Was ist ein Neologismus? So erkennst du dieses Stilmittel

Elena Weber

Neologismus Stilmittel aufgeschlagenes Buch

Der Neologismus ist ein Stilmittel, das oft in Literatur und Werbung, aber auch im Alltag auftaucht. | Foto: Eleonora Grigorjeva / Getty Images

Neologismus: ganz neu

Was haben die Begriffe Selfie, Maskenpflicht und Empfindsamkeit gemeinsam? Bei allen dreien handelt es sich um ein sprachliches Stilmittel, das als Neologismus bezeichnet wird. Was sich genau hinter dieser rhetorischen Figur verbirgt, wie du es erkennst und wie du es vor allem in deiner Textanalyse interpretieren kannst, erfährst du hier.

Definition: Das ist ein Neologismus

Die Bezeichnung “Neologismus” setzt sich aus den griechischen Begriffen néo = neu und lógos = Wort zusammen. Was dir diese Übersetzung jetzt bringt? Sie ist eine gute Eselsbrücke, denn in ihr liegt die Erklärung für das, was ein Neologismus ist: eine Wortneuschöpfung, also ein Wort, das es vorher nicht gab und das quasi neu erfunden wird.

Bei dem Stilmittel des Neologismus handelt es sich folglich um ein neues Wort, das erst in die Sprache aufgenommen wird. Es füllt eine Bedeutungslücke oder soll eine bestimmte Wirkung bei den Hörern /-innen und Lesern /-innen erzielen. Was für eine Wirkung das sein kann, erklären wir dir im Folgenden.

So entsteht ein Neologismus

Neue Wörter können durch verschiedene Prozesse entstehen, beispielsweise durch Wortneuschöpfungen, Kombinationen bestehender Wörter, Bedeutungsänderungen oder Entlehnungen aus anderen Sprachen. Du findest Wortneuschöpfungen nicht nur in der Literatur. Neologismen werden häufig verwendet, um neue Konzepte, Phänomene oder Technologien zu beschreiben, die zuvor nicht benannt wurden.

So können Neologismen auf unterschiedliche Art und Weise entstehen:

Entstehungsart Erklärung Beispiel
Komposition Unter einer Komposition verstehst du die Zusammensetzung von zwei selbstständigen Wörtern. Maskenpflicht
Derivation Die Derivation bezeichnet eine Neubildung von Wörtern durch eine Ableitung. Das bedeutet, dass an ein ursprünglich bereits existierendes Wort eine Vor- oder Nachsilbe gehängt wird. Dadurch entsteht dann ein neues Wort.   un-kaputt-bar
Zusammenziehung  Zwei bereits existierende Wörter werden in verkürzter Form kombiniert. Brexit, Brangelina oder Denglisch
Abkürzung  Abkürzungen, die du auch in der Umganssprache verwendest, sind ebenfalls Neologismen. HiWi für wissenschaftliche Hilfskraft oder Prof für Professor. 
Eindeutschung  Veränderung eines Fremdwortes nach den Regeln der deutschen Grammatik updaten von dem englischen ’to update’ + die deutsche Verb-Endung -en
Bedeutungsverlagerung  An dem Wort wird nichts verändert, es kommt nur eine neue Bedeutung hinzu Maus (ursprünglich Tier, jetzt auch Gegenstand zur Steuerung des Computers)

Beispiele für Neologismen

Neologismen findest du  in vielen verschiedenen Bereichen, etwa in der Werbung, im Alltag und in der Politik sowie in der Literatur. Die Jugendsprache bringt ebenfalls immer wieder Neologismen hervor.

Neologismen in der Werbung

In der Werbung sind Neologismen ein beliebtes Stilmittel, um die Aufmerksamkeit des potenziellen Käufers oder der möglichen Kundin auf das Produkt zu lenken und dessen Einzigartigkeit zu betonen. Einige von ihnen haben sich schon so stark durchgesetzt, dass du sie in Werbungen für verschiedene Produkte immer wieder findest.

