merkmalen kannst du deutlich die Gedankenwelt der Hochromantik erkennen. Weitere bedeutende Schriftsteller dieser Zeit, die mit den Grimms auch im Austausch standen, sind Clemens Brentano und Achim von Arnim.
Gut zu wissen
Märchen sind Erzählungen, die ursprünglich mündlich weitergegebn wurden. Die Brüder Grimm haben sie gesammelt und verschriftlicht. Unterscheiden kannst du zwischen Kunst- und Volksmärchen. Mehr zum Thema Märchen und und ihren Merkmale kannst du hier nachlesen:
Die dritte Phase: die Spätromantik (1816-1835)
Die Spätromantik hatte ihr Zentrum in Berlin, weshalb sie auch – du kannst es dir denken – als "Berliner Romantik" bezeichnet wird. Inhaltlich schloss die Spätromantik an die Früh- und Hochromantik an, fokussierte sich aber vor allem auf die Mystik und das Unheimliche. In dieser Zeit entstand eine Unterströmung der Romantik, die diese Hinwendung zum Gruseligen und Geheimnisvollen widerspiegelt: die Schwarze Romantik (1816-1835). Sie betont die dunklen Seite der menschlichen Psyche und widmet sich menschlichen Ängsten, seelischen Abgründen, psychischen Krankheiten sowie den dunklen Seiten von Erotik und Sexualität. Vorbild für diese Strömung war der englische Schauerroman, die sogenannte Gothic Novel. Aus ihm entwickelte sich die moderne Horrorliteratur des 19. Jahrhunderts.
Zu den bekanntesten Vertreterinnen und Vertretern der Spätromantik gehören unter anderem E.T.A. Hoffmann, Bettina von Arnim und Ludwig Tieck.
Die drei Phasen der Romantik im Überblick
Phase | Zeitraum | Zentrum | Inhalte | Vertreter /-innen |
---|---|---|---|---|
Frühromantik | 1798 – 1804 | Jena | Formulierung der Grundlagen der Romantik, Auseinandersetzung mit Französischer Revolution und Weimarer Klassik, Abwendung von antiken Mustern, Rückbesinnung aufs Mittelalter | Novalis, August Wilhelm Schlegel, Friedrich Schlegel. |
Hochromantik | 1804 – 1815 | Heidelberg | Sammlung und Herausgabe mittelhochdeutscher Dichtung | Achim von Arnim, Clemens Brentano, die Brüder Grimm, Karoline von Günderrode, Bettina von Arnim |
Spätromantik | 1816 – 1835 | Berlin | Hinwendung zur Mystik und zum Unheimlichen, Entwicklung der Schwarzen Romantik | E.T.A. Hoffmann, Bettina von Arnim und Ludwig Tieck |
Merkmale der Romantik
Die Denkweise dieser Epoche spiegelt sich in bestimmten Themen und Merkmalen wider. Diese finden sich in sämtlichen Bereichen der Kunst und somit auch in der Literatur. Wenn du also eine Gedichtanalyse schreiben musst, kannst du an diesen Romantik-Merkmalen ganz leicht erkennen, dass es sich um ein Gedicht aus der Romantik handelt.
Weltflucht
Die Romantiker und Romantikerinnen lehnten die gesellschaftlichen Entwicklungen ihrer Zeit bewusst ab. Sie hatten Angst vor dem Verlust von Geborgenheit und flüchteten sich in Melancholie und fantastische Welten, um sich aus dem gesellschaftlichen Leben zurückzuziehen.
Hinwendung zur Natur
Die Natur spielt in der Romantik eine große Rolle. Sie war nicht nur der Gegenpol zu den als lebensfeindlich wahrgenommenen, durch die Industrialisierung immer voller werdenden Städten. Vielmehr war sie auch der Ort, an dem die Romantiker ihre Sehnsucht nach dem Geheimnisvollen und Schönen ausschöpfen konnten. Deswegen ist die Idealisierung der Natur typisch für die Romantik.
Verklärung des Mittelalters
Nicht nur die Idealisierung der Natur ist ein charakteristisches Epochenmerkmal. Die romantische Weltflucht zeigte sich auch in einer starken Verklärung des Mittelalters. Bis dahin hatte das Mittelalter ein schlechtes Image. Die Umwälzungen im 19. Jahrhundert führten dazu, dass man die damalige Kunst und Architektur plötzlich schätzte und sich der mittelalterlichen Sagenwelt zuwandte. Auch entstanden in der Romantik erstmals Sammlungen sogenannter Volkspoesie – zu ihnen gehören beispielsweise Grimms Märchen. Auch Ritterbünde wurden gegründet. Die Missstände des Mittelalters wurden bei dieser ganzen Verherrlichung natürlich außer Acht gelassen.
