Expressionismus-Merkmale: Daran erkennst du diese Literaturepoche

Isolation, Orientierungslosigkeit und die Angst vor dem nahenden Weltenende: Das sind einige typische Expressionismus-Merkmale. | Foto: Renate Holzner / Getty Images
Expressionismus-Merkmale: düster und dystopisch
Ein großes Thema im Deutschunterricht der Oberstufe: Literaturepochen. Ob Romantik, Barock oder die Neue Sachlichkeit – jede Epoche hat ihre ganz eingenen Merkmale und Motive. Warum du die kennen solltest? Nur wenn du weißt, was für eine Epoche typisch ist und wie sie sich von anderen Epochen und ihren Merkmalen unterscheidet, ist eine Textanalyse möglich. Denn in dieser musst du nicht nur Merkmale erkennen und analysieren, sondern sie auch in ihren zeitgeschichtlichen Kontext einordnen. Und das geht nur, wenn du weißt, was in dieser Epoche los war und welche Mekrmale für sie charakteristisch sind.
In diesem Artikel schauen wir uns die Merkmale des Expressionismus an. Das war eine sehr spannende Epoche mit einem sehr düsteren und dystopischen Weltbild. Woher das kam und wie sich das in den Expressionismus-Merkmalen widerspiegelt, erklären wir dir hier.
Was ist der Expressionismus?
Um zu verstehen, was die Merkmale des Expressionismus sind, ist es zunächst wichtig, zu verstehen, was der Expressionismus eigentlich ist. Deswegen erstmal eine kurze Definition. Dafür musst du zunächst wissen: Wir sprechen hier von der Literaturepoche des Expressionismus, nicht vom Expressionismus in der Kunst.
Der Expressionismus folgt auf die Epoche des Naturalismus und war vor allem eines: expressiv. Das bedeutet ausdrucksstark und spiegelt sich schon im Namen wider: Der Begriff Expressionismus leitet sich von den lateinischen Wörtern "ex" und "premere", was übersetzt "ausdrücken" bedeutet. Und der Name war Programm: Den Vertretern und Vertreterinnen dieser Epoche ging es darum, Gefühle und das eigene Innenleben zum Ausdruck zu bringen. Dazu gingen sie literarisch ganz neue Wege, brachen mit Konventionen und experimentieren mit neuen Ausdrucksformen.
💡 Gut zu wissen:
Der Expressionismus fällt in die Zeit der Moderne und ist eine von vielen Strömungen dieser Zeit. So entwickelten sich etwa zeitgleich zum Beispiel auch Symbolismus, Dekadenz, Fin de siècle oder Authentizismus.
Von wann bis wann ging der Expressionismus?
Die Literaturepoche des Expressionismus lässt sich generell in zwei Phasen aufteilen: den Frühexpressionismus von circa 1905 bis 1914 und den Expressionismus von circa 1914 bis 1925. Damit folgt er auf die Epoche des Naturalismus und ist Teil der Moderne.
Die Moderne kannst du die als eine Art Überepoche vorstellen, die mehrere Unterepochen unter sich vereint. Deswegen verläuft der Expressionismus nicht isoliert, sondern zeitgleich mit anderen Strömungen. Die Moderne war eine Gegenbewegung zu Realismus (1848–1890) und Naturalismus (1880–1900) und von großen technischen Fortschritten geprägt. Neue Erkenntnisse und Entwicklungen sorgten für einen kompletten Umbruch in zahlreichen Lebensbereichen.
Worum geht es im Expressionismus?
Der Expressionismus ist eine Reaktion auf die gesellschaftlichen und politischen Strukturen und Ereignisse seiner Zeit. Er protestierte gegen das Bürgertum im Deutschen Kaiserreich, gegen die Industrialisierung und später auch gegen den Krieg. Anhand der Themen wird die Gliederung in Frühexpressionismus und Expressionismus deutlich.
Deswegen geht es im Expressionismus geht es um die Darstellung innerer Zustände. Die Autoren und Autorinnen wollten nicht, wie zuvor der Naturalismus, die äußere Wirklichkeit abbilden, sondern das Erleben und Empfinden des Einzelnen in einer sich schnell verändernden Welt, die die Menschen überforderte. Im Mittelpunkt steht daher häufig die Kritik an der modernen Gesellschaft, an Krieg, technologischem Fortschritt und dem Verlust echter Menschlichkeit. Der Expressionismus thematisiert oft den Zusammenbruch alter Werte und die Suche nach einem neuen Sinn oder einer geistigen Erneuerung. Die Literatur dieser Epoche ist geprägt von intensiven Bildern, starken Symbolen und einem oft radikalen Ausdruckswillen.