Beispiele dafür sind:

  1. „Wir sorgen für den Frischekick zwischendurch.“ (Kaugummi-Werbung) 
  2. “Tiefenwirksame Reinigung“ (Kosmetik-Werbung) 
  3. „Unkaputtbares Material“ (Strumpfhosen-Werbung)  

Bei den ersten zwei Beispielen handelt es sich um Wortkombinationen, die zu einem Wort verschmelzen und so die Bedeutung des neuen Wortes vereinen.

Unkaputtbar ist ein anschauliches Beispiel für ein Neuwort. Der Wortstamm “kaputt”, also das eigentlich bekannte Wort, ist noch erkennbar, wurde aber durch die Vorsilbe un- und die Nachsilbe -bar so erweitert, dass ein neues Wort entsteht.

Neologismen in der Politik

Auch wenn es um politische und gesellschaftliche Themen geht, entstehen immer wieder Neologismen, die einen oft ebenfalls neuen Sachverhalt beschreiben, weil es zuvor keinen passenden Begriff dafür gab.

Beispiele dafür sind:

  1. Brexit: Kurzwort für den Ausstieg Großbritanniens aus der EU 
  2. Ostalgie: Bezeichnung für die Sehnsucht nach dem Leben in der DDR  
  3. Entschleunigung: gezielte Verlangsamung einer Entwicklung, Tätigkeit, etc. 

An den Beispielen “Brexit” und “Ostalgie” kannst du sehr anschaulich sehen, wie zwei Bestandteile, also “britisch” und “Exit” sowie “Ostdeutschland” und “Nostalgie” zusammengezogen und verschmolzen werden. 

Beim letzten Beispiel wurde die Vorsilbe be- von Beschleunigung durch ent- ersetzt. Dadurch wird ein Neuwort kreiert, das das Gegenteil von Beschleunigung meint, nämlich Verlangsamung.

Neologismen im Alltag

Auch in unserer Alltagssprache haben sich zahlreiche Wortneuschöpfungen etabliert. Viele davon, wie beispielsweise der Begriff “Handy”, nehmen wir längst nicht mehr als Neologismus wahr, sondern verwenden ihn ganz selbstverständlich. Vor allem aus den Bereichen der neuen Technologien und der Digitalisierung halten immer mehr Neologismen Einzug in die deutsche Sprache.

Weitere Beispiele sind:

  1. Selfie
  2. surfen
  3. Troll

Neologismen in der Jugendsprache 

Die Umgangssprache Jugendlicher wird als Jugendsprache bezeichnet. Sie bringt immer wieder neue Wörter hervor, zum Beispiel:

  1. Ehrenmann/-frau: Person, auf deren Wort man sich verlassen kann/die etwas besonders Freundliches gemacht hat 
  2. chillen: anderes Verb für entspannen 
  3. Lauch: Bezeichnung für eine schmächtige Person

Wortneuschöpfungen in der Jugendsprache entstehen heutzutage oft durch den Einfluss des Englischen. Sie werden durch verschiedene Angleichungen in das deutsche Sprachsystem eingegliedert. So hat das englische Verb ’to chill’ beispielsweise die deutsche Verb-Endung -en bekommen. Aus dieser Verbindung ist dann das Neuwort chillen entstanden. Aber auch Wortkombinationen und Neubedeutungen, siehe “Lauh” findest du in der Jugendsprache.

Neologismen in der Literatur

Ein Beispiel für einen Neologismus aus dem Bereich der Literatur, der es sogar zur Bezeichnung einer ganzen Epoche gebracht hat, ist der Begriff Empfindsamkeit. Während wir darunter heute ein feines, zartes Empfinden und Feinfühligkeit verstehen, war das Wort "empfindsam" im 18. Jahrhundert eine Wortneuschöpfung. Den Begriff hatte es bis dahin also nicht gegeben. Geprägt wurde er vom deutschen Dichter Gotthold Ephraim Lessing. Dieser riet dem Verleger Johann Christoph Bode den Roman "A Sentimental Journey through France and Italy" von Laurence Sterne mit dem Titel "Yoriks empfindsame Reise" zu übersetzen. Erst dann verankerte er sich im deutschen Sprachgebrauch und wurde nachträglich zur Bezeichnung für diese Literaturepoche.