Rückzug in Fantasie- und Traumwelten
In ihrem Ausmaß einzigartig in der Literaturgeschichte ist der in der Romantik betriebene Rückzug in Fantasie- und Traumwelten. Statt wie die Wissenschaft alles mit dem Verstand zu erklären, sollte die Fantasie herrschen und Grenzen sprengen: die Grenzen des Verstandes, die Grenzen zwischen Wissenschaft und Poesie und die Grenzen zwischen den verschiedenen Literaturformen.
Betonung des Individuums
Das Innenleben des Einzelnen steht im Vordergrund romantischer Werke, subjektive Gefühle stehen über dem Verstand.
Romantische Ironie
Die romantische Ironie besagt, dass der Autor über seinem Werk steht. Dies gibt ihm die "Macht", die von ihm geschaffenen Bilder und Geschichten zu zerstören. Dieses Merkmal taucht nicht in jedem romantischen Werk auf, wird am Beispiel von Ludwig Tiecks Komödie "Der gestiefelte Kater" aber deutlich. Dort sprechen zwei Figuren über die Qualität eben dieser Komödie. Das Werk erkennt sich also selbst als Werk.
Die Merkmale der Romantik auf einen Blick
Merkmale | äußert sich als: |
---|---|
Weltflucht | Ablehnung der gesellschaftlichen Entwicklungen |
Hinwendung zur Natur | Ort der Sehnsucht nach dem Geheimnisvollen und der Schönheit |
Verklärung des Mittelalters | Hinwendung zur mittelalterlichen Sagenwelt |
Rückzug in Fantasie- und Traumwelten | Fantasie steht über Verstand |
Betonung des Individuums | Betonung subjektiver Gefühle |
romantische Ironie | Das Werk erkennt sich selbst als Werk |
Motive und Symbole der Romantik
Die Themen der Romantik zeigen sich in verschiedenen Motiven und Symbolen. Zu ihnen gehören die Blaue Blume, das Spiegel- und das Nachtmotiv.
Die Blaue Blume
Die Blaue Blume ist das zentrale Motiv der Romantik. Sie symbolisiert Sehnsucht und Liebe und verbindet Natur, Mensch und Geist. Außerdem steht sie für das Streben nach der Erkenntnis der Natur und damit des Selbst. Zuerst wurde dieses Symbol von dem Dichter Novalis verwendet.
Spiegelmotiv
Im Spiegelmotiv zeigt sich die Hinwendung der Romantik zum Unheimlichen – denk an das Märchen Schneewittchen und die Rolle, die der Spiegel darin spielt. Gleichzeitig ist der Spiegel die Schnittstelle zwischen Realität und Irrealität und stellt das eigene Ich in den Vordergrund. Auch das lässt sich sehr gut am Schneewittchen-Märchen nachvollziehen.
Nachtmotiv
Die Nacht hat ebenfalls eine besondere Bedeutung in der Romantik. Sie ist der Schauplatz für zahlreiche weitere Motive dieser Epoche: Tod, Vergänglichkeit und nicht alltägliche, obskure Phänomene.
Typische Schauplätze der Romantik:
- Friedhöfe
- Ruinen
- alte Burgen
- dunkle Wälder
- Moore
- Höhlen
- andere Naturlandschaften
Motive der Romantik auf einen Blick
Motiv | Bedeutung |
---|---|
Blaue Blume | Sehnsucht nach dem Unerreichbaren |
Nachtmotiv | das Unheimliche, Vergänglichkeit, Tod, obskure Phänomene, Traumwelten |
Spiegelmotiv | Schwelle zwischen Realität und Irrealem, Fokus aufs eigene Ich |
Stilmittel der Romantik
Die Merkmale, Motive und Symbole der Romantik wurden in der Literatur in Form bestimmter Stilmittel verarbeitet, die du als rhetorische Mittel erkennen und interpretieren kannst. Sollst du in deiner Deutschklausur also ein Gedicht aus der Romantik analysieren, kann es dir beim Interpretation schreiben helfen, speziell nach diesen Stilmitteln Ausschau zu halten.
Typische Stilmittel der Romantik sind:
- die romantische Ironie
- die Synästhesie
- die progressive Universalpoesie
Das bedeutet nicht, dass du in einem literarischen Werk dieser Zeit keine anderen sprachlichen Mittel findest. Es ist genauso richtig und wichtig Metaphern, Personifikationen oder andere Stilmittel zu benennen und zu interpretieren. Da du in den meisten romantischen Werken aber die für diese Epoche typischen Kennzeichen finden kannst, solltest du darauf in deiner Analyse auf jeden Fall eingehen. Das zeigt nicht nur, dass du verstanden hast, worum es in der Epoche geht und dass du die typischen Stilmittel kennst. Es erleichtert dir auch deine Analyse, schließlich liefern sie dir konkrete Anhaltspunkte, nach denen du suchen kannst.