Weitere Literaturepochen
- Barock (1600–1750)
- Aufklärung (1720–1800)
- Empfindsamkeit (1740–1790)
- Sturm und Drang (1765–1790)
- Weimarer Klassik (1786–1831)
- Romantik (1795–1835)
- Biedermeier (1815–1848)
- Vormärz (1815–1848)
- Junges Deutschland (1830–1835)
- Realismus (1848–1890)
- Naturalismus (1880–1900)
- Moderne (1880–1920)
- Impressionismus (1890–1920)
- Symbolismus (1890–1920)
- Neue Sachlichkeit (1918–1933)
- Exilliteratur (1933–1945)
- Trümmerliteratur (1945–1950)
- Nachkriegsliteratur (1945–1990)
- Neue Subjektivität (1970er Jahre)
- Postmoderne Literatur (ca. 1989–2011)
- Gegenwartsliteratur (ab 1990)
Frühexpressionismus (1905-1914)
Der Frühexpressionismus ist eine Auseinandersetzung von hauptsächlich jungen, gebildeten Stadtbewohnern /-innen, die künstlerisch auf die tiefgreifenden Veränderungen ihrer Zeit reagierten. Das waren zu dieser Zeit vor allem die Industrialisierung und Verstädterung (Dazu weiter unten mehr).
Vorherrschend waren im Frühexpressionismus daher Themen wie Orientierungslosigkeit und Vereinsamung, der Verlust des Individuums und die Reizüberflutung, die durch das laute, schmutzige und anonyme Leben in der Stadt hervorgerufen wurde.
💡 Gut zu wissen
Die sich durch die Industrialisierung verändernden Strukturen in der Gesellschaft änderten auch das Selbstbild vieler Künstler /-innen und Autoren /-innen. Aus diesem Grund erlebte die Großstadtlyrik in dieser Zeit ihren Höhepunkt.
Der Expressionismus (1914-1925)
Das Jahr 1914 markiert eine Zäsur in der Weltgeschichte. Es ist das Jahr, in dem der Erste Weltkrieg ausbrach. Die Kriegserfahrungen prägten auch die Autoren und Autorinnen: Viele wurden im Krieg verwundet, verstümmelt oder getötet, andere waren durch den Krieg traumatisiert. Aus diesem Grund dominiert in dieser Phase das Thema Krieg.
Während des Krieges ging es vor allem um den Tod und die Angst vor dem nahenden Untergang. Nach Ende des Krieges im Jahr 1918 stand die Verarbeitung subjektiver Kriegserlebnisse im Mittelpunkt.
Das sind die Merkmale des Expressionismus
Diese Erfahrungen und äußeren Einflüsse schlagen sich deutlich in den Merkmalen des Expressionismus wiederzuerkennen. Die wichtigsten Motive sind
- Angst,
- Isolation und
- Tod sowie
- Enthumanisierung durch die Industrialisierung und
- der Verlust von Moralvorstellungen.
Die Anonymität der Großstadt ist ebenfalls ein zentrales Thema. Und, auch aus unserer Sicht heute sehr interessant: Durch die fortschreitende Technologisierung und die damit einhergehende Industrialisierung kamen nicht nur immer mehr Maschinen zum Einsatz. Der Mensch fühlte sich selbst zur Maschine degradiert und fürchtete, sein eigenes Ich zu verlieren.
Diese Themen fanden in der expressionistischen Literatur auf neuartige Weise Ausdruck. Denn der Expressionismus wollte mit Traditionen brechen und es anders machen als bisher. Deswegen folgen viele Werke keiner linearen Erzählung mehr, sondern wirken gelegentlich wirr zusammengefügt. Es hilft, sich das vorzustellen wie bei einem Film: Viele kurze Szenen werden mit harten Schnitten aneinandergefügt. Genau so kann es sich manchmal anfühlen, wenn man etwas aus der Epoche des Expressionismus liest. Oft gibt es auch keinen gleich erkennbaren Zusammenhang zwischen den einzelnen Bildern, Szenen und Sätzen. Das stellt die Isolation und Orientierungslosigkeit der Autoren und Autorinnen dar.
Wie wurden die Expressionismus-Merkmale sprachlich umgesetzt?
