Eine Inhaltsangabe schreiben: So gehst du vor

Elena Weber

 Inhaltsangabe schreiben

Eine Inhaltsangabe schreiben: konzentriere dich nur auf das Wichtigste. | Foto: Unsplash/Thought Catalog

Kurz, kürzer, Inhaltsangabe!

Keine Textanalyse ohne Inhaltsangabe: Egal, ob du eine Interpretation schreiben, eine Sachtextanalyse verfassen oder eine Quellenanalyse anfertigen sollst – ohne Inhaltsangabe geht es nicht. Sie ist ebenso fester wie unverzichtbarer Bestandteil jedes analytischen Textes. Warum das so ist, worauf du achten musst und was eine gelungene Inhaltsangabe ausmacht, haben wir dir hier ausführlich zusammengestellt.

Definition: Was ist eine Inhaltsangabe?

Bei einer Inhaltsangabe geht es darum, den Inhalt wiederzugeben. Soweit so logisch. Doch was bedeutet das genau? Ziel einer Inhaltsangabe ist es, die Handlung eines Textes so zu vermitteln, dass jemand, der das Original nicht kennt, trotzdem versteht, worum es geht. Dazu ist es wichtig, dass du dich dabei auf die wichtigsten Punkte des Textes konzentrierst und dich nicht in Details verlierst. Denn eine Inhaltsangabe ist vor allem eines: kurz. Eine Inhaltsangabe kannst du übrigens nicht nur über einen Text schreiben, sondern auch über ein ganzes Buch, einen Film, eine Serie oder ein Theaterstück.

Unterschied zur Nacherzählung

Nicht verwechseln darfst du eine Inhaltsangabe mit einer Nacherzählung. Während die Inhaltsangabe kurz in eigenen Worten das Wesentliche zusammenfasst, erzählt die Nacherzählung die gesamte Handlung nach. Dabei geht sie auch auf Nebenschauplätze und Details ein – und damit genau auf das, was die Inhaltsangabe ausspart. Bei einer Nacherzählung handelt es sich um eine Form des Aufsatzes, in der es darum geht, einerseits den Inhalt der Vorlage wiederzugeben, andererseits aber auch die Spannung des Originals in den Text einfließen zu lassen. Ziel einer Nacherzählung ist es nämlich, den Text für Außenstehnde zu bündeln und trotzdem erfahrbar zu machen.

Unterschied zur Interpretation

Dass du in einer Inhaltsanagbe nur den wesentliche Inhalt angibst, ist ein entscheidender Unterschied zu einer Interpretation. In einer Interpretation geht es nämlich darum, den Inhalt im Zusammenspiel mit Sprache und formaler Gestaltung zu analysieren und zu interpretieren, um die Aussageabsicht des Autoren oder der Autorin herauszuarbeiten. Dabei schaust du dir zum Beispiel an, welche rhetorischen Mittel verwendet werden, um eine bestimmte Wirkung zu erzielen, oder wie der Inhalt zu Reimschema oder Metrum passt. All das hat mit einer Inhalstangabe nichts zu tun. Sie ist zwar Teil einer Analyse, die Analyse ist aber niemals Teil der Inhaltsangabe.

 

Die Unterschiede auf einen Blick

Form Ziel Vorgehen
Inhaltsangabe den Inhalt kurz und knapp zusammenfassen Beschränkung auf das Wesentliche
Nacherzählung den Text zuammenzufassen und erlebbar machen lebendiges Nacherzählen mit Einbau von Spannungsbögen
Interpretation den Text in seiner Tiefe erfassen und deuten Analyse von Inhalt, Form und Sprache als untrennbare Einheit

Ein Inhaltsangabe schreiben: So gehst du vor

Um den Inhalt eines Textes zusammenfassen zu können, musst du ihn natürlich kennen. Das bedeutet im ersten Schritt: Lies den Text aufmerksam durch und kläre zunächst Unklarheiten, etwa Fremdwörter oder Ähnliches. Wenn es sich nicht um einen kompletten Roman handelt, den du zusammenfassen musst, sondern du in deiner Deutschklausur zum Beispiel eine Gedichtanalyse schreiben oder eine Kurzgeschichte interpretieren sollst, lies den Text auf jeden Fall noch ein zweites Mal.

