Die dialektische Erörterung: Alles zu Aufbau und Argumentation

Elena Weber

Dialektische Erörterung Schülerin

Die dialektische Erörterung ist eine anspruchsvolle Schreibaufgabe. | Foto: uzhursky / Getty Images

Die dialektische Erörterung: 

Zu einem Thema Stellung beziehen und deine Position mit Argumenten überzeugend begründen – diese Aufgabe begegnet dir im Deutschunterricht ziemlich oft. Sie kann Teil einer Textanalyse sein, aber als Erörterung auch eine Schreibaufgabe für sich sein. Doch Erörterung ist nicht gleich Erörterung. Es gibt verschiedene Arten der Argumentation. Eine davon ist die dialektische Erörterung. Was genau sich dahinter verbirgt, wie du eine dialektische Erörterung aufbaust und worauf es ankommt, erklären wir dir hier.

Das ist eine dialektische Erörterung

Bei einer Erörterung handelt es sich um eine schriftliche Argumentation, die sich mit einer bestimmten Frage- oder Problemstellung beschäftigt. Die dialektische Erörterung ist eine spezielle Form der Erörterung, die sich durch ihre Argumentationsstruktur von anderen Arten der Erörterung, nämlich der linearen und der textgebundenen, unterscheidet. Denn in ihr behandelst du immer zwei Seiten eines Themas. Das bedeutet, dass du sowohl Argumente für als auch Argumente gegen eine bestimmte These aufzeigst und diese gegeneinander abwägst. Am Ende der Erörterung entscheidest du dich dann für eine Seite und beziehst Stellung. Die dialektische Erörterung wird auch kontroverse oder Pro-Kontra-Erörterung genannt.

Lineare Erörterung

Anders als die dialektische Erörterung ist die lineare Erörterung eine einseitige Argumentation. Das bedeutet, dass du nicht Pro- und Kontraargumente anführst, sondern dich für eine Seite entscheidest. Du nennst also nur diese Argumente, beginnend mit dem schwächsten und abschließend mit dem stärksten Argument.

Textgebundene Erörterung

Die textgebundene Erörterung ist, wie der Name schon sagt, immer an einen Text gebunden, etwa an einen Sachtext oder Zeitungsartikel. Bevor du selbst zum Thema Stellung nehmen kannst, geht es darum, die Argumentation des Autors oder der Autorin zu erläutern und darzulegen, welche Meinung er oder sie auf welche Weise vertritt. Daran anschließend beziehst du dich dann auf die Ansicht des Verfassers oder der Verfasserin und erklärst mit eigenen Argumenten, warum du ihm oder ihr zustimmst, teilweise zustimmst oder widersprichst.

Art der Erörterung Erklärung
Lineare Erörterung einseitige Argumentation
Dialektische Erörterung Argumentation mit Pro- und Kontraargumenten
Textgebundene Erörterung Argumentation auf Grundlage eines Textes

Weitere Infos

Weiterführende Infos zu den verschiedenen Arten der Erörterung findest du hier:

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Die Gliederung einer dialektischen Erörterung

Wie jede schriftliche Ausarbeitung gliedert sich auch die dialektische Erörterung in Einleitung, Hauptteil und Schluss. In der Einleitung führst du zum Thema hin und weckst Interesse. Im Hauptteil arbeitest du die Argumente aus und im Schlussteil ziehst du ein Fazit.

Die Einleitung 

In der Einleitung geht es darum, in das Thema einzuführen. Zum einen soll deutlich werden, worum es geht und was die Fragestellung ist. Zum anderen sollst du das Interesse des Lesers oder der Leserin wecken, indem du zeigst, warum das Thema relevant ist. Deshalb bietet es sich an, einen aktuellen Bezug herzustellen oder mit einem passenden Zitat einzusteigen und daran dann die Fragestellung anzuschließen.