Die romantische Ironie
Die romantische Ironie haben wir bereits weiter oben im Abschnitt "Merkmale" erwähnt, da sie ein charakteristisches Merkmal der Romantik-Epoche ist. Doch was genau verbirgt sich hinter diesem Begriff? Das Konzept der romantischen Ironie sagt etwas über das Verhältnis zwischen Werk und Autor oder Autorin aus. Es geht nämlich davon aus, dass der Autor oder die Autorin über seinem/ihrem Werk steht und dadurch die Macht hat, die von ihm oder ihr selbst geschaffenen Erzählungen oder Geschichten auch selbst wieder zu zerstören. Oder einfacher ausgedrückt: Das Werk weiß, dass es ein literarisches Werk ist.
Dieses nicht ganz leicht zugängliche romantische Stilmittel findest du allerdings nicht in allen Werken der Romantik.
Die Synästhesie
Bei einer Synästhesie handelt es sich um die Kopplung verschiedener Sinneseindrücke. Durch die Stimulation eines Sinnesorgans wird gleichzeitig die Reizung eines anderen angeregt, was bei dir ein Mitempfinden auslöst. Ein Beispiel: Du hörst einen Ton und siehst gleichzeitg eine Farbe, obwohl von dem Ton eigentlich nur deine Ohren angeregt wurden. Oder du siehst eine Farbe und hast dazu einen bestimmten Duft in der Nase. Diese bestimmte Art der Wahrnehmung bezeichnet man als Synästhesie.
Als Synästhesie bezeichnet man aber auch ein rhetorisches Mittel, das genau darauf abzielt: mehrere Sinne gleichzeitg anzusprechen. Wie du weißt, war die Romantik sehr gefühlsbetont. Das äußerte sich auch in der sprachlichen Ausgestaltung der literarischen Texte. Die Sprache der Romantiker und Romantikerinnen arbeitet mit Klängen und Farben und zielt darauf ab, beim Lesenden bildliche Assoziationen zu wecken, die auf verschiedenen Sinnesebenen wahrnehmbar sind. Als sprachliches Bild ist die Synästhesie somit eine besondere Form der Metapher, die verschiedene Ebenen der sinnlichen Wahrnehmungen, also Riechen, Schmecken, Hören, Fühlen und Sehen, miteinander verbindet. Ein Beispiel für eine Synästhesie ist "Die Blätter rauschen" oder "Das Lied duftet nach Liebe".
Die progressive Universalpoesie
Ein Stichwort, das dir im Zusammenhang mit der Epoche der Romantik immer wieder begegnet, ist das der progressiven Universalpoesie. Begrifflich von Friedrich Schlegel geprägt verknüpft sie alle literarischen Gattungen – Epik, Dramatik und Lyrik – miteinander und vereint die Literatur mit Kunst, Philosophie und Wissenschaft. Dabei zielt sie darauf ab, alle Sinne anzusprechen – die Synästhesie lässt grüßen.
"Progressiv" bedeutet, dass die Universalpoesie nicht fertig ist. Es gibt in den Erzählungen also keine abgeschlossene Handlung, die Literatur wird bewusst unvollendet gelassen.
Gut zu wissen
Beispiele für die progressive Universalpoesie und ihre fragmentarisch subjektive Schreibweise sind Josef von Eichendorffs Novelle "Aus dem Leben eines Taugenichts" oder der Fragment-Roman "Heinrich von Ofterdingen" von Novalis.
Die Sprache der Romantik
Die grundsäzlichen Ideen der Romantik spiegeln sich auch in der von den Literaten und Literatinnen verwendeten Sprache wider. Die Sprache der Romantik ist einfach und volkstümlich, denn den Romantiker /-innen ging es ja um die eigene Sprache, die sich zum einen von der bis dahin vorherrschenden lateinsichen Sprache abgrenzen und zum anderen für alle verständlich sein sollte. Deswegen vermieden die Autoren und Autorinnen Fremdwörter. Manche von ihnen versuchten, die Sprache des Mittelaltes nachzuempfinden. Durch den Fokus auf das eigene Ich und dessen subjektive Gefühle ist die Sprache zudem sehr Ich-bezogen.
Für deine Gedichtanalyse hat das Vorteile, denn anders als zum Beispiel die schwülstige Sprache des Barock oder die experimentelle Ausdrucksweise des Expressionismus ist die Sprache in Romantik-Gedichten leicht zu verstehen.