Wie bereits erwähnt, suchten die Autoren und Autorinnen nach neuen Ausdrucksformen. Typisch für die sprachliche Gestaltung expressionistischer Literatur sind daher die Aneinanderreihung von verschiedenen sprachlichen Bildern, genannt Reihungsstil. Hinzu kommen Neologismen, also Wortneuschöpfungen, und oft auch starke Übertreibungen. Ebenfalls typisch sind starke Farb- und Klangbilder, die Gefühle und innere Zustände intensiv ausdrücken sollen. Die Syntax, sprich der Satzbau, ist meist fragementarisch oder ungewöhnlich, zum Beispile weil Ellipsen eingesetzt werden oder die grundlegende deutsche Satzstruktur mit Subjekt, Prädikat und Objekt verändert wird.
Klassische Gedichtmerkmale wie Metrum, Kadenz oder Reimschema suchst du in expressionistischen Werken hingegen oft vergebens. Denn diese wurden von den Autoren /-innen bewusst ignoriert oder verfremdet. Besonders verbreitet war außerdem die Großstadtlyrik, die das meist trostlose Leben in der Stadt schildert.
Typische Stilmittel des Expressionismus
Stilmittel | Beschreibung | Beispiel/Wirkung |
---|---|---|
Neologismus | Wortneuschöpfungen | Ausdruck intensiver Gefühle, z. B. „Weltbrand“, „Seelenpanzer“ |
Metapher | bildhafte Sprache | Verdeutlichung innerer Zustände, z. B. „Der Mensch ist eine Glühbirne“ |
Personifikation | Vermenschlichung von Dingen oder abstrakten Begriffen | „Die Städte schreien“ – Verstärkung des emotionalen Ausdrucks |
Farbsymbolik | Einsatz auffälliger, oft kontrastierender Farben | Rot = Blut, Gewalt; Schwarz = Tod; vermittelt emotionale Intensität |
verstümmelte Syntax / Telegrammstil | kurze, oft unvollständige Sätze; Auslassung von Satzgliedern | z. B. „Stadt. Nacht. Licht. Schrei.“ – erzeugt Dynamik und Unruhe |
Anapher | Wiederholung am Satz- oder Versanfang | „Ich will… Ich will… Ich will…“ – Steigerung, Betonung |
Chiffre | Symbole mit oft undeutlicher, subjektiver Bedeutung | „Schwarze Sonne“ – erzeugt Mehrdeutigkeit und Interpretationsspielraum |
Groteske/Übersteigerung | Verzerrung der Realität ins Absurde oder Wahnartige | Ausdruck innerer Zerrissenheit oder Kritik an der Realität |
Onomatopoesie | Lautmalerei | „Krachen“, „Wummern“ – klangliche Verstärkung |
Oxymoron | Verbindung widersprüchlicher Begriffe | „süßer Schmerz“, „lebendiger Tod“ – Ausdruck innerer Konflikte |
Symbole | Verwendung starker, oft wiederkehrender Sinnbilder | z. B. Turm, Maske, Blut – tiefere Bedeutungsebenen |
Reihung/Aufzählung | Aneinanderreihung ähnlicher Begriffe ohne Konjunktionen (Asyndeton) | „Feuer, Blut, Tod, Wahnsinn“ – schafft Intensität und Dynamik |
💡 Gut zu wissen
Insgesamt wird die Sprache zum Mittel, um seelische Krisen, Angst vor dem Weltuntergang und Entfremdung drastisch, intensiv und ausdrucksstark zu vermitteln.
Zeitgeschichtlicher Kontext: Warum gerade diese Merkmale?
Falls du dich fragst: Warum sind gerade diese Merkmale typisch für diese Epoche? Das liegt im zeitgeschichtlichen Kontext. Literatur ist immer ein Spiegel ihrer Zeit. Das heißt, du kannst sie als direkte Reaktion auf das verstehen, was auf gesellschaftlicher, sozialer und politischer Ebene passiert. Um also zu verstehen, warum der Expressionismus durch Merkmale wie zum Beispiel Orientierungslosigkeit oder Untergangsstimmung geprägt ist, musst du dir anschauen, was damals so los war. Und das war zur Zeit des Expressionismus eine ganze Menge.
Die Jahre zwischen 1905 und 1925, in die der Expressionismus fällt, waren eine Zeit voller Umbrüche in Europa, nicht zuletzt wegen der starken politischen Spannungen, die 1914 zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs führten. Weitere prägende Veränderungen dieser Zeit waren die Urbanisierung sowie die Industrialisierung und das Ende des Kaiserreiches. Was das genau ist und wie es sich im Expressionismus niederschlägt, schauen wir uns im Folgenden an.
