Ellipse: das Stilmittel im Überblick
Die Ellipse ist ein Stilmittel, das in der Literatur, in der Werbung und im Alltag vorkommt. | Foto: seb_ra / Getty Images
Ellipse: Stilmittel und geometrische Figur
Eine Ellipse ist dir wahrscheinlich aus dem Matheunterricht als eine geometrische Figur mit speziell geschlossenen ovalen Kurven bekannt. Doch Ellipsen gibt es nicht nur in der Mathematik, sondern auch in der Sprache. Als rhetorisches Mittel begegnen sie dir in sämtlichen Textsorten aller literarischen Gattungen, in der Werbung und in der Alltagssprache. Was genau eine Ellipse ist, wie du sie erkennst und wie du sie interpretieren kannst, erklären wir dir hier.
Definition: Das ist eine Ellipse
Der Begriff Ellipse leitet sich vom griechischen Wort élleipsis ab, was “Auslassung” bedeutet. Und genau das macht eine Ellipse aus: Sie lässt Satzteile aus, die du eigentlich verwenden müsstest, um einen grammatikalisch vollständigen Satz zu bilden. Dabei muss die Bedeutung des eigentlichen, vollständigen Satzes auch in seiner gekürzten Form immer klar bleiben, auch wenn die Grammatik des Satzes unvollständig ist.
Da sich die Ellipse auf den Aufbau eines Satzes bezieht, gehört sie, ähnlich wie etwa der Chiasmus oder Parallelismus, zu der Gruppe der Satzfiguren. Das ist eine Gruppe sprachlicher Stilmittel, die eine besondere Satzstruktur bilden und einen Satz verändern.
Ellipse Beispiele
Für Ellipsen findest du viele Beispiele, nicht nur in der Literatur, sondern auch in der Werbung oder in der Alltagssprache.
Ellipsen im Alltag
Viele Redewendungen und Sprichwörter, die Teil unseres täglichen Sprachgebrauchs sind, sind elliptisch.
- Erst die Arbeit, dann das Vergnügen
- Ende gut, alles gut
- Je schneller, desto besser
- Wer da?
In all diesen Beispielen fehlt das Prädikat. Das Prädikat ist grammatikalisch gesehen aber ein Satzglied, das notwendig ist, um einen vollständigen Satz zu bilden. Hier wurde es ausgelassen – deswegen es handelt sich um Ellipsen.
Tipp!
Es handelt sich nur um eine Ellipse, wenn du dir den ausgelassenen Teil problemlos aus dem Zusammenhang erschließen kannst. Kannst du das nicht, liegt einfach nur ein unvollständiger Satz vor. Das ist dann keine sprachliche Figur, sondern meistens ein Zeichen für einen schlechten Sprachstil.
Ellipsen in der Literatur
In der Literatur sind Ellipsen ein bewusst eingesetztes Stilmittel, mit dem der Autor oder die Autorin eine bestimmte Wirkungsabsicht verfolgt.
- Frisch also, mutig ans Werk! (Friedrich Schiller, “Die Räuber”)
- Woher so in Atem? (Friedrich Schiller, “Die Verschwörung des Fiesco zu Genua”)
- „So liebt die Lerche Gesang und Luft, Und Morgenblumen Den Himmelsduft” (Johann Wolfgang von Goethe, “Maifest”)
Wusstest du, dass…
… du den Begriff Ellipse auch in der Erzähltheorie, beispielsweise in Kriminalromanen, wiederfinden kannst? Hier hat er aber eine andere Bedeutung. Mit Ellipsen sind in diesem Fall Informationslücken gemeint, welche der/die Erzähler /-in dem/der Leser /-in absichtlich oder unabsichtlich verschweigt.
Ellipse: Stilmittel erkennen
Um eine Ellipse zu erkennen, solltest du dir noch einmal die grammatikalischen Basics in Erinnerung rufen:
- Ein Satz besteht immer aus verschiedenen Satzgliedern.
- Es gibt vier Satzglieder im Deutschen: Subjekt, Prädikat, Objekt und adverbiale Bestimmungen.
- Zwei Satzglieder sind zwingend erforderlich, um einen grammatikalisch vollständigen Satz zu bilden: Subjekt (Wer etwas tut) und Prädikat (Verb).
- Objekt und adverbiale Bestimmungen liefern Zusatzinformationen, die aus grammatikalischer Sicht nicht notwendig sind, um einen Satz zu komplettieren.