Wenn es dir hilft, kannst du dir dabei Notizen an den Rand machen und z.B. die Strophen eines Gedichts oder einzelne Abschnitte eines Sachtextes mit Überschriften versehen, die in ein, zwei Worten auf den Punkt bringen, worum es geht. Hast du diese Vorarbeit erledigt, geht es an die Inhaltsangabe.

  • Lies den vorgegebenen Text mehrmals gründlich durch. 
  • Wichtige Wörter und Textstellen markieren. 
  • Gliedere den Text in Sinnabschnitte.
  • Überlege dir passende Teilüberschriften.

Ist das eredigt, solltest du in der Lage sein, folgende Fragen zu beantworten:

  • Wo spielt die Geschichte? 
  • Wann geschieht es? 
  • Wer sind die wichtigsten Personen?
  • Was passiert?
  • Warum geschehen die Ereignisse?

Die Gliederung einer Inhaltsangabe

Es ist egal, ob die Inhaltsangabe Teil einer umfassenderen Textanalyse ist oder ob sie für sich stehen soll. Die Gliederung einer Inhaltsangabe ist immer gleich und besteht aus Einleitung, Hauptteil und Schluss.

Die Einleitung

Die Einleitung ist der kürzeste Teil der Inhaltsangabe und leitet in den Text ein. Das heißt, du nennst hier erst einmal die Key Facts: 

  • Titel
  • Autor /-in
  • Textsorte
  • Thema
  • Erscheinungsjahr

Diese Punkte kannst du dir mit dem Akronym TATTE merken, das sich aus den Anfangsbuchstaben der oben genannten Punkte zusammensetzt. Je nach Textsorte können zusätzliche Informationen ergänzt werden. Bei einem Gedicht kann beispielsweise die Einordnung in die entsprechende Literaturepoche sinnvoll sein, bei einer Szene aus einem Drama solltest du angeben, welche Figuren in diesem Auszug auftreten und an welcher Stelle er im Gesamtwerk zu finden ist.

Beachte unbedingt: Das Thema ist nicht der Inhalt. Der Inhalt bezieht sich auf das, was passiert. Das Thema bezieht sich auf das, wofür der Inhalt steht. Wenn du es nicht sofort erkennst, kannst du es auch am Ende deiner Zusammenfassung oder Interpretation ergänzen.

Beispiele für eine Einleitung

  1. Die Komödie "Die Physiker" des Schweizer Schriftstellers Friedrich Dürrenmatt erschien 1961 vor dem Hintergrund des Kalten Kriegs. Anhand von drei Physikern, die in einem Sanatorium behandelt werden, wird die Verantwortung für die Folgen wissenschaftlicher Entdeckungen behandelt. 
  2. Im Kapitel “Dom” von Johann Wolfgang von Goethes Drama “Faust” aus dem Jahr 1808 wird Gretchen mit ihrer Schande konfrontiert und ihr bevorstehender gesellschaftlicher und moralischer Fall angedeutet.
  3. Das expressionistische Gedicht "Die Stadt" von Georg Heym  wurde im Jahr 1911 veröffentlicht. Als Teil der zu dieser Zeit weit verbreiteten Großstadtlyrik thematisiert es die Gefahr und die Anonymität des Großstadtlebens.

Der Hauptteil

Wie immer ist der Hauptteil das Herzstück deiner Ausarbeitung. Das bedeutet für dich, dass du verständlich, strukturiert und in eigenen Worten zusammenfasst, was im Text passiert. Das tust du, indem du dich auf die wesentlichen Elemente der Handlung beschränkst. Die zentrale Frage sollte dabei immer sein: Welche Informationen sind nötig, um die Handlung zu verstehen? Wenn du dich an diese Frage hältst, wirst du automatisch Nebenhandlungen oder unwichtige Details weglassen. Außerdem solltest du darauf achten, dass du die W-Fragen beantwortest: Wer? Wo? Was? Wann? Wie? Warum?

