So schreibst du eine textgebundene Erörterung

Elena Weber

Textgebundene Erörterung: Alles, was du wissen musst

Eine textgebundene Erörterung ist eine besondere Form der Argumentation. | Foto: insta_photos / Getty Images

Textgebundene Erörterung: eine Art der Argumentation

In einer Erörterung setzt du dich kritisch mit einem bestimmten Thema oder einem konkreten Sachverhalt auseinander. Dazu beleuchtest du verschiedene Ansichten, führst Argumente dafür und dagegen an und wägst diese dann gegeneinander ab. Auf dieser Grundlage wählst du am Ende deinen Standpunkt und ziehst ein Fazit. Doch nicht jede Art der Erörterung ist so aufgebaut. Denn es gibt verschiedene Arten der Erörterung. Eine davon, die dir vor allem in der Oberstufe oft begegnet, ist die textgebundene Erörterung. Was sie ausmacht, wie du eine textgebundene Erörterung schreibst und worauf du achten musst – all das haben wir dir hier zusammengestellt.

Definition: Das ist eine textgebundene Erörterung

Insgesamt kannst du zwischen drei verschiedenen Arten der Erörterung unterscheiden: der linearen Erörterung, der dialektischen Erörterung und der textgebundenen Erörterung. Die textgebundene Erörterung ist, der Name verrät es dir schon, immer an einen Text gebunden. Das bedeutet, du hast einen Ausgangstext, in dem der Autor oder die Autorin sich mit einem bestimmten Thema argumentativ auseinandersetzt und dabei einen bestimmten Standpunkt vertritt. Oft handelt es sich dabei um Zeitungsartikel oder Sachtexte. In der textgebundenen Erörterung ist es deine Aufgabe, die Argumentationsstruktur des Verfassers oder der Verfasserin darzulegen, herauszuarbeiten, welchen Standpunkt er oder sie auf welche Weise vertritt und dann auf dieser Grundlage deine eigene Meinung zum Thema zu ergänzen.

Lineare Erörterung

Mit dieser Ausrichtung unterscheidet sich die textgebundene Form der Erörterung sehr von der linearen Erörterung. Diese gibt dir eine zentrale Fragestellung vor, zu der du dann Argumente dafür oder dagegen sammeln und darlegen musst. Die Gegenargumente zu deiner Position lässt du dabei außen vor. Bei einer linearen Erörterung handelt es sich somit um eine einseitige Argumentation, die bewusst eine Seite der Argumentation auslässt, um so den Leser oder die Leserin vom eigenen Standpunkt zu überzeugen.

Dialektische Erörterung

Auch die dialektische Erörterung ist frei von einer Textvorgabe. Sie ist jedoch komplexer und anspruchsvoller als die lineare Erörterung, da du hier nicht einseitig argumentieren, sondern sowohl die Pro- als auch die Kontra-Seite mit einbeziehen und gegeneinander abwägen musst. Das argumentative Niveau ist hier somit wesentlich höher als in der linearen Erörterung.

Die drei Arten der Erörterung

Art Erklärung
Textgebundene Erörterung auf Grundlage eines argumentativen Textes
Lineare Erörterung Fokus auf eine Position 
Dialektische Erörterung Abwägung von Pro- und Contraargumenten

Weitere Infos

Noch mehr Infos über die verschiedenen Arten der Erörterung findest du hier:

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Eine textgebundene Erörterung schreiben: die Vorarbeit

Eine textgebundene Erörterung zu schreiben, ist eine komplexe Aufgabe, die einiges an Vorarbeit von dir verlangt. Bevor du also mit dem Schreiben loslegst, solltest du deinen Text vorbereiten. Dabei hilft dir folgende Checkliste:

  1. Aufgabenstellung lesen ✔️
  2. Text sorgfältig lesen ✔️
  3. Argumentation herausarbeiten ✔️
  4. Stellung zum Text beziehen ✔️
  5. eigene Argumente überlegen ✔️

Hast du diese Punkte abgearbeitet, hast du eine Basis gelegt und kannst mit der eigentlichen Schreibarbeit beginnen.

