Lineare Erörterung: So gelingt deine Argumentation
Bei einer linearen Erörterung kommt es auf gute Argumente an. | Foto: nicomenijes / Getty Images
Die linerare Erörterung: der Klassiker
Eine Erörterung schreiben ist eine Aufgabe, die dich in deiner Deutschklausur öfter erwartet. Doch nicht jede Erörterung erfolgt nach dem gleichen Schema. Denn es gibt verschiedene Arten der Erörterung. Die erste Form der Erörterung, die dir in der Schule begegnet, ist die lineare Erörterung. Sie ist sozusagen der Klassiker unter den Erörterungen. Was genau eine lineare Erörterung ist, wie sie aufgebaut ist und was eine gute Argumentation ausmacht – all das erfährst du hier.
Inhaltsverzeichnis
Definition: Das ist eine lineare Erörterung
Bei einer linearen Erörterung handelt es sich um einen argumentativen Text, in dem du dich kritisch mit einem bestimmten Thema auseinandersetzt und dazu Stellung beziehst. Eine lineare Erörterung gibt dir die Fragestellung, zu der du argumentieren sollst, vor. Für die Argumentation entscheidest du dich für die Pro- oder die Kontraseite. Das bedeutet, du sammelst Argumente dafür oder dagegen. Die andere Seite lässt du außen vor. Eine lineare Erörterung ist somit eine einseitige Erörterung, bei der es nicht darum geht, Argumente für und gegen eine Sache abzuwägen, sondern sich für einen Standpunkt zu entscheiden und diese Position möglichst überzeugend darzustellen.
Dialektische Erörterung
Die dialektische Erörterung ist deutlich umfangreicher als die lineare. Bei ihr sammelst du nicht nur Argumente für eine Seite, sondern für beide. Du wägst Pro- und Kontraargumente gegeneinander ab und zeigst damit, dass du einen Sachverhalten von beiden Seiten betrachten und passende Argumente dafür und dagegen finden kannst.
Textgebundene Erörterung
Bei einer textgebundenen Erörterung arbeitest du auf Grundlage eines argumentativen Textes, beispielsweise eines Zeitungsartikels. Zunächst ist es deine Aufgabe, die Argumentationsstruktur dieses Textes aufzuzeigen. Dann beziehst du zur Position des Autors oder der Autorin Stellung und führst entsprechende Argumente an. Am Ende ziehst du dann ein Fazit über die Argumentation des Textes.
Die drei Arten der Erörterung
Art | Erklärung |
---|---|
Lineare Erörterung | einseitig, Fokus auf Pro oder Kontra |
Dialektische Erörterung | Abwägung von Pro- und Kontraargumenten |
Textgebundene Erörterung | auf Grundlage eines argumentativen Textes |
Weitere Infos
Wenn du mehr über die verschiedenen Arten der Erörterung nachlesen möchtest, findest du alle wichtigen Infos hier:
Eine Erörterung schreiben: Darauf kommt es an
Jetzt lesenDie dialektische Erörterung: Alles zu Aufbau und Argumentation
Jetzt lesenSo schreibst du eine textgebundene Erörterung
Jetzt lesenVorarbeit: So fängst du an
Das oberste Ziel einer Erörterung ist: Sie muss überzeugend sein. Starke, aussagekräftige Argumente sind somit ganz zentral für die Qualität deiner Argumentation. Bevor du also die Fragestellung liest und direkt drauf los schreibst, solltest du dir Zeit nehmen, um dir Gedanken darüber zu machen, welche Meinung du vertrittst und welche Argumente dir zu diesem Thema einfallen.
Übrigens: Du darfst auch lügen. Es kann durchaus passieren, dass du ein Thema vorgegeben bekommst, zu dem du nicht wirklich eine Meinung hast. Entscheide dich dann einfach für die Seite, zu der dir die besseren Argumente einfallen. Dein Lehrer oder deine Lehrerin darf deine Meinung nicht bewerten, sondern nur wie überzeugend du sie darstellst.
Argumente finden
Ein Argument besteht aus den drei Bs: Behauptung, Begründung und Beispiel. Die Behauptung stellt eine These auf, die Begründung liefert die Erklärung und das Beispiel veranschaulicht deine These. Bei der Suche nach Argumenten solltest du also zunächst sicherstellen, dass die drei Bs erfüllt sind. Dazu machst du am besten erst einmal ein Brainstorming und schreibst auf, welche Pro- oder Kontraargumente dir einfallen. Im nächsten Schritt überlegst du dir dann, wie du begründen kannst und welche anschaulichen Beispiele dir einfallen.
