Was ist eine Alliteration?
Sie ist in jedem Text zu finden: die Alliteration. | Foto: Mima88 / Getty Images
Die Alliteration: vergleichsweise einfach
Eine Textanalyse ist eine umfangreiche Aufgabe und gerade wenn es um die sprachliche Analyse geht, sieht man manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht. Denn rhetorische Mittel gibt es viele. Sie zu erkennen und zu interpretieren, ist nicht ganz einfach. Um so besser, dass es einige Stilmittel gibt, die ziemlich leicht zu erkennen sind und mit denen du es auch in Sachen Interpretation vergleichsweise einfach hast. Eine davon ist die Alliteration. Was genau das ist, was für dieses sprachliche Schmuckelement typisch ist und mit welchen Interpretationsmöglichkeiten du garantiert nichts falsch machst – all das erklären wir dir hier.
Das ist eine Alliteration
Bei einer Alliteration handelt es sich um ein sprachliches Mittel, bei dem die betonten Stammsilben benachbarter Wörter den gleichen Anlaut haben. Oder einfach ausgedrückt: Zwei oder mehr aufeinander folgende Wörter beginnen mit dem gleichen Buchstaben.
Arten von Alliterationen
Eine Sonderform der Alliteration ist das Tautogramm. Dabei haben alle Wörter eines Textes den gleichen Anfangsbuchstaben. Das ist beispielsweise bei bekannten Zungenbrechern wie “Fischers Fritze fischt frische Fische” oder “Blaukraut bleibt Blaukraut und Brautkleid bleibt Brautkleid” der Fall. Es gibt noch weitere Sonderformen:
Form | Erklärung | Beispiel |
---|---|---|
Tautogramm | ein Satz oder ein Abschnitt, in dem alle Wörter mit dem gleichen Anlaut beginnen | Fischers Fritze fischt frische Fische |
Zwillingsformel | zwei Wörter mit gleichen Anfangslaut, die durch ein "und" verbunden sind | klipp und klar, gang und gäbe |
Alliteration mit einem Wort | innerhalb eines Wortes | dingdong, wauwau |
Stabreim | Alliteration innerhalb des Reimschemas | Arise now, arise, Riders of Théoden! Dire deeds awake, dark is it eastward. Let horse be bridled, horn be sounded! Forth Eorlingas! (Tolkien, "Die zwei Türme") |
Die verschiedenen Arten von Alliterationen zu kennen, ist Detailwissen, das für deine Deutschklausuren nicht notwendig ist. Als Bonuswissen kannst du es natürlich anbringen, bei einer Analyse hängt deine Note jedoch nicht davon ab, ob du zwischen einem Tautogramm oder der Zwillingsformel unterscheidest. Das Wichtigste ist, dass du dieses Stilmittel überhaupt erkennst und seine Funktion erklären kannst. Dafür ist es ausreichend, den Oberbegriff "Alliteration" zu verwenden.
So erkennst du eine Alliteration
Eine Alliteration zu erkennen, ist nicht schwer, da du sie dir optisch leicht anhand der identischen Anfangsbuchstaben erschließen kannst. Im Vergleich zu rhetorischen Mitteln wie einer Metapher oder einer Synästhesie gehört die Alliteration damit zu den einfacheren sprachlichen Figuren, bei denen du keine Sorge haben musst, dass du sie übersiehst.
Übrigens: Eine Alliteration liegt nicht nur dann vor, wenn unmittelbar aufeinanderfolgende Wörter mit dem gleichen Buchstaben anfangen, wie etwa bei “Sie singt wunderschön”. Auch wenn ein Wort dazwischen liegt, handelt es sich um eine Alliteration, beispielsweise bei “durch dick und dünn” oder “sauber und sicher” (siehe Zwillingsformel). Außerdem entscheidet auch der Klang des Buchstabens darüber, ob es sich um eine Alliteration handelt. “Der frühe Vogel fängt den Wurm” gilt ebenfalls als Alliteration, auch wenn “frühe Vogel” sich nur gleich anhört, nicht aber mit dem identischen Buchstaben beginnt.
Wusstest du, dass...
... die Römer eine Vorliebe für Alliterationen hatten? Besonders bekannt ist Caesars "Veni, vidi, vici" ("Ich kam, ich sah, ich siegte").