Weitere Beispiele für Neologismen in der Literatur sind:

  1. Zugunruhe von Hermann Hesse: In seinem Roman "Steppenwolf" beschreibt Hesse die innere Unruhe, die Menschen empfinden, wenn sie auf der Suche nach ihrem Platz in der Welt sind. Der Begriff setzt sich aus „Zug“ und „Unruhe“ zusammen und vermittelt das Gefühl des inneren Dranges, sich in Bewegung zu setzen.
  2. Muckefuck von Heinrich Böll: In seinem Werk "Ansichten eines Clowns" verwendet Böll diesen Neologismus als Bezeichnung für eine minderwertige Kaffeesorte, die während des Krieges populär war. Der Begriff hat sich in der deutschen Sprache etabliert und beschreibt einen schalen Kaffee.
  3. Gutmensch von A. W. Schlegel: Dieser Begriff wurde von August Wilhelm Schlegel geprägt und bezeichnet ursprünglich einen Menschen, der aus einer moralisch guten Gesinnung heraus handelt. In der modernen Sprache hat der Begriff jedoch eine negative Konnotation angenommen.

Arten des Neologismus

Grundsätzlich reicht es für deine Interpretation, einen Neologismus zu erkennen, zu benennen und seine Wirkung zu erklären. Dennoch kannst du verschiedene Arten von Neologismen unterscheiden. 

Art Erklärung Beispiel
Neuwörter Alle Wörter, die vorher noch nicht in dieser oder ähnlicher Form existiert haben Smombie, Selfie
Neue Kombintion Zusammensetzung bereits bestehender Wörter zu neuen Wortkombinationen Maskenpflicht, Gendersternchen
Neubedeutungen bereits existierende Wörter bekommen eine neue Bedeutung Troll (bezeichnet nicht mehr nur das Fabelwesen, sondern auch einen Internetnutzer, der durch sein unangenehmes Verhalten auffällt)

Einen Neologismus erkennen

Um einen Neologismus analysieren und seine FUnktion erklären zu können, musst du ihn natürlich erstmal erkennen. Das kannst du, indem du auf folgende Kriterien achtest:

✔️ Unbekanntheit: Das Wort ist in der allgemeinen Sprache oder in deinem persönlichen Wortschatz nicht verbreitet oder unbekannt.
✔️ Kreativität: Das Wort zeigt eine kreative Wortbildung, oft durch Kombination bestehender Wörter, durch Anhängung von Präfixen oder Suffixen oder durch die Schöpfung völlig neuer Begriffe.
✔️ Kontext: Neologismen entstehen oft in spezifischen kulturellen, sozialen oder technischen Kontexten. Achte darauf, ob das Wort in einem bestimmten Zusammenhang verwendet wird, der auf eine neue Idee oder einen neuen Trend hinweist.
✔️ Verbreitung: Manchmal kann ein Neologismus an seiner Nutzung in Medien, in der Literatur oder in sozialen Netzwerken erkannt werden. Wenn ein Wort plötzlich in unterschiedlichen Kontexten auftaucht, könnte es sich um einen Neologismus handeln.
✔️ Wortbildungsprozesse: Neologismen können durch verschiedene sprachliche Prozesse entstehen, wie z.B. Komposition (zwei Wörter werden kombiniert), Derivation (Durch Anhängen von Affixen) oder durch Borrowing (Übernahme aus anderen Sprachen).
✔️ Kulturelle Referenzen: Viele Neologismen sind an kulturelle Phänomene oder gesellschaftliche Entwicklungen gekoppelt. Sie können in Popkultur, Technologie oder sozialen Bewegungen entstehen.

Wenn du diese Aspekte berücksichtigst, solltest du in der Lage sein, Neologismen in Texten oder Gesprächen zu erkennen.

Funktion des Neologismus

In der Literatur und Rhetorik dienen Neologismen dazu, einen bestimmten Stil zu kreieren, Emotionen hervorzurufen oder die Aufmerksamkeit des Lesers zu fesseln. Sie können zudem innovative Ausdrucksweisen fördern und die Sprache dynamisch halten, indem sie sie an aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen und kulturelle Veränderungen anpassen.