Behalte dabei immer im Hinterkopf: Du möchtest andere von deinem Standpunkt überzeugen. Berücksichtige daher auch die verschiedenen Argumenttypen:
- Autoritätsargument
- normatives Argument
- analogisierendes Argument
- Plausibilitätsargument
- Faktenargument
- indirektes Argument
Der Einsatz verschiedener Formen von Argumenten macht deine Erörterung nicht nur überzeugender und abwechslungsreicher, sondern wirkt sich auch auf die Gestaltung aus. Denn eine variantenreiche Argumentationsstruktur macht deine Argumentation lebendig. Außerdem unterstreicht sie, dass du dich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt hast.
Weitere Infos
Weiterführende Infos, Erklärungen und Beispiele für die verschiedenen Argumenttypen haben wir hier für dich zusammengestellt:
Autoritätsargument: Was es ist und wie du es erkennst
Jetzt lesenNormatives Argument: Was es ist und wofür du es brauchst
Jetzt lesenAnalogisierendes Argument einfach erklärt
Jetzt lesenArgumente auswählen
Hast du Argumente gesammelt, geht es im nächsten Schritt darum, die Argumente auszuwählen und für die Verschriftlichung vorzubereiten. Oft gibt die Aufgabenstellung vor, wie viele Argumente du in deiner linearen Erörterung unterbringen sollst. Ist das nicht der Fall, solltest du mindestens drei für deine Argumentation nutzen, besser, da aussagekräftiger, sind mindestens fünf.
Sortiere deine Argumente nach ihrer Überzeugungskraft und nummeriere sie nach Wichtigkeit. Diese Reihenfolge brauchst du gleich für deinen Text.
Die Vorarbeit im Überblick:
- Dich für Pro oder Kontra entscheiden ✔️
- Argumente sammeln ✔️
- Argumente auswählen ✔️
- Argumente nach Wichtigkeit sortieren ✔️
Diese Vorarbeit ist das Gerüst, auf das du dich beim Verfassen deines Textes stützen kannst. Zwar fällt einem beim Schreiben oft noch die ein oder andere Ergänzung ein. Je sorgfältiger du aber in der Vorarbeit bist, desto leichter wird es, den Text zu schreiben.
Gliederung: So baust du deine lineare Erörterung auf
Ist die Vorarbeit erledigt, kannst du mit dem Schreiben beginnen. Dabei hast du ein Schema, an dem du dich orientieren kannst, denn eine lineare Erörterung hat einen genau festgelegten Aufbau, der sich in Einleitung, Hauptteil und Schluss gliedert.
Der Aufbau einer linearen Erörterung sieht so aus:
- Einleitung: Hinführung zum Thema
- Hauptteil: These (Behauptung)
2.1 schwächstes Argument
2.2 mittleres Argument
2.3 stärkstes Argument - Schluss: eigene Position, Schlussgedanke
Verwendest du mehr als drei Argumente, baust du sie entsprechend ihrer Gewichtung an passender Stelle ein.
Einleitung
Die Einleitung ist der Einstieg in deine Erörterung und hat vor allem zwei Aufgaben:
- ins Thema einführen
- Die Neugier des Lesers oder der Leserin wecken.
Um diese Aspekte zu erfüllen, solltest du in deiner Einleitung formulieren, worum es geht und warum dieses Thema gerade besonders wichtig oder interessant ist. Dazu kannst du zum Beispiel auf ein aktuelles Ereignis verweisen oder mit einem passenden Zitat einsteigen. Zur Einführung der eigentlichen Fragestellung bietet es sich an, eine Frage zu stellen, z.B. Daher stellt sich die Frage… .
Die Einleitung einer linearen Erörterung könnte zum Beispiel so aussehen: Mobbing und Machtmissbrauch - diese Vorwürfe werden aktuell gegen die Streamerin und Influencerin Anni The Duck erhoben. Und sie klicken sich gut. Live Reaction-Videos erreichen millionenfache Aufrufe. Doch handelt es sich dabei noch um eine objektive Auseinandersetzung oder reines Clickbaiting? Fest steht: Reaction Videos sind fester Bestandteil der Internetkultur. Daher stellt sich die Frage: Können Reactions einen positiven Beitrag zu Meinungsbildung und Streitkultur leisten?