Funktion und Wirkung einer Alliteration
Wie jedes Stilmittel so dient auch eine Alliteration dazu, einen bestimmten Aspekt besonders zu betonen. Durch den identischen Anfangsbuchstaben weist sie darauf hin, dass Wörter inhaltlich zusammengehören. Der Gleichklang des Anlauts wirkt sich zudem auf den Rhythmus des Satzes oder des Verses aus. Das sorgt für Aufmerksamkeit beim Leser oder der Leserin und erfüllt damit wiederum die Wirkungsabsicht von sprachlichen Mitteln: bestimmte Wörter besonders zu betonen.
Die Wirkung einer Alliteration auf einen Blick:
Wirkung | Erklärung |
---|---|
Betonung | Betonung wichtiger Stellen im Text, die durch den gleichen Buchstaben schon optisch auffallen |
Zusammengehörigkeit | zeigt, dass Begriffe zusammengehören und stellt so eine inhaltliche Verbindung zwischen ihnen her |
Einprägsamkeit | Da sich eine Alliteration auch auf Klang und Rhythmus auswirkt, prägt sie sich besonders gut ein. |
Ob dir eine Alliteration in einem Gedicht, einer Kurzgeschichte oder einer Rede begegnet, ist übrigens nebensächlich, denn ihre Funktion ändert sich nicht. Das hat für dich den großen Vorteil, dass du sie einfach auswendig lernen und in deiner nächsten Textanalyse reproduzieren kannst.
So interpretierst du eine Alliteration
Auch wenn die Wirkung einer Alliteration immer dieselbe ist: Interpretieren musst du sie trotzdem. Wie eben erläutert, ist das nicht so schwierig, wenn du die Funktionsweise einer Alliteration kennst. Du kannst grundsätzlich immer darauf verweisen, dass durch sie eine wichtige Stelle im Text hervorgehoben wird. Wichtig ist nur, dass du das Ganze immer auf den Inhalt des Textes beziehst.
Schauen wir uns dazu zwei Beispiele an:
Beispiel 1: Goethes “Der Erlkönig”
Die Ballade “Der Erlkönig” gehört zu Johann Wolfgang von Goethes bekanntesten Werken und handelt von einem Vater, der mit seinem kranken Sohn auf dem Weg zum Arzt durch den Wald reitet. Der Sohn fantasiert vom Erlkönig. Im zweiten Vers der dritten Strophe spricht der Erlkönig: “Gar schöne Spiele spiel’ ich mit dir”.
Bei “schöne Spiele spiel’ ” handelt es sich um eine Alliteration. In deiner Interpretation könntest du darauf wie folgt eingehen: Im zweiten Vers der zweiten Strophe liegt mit “schöne Spiele spiel’ eine Alliteration vor, da diese drei Wörter mit dem Buchstaben S beginnen. Durch sie wird die Absicht des Erlkönigs herausgestellt: Er versucht den Jungen mit diesen Worten zu verführen und mit der Aussicht auf die schönen Spiele zu ihm zu locken. Die S-Laute “sch” und “sp” werden weit vorne artikuliert und lassen sich so auch sprachlich gut betonen. Gleichzeitig schwingt in ihnen bereits unterschwellig Gefahr mit.
Du könntest aus dieser Alliteration interpretatorisch sogar noch mehr herausholen, indem du darauf hinweist, dass mit “Spiele spiel’” quasi eine Anapher (Wiederholung des gleichen Wortes) vorliegt, weil auf das Nomen “Spiel” das Verb “spielen” folgt. Dieses wurde auf "spiel'" verkürzt, es handelt sich um eine Apokope. Grammatikalisch richtig wäre es “Gar schöne Spiele spiele ich” zu sagen. Der Lautwegfall am Ende des Verbs fügt sich nicht nur in den Rhythmus der Ballade ein. Er doppelt auch die Spiele, die der Erlkönig dem Jungen in Aussicht stellt und lässt diese dadurch noch verlockender erscheinen. Darüber hinaus könntest du darauf eingehen, dass bereits der vorangegangene Vers “Du liebes Kind, komm, geh mit mir!” eine Alliteration beinhaltet ("Kind komm"). Auch sie dient dazu, das Kind zu sich ziehen.
