So schreibst du eine Textanalyse

Elena Weber

Textanalyse Schüler /-innen lernen

Eine Textanalyse bedeutet, den Text in seine Bausteine zu zerlegen. | Foto: Prostock-Studio / Getty Images

Eine Textanalyse schreiben: analysieren und interpretieren

Analysieren und Interpretieren – daraus besteht nicht nur der gesamte Deutschunterricht der Oberstufe. Auch in Englisch musst du diverse Analysen schreiben und die Quellenanalyse in Geschichte ist ebenfalls nichts anderes als eine Textanalyse. Egal ob Sachtextanalyse oder Interpretation schreiben: Sobald du es mit einem Text zu tun bekommst, heißt es: Analysieren Sie den vorliegenden Text… Damit du diese Aufgabe künftig problemlos lösen kannst, erklären wir dir hier alles, was du über Aufbau und Funktion einer Textanalyse wissen musst und haben dir zusammengestellt, wie du dabei am besten vorgehst.

Definition: Das ist der Sinn einer Textanalyse

Ein Text ist mehr als eine Aneinanderreihung mehrerer Wörter. Neben dem Inhalt stecken in ihm eine bestimmte Aussage, ein zeitgeschichtlicher Kontext, sprachliche Stil- und Gestaltungsmittel sowie mögliche biografische Einflüsse des /-r Autors /-in. All diese Ebenen gilt es, bei einer Textanalyse herauszuarbeiten, zu interpretieren und zueinander in Beziehung zu setzen.

Du kannst jeden Text analysieren, ebenso ein gesamtes Werk oder nur einen Textausschnitt. Die Analyse kann dabei allumfassend sein oder Schwerpunkte setzen, wie du das in der Regel in einer Klausur machst, wo dir eine konkrete Aufgabenstellung vorgibt, auf welche Aspekte du dich fokussieren sollst. Je nachdem, ob du ein literarisches Werk, einen Sachtext oder eine historische Quelle analysierst, gilt es in der Textanalyse gewisse Unterschiede und Besonderheiten zu beachten. Das Grundprinzip einer Textanalyse bleibt jedoch immer gleich. 

Ziel einer Textanalyse

Ziel einer Textanalyse ist es, einen Text detailliert zu betrachten und sich kritisch mit seiner Intention auseinanderzusetzen oder ihn in einen historischen oder gesellschaftspolitischen Kontext einzuordnen.  Eine solche Auseinandersetzung ist nur möglich, wenn du den Text in seine Bausteine zerlegst. Eine Textanalyse ist zudem immer die Grundlage einer Interpretation.

Wusstest du, dass...

… sich das Wort "Analysieren" aus dem Altgriechischen ableitet und mit „Auflösung" übersetzt wird? Diese Übersetzung bringt auf den Punkt, worum es bei einer Textanalyse geht: Um das Auflösen eines Textes in seine Bestandteile.

Analyse oder Interpretation: Was ist was?

Die Begriffe "Textanalyse" und "Interpretation" werden oft synonym verwendet. Tatsächlich ist eine Textanalyse aber nicht automatisch auch eine Interpretation. Hier heißt es: Aufgabenstellung lesen. Sie sagt dir, ob du einen Text auf bestimmte Aspekte analysieren (= Textanalyse) und/oder interpretieren und deuten (=Interpretation) sollst. 

  • Bei einer Textanalyse geht es darum, einen Text in Hinblick auf Aufbau, Inhalt, Sprache und Gestaltung genau zu beschreiben.
  • Eine Interpretation baut auf den Ergebnissen der Analyse auf und deutet sie, indem sie sie in einen größeren Zusammenhang einordnet und ihre Aussageabsichten erklärt.

Eine Textanalyse dient also dazu, die wichtigsten Merkmale eines Textes zu erkennen, herauszuarbeiten und sie in einen logischen Zusammenhang zu bringen. Die Interpretation geht einen Schritt weiter. Sie ist die Deutung, die dem /-r Leser /-in eine mögliche Erklärung für die Absichten des Autors liefert. Ohne Analyse also keine Interpretation.

MERKE: Die Analyse fragt “Was ist das?”, die Interpretation “Was bedeutet das?”