Der Erste Weltkrieg
Das noch junge 20. Jahrhundert verzeichnete am 28. Juli 1914 den Beginn eines weltverändernden und folgenschweren Ereignisses: den Ersten Weltkrieg. Dieser war nicht nur sehr langwierig, weil er erst im Jahr 1918 endete. Es war auch der erste Krieg, in dem Waffen wie Granaten, Maschinengewehre und Giftgas zum Einsatz kamen und zu einem ganz neuen Maß an Leid und Brutalität führten.
Die Folge war eine tief traumatisierte Gesellschaft, deren anfangs noch euphorische Kriegsbegeisterung angesichts hoher Opferzahlen und verstümmelter Kriegsheimkehrer in Desillusionierung und Überforderung umschlug. Das beeinflusste auch den Expressionismus und seine Autoren /-innen. Nicht nur der Krieg an sich, sondern auch seine Folgen lassen werden in vielen Werken dieser Epoche thematisiert. Hatten während des Krieges viele Autoren /-innen zum Pazifismus aufgerufen oder den Aufbruch zu etwas Neuem zu beschreiben, schilderten sie nach dem Krieg das Erlebte an der Front.
Das Ende des Kaiserreichs
Der Krieg hinterließ in der deutschen Gesellschaft nicht nur ein tiefes Trauma. Er wirkte sich auch auf die Herrschaftsform aus. Denn das Ende des Kriegs war auch das Ende des Kaiserreichs. Nach Streiks, Meutereien und innenpolitischem Widerstand floh der letzte deutsche Kaiser, Wilhelm II., zunächst nach Holland ins Exil, ehe er am 9. November 1918 abdankte. Damit war Deutschland keine Monarchie mehr, sondern bekam erstmals eine demokratische Gesellschaftsordnung.
Doch die Weimarer Republik hatte es schwer und war von Anfang an sehr instabil. Nicht nur dass die im Versailler Vertrag festgelegten Gebietsabtretungen und Reparationszahlungen als demütigend empfunden wurden. Auch Hunger, Krankheiten, Wohnungsnot und eine hohe Arbeitslosigkeit waren Folgen des Krieges. Eine hohe Inflation machte aus Gütern des täglichen Bedarfs Luxusartikel und führte dazu, dass Menschen auf den Straßen verhungerten. Die Vorteile einer Demokratie war für die Menschen aufgrund des eigenen Elends nicht erkennbar und so sehnten sie sich nach der alten Ordnung und der Monarchie zurück.
Urbanisierung und Industrialisierung
Gleichzeitig zur neuen Gesellschaftsordnung prägten noch weitere massive Veränderungen das Leben der Menschen: Urbanisierung und Industrialisierung. Der technische Fortschritt setzt die Industrialisierung in Gang, immer mehr Maschinen kommen zum Einsatz, was dazu führt, dass auf dem Land immer mehr Arbeit wegfällt. Es kommt zur sogenannten Landflucht. Die Menschen ziehen in die immer größer werdenden Städte, weil sie hoffen, dort Arbeit zu finden.
Da die Bevölkerung in den Städten aber so schnell wuchs, fanden nicht alle dort auch Arbeit und Wohlstand. Vielmehr vergrößerte sich die Schere zwischen Arm und Reich immer mehr. Armut und Massenverelendung waren die Folge und prägten das Stadtleben. Denn auch die Menschen, die Arbeit hatten, arbeiteten unter zum Teil menschenunwürdigen Bedingungen in Fabriken. Arbeitssicherheit oder Abreitsschutz gab es damals nicht, Kinderarbeit war völlig normal und die Löhne waren gering. Diese Missstände bezeichnete man als "Soziale Frage".
Expressionismus-Merkmale und ihr historischer Kontext
Merkmal | historischer Kontext |
---|---|
Angst und Isolation | Industrialisierung und massive gesellschaftliche Veränderungen |
Tod | der Erste Welktrieg |
Angst vor dem Weltenende | der Erste Welktrieg |
Enthumanisierung der Menschen | Industrialisierung |
Anonymität | Leben in der Großstadt |
der Mensch als Maschine | Industrialisierung |
Angst vor Identitätsverlust | Industrialisierung |
Mehr über den Expressionismus
Alles, was du über die Epoche des Expressionismus wissen musst, kannst du ausführlich in unserm Artikel übder den Expressionismus in der Literatur nachlesen. Außerdem zeigen wir dir, wie du Expressionismus-Gedichte erkennen und die hier erläuterten Merkmale analysieren und interpretieren kannst. Und auch zum Thema Großstadtlyrik haben wir umfassende Infos und Beispiele für dich.