Für das Stilmittel des Neologismus kannst du dir folgende Funktionen und Wirkungsabsichten merken:

Funktion Erklärung
Benennung neuer Phänomene Neologismen entstehen häufig, um neue Ideen, Technologien, Praktiken oder gesellschaftliche Phänomene zu benennen, die vorher keinen spezifischen Ausdruck hatten, sie das Wort "Selfie".
Kreativität und Spiel mit der Sprache Neologismen sind oft das Ergebnis kreativen Sprachgebrauchs. Sie können sowohl spielerisch als auch humorvoll sein und tragen zur Lebendigkeit der Sprache bei. In literarischen Texten oder der Werbung dienen sie dazu, den Inhalt lebendiger zu gestalten und im Kopf zu bleiben.
Identitätsstiftung In bestimmten Subkulturen (z. B. Jugendsprache, Fachjargon) können Neologismen dazu beitragen, die Identität einer Gruppe zu definieren und zu festigen. Durch die Verwendung spezifischer Begriffe kann eine Gemeinschaft geschaffen werden, die sich durch gemeinsame Sprache und Verständnis von anderen Communities abgrenzt.
Wertungen und Emotionen Manche Neologismen können mit bestimmten Wertungen oder Emotionen verbunden sein. Sie können positive oder negative Konnotationen hervorrufen und damit die Einstellungen und Gefühle der Lesenden beeinflussen, denk an das oben bereits erwähnte Beispiel "Gutmensch".
Trend Neologismen können modisch sein und kommen oft in Wellen. Sie können schnell in der gesellschaftlichen Diskussion Fuß fassen oder wieder in Vergessenheit geraten. Der Gebrauch bestimmter Neologismen kann als Trend gelten und spiegelt popkulturelle Veränderungen wider.
Wissenschaft und Technik In der Wissenschaft und Technik entstehen ständig neue Wörter, um besondere Konzepte oder Technologien zu beschreiben. Ein Beispiel wäre der Begriff „Big Data“, der verwendet wird, um große Datensätze zu beschreiben, die analysiert werden können.
Reflexion gesellschaftlicher Veränderungen Neologismen können gesellschaftliche Veränderungen und Werte reflektieren. Sie können soziale Bewegungen oder den Wandel von Normen und Erwartungen in der Gesellschaft sichtbar machen, wie zum Beispiel Begriffe, die im Kontext von Gendergerechtigkeit und Diversität entstanden sind.

Insgesamt zeigen Neologismen, wie dynamisch Sprache ist und wie sie sich an die Bedürfnisse und Veränderungen der Gesellschaft anpasst. Sie sind ein wichtiges Element der sprachlichen Evolution und tragen zur Vielfalt und Ausdruckskraft einer Sprache bei.

Speziell in der Literatur werden Neologismen oft aus folgenden Gründen eingesetzt:

Wirkung von Neologismen in der Literatur

Funktion Erklärung
Stimmung und Atmosphäre Neologismen können zur Schaffung einer bestimmten Stimmung oder Atmosphäre beitragen. Sie können die Lesenden emotional ansprechen und ihnen ein Gefühl von Neuheit oder Fremdheit vermitteln, das den Erzählton verstärkt.
Kreativität und Originalität Die Verwendung von Neologismen verleiht einem Text eine besondere kreative Note. Es zeigt, dass der Autor oder die Autorin neue Wege des Denkens oder neuen Ausdrucks sucht, was den Text einzigartig und originell macht.
Charakterisierung In Dialogen oder inneren Monologen von Figuren können Neologismen Aufschluss über deren Charakter, Denkweise oder sozialen Hintergrund geben. Ein Protagonist, der häufig Neologismen verwendet, könnte als kreativ oder unkonventionell dargestellt werden.
Gesellschaftskritik Manche Neologismen entstehen als Reaktion auf gesellschaftliche Entwicklungen oder Probleme. Sie können als Mittel zur Kritik an bestehenden Normen, Konventionen oder Missständen eingesetzt werden und so zum Nachdenken anregen.
Förderung der Leserinteraktion Neologismen fordern die Lesenden heraus, ihre Bedeutung zu interpretieren und sich aktiv mit dem Text auseinanderzusetzen. Diese Interaktivität kann das Leseerlebnis bereichern und vertiefen und zum Nachdenken anregen.
Experimentieren mit Sprache Schriftsteller /-innen nutzen Neologismen oft, um die Grenzen der Sprache auszuloten und zu zeigen, wie flexibel und dynamisch Sprache ist. Diese Experimentierfreudigkeit kann die Kunst der Sprache selbst in den Vordergrund rücken.

