Parallelismus: Alle Infos zu diesem Stilmittel

Elena Weber

Parallelismus Schülerin liest Buch

Ein rhetorisches Mittel, das du kennen solltest, ist der Parallelismus. | Foto: fotyma / Getty Images

Parallelismus: eine Satzfigur

Sprachliche Stilmittel können sich auf verschiedene Aspekte beziehen. Die Gruppe der Tropen, zu denen beispielsweise die Metapher oder die Personifikation gehört, umfasst bildhafte Ausdrücke, die im übertragenen Sinn verwendet werden. Dann gibt es Klangfiguren, die ihre Wirkung durch ihren Klang erzielen. Lautmalerei und Alliteration sind Beispiele dafür. Eine weitere Gruppe der Stilmittel sind die Satzfiguren. Sie arbeiten mit ganzen Sätzen oder Satzteilen und beziehen sich auf den Satzbau. Zu ihnen gehört der Parallelismus. Was dieses Stilmittel genau ist, wie du es erkennst und welche Wirkung es auslöst, haben wir hier für dich zusammengestellt.

Definition: Was ist ein Parallelismus?

Was sich hinter einem Parallelismus verbirgt, kannst du bereits dem Begriff entnehmen: Das Adjektiv “parallel” bedeutet “gleichzeitig in gleicher, ähnlicher Weise neben etwas anderem verlaufend”. Und genau das macht auch der Parallelismus. Denn diese Stilfigur besteht entweder

  • aus einer parallelen Syntax, sprich Satzbau, d.h. zwei oder mehreren aufeinanderfolgenden Sätze gleicher Satzarten (z.B. Haupt-, Neben- oder Fragesatz) oder
  • aus Teilsätzen mit derselben Abfolge von Satzgliedern (Subjekt, Prädikat, Objekt, Adverbiale)

Ein Parallelismus liegt also immer dann vor, wenn aufeinanderfolgende Sätze die gleiche Satzstruktur haben. Sie verlaufen somit parallel.

Parallelismus Beispiel

Am besten kannst du dir dieses rhetorische Mittel anhand eines Beispiels merken. Im Alltag verwenden wir einige Redewendungen, die parallel aufgebaut sind:

  • Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.
  • Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.
  • Pech im Spiel, Glück in der Liebe.
  • Ende gut, alles gut.

Auch in der Werbung kommen häufig Parallelismen zum Einsatz, weil sie Aussagen besonders einprägsam machen. In der Rhetorik sind sie ebenfalls ein beliebtes Mittel, um eine Rede oder einen Vortrag anschaulich zu gestalten. Und natürlich begegnet dir diese sprachliche Figur auch in der Literatur immer wieder. Hier findet sie in allen literarischen Gattungen Verwendung. So heißt es beispielsweise in Goethes Gedicht “Willkommen und Abschied”:

“In deinen Küssen welche Wonne! In deinen Augen welcher Schmerz!”

Der Satzaufbau ist hier identisch: Der adverbialen Bestimmung des Ortes (in deinen Küssen/Augen) folgt das Pronomen “welche/-r” und das Objekt "Wonne/Schmerz". Die Sätze haben also die gleiche Abfolge der Satzglieder und die gleiche Anzahl an Wörtern. Der Inhalt wird dadurch sehr eindringlich, die Gefühle des lyrischen Ichs werden so für den Leser oder die Leserin spürbar. 

Außerdem zeigt dieses Beispiel, wie der Parallelismus mit anderen Stilmitteln verknüpft werden kann. Mit dem Gegensatz “Wonne” und “Schmerz” handelt es sich um eine Antithese, da in dem Satz Subjekt und Prädikat fehlen, liegt grammatikalisch kein vollständiger Satz vor, sondern ein weiteres Stilmittel: die Ellipse.

Einen Parallelismus erkennen

Um einen Parallelismus zu erkennen, musst du dir die Satzstruktur anschauen. Dazu solltest du dir zunächst noch einmal bewusst machen, wie ein Satz aufgebaut ist. Ein Satz setzt sich aus verschiedenen Satzgliedern zusammen. Diese Satzglieder erfüllen eine bestimmte Funktion und sind gemäß den Regeln des Satzbaus immer an einer bestimmten Stelle zu finden. 

Im Deutschen gibt es vier Satzglieder:

  1. Subjekt
  2. Prädikat
  3. Objekt
  4. Adverbiale Bestimmungen

Jedes dieser vier Satzglieder hat eine eigene grammatikalische Funktion. Um was für ein Satzglied es sich handelt, kannst du durch Fragen ermitteln.