Beispiel 2: “Die Stadt” von Georg Heym
Das Gedicht “Die Stadt” von Georg Heym ist ein Expressionismus-Gedicht aus dem Jahr 1911 und ein typisches Beispiel für Großstadtlyrik. Der Autor beschreibt darin das düstere, gefährliche Leben in der Großstadt. Im dritten Vers der zweiten Strophe heißt es: “Und ewig stumpfer Ton von stumpfem Sein.”
Die Alliteration besteht aus “stumpfer” und “stumpfem Sein”. Sie macht sehr deutlich, wie Alliterationen dazu beitragen, inhaltliche Aussagen sprachlich widerzuspiegeln und zu stützen: Das Adjektiv “stumpf” lässt sich durch die Folge der drei Konsonanten M,P und F bei der Aussprache nicht besonders betonen, das Wort klingt im wahrsten Sinne des Wortes stumpf. Seine Wiederholung verstärkt diesen leblosen Klang. Dadurch, dass es dem helleren Wort “Sein” vorangestellt ist, nimmt das Adjektiv dem Nomen quasi seinen Klang, das Stumpfe nimmt dem Leben also seinen Glanz und macht es zu etwas Monotonen (was wiederum ein typisches Motiv der Expressionismus-Epoche ist).
Tipps für den Umgang mit Alliterationen
Wie du siehst: Dafür, dass eine Alliteration aus nicht mehr als ein paar identischen Buchstaben besteht, kannst du ziemlich viel aus ihr herausholen. Da sie ein Stilmittel ist, das in Gedichten und anderen literarischen Texten sehr häufig vorkommt, bist du mit ihr auf jeden Fall schon mal auf der sicheren Seite.
Aber: Nur Alliterationen zu analysieren und dabei immer zu wiederholen “Diese Alliteration betont die Wörter besonders” ist zu wenig. Außerdem solltest du gerade bei diesem Stilmittel darauf achten, dich nicht zu sehr in Details zu verlieren und dich dabei zu verzetteln. Du musst nicht jede Alliteration interpretieren. Konzentriere dich auf die auffälligsten, lass lieber eine Alliteration weg und gehe stattdessen auf sprachliche Bilder wie eine Metapher oder eine Personifikation ein. Das macht deine Analyse ausgewogener.
Gut zu wissen
Alliterationen kommen nicht nur in literarischen Werken vor. Auch in der Alltagssprache oder in der Werbung sind sie beliebt. Und auch bei den Namen von Film- und Serienfiguren oder -titeln handelt es sich oft um Alliterationen, zum Beispiel Fred Feuerstein, Final Fantasy oder Chaos Computer Club.
Ähnliche Stilmittel
Die Alliteration ist ein Stilmittel, das sich auf Klang und Schreibweise eines Wortes bezieht. Es gibt noch weitere rhetorische Figuren, die durch die Anordnung der Laute oder Buchstaben gekennzeichnet sind.
Stilmittel | Erklärung | Beispiel |
---|---|---|
Assonanz | Übereinstimmung der Vokale in benachbarten Wörtern | ottos mops kotzt. otto: ogottogott |
Homoioteleuton | Wörter mit gleicher Endung | klein, aber fein |
Anagramm | ein Wort, aus dem sich durch das Umstellen von Silben oder Buchstaben ein neues Wort ergibt | Mehl – Lehm; Bauschutt – Staubtuch |
Pangramm | ein Satz, der alle Buchstaben des Alphabetes enthält | Zwölf Boxkämpfer jagen Viktor quer über den großen Sylter Deich |
FAQ: Häufige Fragen
Die Alliteration im Überblick
- Eine Alliteration ist ein sprachliches Stilmittel.
- Du erkennst sie daran, dass Wörter, die direkt oder in nächster Nähe aufeinander folgen, den gleichen Anfangsbuchstaben haben.
- Alliterationen dienen dazu, etwas zu betonen oder zu zeigen, dass Wörter inhaltlich zusammengehören.
- Diese Wirkung kannst du in jeder Analyse nutzen, um eine Alliteration zu interpretieren. Achte aber darauf, sie in Bezug zum Inhalt des Textes zu setzen.
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