Die Ellipse setzt diese grammatikalischen Bedingungen außer Kraft und lässt Satzteile aus, die du im Sinne der Grammatik eigentlich bräuchtest. So kann eine Ellipse sowohl das Prädikat als auch das Subjekt auslassen.
Die Wirkung einer Ellipse
Ziel der in der Ellipse vollzogenen Auslassung ist es, eine bestimmte Wirkung zu erzielen. Die konkrete Wirkung musst du dir in deiner Textanalyse zwar aus dem Gesamtzusammenhang erschließen, folgende allgemeine Aussagen über die Funktionsweise dieses Stilmittels können dir dabei aber helfen:
- Die Auslassung von Satzteilen hat eine Verkürzung der Sätze zur Folge. So werden nur die wichtigsten Informationen vermittelt.
- Ellipsen fokussieren sich auf das Wichtigste bzw. die Kernaussage.
- Ellipsen erinnern an die gesprochene Sprache und eignen sich zum Beispiel in Novellen oder Kurzgeschichten gut, um Alltagssprache zu imitieren.
- Ellipsen können bestimmte Gefühle wie überschwängliche Freude, Schmerz oder Trauer zum Ausdruck bringen und machen die Sprache emotionaler.
- Durch Auslassungen können Wiederholungen vermieden werden. So wirkt der Sprachstil eleganter.
- Ellipsen können Handlungen schneller und Gespräche dynamischer wirken lassen.
- Häufig werden Ellipsen eingesetzt, um Gedankensprünge deutlich zu machen.
Welche Wirkungen Ellipsen konkret auf den Leser oder die Leserin haben und wie sie im Text genau zu verstehen sind, hängt im Einzelfall vom jeweiligen Text ab. Wenn du dir diese Grundsätzlichkeiten merkst, wird dir die Interpretation dieses Stilmittels aber deutlich leichter fallen.
Gut zu wissen
Auch wenn die Ellipse Satzteile auslässt, darf der Satz am Schluss nicht unlogisch klingen. Ist dies der Fall, handelt es sich nicht mehr um eine Ellipse, sondern um einen falsch konstruierten Satz.
Ähnliche Stilmittel
Die Sonderform der Ellipse ist die Aposiopese. Klingt nach Zungenbrecher, bezeichnet aber lediglich einen Satz, der nicht zu Ende gesprochen wird. Statt den Satz zu beenden, entsteht eine Gesprächspause, die durch drei Pünktchen oder einen Gedankenstrich gekennzeichnet ist.
Beispiel:
Wenn ich dich erwische…
Bei der Aposiopese wird der Satz also nicht beendet und die wesentliche Aussage weggelassen. Grund dafür kann zum Beispiel eine unausgesprochene Drohung sein. Wie bei der Ellipse wird aber nur so viel ausgelassen, dass der Leser oder die Leserin die Aussage des Satzes verstehen kann. Die Aposiopese will so zum Nachdenken anregen, Spannung erzeugen und es dem Leser oder der Leserin ermöglichen, die fehlende Aussage selbst zu vervollständigen.
Stilmittel | Erklärung | Beispiel |
---|---|---|
Ellipse | Auslassung von Satzteilen | Wer da? |
Aposiopese | ein Satz, der nicht zu Ende gesprochen wird |
Wenn ich dich erwische… |
Gut zu wissen
Das Gegenteil der Ellipse ist der Pleonasmus. Er lässt keine Informationen weg, sondern verdoppelt sie. Dadurch, dass Wörter mit der gleichen Bedeutung wiederholt werden, liefern pleonastische Ausdrücke überflüssige Informationen.
Beispiel:
tote Leiche -> Das Wort Leiche bezeichnet bereits einen toten Körper
weißer Schimmel -> Schimmel ist bereits die Bezeichnung für ein weißes Pferd.
FAQ: Häufige Fragen
Die Ellipse im Überblick
- Die Ellipse ist ein Stilmittel, das sich auf den Satzbau bezieht.
- Sie bezeichnet einen grammatikalisch unvollständigen Satz.
- Du erkennst eine Ellipse daran, dass grammatikalisch eigentlich notwendige Satzglieder wie das Prädikat oder das Subjekt fehlen.
- Ellipsen kommen zum Einsatz, um Aussagen und Inhalte zu betonen, hervorzuheben oder Sätze zu vereinfachen.
- Du findest Ellipsen nicht nur in der Literatur, sondern auch in der Werbung und in der Alltagssprache.
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