Dramatik Merkmale erkennen: So geht’s

Elena Weber

Dramatik Merkmale Schauspieler /-innen mit Regisseur

Dramatik Merkmale erkennst du auch daran, dass sie für die Bühne ausgelegt sind. | Foto: LightFieldStudios / Getty Images

Dramatik Merkmale: "Romeo, oh Romeo!"

Drama, Baby: Unter die literarische Gattung der Dramatik fallen "Nathan der Weise" von Lessing oder "Goethes Faust" ebenso wie Shakespeares "Macbeth" oder die berühmte Liebestragödie "Romeo und Julia". Diese Werke sind zwar sehr bekannt, stehen in Sachen Interpretation aber eher am unteren Ende der Beliebtheitsskala, meist sogar noch hinter der Gedichtsanalyse. Denn durch ihre Form, aber auch durch ihren Sprachstil, sind Dramentexte nicht ganz einfach zu verstehen und erfordern einiges an Konzentration. Was dramatische Texte so besonders macht und welche Dramatik Merkmale du kennen solltest, auch, damit dir die Interpretation leichter fällt, erklären wir dir hier.

Definition: Das ist Dramatik

Die Dramatik ist die zweite der drei literarischen Gattungen Epik, Dramatik und Lyrik. Diese drei Gattungen unterscheiden sich sehr deutlich voneinander. Die Lyrik Merkmale sind ganz anders als die Epik Merkmale und auch die dramatischen Texte weisen Besonderheiten auf, die es nur bei Texten dieser Kategorie gibt.

Der Begriff "Dramatik" leitet sich vom griechischen Wort drāma ab, was "Handlung" oder "Geschehen" bedeutet. Die Dramatik bezeichnet also handelnde Dichtung oder konkreter ausgedrückt: Dramen werden geschrieben, um sie auf einer Bühne aufzuführen. Das bedeutet, sie sind nicht zum Lesen konzipiert, sondern dazu da, von Schauspieler /-innen am Theater vorgetragen zu werden. Was das nun genau für die formale Gestaltung dieser Texte bedeutet, schauen wir uns im Folgenden an.

Weitere Infos

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Merkmale der Dramatik

Da es sich bei dramatischen Texten um Theaterstücke handelt, bezeichnet man sie auch als "Bühnendichtung". Sie sind darauf ausgelegt, auf einer Bühne dargestellt zu werden, weshalb sie ganz spezifische Merkmale aufweisen.

Typische Dramatik Merkmale sind:

  • Gliederung in Szenen und Akte 
  • Figurenrede
  • Regieanweisungen
  • Es gibt keinen Erzähler
  • Zeichenvielfalt
  • Fiktion und Simulation

Wusstest du, dass...

… du das Drama in Komödie und Tragödie unterteilen kannst? Komödien haben immer ein Happy End, Tragödien enden, wie der Name es sagt, immer tragisch in Tod und Verzweiflung.

Der Aufbau

Durch ihren typischen Aufbau erkennst du schon auf den ersten Blick, dass es sich bei dem vorliegenden Text um ein Drama handelt. Die Handlung wird in verschiedene Sinneinheiten gegliedert, die als "Akt", manchmal auch als "Aufzug" bezeichnet werden. Diese wiederum bestehen aus mehreren Szenen.  

Das bedeutet für deine Interpretation: Gib beim Zitieren nicht die Seitenzahl an, sondern Akt, Szene und Zeile.

Figurenrede

Dramentexte haben keinen Erzähler und auch kein lyrisches Ich. Dir sagt also niemand, was gerade passiert, denn eigentlich wird dir das ja bei der Aufführung auf der Bühne gezeigt. Da du dir in deiner Deutschklausur aber kein Theaterstück anguckst, sondern allein mit dem Text arbeiten musst, musst du dir das Geschehen aus der wörtlichen Rede ableiten. Diese besteht aus Dialogen oder Monologen und treibt nicht nur den Handlungsverlauf voran. Du bekommst darin auch alle Infos, die du brauchst, um die Geschichte zu verstehen.

Gerade in älteren Dramen mit altmodischer Sprache ist es gar nicht so einfach zu verstehen, worum es eigentlich geht. Helfen kann es, wenn du den Text laut vorliest, denn genau dazu ist er ja da. Ist das nicht möglich, lies den Text mehrmals langsam durch. Es ist ganz normal, dass du den Inhalt der oft überlangen Sätze nicht sofort erfassen kannst.

Regieanweisungen

Auch wenn die Figurenrede die Aufgabe hat, sowohl die Handlung voranzutreiben als auch die Welt der Figuren zu erklären, gibt es Dinge, die sich nicht über die wörtliche Rede transportieren lassen. Für diesen Fall gibt es die Regieanweisungen. Sie sind kursiv gedruckt und lassen sich dadurch auf einen Blick von der Figurenrede unterscheiden. 

Häufig geben Regieanweisungen Anmerkungen zum Bühnenbild oder zu Auf- und Abgängen der Figuren. In manchen Fällen kann aber auch ein Hinweis darauf gegeben werden, was ein Charakter gerade tut, etwa lachen oder schreien. Damit geben sie auch den Schauspieler /-innen, die diese Figuren verkörpern, vor, wie sie sich auf der Bühne zu verhalten haben oder wie sie ihre Rolle interpretieren sollen.