Gut zu wissen

Insgesamt hat das Stilmittel des Neologismus in der Literatur eine vielschichtige Wirkung. Es kann sowohl zur Bereicherung der sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten als auch zur Vertiefung der Themen und Charaktere in einem Text beitragen und eröffnet dem Lesenden neue Perspektiven und Denkansätze. In deiner Interpretation geht es darum, diese allgemeinen Funktionsweisen auf einen konkreten Text zu beziehen und zu zeigen, wie das Stilmittel in diesem speziellen Fall wirkt und wie der Neologismus im Gesamtkontext des zu analysierenden Werkes zu verstehen ist. Wenn du also weißt, wie ein Neologismus im Allgemeinen wirkt, kann dir das bei deiner Textanalyse sehr helfen.

Ähnliche Stilmitteln

Wie du weißt, gibt es im Deutschen zahlreiche Stilmittel und manche davon sind sich ziemlich ähnlich. Auch der Neologismus ist von manch anderen rhetorischen Mitteln nicht ganz leicht zu unterscheiden.  Verwechslungsgefahr besteht besonders mit dem Archaismus oder dem Okkasionalismus. 

Archaismus 

Je nach Quelle und Zählweise wird die derzeitige Gesamtgröße des deutschen Wortschatzes auf ca. 350.000 bis 500.000 Wörter geschätzt – unwahrscheinlich, dass du alle davon kennst. Oder sagen dir zum Beispiel die Begriffe "verkasematuckeln" (genau und detailliert auseinandersetzen, erklären) oder “radotieren” (ungehemmt schwatzen) etwas?

Nur weil dir diese Wörter unbekannt sind, handelt es sich dabei jedoch nicht um einen Neologismus. Wörter, die schon lange existieren, heutzutage aber kaum noch verwendet werden, werden als Archaismus bezeichnet. Weitere Beispiele für dieses Stilmittel sind:

  • blümerantflau, unwohl, übel
  • Base: Cousine
  • Fisimatenten: Unsinn, Faxen oder Blödsinn

Um zu unterscheiden, ob es sich nun um einen Neologismus oder einen Archaismus handelt, musst du also immer überprüfen, ob das Wort wirklich neu oder dir einfach nur unbekannt ist. Das ist allerdings nicht immer ganz einfach, schließlich hast du in deiner Deutschklausur nicht die Möglichkeit, das Wort nachzuschlagen. 

Darüber hinaus kann die Aktualität eines Wortes auch unterschiedlich bewertet werden. Der Ausdruck “Velo” für Fahrrad ist in der deutschen Sprache nicht mehr geläufig. Im schweizerischen Deutsch wird er aber sehr wohl noch verwendet. Das zeigt: Dialekte, also regionale Varianten einer Sprache, können sich unterschiedlich entwickeln. 

Gut zu wissen

Wenn du dir nicht sicher bist, ob du ein Wort als Archaismus bezeichnen kannst, schlage es im Wörterbuch nach. Ist das Wort veraltet, steht es in einem Kommentar daneben. Auch mögliche Verwendungen im Dialekt findest du dort. 

Okkasionalismus 

Nicht jedes Wort, das jemand neu bildet, ist auch ein Neologismus. Ein Neologismus liegt nur dann vor, wenn er dir tatsächlich bekannt vorkommt, weil du ihn schon öfter gelesen oder gehört hast. 