1. Aufgabenstellung lesen

Es klingt total logisch, wird aber gerne mal vernachlässigt: Bevor du dich überhaupt mit dem Text befasst, musst du die Aufgabenstellung lesen – und zwar richtig lesen. Einmal überfliegen reicht nicht. Lies die Aufgabe in Ruhe durch und mache dir dabei bewusst, was genau von dir verlangt wird. Nicht selten schreiben Schülerinnen oder Schüler an der Aufgabe vorbei, weil sie nicht richtig oder gar nicht gelesen haben, was sie eigentlich machen sollen.

2. Text sorgfältig lesen

Auch dieser Schritt ist eigentlich total klar, wird aber ebenfalls oft ein bisschen verschlampt: den Text sorgfältig lesen. Das bedeutet, dass du dir den Text mehrfach gründlich durchliest und dabei wichtige Stellen und Schlüsselbegriffe markierst. Um die Struktur des Textes zu erfassen, empfiehlt es sich zudem, den Text in Sinnabschnitte zu gliedern und diesen kurze Überschriften zu geben. So weißt du später noch, worum es in den einzelnen Abschnitten geht.

3. Argumentation herausarbeiten

Da du auf Grundlage eines Textes erörtern sollst, ist es von zentraler Bedeutung, dass du die Argumentationsstruktur des Textes erfasst. Sieh dir dazu genau an…

  • … welche Argumente der Autor oder die Autorin benutzt.
  • … wie er oder sie seine Argumente aufbaut.
  • … welche Argumenttypen er benutzt.
  • … welche sprachlichen Auffälligkeiten dir ins Auge stechen.
  • … wie der Sprachstil ist.

Das alles musst du noch nicht ausformulieren, sondern du kannst es dir markieren und als kurze Notiz an den Rand schreiben.

4. Stellung beziehen

Da es nicht nur um den Standpunkt des Autors oder der Autorin, sondern im weiteren Verlauf auch um deine eigene Meinung geht, solltest du dir bereits jetzt überlegen, welche Position du gegenüber dem Artikel vertrittst. Dabei hast du drei Möglichkeiten. Du kannst

  1. zustimmen,
  2. teilweise zustimmen oder
  3. nicht zustimmen.

Welche Meinung du tatsächlich vertrittst, ist egal. Wenn dir zu einer Position die besseren Argumente einfallen oder du zu dem Thema eigentlich keine Meinung hast, aber ja etwas schreiben musst, kannst du auch lügen. Dein Lehrer oder deine Lehrerin darf dir keine schlechtere Note geben, weil er oder sie eine andere Meinung hat. Es geht einzig um die Qualität deiner Argumentation.

5. Argumente sammeln

Davon ausgehend sammelst du nun deine Argumente: Stimmst du dem Verfasser oder der Verfasserin zu, suchst du nach weiteren Argumenten, die diese Position stärken. Vertrittst du eine andere Meinung, sammelst du überzeugende Gegenargumente, mit denen du den Standpunkt widerlegen kannst. Bist du nur teilweise der gleichen Meinung, sammelst du sowohl Pro- als auch Contraargumente.

Die Gliederung einer textgebundenen Erörterung

Du kennst es bereits aus anderen Textanalysen wie Gedichtanalysen, Interpretationen oder Sachtextanalysen: Du gliederst deinen Text immer in Einleitung, Hauptteil und Schluss. Das gilt auch für die textgebundene Erörterung.

1. Einleitung

Die Einleitung führt zum Thema hin und beinhaltet die wichtigsten Informationen zum Text. In ein bis zwei Sätzen nennst du Titel, Textsorte, Thema, Autor und Erscheinungsdatum sowie das Medium, in dem der Text erschienen ist. Das können zum Beispiel Zeitungen, Magazine oder Internetseiten sein. Auch der Anlass der Veröffentlichung, etwa ein aktuelles Ereignis, ist Teil der Einleitung.