Der Hauptteil

Im Hauptteil einer Erörterung geht es darum, deine Argumente zu präsentieren. In einer dialektischen Erörterung sind das Argumente der Pro- und Kontraseite. Diese kannst du auf zwei Arten ausarbeiten:

  • im Sanduhrprinzip
  • im Reißverschlussprinzip

Das Sanduhrprinzip setzt sich aus zwei Blöcken zusammen. Der erste Block besteht aus den Argumenten der Gegenseite. Du beginnst mit dem stärksten Kontraargument und endest mit dem schwächsten. Dann kommt der zweite Block. Dieser beinhaltet deine Argumente und funktioniert nach dem umgekehrten Prinzip: Du beginnst mit dem schwächsten Argument und endest mit dem stärksten. Grund für diesen Aufbau ist, dass dem Leser oder der Leserin deiner Erörterung das Argument, das du als letztes nennst, am ehesten im Gedächtnis bleibt. Und da du ihn oder sie ja von deinem Standpunkt überzeugen möchtest, sollte das natürlich das stärkste sein.

Beim Reißverschlussprinzip argumentierst du abwechselnd. Auf ein Argument folgt also immer ein Gegenargument. Diese Form der Argumentation ist anspruchsvoller als das Sanduhrprinzip, weil du dir im Vorfeld Gedanken darüber machen musst, welche Pro- und Kontraargumente zueinander passen und wie du sie sinnvoll aufeinander aufbauen kannst. Dabei solltest du ebenfalls mit dem stärksten Argument deiner eigenen Position enden.

Sanduhrprinzip Reißverschlussprinzip
besteht aus zwei Blöcken Wechsel zwischen Pro und Kontra
erster Block: Argumente der Gegenseite, beginnend mit dem stärksten Argument Argumente müssen zueinander passen.
zweiter Block: Argumente für deine Position, aufsteigend von schwach nach stark Du endest ebenfalls mit dem stärksten Argument.

Der Schluss

Der Schluss rundet deine Argumentation ab. Damit dir das gelingt, fasst du zunächst noch einmal die wichtigsten Aspekte zusammen. Dabei geht es nicht darum, noch einmal alles zu wiederholen, was du bereits im Hauptteil ausgeführt hast. Stattdessen sollst du ein Resümee ziehen und noch einmal abschließend deinen Standpunkt deutlich machen. Empfehlenswert ist es, dich dabei noch einmal auf die Einleitung zu beziehen und einen Ausblick oder einen Lösungsvorschlag zu machen.

Die Vorarbeit

Wie du siehst, ist das Verfassen einer dialektischen Erörterung eine aufwändige Schreibarbeit. Damit du dich dabei nicht verzettelst, ist eine solide Vorarbeit wichtig. Wenn es die Aufgabenstellung nicht vorgibt, entscheide dich zunächst, ob du deine Erörterung nach dem Sanduhr- oder nach dem Reißverschlussprinzip aufbauen möchtest. Dann sammelst du Argumente für und gegen das vorgegebene Thema. Diese legst du am besten in einer Tabelle an. Hast du ausreichend Argumente gefunden, ordnest du sie nach Wichtigkeit. Beim Reißverschlussprinzip ordnest du jedem Argument außerdem ein passendes Gegenargument zu.

Argumente finden

Die Qualität deiner Erörterung steht und fällt mit der Qualität deiner Argumente. Wie aber kannst du überzeugende Argumente finden? Das ist nicht für jedes Thema gleich einfach. Zu manchen Themen hast du vielleicht schon eine Meinung, mit anderen kannst du gar nichts anfangen. Unabhängig von dieser Ausgangslage solltest du erst einmal brainstormen und alles aufschreiben, was dir einfällt. Im nächsten Schritt geht es dann darum zu beurteilen, welche dieser Ideen sich als Argument eignen.

Bedenke dabei: Eine Aussage wie “Ich finde xy doof” ist kein Argument. Ein Argument besteht immer aus den drei Bs: Behauptung, Begründung, Beispiel. Die Behauptung stellt die These auf, die Begründung liefert die Erklärung und das Beispiel bzw. der Beleg veranschaulicht und unterstützt sie. Außerdem solltest du berücksichtigen, dass es verschiedene Argumenttypen gibt, die deiner Argumentationsstruktur zusätzliche Qualität verleihen. 

Argumenttyp Erklärung
Faktenargument basiert auf wissenschaftlichen Fakten, z.B. Studien
normatives Argument bezieht sich auf allgemein anerkannte Werte
Autoritätsargument Aussagen von Autoritäten wie Experten /-innen oder Wissenschaftler /-innen
analogisierendes Argument zieht Vergleich zu einem ähnlichen Bereich
indirektes Argument widerlegt die Postion der Gegenseite
Plausibilitätsargument besonders nachvollziehbar

Weitere Infos

Weiterführende Infos zu den wichtigsten Argumentypen kannst du hier nachlesen:

 Autoritätsargument Gruppendiskussion

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Argumente ordnen

Eine vorgeschriebene Anzahl an Argumenten, die du in einer dialektische Erörterung unterbringen musst, gibt es nicht. Falls es die Aufgabenstellung nicht anders vorgibt, solltest du mindestens drei, besser noch fünf Argumente auswählen.