Wörter, die zwar neu sind, dir so im Alltag aber noch nicht untergekommen sind, bezeichnest du als Okkasionalismen. Ein Okkasionalismus ist sozusagen die Vorstufe des Neologismus. Sie sind oft in literarischen Texten zu finden. Autoren und Autorinnen verwenden bewusst neue Wörter, um ihrem Text Originalität zu verleihen. Sie wollen zeigen, dass ihre Gedanken und Aussagen einmalig und neuartig sind. 

Beispiele für einen Okkasionalismus: 

  • „Die Flur bestäubt mit Aschensaat.“ (G. Keller: Land im Herbste) 
  • „Ich bin so knallvergnügt erwacht.“ (J. Ringelnatz: Morgenwonne) 

Den Neologismus kannst du vom Okkasionalismus also dadurch unterscheiden, dass du dich fragst, ob du das Wort in einem anderen Zusammenhang schon öfter gehört hast. Auch das ist nicht immer ganz einfach. Grundsätzlich kannst du dir merken: Der Neologismus etabliert sich irgendwann im Sprachgebrauch, der Okkasionalismus ist eine einmalige Angelegenheit, die zum Beispiel nur in diesem einen Gedicht verwendet wird.

Gut zu wissen

Wörterbücher geben Hinweise darauf, ob ein Wort Teil des aktuellen Sprachgebrauchs ist. Findest du ein Wort nicht in einem aktuellen Wörterbuch der deutschen Sprache, ist es wahrscheinlich noch nicht in die alltägliche Sprache eingegangen. 

Stilmittel Erklärung Beispiele
Neologismus Wortneuschöpfung Selfie, Smombie, sus
Archaismus Verwendung altertümlicher Wörter, die in der gegenwärtigen Umgangssprache nicht mehr regelmäßig verwendet werden Base, Oheim
Okkasionalismus Wort, das nur einmal oder sehr selten verwendet wird und (noch) nicht zum etablierten Wortschatz einer Sprache gehört knallvergnügt

FAQ: Häufige Fragen zum Neologismus

Was ist ein Neologismus Beispiele?

Ein Beispiel für einen Neologismus ist das Wort „Brunch“ (eine Kombination aus „breakfast“ und „lunch“), entstanden aus der Verschmelzung zweier englischer Begriffe, jetzt ein Begriff der deutschen Sprache. Auch „Selfie“, "Handy" oder "Maskenpflicht" sind Neologismen.

Wie erkennt man Neologismen?

Um einen Neologismus zu erkennen, kannst du auf Unbekanntheit, Kreativität, Kontext und Verbreitung achten. Das Wort ist in der allgemeinen Sprache oder in deinem persönlichen Wortschatz nicht verbreitet oder unbekannt.

Was bedeutet Wortneuschöpfung?

Unter Wortneuschöpfung versteht man ein Wort, das neu gebildet wird und das es vorher so nicht gab.

Der Neologismus im Überblick

  • Neologismen sind neue Wörter oder Wendungen, die in einer Sprache eingeführt werden und noch nicht allgemein anerkannt oder weit verbreitet sind.
  • Neologismen können durch verschiedene Mechanismen entstehen, wie z.B. Wortschöpfung (Kreation neuer Wörter), Derivation (Bildung neuer Wörter durch Hinzufügen von Präfixen oder Suffixen) oder Komposition (Kombination bestehender Wörter).
  • Oft erfüllen Neologismen die Funktion, neue Konzepte, Technologien oder gesellschaftliche Trends zu benennen, die vorher vielleicht keinen spezifischen Ausdruck hatten.
  • In der Literatur dienen sie dazu, Emotionen und Aufmerksamkeit zu erwecken, die Lesenden zum Nachdenken anzuregen, Figuren zu charakterisieren oder die Sprache selbst in den Mittelpunkt zu stellen.
  • Neologismen sind oft in bestimmten Kontexten oder Fachgebieten zu finden, wie in der Wissenschaft, Technologie (z.B. „Selfie“, „Blockchain“) oder der Popkultur.
  • Die Akzeptanz von Neologismen variiert stark. Einige setzen sich schnell durch und werden Teil des allgemeinen Wortschatzes, während andere schnell wieder verschwinden oder nur in bestimmten Gruppen verwendet werden.

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