Hierzu ein fiktives Beispiel: Wie zeitgemäß ist das deutsche Schulsystem? Mit dieser Frage beschäftigt sich Farhad Nazari in seinem Artikel "Lernen wie vor 50 Jahren" anlässlich des wiederholt schlechten Abschneidens deutscher Schülerinnen und Schüler in der aktuellen Pisa-Studie. In seinem Artikel, der am 07. Dezember 2023 auf Spiegel online erschien, kritisiert er das deutsche Schulsystem und zeigt anhand von Beispielen aus Estland und Finnland, wie veraltet und reformbedürftig das deutsche Bildungssystem ist. 

2. Hauptteil

Der Hauptteil besteht aus drei Teilen:

  1. kurze Wiedergabe des Textes
  2. Herausarbeiten der Argumentationsstruktur
  3. Darlegung deiner eigenen Position

Du beginnst zunächst mit einer kurzen Inhaltsangabe. Dann gehst du auf die Argumentationsstruktur des Textes ein und zeigst, welche Argumente und Argumenttypen der Autor oder die Autorin benutzt. Achte dabei darauf, Zeilenangaben zu verwenden und Zitate entsprechend kenntlich zu machen. Wichtig ist außerdem, dass du die verschiedenen Argumenttypen kennst und benennen kannst. Du solltest also wissen, was 

ist und außerdem auch Faktenargumente, Plausibilitätsargumente und indirekte Argumente erkennen können. Außerdem solltest du darlegen können, was die Wahl bestimmter Argumenttypen über die Argumentationsstrategie des Verfassers oder der Verfasserin aussagt.

Gut zu wissen

Eine textgebundene Erörterung ist keine Sachtextanalyse. Zwar analysierst du in der textgebundenen Erörterung Inhalt und Aufbau eines Sachtextes. Eine detaillierte sprachliche Analyse findet hier aber nicht statt. Auf rhetorische Mittel musst du somit nicht achten. 

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Alles zu den verschiedenen Argumenttypen kannst du hier ausführlich nachlesen.

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Dann folgt deine eigene Meinung. Dieser Teil der Erörterung wird auch als kritische Stellungnahme bezeichnet. In der Aufgabenstellung heißt es oft "Nimm kritisch zur Position des Autors oder der Autorin Stellung". Wie oben bereits erwähnt, kannst du dem Autor oder der Autorin zustimmen, teilweise zustimmen oder widersprechen.

Möglichkeit Position Argumentationsweise
Möglichkeit 1 zustimmen Argumente finden, die die Positon weiter untermauern
Möglichkeit 1 widersprechen Gegenargumente aufzeigen
Möglichkeit 3 teilweise zustimmen Argumente für und gegen die Position abwägen

Gut zu wissen

Ein Argument besteht immer aus drei Bestandteilen: Behauptung, Begründung und Beispiel. Die Behauptung stellt eine These auf, die Begründung liefert die Erklärung und das Beispiel veranschaulicht die von dir aufgestellte Behauptung.

3. Schluss

Der Schlussteil rundet deine textgebundene Erörterung ab. Hier fasst du noch einmal kurz die wichtigsten Aspekte deiner Argumentation zusammen und nimmst noch einmal klar Stellung. Außerdem bewertest du den Text des Autoren oder der Autorin kritisch, indem du seine oder ihre Argumentation nach

  • Überzeugungskraft,
  • Logik und
  • Qualität der Argumente 

beurteilst. Versuche abschließend noch einen passenden Schlusssatz zu finden, in dem du zum Beispiel einen kurzen Ausblick in die Zukunft gibst, einen Lösungsvorschlag lieferst oder einen Aufruf an die Leser und Leserinnen einbaust.