Es kann passieren, dass dir zu einer Position deutlich mehr Argumente einfallen als zu der anderen. In einer dialektischen Erörterung sollte die Anzahl an Pro- und Kontraargumenten ausgewogen sein. Sortiere also die schwächeren, weniger wichtigen Argumente aus und konzentriere dich darauf, dass Pro- und Kontraargumente schlüssig zueinander passen.

Die Vorarbeit im Überblick:

  1. Entscheide dich für das Sanduhr- oder das Reißverschlussprinzip. ✔️
  2. Sammle Argumente für und gegen die These. ✔️
  3. Ordne die Argumente. ✔️
  4. Entscheide dich für deinen Standpunkt. ✔️

Mit dieser Vorarbeit baust du dir das Gerüst, auf das du beim Schreiben und Ausformulieren zurückgreifen kannst. Das bedeutet nicht, dass dir beim Verfassen des Textes nicht noch andere Aspekte einfallen können. Eine sorgfältige Vorarbeit macht das Schreiben aber deutlich einfacher und ermöglicht es dir, besser auf Aspekte wie die sprachliche Gestaltung oder Rechtschreibung und Zeichensetzung zu achten.

Formulierungshilfen

Die Überzeugungskraft deiner Argumente ist entscheidend für eine gelungene Argumentation. Mit Hilfe der sprachlichen Gestaltung deines Textes kannst du deine Argumente noch besser in Szene setzen. Dafür kannst du auf verschiedene Formulierungen zurückgreifen.

Überleitungen Gegenüberstellung Steigerung
außerdem, des Weiteren, darüber hinaus, ferner, hinzu kommt einerseits/andererseits  Das wichtigste Argument ist...
weil, da, deswegen, aus diesem Grund, daher zum einen / zum anderen Ein weiterter eichtiger Punkt ist...
allerdings, trotzdem im Gegensatz dazu Von noch größerer Bedeutung ist allerdings...
  zwar... aber Deutlich überzeugender ist...

FAQ: Häufige Fragen

Wie schreibt man eine gute dialektische Erörterung?

Eine gute dialektische Erörterung macht die Qualität der Argumente aus. Achte also darauf, überzeugende Argumente zu finden und diese auch sprachlich ansprechend zu gestalten. Auh mit dem Aufbau kannst du punkten: Das Reißverschlussprinzip ist anspruchsvoller als das Sanduhrprinzip. Allerdings musst du dabei besonders darauf achten, dass die Pro- und Kontraargumente zusammenpassen und schlüssig sind.

Was ist der Unterschied zwischen dialektischer und linearer Erörterung?

Der Unterschied zwischen einer dialektischen und einer linearen Erörterung besteht darin, dass sich die lineare Erörterung auf die Argumente für die eigene These beschränkt. Die dialektische Erörterung führt Pro- und Kontraargumente an und stellt diese gegenüber.

Wie lang muss eine dialektische Erörterung sein?

Dafür gibt es keine genauen Vorgaben. Du sollst einen Sachverhalt ausführlich darstellen und zumindest die wichtigsten Argumente berücksichtigen, gleichzeitig sollst du aber auch nicht auschweifen und ins Schwafeln geraten. Als Richtwert gilt: Mindestens drei Argumente pro Seite solltest du in deine Argumentation mindestens einbauen, besser, da aussagekräftiger, sind fünf.

Die dialektische Erörterung im Überblick

  • In einer dialektischen Erörterung wägst du Pro- und Kontraargumente gegeneinander ab.
  • Du bekräftigst also deine These und entkräftest die Antithese.
  • Du kannst die dialektische Erörterung nach dem Sanduhr- oder dem Reißverschlussprinzip aufbauen.
  • Wichtig ist außerdem, dass du auf die sprachliche Gestaltung achtest .
  • Verwende verschiedene Argumenttypen, um deiner Argumentstionsstruktur mehr Qualität zu verleihen.

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