Sprechsituation

Dadurch, dass es im Drama keinen Erzähler gibt, ergibt sich eine besondere Sprechsituation, wie du sie nur in dramatischen Texten findest. Es geht nicht einzig darum, was die Figuren sagen, sondern vielmehr um die Umstände, unter denen es gesagt wird, also Ort, Zeit, Anlass, Absicht und Figurenkonstellation. Das alles kannst du aus der Figurenrede ableiten.

Zeichenvielfalt

Neben den Regieanweisungen kommen noch andere Formen zum Einsatz, die Dinge auszudrücken, die sich durch die Figurenrede allein nicht vermitteln lassen. Du unterscheidest hier zwischen akustischen und optischen Signalen, die es natürlich nur geben kann, weil Dramentexte eben aufgeführt werden.

Akustische Zeichen sind die Dinge, du du während der Aufführung hörst. Sie können von den Darsteller /-innen kommen und Sprache, Akzent, Sprechtempo, Betonung oder Lautstärke betreffen. Aber auch Geräusche, Musik oder die Stimme aus dem Off, also aus dem unsichtbaren Bereich der Bühne, zählen dazu. Optische Signale sind Bühnenbild und Requisiten sowie Erscheinungsbild, Mimik, Gestik, Maske und Kostüme der Schauspieler /-innen.

Fiktion und Simulation

Dadurch, dass das Drama für die Aufführung konzipiert ist, passiert in dieser Textgattung etwas Besonderes: die Verschmelzung von Fiktion und Simulation. Die Fiktion vollzieht sich auf der Ebene des Lesens: Siehst du den Text nicht auf der Bühne, musst du dir die erfundene Realität selbst vorstellen. Erlebst du das Drama aber im Theater, wird die Handlung körperlich erlebbar und das Geschehen wird auf eine bestimmte Weise simuliert und damit auch interpretiert. Deine Fantasie ist dann nicht mehr allein dir überlassen, sondern dir wird eine Interpretation der Geschichte vorgegeben.

Formen der Dramatik

Dramentexte werden grob in Tragödie und Komödie unterteilt und sie sind es auch, die dir hauptsächlich im Unterricht begegnen. Der Vollständigkeit halber haben wir dir hier aber noch einmal die verschiedenen Formen der Dramatik aufgelistet:

Form Erklärung
Komödie ein lustiges Stück
Tragödie Trauerspiel mit tragischem Ausgang
Tragikomödie ein Drama mit tragischen und komischen Elementen
Moralität ein mittelalterliches Drama mit belehrendem Charakter
Sittenstück bildet auf kritische Weise die Sitten der Zeit ab
Mysterienspie geistliches Drama aus dem Mittelalter
Mirakelspiel ein mittelalterliches, geistliches Drama, das Wundertaten der Jungfrau Maria und der Heiligen thematisiert
Dramolett ein kurzes Drama, auch Minidrama genannt

Das antike Drama

Wenn wir über die literarische Gattung der Dramatik sprechen, müssen wir auch einen Blick auf die Dramenform werfen, die sie maßgeblich beeinflusst und über Jahrhunderte die Dramentexte beeinflusst hat: das antike Drama. 

Das Drama war im antiken Griechenland von großer politischer und religiöser Bedeutung und hatte folglich einen hohen Stellenwert. Der Philosoph Platon sah die Dichtung als staatsgefährdend an, weshalb der Gelehrte Aristoteles (384 - 322 v. Chr.) die Bedeutung des Dramas in seinem nicht mehr vollständig erhaltenen Werk "Poetik" verteidigte und seine Dramentheorie entwickelte. Sie legt den Aufbau des antiken Dramas genau fest.

Die aristotelische Dramentheorie

Die aristotelische Dramentheorie ist die Basis aller Dramentheorien. Sie legt die Merkmale des klassischen Dramas fest und war für Autoren /-innen jahrhundertelang die Vorlage, nach der sie ihre Werke aufbauten. Zu diesen Merkmalen gehören:

  • die Mimesis (Nachahmung)
  • Das Drama soll Jammern (Eleos) und Schaudern (Phobos) auslösen.
  • Es soll eine Katharsis (Reinigung) bewirken.
  • Das Drama bildet eine Einheit von Ort, Zeit und Handlung.
  • Es ist in gehobener Sprache verfasst.
  • Es hat einen geschlossenen Aufbau.