Dazu ein Beispiel: Du stellst fest, dass in einem Gedicht in Vers 3 ein bestimmtes rhetorisches Mittel eingesetzt wird, nämlich eine Metapher. Schreibst du in deiner Klausur also "In Vers 3 wird eine Metapher verwendet" handelt es sich dabei um eine Analyse, denn du beschreibst damit die sprachliche Gestaltung. Darauf aufbauend folgt die Interpretation: Du erklärst, was die Metapher bedeutet und welche Funktion sie im Gedicht hat.

Arten der Textanalyse

Es gibt viele verschiedene Textsorten, die du grundsätzlich in fiktionale und non-fiktionale Texte unterscheiden kannst. Bei fiktionalen Texten handelt es sich um ausgedachte Texte wie Romane, Novellen, Fabeln, Märchen oder auch Gedichte und Balladen. Non-fiktionale Texte sind Sachtexte, Zeitungsartikel oder auch historische Quellen wie beispielsweise ein Brief oder eine Rede. Sie alle kannst du in ihre Einzelheiten zerlegen und analysieren.

Auch bei einer Charakterisierung, der Analyse einer politischen Rede im Geschichtsunterricht oder einer Sachtextanalyse im Sowi-Kurs handelt es sich um nichts anderes als eine Textanalyse. Allerdings liegen hier die Schwerpunkte etwas anders. Im Fach Sozialwissenschaften ist es wenig relevant, einen Zeitungsartikel auf seine sprachliche Gestaltung zu analysieren. Sollst du also eine Textanalyse in anderen Fächern als Deutsch schreiben, achte darauf, dass du nicht in eine Deutschanalyse verfällst, sondern beachte die Anforderungen und Kriterien, die für das jeweilige Fach gelten.

Aufbau: Das gehört in eine Textanalyse

Eine Textanalyse ist nichts anderes als Aufsatz – und damit ziemlich viel Schreibarbeit. Da eine Textanalyse aber immer einem festgelegten Aufbau folgt, bekommt dein Text automatisch eine klare Struktur. Du kannst dir das vorstellen, wie bei einer Schablone, die du lediglich nachzeichnen musst. Achte aber darauf, sie inhaltlich auf die jeweilige Textsorte anzupassen. Analysierst du zum Beispiel eine Kurzgeschichte, solltest du auf jeden Fall die Erzählperspektive beachten. In einer Gedichtanalyse von einem Ich-Erzähler zu sprechen ist hingegen ein großer Fehler. Hier gibt es das lyrische Ich.

Grundsätzlich gliedert sich eine Textanalyse aber immer in

Auch wenn die einzelnen Aspekte, die du in Einleitung, Hauptteil und Schluss benennst, von Aufgabenstellung und Textsorte abhängig sind, arbeitest du dich bei einer Analyse immer vom Allgemeinen zum Detail vor. Das macht deine Textanalyse nicht nur für die Leser /-innen verständlich und logisch. Es erleichtert auch dir deine Arbeit, denn natürlich ist es viel einfacher, bei einem Gedicht erst einmal die Anzahl der Strophen und Verse zu benennen oder das Reimschema zu bestimmen, als direkt Aussagen über den werkinharenten Zusammenhang einzelner rhetorischer Mittel und ihre Relevanz in der jeweilige Literaturepoche zu treffen. 

Einleitung

Die Einleitung ist der Einstieg in den Text und macht den/die Leser /-in mit den Grundlagen vertraut:

  • Textsorte
  • Autor
  • Titel
  • Thema
  • Erscheinungsjahr
  • Deutungshypothese

Damit lieferst du Informationen zum Text, die wichtig sind, um deiner Analyse überhaupt folgen zu können. Damit ist die Einleitung der kürzeste Teil deiner Textanalyse. Sie lässt sich in der Regel in zwei bis drei Sätzen abarbeiten. 

Achtung!

Beachte, dass mit "Thema" nicht der Inhalt gemeint ist.  Der Inhalt ist das, was in dem Text passiert, das Thema das, worum es geht und worauf die Kombination aus Form und Inhalt verweist. 