Tipps für deine Erörterung

Das Verfassen einer textgebundenen Erörterung ist eine komplexe Schreibaufgabe. Damit du dich nicht verzettelst, haben wir hier ein paar hilfreiche Tipps für dich:

  • Strukturiere deinen Text und gehe chronologisch durch den Text.
  • Schreibe im Präsens.
  • Belege deine Aussagen mit Zeilenangaben.
  • Achte darauf, richtig zu zitieren.
  • Kontrolliere Rechtschreibung und Zeichensetzung.
  • Trenne zwischen deiner eigenen Meinung und der Position des Autors oder der Autorin.
  • Benutze nicht nur direkte Zitate, sondern auch indirekte. Dafür verwendest du den Konjunktiv.

Und ein ebenfalls wichtiger Punkt: Eine überzeugende Argumentation lebt von einer abwechslungsreichen Sprache. Achte also auf verschiedene Satzanfänge, die Verwendung von Haupt- und Nebensätzen sowie passende Überleitungen.

FAQ: Häufige Fragen

Wie schreibe ich eine textgebundene Erörterung?

Eine textgebundene Erörterung basiert auf einem Text, in dem der Autor oder die Autorin zu einem bestimmten Sachverhalt Stellung bezieht. In der textgebundenen Erörterung gehst du auf diese Position ein und zeigst auf, welche Argumentationsstruktur er oder sie verwendet. Dann nimmst du selbst Stellung zur Meinung des Verfassers oder der Verfasserin, indem du seiner oder ihrer Meinung zustimmst, teilweise zustimmst oder widersprichst. Im Schlussteil bewertest du die Argumentationsweise des Autors oder der Autorin.

Wie schreibe ich eine richtig gute Erörterung?

Eine richtig gute Erörterung lebt von der Qualität der Argumentation. Im ersten Schritt solltest du dir somit starke Argumente für oder gegen das Thema überlegen. Dann geht es an den Aufbau. Das höchste argumentative Niveau erreichst du mit einer dialektischen Erörterung, in der du Pro- und Contraargumente gegeneinander abwägst. Damit zeigst du, dass du einen Sachverhalt von mehreren Seiten betrachten kannst und auch mit Argumenten umgehen kannst, die gegen deine eigene Position gehen. Die Wahl deiner Argumente sollte ausgewogen sein, du solltest also verschiedene Argumenttypen wie das Autoritätsargument, das analogisierende Argument und das normative Argument in deine Erörterung einbauen. Außerdem wichtig: deine Sprache. Je abwechslungsreicher sie ist, desto lebendiger wirkt deine Argumentation.

Auf was muss man bei einer Erörterung achten?

Bei einer Erörterung solltest du vor allem darauf achten, dass deine Argumente überzeugend sind. Ein Argument besteht immer aus drei Bestandteilen: Behauptung, Begründung und Beispiel. Die Behauptung stellt eine These auf, die Begründung liefert die Erklärung und das Beispiel veranschaulicht die von dir aufgestellte Behauptung. Darüber hinaus solltest du auf einen verständlichen Aufbau und die sprachliche Gestaltung achten.

Die textgebundene Erörterung im Überblick

  • Eine textgebundene Erörterung ist eine besondere Form der Erörterung.
  • Sie basiert immer auf einer Textgrundlage.
  • Du verarbeitest darin nicht nur deine eigene Meinung zu einem Thema, sondern musst auch die Position eines anderen berücksichtigen.
  • Aus diesem Grund geht es in einer textgebundenen Erörterung zunächst darum, die Argumentation des Autors oder der Autorin darzulegen.
  • Im nächsten Schritt geht es dann darum, dass du zum Standpunkt der Verfasserin oder des Verfassers Stellung beziehst und eigene Argumente anführst, die seiner oder ihrer Ansicht widersprechen, zustimmen oder teilweise zustimmen.
  • Achte bei einer textgebundenen Erörterung auf einen strukturierten Aufbau und deine eigene sprachliche Gestaltung.
  • Eine textgebundene Erörterung ist nicht mit einer Sachtextanalyse gleichzusetzen.

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