Es hilft auch dir vorzustellen, dass du die Inhaltsangabe für jemanden schreibst, der oder die den Text nicht kennt. Es muss also nachvollziehbar sein, wovon du redest und man sollte dir gut folgen können. Außerdem gilt: Keine Angst vor Spoilern. Es geht in einer Zusammenfassung nicht darum, Neugier oder Spannung zu erzeugen, sondern den Inhalt aufzuzeigen. Das bedeutet, dass du auch überraschende Wendungen oder das Ende nicht aussparen darfst, wenn sie für das Verständnis der Handlung wichtig sind.

Gut zu wissen

Hilfreiche Fragen für den Hauptteil:

  • Wann findet die Handlung statt (Jahr, Jahreszeit, Tageszeit)?
  • Wo spielt die Handlung?
  • Welche Figuren kommen vor und wie stehen sie zueinander?
  • Was genau passiert und welche Folgen haben die einzelnen Handlungsschritte?
  • Warum handeln die Figuren so, wie sie handeln?

Der Schluss als Kür

Wenn es nicht ausdrücklich in der Aufgabenstellung steht (oder der Lehrer oder die Lehrerin es dir so beigebracht hat), braucht eine Inhaltsangabe keinen Schluss. Er ist eher ein kleines Bonbon, bei dem du die Wirkung des Texts oder die Absicht des Autors oder der Autorin anmerken kannst. Aber Vorsicht: Bei einer Inhaltsangabe geht es nicht um Analyse oder Interpretation. Das ist erst der nächste Schritt der Klassenarbeit.

Ist es nicht anders gefordert, endet deine Inhaltsangabe also einfach dann, wenn du alles fertig zusammengefasst hast. Ein besonderer Schlusssatz wie in einer Analyse oder einer Erörterung ist nicht erforderlich.

Beispiel für den Schluss einer Inhaltsangabe

Mit "Die Physiker" verfolgt Dürrenmatt zwei Ziele: Zum einen möchte er zum Nachdenken über die verschiedenen Einstellungen der Wissenschaft und die Folgen, die diese haben können, anregen. Zum anderen wendet er in der Komödie seine eigene Dramentheorie der "schlimmstmöglichen Wendung" an, indem die wahnsinnige Ärztin die Weltherrschaft an sich reißt und dadurch alle Bemühungen der Physiker zunichte macht.

Eine Inhaltsangabe schreiben: Was du beachten solltest

Eine Inhaltsangabe ist schnell geschrieben, denkst du? Jein. Grundsätzlich kommt es zunächst natürlich erst einmal darauf an, wie gut dein Textverständnis ist. Es gibt Texte, die deutlich leichter und schneller zu verstehen sind als andere. Bei einen Barock Gedicht, das eine sehr alte und metaphorische Sprache verwendet, erschließt sich der Inhalt nicht immer direkt beim ersten Lesen. Und auch bei einem Drama, das ausschließlich aus Figurenrede besteht, kann es manchmal etwas dauern, bis du dir die Handlung erschlossen hast.

Unabhängig davon gibt es noch einige formale Anforderungen, die du unbedingt beachten solltest:

  1. Schreibe immer im Präsens. Das gilt auch dann, wenn der Originaltext eine andere Zeit verwendet.
  2. Musst du die Vergangenheit verwenden, benutze das Perfekt.
  3. Verwende deine eigenen Worte. Es geht nicht darum, wortwörtlich wiederzugeben, was der Autor oder die Autorin geschrieben hat. Du sollst zeigen, dass du den inhalt erfasst hast und ihn in deinen Worten zusammenfassen kannst.
  4. Schreibe sachlich: Egal, wie bildhaft die Sprache des Textes ist, bei der Inhaltsangabe geht es nur um nüchterne Fakten.
  5. Keine eigene Meinung! Die hat in deiner Inhaltsangabe nichts zu suchen.
  6. Keine wörtliche Rede: Wenn du Dialoge oder Aussagen einbauen möchtest, verwende die indirekte Rede.
  7. Zitate und Zeilenangaben haben ebenfalls nichts in deiner Zusammenfassung zu suchen.