Hauptteil 

Die eigentliche Textanalyse (und darauf aufbauend meist auch die Interpretation) findet im Hauptteil statt. In ihm geht es um drei Aspekte:

  • Inhalt
  • Struktur
  • Sprache

Je nach Aufgabenstellung können diese Aspekte bei der Analyse eines literarischen Textes noch mit einer Interpretation und einer historischen Einordnung oder dem Leben des /-r Autors /-in verknüpft werden. Auch das erledigst du dann im Hauptteil. Zuvor arbeitest du die Punkte aber wie folgt ab:

  1. Inhalt: Fasse den Inhalt zusammen – kurz und in eigenen Worten, eine Inhaltsangabe ist keine Nacherzählung. 
  2. Struktur: Berücksichtige hier die Merkmale der jeweiligen Textsorte: Wie viele Strophen hat das Gedicht? Welches Erzählverhalten verwendet die Kurzgeschichte? Welches Metrum hat die Ballade? Wie entwickelt sich die Figur in dem Dramenauszug? 
  3. Sprache: Gibt es sprachliche Auffälligkeiten? Ist die Sprache zeitgemäß oder veraltet? Entspricht sie dem Entstehungsjahr? Komen bestimmte Wortarten oder Wortgruppen vor? Wie ist der Satzbau? Welche Stilmittel werden verwendet?

Beachte hierbei, dass es sich bei der Analyse lediglich um eine Aufzählung handelt. Für eine Deutschklausur ist das zu oberflächlich. Daher wirst du in der Aufgabenstellung in der Regel immer den Zusatz "interpretieren und deuten Sie" finden. 

Schluss 

Der Schlussteil fasst die Ergebnisse deiner Analyse zusammen und beantwortet, ob sich deine Deutungshypothese aus der Einleitung bestätigt hat. Außerdem kannst du eine abschließende Einordnung des Werkes vornehmen oder dich auf die Aktualität der Intention beziehen. Deine Meinung solltest du hingegen nur dann schreiben, wenn die Aufgabenstellung dich ausdrücklich dazu auffordert.

Aufgabenstellung

Wie bereits erwähnt, sagt dir die Aufgabenstellung, ob du lediglich eine Textanalyse oder eine ganze Interpretation schreiben sollst. Folgende Formulierungen helfen dir dabei, die an dich gestellten Anforderungen richtig zu lesen:

Textanalyse

  • analysieren
  • einordnen, 
  • erörtern
  • erklären
  • untersuchen
  • vergleichen
  • in Beziehung setzen

Interpretation

  • interpretieren
  • deuten
  • (kritisch) Stellung nehmen
  • beurteilen
  • bewerten
  • begründen

Wichtige Operatoren für die Textanalyse

Operator Bedeutung
analysieren unter gezielter Fragestellung Zusammenhänge von Form, Inhalt und Sprache herausarbeiten
beurteilen mit Bezug auf Fachwissen und Fachmethoden zu einem selbstständigen, begründeten Urteil kommen – ohne eigene Wertung
bewerten wie „beurteilen“, jedoch in Verbindung mit eigenen Wertmaßstäben
einordnen eine Aussage, einen Sachverhalt oder einen Text mit Erläuterungen in einen vorgegebenen oder selbst gewählten Zusammenhang einbeziehen
erörtern unterschiedliche Positionen sowie Pro- und Kontra-Argumente abwägen und eine Schlussfolgerung erarbeiten und vertreten
erklären/erläutern Textaussagen oder Sachverhalte auf der Basis von Kenntnissen und Einsichten differenziert darstellen und nachvollziehbar und verständlich veranschaulichen
darstellen einen erkannten Zusammenhang oder Sachverhalt sachlich und strukturiert formulieren
deuten/interpretieren Texte unter Berücksichtigung der
Wechselbeziehungen zwischen Inhalt, Form und Sprache sowie der Intention
erfassen und in einen Erklärungszusammenhang
bringen
in Beziehung setzen Sachverhalte, Textaussagen oder Problemstellungen
nach vorgegebenen oder selbst gewählten Aspekten
auswertend miteinander in Verbindung bringen
untersuchen kriterienorientiert bzw. aspektorientiert arbeiten
(kritisch) Stellung nehmen persönliche Einschätzung eines Sachverhalts oder Zusammenhangs mit fachlicher Begründung (oft synonym gebraucht mit „beurteilen“ oder „bewerten“)