Hauptteil
Nachdem du deine Einleitung abgeschlossen hast, formulierst du deine These. Damit beginnt die eigentliche Argumentation. Sie besteht aus den Argumenten, die du zuvor gesammelt und gewichtet hast. Du beginnst also mit dem aus deiner Sicht schwächsten Argument und arbeitest dich bis zum stärksten vor. Das hat einen einfachen Grund: Das, was am Schluss steht, merken sich die Leserinnen und Leser besser. Daher ist es sinnvoll, am Schluss das stärkste Argument zu bringen, schließlich möchtest du andere ja von deiner Meinung überzeugen.
Du solltest die Argumente jedoch nicht einfach nur aneinanderreihen. Wichtig ist, dass du Überleitungen und Verknüpfungen nutzt, um deine Erörterung zu strukturieren, deinen Gedankengang nachvollziehbar und deine Argumentation auch sprachlich überzeugend zu gestalten.
Schluss
Der Schluss rundet deine Erörterung ab. Er fasst die wichtigsten Punkte noch einmal knapp zusammen und formuliert ein Fazit, in dem du noch einmal deine persönliche Meinung nennst. Diese bekommt noch mehr Gewicht, wenn du sie mit einem Ausblick oder einem Lösungsvorschlag verbindest und einen Bezug zur Einleitung herstellst.
Der Schluss deiner linearen Erörterung könnte zum Beispiel so aussehen: Abschließend lässt sich sagen, dass Reaction Videos auf jeden Fall einen positiven Beitrag zu Meinungsbildung und Streitkultur leisten können, weil sie viele Menschen erreichen und den Austausch bereichern. Sie können vor allem junge Leute dazu ermutigen, sich mit Themen kritisch auseinanderzusetzen und zeigen, dass es wichtig ist, Stellung zu beziehen und sich intensiv mit Themen zu beschäftigen. Das sind wichtige Fähigkeiten, um sich im Internet und in den sozialen Medien zurechtzufinden.
Formulierungshilfen
Eine gelungene Erörterung lebt auch von ihrer sprachlichen Gestaltung. Die folgenden Formulierungshilfen kannst du verwenden, um deine Argumentation auf ein überzeugendes sprachliches Niveau zu bringen.
Verknüpfungswörter | Überleitungen | eigene Meinung |
---|---|---|
Einerseits, andererseits | Ein weiterer wichtiger Punkt ist… | Aus diesem Grund bin ich der Meinung… |
daher, deswegen, aus diesem Grund | Das wichtigste Argument für/gegen xy ist… | Abschließend lässt sich festhalten, dass… |
außerdem, des weiteren, ferner, darüber hinaus, zusätzlich | Hinzu kommt, dass… | Auf Grundlage der angeführten Argumente ist eindeutig, dass… |
obwohl, während | Außerdem ist zu bedenken… | Somit kann ich mich nur für/ gegen x/y aussprechen. |
Weitere Tipps für deine lineare Erörterung
In einer linearen Erörterung geht es darum zu zeigen, dass du deinen eigenen Standpunkt vertreten und überzeugend mit Argumenten untermauern kannst. Dabei können dir folgende Tipps helfen:
- Achte darauf, dass deine Argumente aus Behauptung, Begründung und Beispiel bestehen.
- Verwende Überleitungen.
- Auch wenn es um deine eigene Meinung geht: Werde nicht emotional, sondern bleibe sachlich.
- Es geht zwar um deinen Standpunkt, persönliche Befindlichkeiten haben in deiner Erörterung aber nichts zu suchen.
- Verzichte auf Formulierungen wie “Ich finde” oder “Ich meine”.
- Auch von Aussagen wie “Das ist gut” oder “Das ist schlecht” solltest du absehen. Verwende stattdessen aussagekräftige Formulierungen.
- Vermeide Wiederholungen und versuche, dich variabel auszudrücken.
- Schreibe im Präsens.
- Überprüfe Rechtschreibung und Zeichensetzung.
Insgesamt hilft es, wenn du dich immer fragst, ob das, was du da schreibst, dich selbst auch überzeugen würde.
FAQ: Häufige Fragen
Die lineare Erörterung im Überblick
- Eine lineare Erörterung ist eine einseitige Erörterung.
- Du sammelst Argumente für die Für- oder Gegenseite. Die Argumente der anderen Seite lässt du außen vor.
- Du beginnst mit dem schwächsten Argument und endest mit dem stärksten.
- Argumente sind besonders überzeugend, wenn sie die Meinung eines Experten oder einer Expertin wiedergeben, für die Allgemeinheit nachvollziehbar sind oder ein anschauliches Beispiel aus dem Alltag enthalten.
- Nutze Verknüpfungen und Überleitungen, um deine Argumentation zu einem fließenden, strukturierten Text zu machen.
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