Der Aufbau eines geschlossenen Dramas

Wie du sehen kannst, ist auch der geschlossene Aufbau ein typisches Merkmal des klassischen Dramas. Aus diesem Grund wird es auch als geschlossenes Drama bezeichnet. Es folgt einem strengen Aufbau, von dem es niemals abweicht. Ausgehend von Aristoteles’ Dramentheorie hat Gustav Freytag 1863 in seiner Schrift "Die Technik des Dramas" das sogenannte Pyramidenmodell entworfen, das zeigt, wie ein geschlossenes Drama aufgebaut ist:

Akt Bezeichnung Funktion
1. Akt  Exposition Die handelnden Personen des Dramas werden vorgestellt, ein Konflikt kündigt sich an.
2. Akt erregendes Moment Die Handlung nimmt Fahrt auf und der Konflikt verschärft sich. 
3. Akt Peripetie Der Höhepunkt der Handlung
4. Akt retardierendes Moment Die Handlung fällt ab. Das retardierende Moment verzögert die Handlung und baut Spannung vor der folgenden Katastrophe auf.
5. Akt Katastrophe Es kommt zur großen Katastrophe (z.B. dem Tod des Helden) oder zu einer Lösung des Konflikts (z.B. einer Versöhnung).

Als Merkmal des klassischen Dramas kannst du dir die aristotelische Dramentheorie und das Pyramidenmodell somit als weitere typische Merkmale für Dramentexte merken, eben weil sie so lange beeinflusst haben, wie ein Drama geschrieben werden muss.

Weitere Begriffe der Dramatik

Jetzt bist du mit allen Merkmalen der Dramatik vertraut. Darüber hinaus gibt es noch einige Begriffe, die du im Zusammenhang mit dieser literarischen Gattung kennen solltest und die du auch in deine Interpretation einbringen kannst:

  • Prolog: Von der eigentlichen Dramenhandlung abgesetzte Einleitung. 
  • Epilog: Nachspiel, bildet mit dem Prolog den Rahmen um die Handlung.
  • Intermezzo: Ein Zwischenspiel in einem Drama.
  • Massenszene: Eine Szene, in der eine große Anzahl an Personen auftritt.
  • Monolog: ein Selbstgespräch.
  • Dialog: Gespräch zwischen zwei und mehr Figuren
  • Peripetie: Der entscheidende Wendepunkt beziehungsweise Umschwung in einem Drama.

Auch die Figuren, die im Drama auftreten, sind natürlich von Bedeutung. Diesbezüglich solltest du mit folgenden Bezeichnungen vertraut sein:

  • Protagonist /-in: Hauptperson
  • Held: Die Hauptperson eines Dramas.
  • Antiheld: Im Unterschied zur aktiv handelnden Heldenfigur eines Dramas eine passive oder negative Hauptfigur.
  • Dramatis Personae: Die Personen, die in einem Drama auftreten.
  • Koryphäe: Der Chorführer im antiken Drama.

Bekannte Dramen

Im Deutschunterricht begegnen dir Dramen ebenso wie im Englisch- und Französischunterricht. Bekannte Dramen, die häufig in der Schule besprochen werden und auch abiturrelevant sein können, sind zum Beispiel:

Titel Verfasser Erscheinungsjahr
"Antigone" Sophokles 442 v. Chr
"Macbeth" William Shakespeare  1606
"Emilia Galotti" Gotthold Ephraim Lessing 1772
"Nathan der Weise" Gotthold Ephraim Lessing 1779
"Maria Stuart" Friedrich Schiller 1800
"Faust I" Johann Wolfgang von Goethe 1808
"Dantons Tod" Georg Büchner 1835
"Frühlingserwachen" Frank Wedekind 1891
"A Streetcar named Desire"  ("Endstation Sehnsucht") Tennesse Williams 1947
"Warten auf Godot" Samuel Beckett 1952
"Der Besuch der alten Dame" Friedrich Dürrenmatt 1956
"Andorra" Max Frisch 1961

FAQ: Häufige Fragen zur Dramatik

Was gehört alles zur Dramatik?

Die Dramatik umfasst alle dramatischen Texte. Dazu gehören neben Komödie und Tragödie auch Tragikomödie, Moralität, Sittenstück, Mysterienspiel, Mirakelspiel, Versdrama und Dramolett.

Was ist Dramatik leicht erklärt?

Die Dramatik ist die zweite der drei literarischen Gattungen und umfasst dramatische Texte. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie nicht bloß zum Lesen verfasst wurden. Vielmehr sind sie darauf ausgelegt, auf einer Bühne aufgeführt zu werden. Bei dramatischen Texten handelt es sich somit um Theaterstücke.

Was sind Merkmale eines klassischen Dramas?

Typisch für ein klassisches Drama sind der geschlossene Aufbau, die Einheit von Ort, Zeit und Handlung, Mimesis, Katharsis und Eleos und Phobos. Zudem ist das klassische Drama in gehobener Sprache verfasst.

Dramatik Merkmale im Überblick 

  • Die Dramatik ist die zweite der drei literarischen Gattungen.
  • Dramatische Texte sind dafür konzipiert, dass sie auf einer Bühne vor Publikum aufgeführt werden.
  • Typische Merkmale dramatischer Texte sind ihr Aufbau in Szenen und Akte, das Fehlen eines Erzählers, die Figuren, Regieanweisungen sowie ihre Zeichenvielfalt.
  • Das antike Drama ist die klassische Form des Dramas und legte über Jahrhunderte hinweg fest, wie ein Drama verfasst werden sollte.
  • Merkmale des klassischen Dramas sind der geschlossene Aufbau, die Einheit von Ort, Zeit und Handlung, Mimesis, Katharsis und Eleos und Phobos.

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