Die Literatur der Romantik
Anders als in anderen Epochen, wie beispielsweise dem Barock, folgen die literarischen Werke der Romantik keinem festgelegtem Schema. Abgesehen davon, dass sie epochentypische Symbole und Themen behandeln, sind sie weder in Inhalt noch in Form an Vorgaben gebunden. Da es in der Romantik um subjektive Gefühlswelten ging, bevorzugten die Literaten dieser Epoche vor allem die Lyrik. Doch auch andere literarischen Gattungen und Textformen waren beliebt und sehr innovativ – der amerikanische Schriftsteller Edgar Allen Poe schuf mit "Metzengerstein" (1832) sogar eine neue Textform: die Kurzgeschichte.
Hier greift das Konzept der progressiven Universalpoesie. Sie sollte die vorherrschenden Schemata, die für ein bestimmtes literarisches Werk galten, sprengen und den Künstler oder die Künstlerin als freischaffendes Genie in seiner oder ihrer fantasievollen Schaffenskraft nicht einschränken. Grenzen zwischen den literarischen Gattungen Epik, Dramatik und Lyrik sollten verschwinden, literarische Texte stattdessen eine Verbindung zu Kunst und Wissenschaft schaffen. Progressiv war diese Universalpoesie, weil sie fortschrittlich, erweiterbar und niemals abgeschlossen sein sollte. Aus diesem Grund ist die Poesie der Romantik häufig unvollendet und das Fragment eine wichtige Textart dieser Literaturepoche.
Die Lyrik der Romantik
Die Lyrik ist prädestiniert dafür, die innere Gefühlswelt zum Ausdruck zu bringen und sie mit vielen sprachlichen Bildern, Symbolen und Sinneseindrücken lebendig werden zu lassen. Aufgebaut wie ein Volkslied bestehen romantische Gedichte meist aus Strophen mit vier bis sechs Versen, die als Reimschema einen Kreuzreim aufweisen. Im Sinne der Universalpoesie bezogen die Autoren und Autorinnen in ihre lyrischen Werke außerdem epische, also erzählerische Elemente ein, um so die Grenzen zwischen den literarischen Gattungen zu sprengen.
Die Epik der Romantik
Unter den epischen Literaturformen waren zur Zeit der Romantik vor allem die Novelle und das Kunstmärchen verbreitet. Außerdem waren bei den Autorinnen und Autoren Volksmärchen, Lieder und Briefe beliebt. Eine besondere Rolle nahm der Roman ein.
Die Dramatik der Romantik
Im Gegensatz zur Epik und vor allem zur Lyrik spielte das Drama in der Romantik eine eher unbedeutende Rolle. Der Grund dafür liegt in der Textsorte selbst: Das Drama folgt einem festen Aufbau nach klar vorgegebenen Regeln. Die von den Romantikern und Romantikerinnen angestrebte Universalpoesie, also die Vermischung verschiedener Textsorten, wurde dadurch erschwert. Auch fantastische oder unheimliche Elemente konnten besser in den Formen der anderen zwei literarischen Gattungen Epik und Lyrik dargestellt werden. Nichtsdestotrotz entstanden auch zur Zeit der Romantik einige Dramen. Das bekannteste Beispiel ist die märchenhafte Komödie "Der gestiefelte Kater" von Ludwig Tieck aus dem Jahr 1797.
Wichtige Literaten /-innen und Werke
Autor/Autorin | lebte von | berühmte Werke |
---|---|---|
Joseph von Eichendorff | 1788 – 1857 | "Mondnacht" (1835), "Aus dem Leben eines Taugenichts" (1822/23) |
E.T.A. Hoffmann | 1776 – 1822 | "Der Sandmann" (1816) |
Bettina von Armin | 1785 – 1859 | "Die Günderode" (1840) |
Novalis | 1772 –1801 | "Heinrich von Ofterdingen" (1828) |
Clemens Brentano | 1778 – 1842 | "Des Knaben Wunderhorn" (1806 – 1808) |
Jakob und Wilhelm Grimm | 1785 – 1863 und 1786 – 1859 | Kinder- und Hausmärchen |
Friedrich Schlegel | 1772 – 1853 | Lucinde (1799) |
Ludwig Tieck | 1773 – 1853 | "Andacht" (1799) |
FAQ: Häufige Fragen zur Romantik Epoche
Die Romantik Epoche im Überblick:
- Zeitraum: 1795 bis 1848
- Wichtige Ereignisse: die Französische Revolution, Industrialisierung, Auflösung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, Sieg über Napoleon und Wiener Kongress.
- Merkmale: Verklärung des Mittelalters, Weltflucht, Hinwendung zur Natur, Betonung subjektiver Gefühle und des Individuums, Rückzug in Fantasie- und Traumwelten, Faszination des Unheimlichen.
- Symbole: Die Blaue Blume, Spiegel- und Nachtmotiv
- Universalpoesie: Literatur sollte nicht an Vorgaben gebunden sein -> Vermischung der literarischen Gattungen
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