Subjekt

Das wichtigste Satzglied ist das Subjekt. Ohne Subjekt ist es nicht möglich, einen grammatikalisch vollständigen Satz zu bilden, denn das Subjekt in einem Satz führt immer die Handlung durch. Da es sich dabei um eine Person oder Sache handelt, ist das Subjekt immer ein Nomen, eine Nominalgruppe oder ein Pronomen und steht im Nominativ (erster Fall). Erfragen kannst du es mit “Wer oder was?”.

Beispiel:

Elif trifft sich nach dem Training mit ihrer Freundin. -> Wer trifft sich nach dem Training mit ihrer Freundin? -> Elif.

Prädikat

Ein weiteres Satzglied, das für einen grammatikalisch vollständigen Satz unverzichtbar ist, ist das Prädikat. Gemeinsam mit dem Subjekt bildet es den Satzkern, da beide Teile in jedem Satz vorkommen müssen. Das Prädikat wird außerdem auch Satzaussage genannt, da es sich immer auf das Subjekt bezieht und beschreibt, was dieses tut.

Das Prädikat zu erkennen, ist sehr einfach. Da es immer eine Handlung ausdrückt, ist es immer ein Verb. Dieses Verb kann in verschiedenen Formen auftreten, etwa in verschiedenen Konjugationen oder Zeiten. Dadurch kann es aus einem oder aus mehreren Wörtern bestehen, enthält aber immer eine finite Form.

Gut zu wissen

Ein finites Verb ist ein Verb, das sich aufgrund bestimmter grammatikalischer Merkmale ändert. Das können Person, Numerus, Tempus, Genus oder Modus sein. 

Das Objekt

Anders als Subjekt und Prädikat ist das Objekt kein Muss, sondern ein ergänzendes Satzglied, das zusätzliche Informationen liefert, die aber nicht notwendig sind, damit ein Satz grammatikalisch funktioniert. Es wird daher auch als Satzergänzung bezeichnet. Objekte können im Genitiv, Dativ oder Akkusativ stehen und sind das Satzglied, mit dem etwas gemacht wird, an dem sich die Handlung vollzieht. Erfragen kannst du es je nach Fall mit “Wessen?”, (Genitiv) “Wem oder was?” (Dativ) oder “Wen oder was?” (Akkusativ).

Beispiele:

Er wird des Betrugs beschuldigt. 
Wessen wird er beschuldigt? -> des Betrugs

Sarah ist echt nicht mehr zu helfen.
Wem ist nicht mehr zu helfen? -> Sarah

Elif trifft sich nach dem Training mit ihrer Freundin.
Wen oder was trifft Elif nach dem Training? -> ihre Freundin

Adverbiale Bestimmungen

Adverbiale Bestimmungen geben die Umstände an, unter denen die im Satz geschilderte Handlung stattfindet. Sie liefern Antworten auf die Fragen “Wann?", "Wo?", “Warum?” und “Wie?”. Sie können aus einem oder mehreren Wörtern bestehen, sind aber nicht nötig, um einen Satz aus grammatikalischer Sicht vollständig zu machen. Sie liefern lediglich zusätzliche Informationen. Insgesamt kannst du zwischen

  • adverbialen Bestimmungen des Ortes,
  • adverbialen Bestimmungen der Zeit,
  • adverbialen Bestimmungen der Art und Weise und
  • adverbialen Bestimmungen des Grundes.

Bei einem Parallelismus stimmen diese Satzglieder überein und sind außerdem in identischer Reihenfolge angeordnet. Um einen Parallelismus zu erkennen, brauchst du dir also einfach nur die Reihenfolge der Satzglieder in aufeinanderfolgenden Sätzen anzuschauen. Stimmt diese überein, handelt es sich um einen Parallelismus.

Parallelismus Wirkung

Hast du den Parallelismus erkannt, geht es im nächsten Schritt darum, seine Wirkung und Funktion zu erklären. Auch wenn diese im Konkreten immer vom Text abhängen, in dem das Stilmittel eingesetzt wird, gibt es abseits vom Gesamtzusammenhang ein paar Grundsätzlichkeiten, die du dir merken kannst.

