Für Weltretter: Freiwilligenarbeit im Tier- und Naturschutz
Schildkröten retten – nur eines von vielen Wildtierprojekten | Foto: Thinstock/FocoSelectivo
Schlechtes Gewissen nach der Freiwilligenarbeit?
Affen, Bären, Raubkatzen und Co. – Wildtierprojekte sind bei angehenden Weltrettern besonders beliebt. Doch nicht selten kommen die freiwilligen Helfer mit einem komischen Gefühl im Bauch von ihren Einsatzorten aus allen Teilen der Erde zurück. Obwohl sie täglich viel geackert und womöglich sogar eine Menge Kohle für den Trip ausgegeben haben, fragen sie sich hinterher: "War das wirklich so richtig, was ich dort getan habe?" Oder womöglich gar "Habe ich geholfen oder eher geschadet"?
Wer tatsächlich schlechte Erfahrungen gemacht hat, kann sich zum Beispiel an den Verein Pro Wildlife e. V. wenden, der eine Blackliste führt. Damit es gar nicht erst so weit kommt, verrät Adeline Fischer, die dort verantwortlich für die Themen Volunteering und Tourismus ist, was ein gutes Projekt ausmacht.
Positivbeispiel: Lena und die Meeresschildkröten in Costa Rica
Nach dem Abi wollte Lena Murko aus Nürnberg etwas von der Welt sehen und gleichzeitig im Tierschutz tätig werden. Schon bei der ersten Recherche im Internet stieß sie auf ein Meeresschildkrötenprojekt in Costa Rica und entschied: Das ist es! Also nahm sie die Planung direkt in die Hand und kümmerte sich dann einen Monat lang in Buena Vista hauptsächlich um den Schildkrötennachwuchs. Die Reise hat sie in ihrem Berufsziel, im Umwelt- und Naturschutz zu arbeiten, nur bestätigt. Die 26-Jährige studiert aktuell Kultur- und physische Geographie und Archäologie.
UNICUM: Wie sah dein Alltag in Costa Rica aus? Welche Aufgaben durftest du übernehmen?
Lena: Morgens um 5:30 Uhr sind wir aufgestanden. Dann begann die Arbeit am Strand, im Regenwald und vor allem in den umzäunten Arealen (viveros), in denen die Schildkröteneier zum Schutz vor Plünderung eingegraben sind. Die Nester mussten gesäubert und der gesamte umgebende Sand gewechselt werden. Die Nestexhumierung nimmt viel Zeit in Anspruch und ist körperlich sehr anstrengend. Geschlüpfte Schildkrötenbabys werden vermessen, gewogen und anschließend unter Einhaltung einiger Regeln am Strand freigelassen. Eier und Schildkröten werden genau katalogisiert. Abends und vor allem nachts wird einzeln oder zu zweit am Strand patrouilliert, um die Schildkröten bei der Eiablage zu finden. Wenn Schildkröten ankommen, werden die Eier aufgefangen, gezählt und in den viveros vergraben. Andere Aufgaben sind zum Beispiel das Sauberhalten der Wege und die Strandsäuberung. Die Verteilung der Aufgaben wechselte täglich.
Gab es etwas, das du gerne gemacht hättest, aber zum Schutz der Tiere nicht durftest?
Da mir alle Einschränkungen zur Gänze einleuchten, habe ich es nicht als Verzicht gesehen, die Schildkröten bei der Eiablage nicht mit grellen Fotoblitzen oder einen spontanen Ritt auf ihrem Rücken stören zu dürfen.
Was war dein absolutes Highlight?
Als nachts eine große Lederrückenschildkröte an Land kam und ich ganz allein und weit entfernt von allem neben ihr saß und den ganzen Vorgang beobachten konnte.
Gab es auch schwierige Situationen, in denen du vielleicht sogar an einen Abbruch gedacht hast?
Zu keiner Sekunde habe ich daran gedacht, den Aufenthalt zu beenden. Weder die Lebensbedingungen noch das karge Essen, die harte Arbeit oder umweltbedingte Einflüsse sind das Komplizierte. Das sind wie immer und überall die Menschen.
Wie gut kamst du mit der Sprache und Kultur deines Gastlandes klar?
Ich spreche kein Wort Spanisch, kam allerdings mit meinem brockenhaften Schulenglisch und ausgeprägten Kenntnissen der Hand- und Fuß-Sprache bestens zurecht.
Hast du einen Tipp für alle, die auch gerne Volunteer werden wollen?
Seid offen und spontan! Erwartet keine Luxusferienanlagen und macht euch jederzeit auf unerwartete Gegebenheiten gefasst!