Analysieren, bewerten oder erörtern – alle Operatoren im Überblick kannst du dir hier kostenlos als PDF herunterladen:

PDF herunterladen

Beispiel für eine Textanalyse

Um dir noch einmal zu verdeutlichen, worum es in einer Textanalyse geht, haben wir hier ein Beispiel für dich: das Gedicht "Die Stadt" von Georg Heym, das dir im Unterricht entweder beim Thema Großstadtlyrik oder als Beispiel für ein Expressionismus Gedicht begegnet.

Du kannst dir die Textanalyse dazu hier als PDF herunterladen. Beachte, dass es sich hierbei um keine vollständige Textanalyse handelt, sondern nur exemplarisch einige Punkte aufgegriffen werden. Auf eine Interpretation wird an dieser Stelle verzichtet, für deine Deutschklausur ist sie aber unverzichtbar. 

Tipps für deine Textanalyse

Der Aufbau einer Textanalyse gibt dir schon eine große Hilfestellung. Wenn du die darin genannten Aspekte systematisch abarbeitest, kann in Sachen Struktur nicht mehr viel schiefgehen. Darüber hinaus können dir folgende Tipps beim Schreiben deiner Textanalyse helfen:

✔️ Den Text richtig lesen: Klingt selbstverständlich, ist es oft aber nicht. Sorgfältiges Lesen ist die Grundlage fürs Textverständnis – nicht nur für den zu analysierenden Text, sondern auch für die Aufgabenstellung.
✔️ Auffälligkeiten markieren! 
✔️ Falls dir das Thema nicht sofort am Anfang klar ist: kein Problem. Es ist nicht ungewöhnlich, dass es sich dir erst im Laufe deiner Analyse erschließt. Lass den Teil in deiner Einleitung einfach frei und ergänze ihn später.
✔️ Deine Deutungshypothese aus der Einleitung muss sich nicht bestätigen. Sie ist schließlich nicht mehr als eine Hypothese.
✔️ Belege alle deine Aussagen mit Textbelegen!
✔️ Schreibe immer im Präsens.
✔️ Auch wenn du eh schon viel zu tun hast: Achte auf Rechtschreibung, Zeichensetzung und deine eigene Ausdrucksweise. 

FAQ: Häufige Fragen zur Textanalyse

Wie schreibe ich eine gute Textanalyse?

Eine gute Textanalyse schreibst du, indem du dich an den Aufbau hältst und die entsprechenden Aspekte herausarbeitest. Damit das gelingt, solltest du die Aufgabenstellung gründlich lesen, dir beim Lesen erste Auffälligkeiten markieren und auch auf deinen eigenen sprachlichen Ausdruck sowie Orthografie und Zeichensetzung achten.

Was gehört zu einer Textanalyse?

Jede Textanalyse hat eine Einleitung, einen Hauptteil und einen Schluss. In ihnen analysierst du Form, Inhalt und Sprache. Je nach Textsorte und Aufgabenstellung kann es hier einige Unterschiede geben. Achte bei der Aufgabenstellung außerdem darauf, ob du nur analysieren oder auch interpretieren sollst.

Was ist eine Textanalyse einfach erklärt?

Eine Textanalyse beschreibt Form, Inhalt und Sprache eines Textes, interpretiert diese aber nicht.

Die Textanalyse im Überblick

  • Eine Textanalyse erarbeitet formale, inhaltliche und sprachliche Aspekte eines Textes. 
  • Dazu zerlegst du den Text in die Bausteine Inhalt, Struktur und Sprache und beleuchtest ihren Zusammenhang.
  • Jede Textanalyse folgt einem festgelegten Aufbau. 
  • Eine Textanalyse ist die Vorarbeit für eine Interpretation. 
  • Die Analyse fragt "Was ist das?", die Interpretation "Was bedeutet das?"
  • Vergiss nicht, alle deine Aussagen mit Textbelegen zu kennzeichnen.

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