Expressionismus in der Literatur: Die wichtigsten Merkmale (1905–1925)
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So viel zur Theorie. Die große Frage ist jetzt natürlich: Wie kannst du dieses Wissen in deiner Textanalyse anweden? In einer Deutschklausur geht es ja nicht nur darum, die Merkmale einer Epoche aufzuzählen. Vielmehr musst du sie im Text erkennen und dann analysieren und interpretieren. Das ist natürlich um so einfacher, je besser du dich mit einer Epoche auskennst.
Ganz wichtig also: Mache dich mit der Epoche vertraut. Was sind ihre Merkmale und Themen? Welche Motive und sprachlichen Mittel kommen besonders häufig vor? Und vor allem: Was ist der zeitgeschichtliche Kontext? Nur wenn du weißt, was die Menschen damals beschäftigte, was gesellschafltlich und politisch los war und welches Weltbild die Menschen hatten, bist du in der Lage, das Werk in seinen Kontext einzubetten, den Inhalt in seiner Tiefe zu verstehen und die Stilmittel richtig zu deuten. Darüber hinaus haben wir im Folgenden noch ein paar weitere Tipps für dich, die dir bei deiner Interpretation helfen:
Tipp | Was tun? | Worauf achten? |
---|---|---|
Gründlich lesen | Achte auf den ersten Eindruck: Welche Emotionen löst der Text aus? | Häufig: Angst, Entfremdung, Chaos, innerer Konflikt, apokalyptische Visionen |
Markieren | Achte auf epochentypische Stilmittel wie Metaphern, Symbole, Vergleiche und Farbwörter. | Bsp.: „blutroter Himmel“, „zersplitterte Seele“, „die Stadt stöhnt“ |
Satzbau | Du weißt, dass die Sätze im Expressionismus kurz, abgehackt und/oder unvollständig sind. | Telegrammstil, Ellipsen, Ausrufe – oft zur Steigerung von Dramatik |
Wortwahl | Gibt es viele Neologismen oder abstrakte Begriffe? | z. B. erfundene Worte, Übersteigerungen, Wörter mit starker emotionaler Wirkung |
Untersuche das Ich | Im Expressionismus geht es um das eigene Ich und dessen subjektive Gefühle. Schau dir also das lyrische Ich an: Wie wird es dargestellt? Welche Gefühle und Wahrnehmungen äußert es? | häufig zerrissen, entfremdet, überfordert – Ich-Zerfall als zentrales Thema |
Kontextualisierung | Ordne das Werk ein: Frühexpressionismus oder Expressionismus? Welche historischen Ereignisse klingen an? | Themen wie Krieg, Großstadt, Technisierung, Identitätsverlust spielen oft eine Rolle |
Intention | Was will der Text ausdrücken oder kritisieren? | Typisch Expressionismus: Kritik an Gesellschaft, Krieg, Entmenschlichung; Suche nach Wahrheit und Tiefe |
Gut zu wissen
Was du dir außerdem merken solltest:
- Schreibstil: Meist intensiv, provokativ, visionär – selten nüchtern oder realistisch
- Typische Themen: Krieg, Großstadt, Angst, Tod, Wahnsinn, Ich-Krise, Apokalypse
- Typische Autoren: Georg Heym, Jakob van Hoddis, Gottfried Benn, Else Lasker-Schüler, Georg Trakl
Hast du das im Hinterkopf, bringst du viel Vorwissen mit und musst nicht komplett bei null anfangen. Das macht die Analyse viel einfacher, weil du im Prinzip ja schon weißt, wonach du suchen musst.
FAQ: Häufige Fragen
Die Expressionismus-Merkmale im Überblick
- Zeitliche Einordnung: ca. 1910–1925 als Reaktion auf Industrialisierung, Urbanisierung und die Krisen der Moderne (besonders Erster Weltkrieg)
- Zentrale Themen: Krisenbewusstsein, Ich-Zerfall, Großstadtangst, Krieg, Tod, Weltuntergang, Entfremdung vom Menschen und der Natur
- Sprache und Stil: intensiv, bildhaft, experimentell – geprägt von Metaphern, Neologismen, Ellipsen, starker Symbolik und oft dystopischer Bildsprache
- Ziel der Autoren /-innen: Ausdruck innerer Zustände, Protest gegen gesellschaftliche Zustände, Kritik an Fortschrittsgläubigkeit, Suche nach dem „wahren Ich“
- Wichtige Vertreter /-innen: Georg Heym, Gottfried Benn, Georg Trakl, Else Lasker-Schüler, Jakob van Hoddis, Franz Werfel, Alfred Döblin
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