  1. Verstärkung: Wiederholungen in der Satzstruktur dienen dazu, Aussagen und Inhalte zu betonen. 
  2. Struktur: Parallel aufgebaute Sätze verleihen dem Text Struktur und sorgen dafür, dass der Leser oder die Leserin sich orientieren kann.
  3. Aufmerksamkeit: Parallele Sätze können die Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Aussage lenken und dafür sorgen, dass diese leichter im Gedächtnis bleibt.
  4. Gegensätzlichkeit: Unterstützt vom Stilmittel der Antithese ist der Parallelismus besonders gut dafür geeignet, Gegensätze auszudrücken.

Wenn du diese Wirkungsweise im Hinterkopf behältst, hast du bei deiner nächsten Textanalyse schon eine solide Basis, auf der du die Interpretation eines Parallelismus aufbauen kannst. Alles, was du dann noch tun musst, ist, sie an den Inhalt und die Aussageabsicht des zu analysierenden Textes anzupassen.

Wusstest du, dass…

… auch in der Bibel zahlreiche Parallelismen vorkommen? Sie werden unter dem Oberbegriff “parallelismus membrorum” zusammengefasst. Die Besonderheit hierbei ist, dass nicht zwangsläufig die Struktur parallel sein muss, sondern der Inhalt. Unterscheiden kannst du diesbezüglich nochmal zwischen dem synonymen, dem synthetischen und dem parabolischen Parallelismus. 

Ähnliche Stilmittel

Ein Stilmittel, das ähnlich dem Parallelismus funktioniert, ist der Chiasmus. Er gehört ebenfalls zur Gruppe der Satzfiguren und hat Einfluss auf die Struktur von Sätzen. Anders als beim Parallelismus übernimmt der Chiasmus die Satzstruktur des ersten Satzes aber nicht, sondern kreuzt sie. Denn der Chiasmus ist eine Überkreuzstellung von Satzgliedern. Das bedeutet, dass die Reihenfolge nicht identisch, sondern an einer Stelle vertauscht ist.

Die Welt ist groß, klein ist der Verstand.

Dieses Zitat stammt aus Goethes "Faust. Der Tragödie Erster Teil“. Während du im ersten Satzteil die Abfolge Subjekt (die Welt), Prädikat (ist) und adverbiale Bestimmung (groß) hast, lautet die Reihenfolge im zweiten Teil adverbiale Bestimmung, Prädikat und Subjekt. Der Aufbau des ersten Satzteils wurde also gekreuzt.

Stilmittel Erklärung Beispiel
Parallelismus identische Abfolge von Satzgliedern in aufeinanderfolgenden Sätzen oder Satzteilen Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.
Chiasmus Überkreuzung von Satzgliedern in aufeinanderfolgenden Sätzen oder Satzteilen

Die Welt ist groß, klein ist der Verstand.

FAQ: Häufige Fragen

Was ist ein Parallelismus Beispiel?

Ein Parallelismus liegt vor, wenn mindestens zwei aufeinanderfolgende Sätze die gleiche Satzstruktur haben. Das ist dann der Fall, wenn die Satzglieder die gleiche Reihenfolge haben, beispielsweise bei “Sie singt eine Arie. Er spielt ein Instrument.” Ein Parallelismus liegt außerdem auch dann vor, wenn aufeinanderfolgende Satzteile gleich aufgebaut sind, wie etwa in dem bekannten Sprichwort “Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.”

Was bewirkt der Parallelismus in einem Gedicht?

In Gedichten dienen Parallelismen der Betonung bestimmter Inhalte. Sie heben Inhalte besonders hervor oder stellen Aussagen einander gegenüber. Außerdem verleihen sie dem Gedicht Struktur und helfen dem Leser oder der Leserin dabei, sich im Text zu orientieren. Vor allem in Gedichten findest du Parallelismen oft im Zusammenhang mit Antithesen.

Was ist ein paralleler Satzbau?

Einen parallelen Satzbau erkennst du daran, dass die Reihenfolge der Wortarten und Satzglieder in aufeinanderfolgenden Sätzen identisch ist, zum Beispiel Subjekt, Verb und Adverb.

Der Parallelismus im Überblick

  • Der Parallelismus ist ein sprachliches Stilmittel, das sich auf den Satzbau bezieht.
  • Es liegt vor, wenn die Reihenfolge der Wortarten und Satzglieder in aufeinanderfolgenden Sätzen oder Satzteilen identisch ist.
  • Das Stilmittel dient dazu, Inhalte gegenüberzustellen und inhaltliche Verbindungen aufzubauen.
  • Parallelismen kommen häufig in Kombination mit Antithesen vor.

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