Und wie bei jedem Text gilt natürlich auch hier: Achte auf Rechtschreibung, Grammatik und die Kommaregeln und nimm dir, wenn möglich, am Ende noch einmal Zeit, um beim Korrekturlesen genau darauf zu achten.

Do's und Don'ts bei einer Inhaltsangabe

Do Don't
✔️ Schreibe im Präsens. ❌ Details und Nebensächliches einbringen.
✔️ Halte deine Sprache knapp und sachlich. ❌ Zitate, direkte Rede und Beispiele gehören nicht in die Inhaltsangabe.
✔️ Keine Zitate: Schreibe nie aus dem Originaltext ab, sondern verwende deine eigenen Worte.  ❌ "Blumige", ausschmückende Sprache. 
✔️ Denk an die W-Fragen: Wer? Wo? Was? Wann? Wie? Warum? ❌  Deine eigene Meinung zum Text ist nicht Teil einer Inhaltsangabe.
✔️ Markiere wichtige Stellen im Text. Das hilft dir, die Haupthandlungen zu finden. ❌  Analyse und Interpretation geben garantiert Punktabzüge!
✔️ Gib einzelnen Textabschnitten Überschriften, an denen du dich durch die Inhaltsangabe hangeln kannst.  

FAQ: Häufige Fragen

Wie schreibe ich eine Inhaltsangabe Beispiel?

Jede Inhaltsangabe beginnt mit einem Einleitungssatz, in dem du die Textsorte, den Titel, den Autor oder die Autorin, das Erscheinungsjahr und das Thema nennst. Sie ist kurz und besteht aus ein bis zwei Sätzen. Dann folgt der Hauptteil, in dem du kurz und in eigenen Worten die wichtigsten Handlungsschritte wiedergibst. Nebenhandlungen und unwichtige Details sparst du aus. Du beschränkst dich nur auf das, was wichtig ist, um zu verstehen, worum es in einem Text geht.

Wie lang soll Inhaltsangabe sein?

Als Richtlinie kannst du dich daran orientieren, dass die Inhaltsangabe höchstens ein Drittel des Originals betragen sollte. Das ist aber nur eine Richtlinie. Es gibt auch gute Inhaltsangaben, die kürzer sind, je nach Text kann es auch erforderlich sein, mal etwas länger zu werden. Wichtiger als eine konkrete Längenangabe ist der Inhalt. Dieser sollte sich auf die wesentlichen Punkte beschränken. Daraus ergibt sich automatisch, dass die Inhaltsangabe deutlich kürzer ist als die Vorlage.

Wie schreibe ich am besten eine Inhaltsangabe?

Eine Inhaltsangabe besteht aus einem Einleitungssatz und dem Hauptteil, in dem du die Handlung des Textes kurz zusammenfasst. Im Schluss kann auf sprachliche Besonderheiten oder die Wirkung des Textes eingegangen werden. Allerdings ist er keine Pflicht. Ob und wie du ihn verfassen sollst, legt die Aufgabenstellung fest.

Im Überblick: eine Inhaltsangabe schreiben 

  • Mit einer Inhaltsangabe gibst du die wichtigsten Aspekte eines Textes oder eines Films wieder.
  • Eine Inhaltsangabe ist kurz und beinhaltet nur die wesentlichen Informationen.
  • Ziel ist es, einen Überblick über die Handlung zu geben.
  • Eine Inhaltsangabe ist niemals wertend oder analysierend.
  • Sie ist nicht gleichzusetzen mit einer Nacherzähung.
  • Eine Inhaltsangabe ist sachlich. Deine eigene Meinung hat darin nichts zu suchen.
  • Du verfasst sie immer in der Gegenwart.
  • Eine Inhaltsangabe ist Teil einer jeden Textanalyse.

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