Der Relativsatz: So erkennst du ihn!

Elena Weber

Relativsatz lernen

Der Relativsatz: ein Grammatikthema, bei dem man schon mal ins Grübeln kommt. | Foto: KatarzynaBialasiewicz / Getty Images

Der Relativsatz: relativ simpel

Der Relativsatz – vielleicht gehörst du auch zu jenen, die bei diesem Wort am liebsten schreiend weglaufen würden. Denn wenn dieser Begriff fällt, ist ein anderes ungeliebtes Thema nicht weit: die Kommasetzung. Doch wie so oft in der Grammatik, klingt das alles wieder viel komplizierter, als es eigentlich ist. Tatsächlich ist der Relativsatz nämlich relativ simpel. Warum das so ist, wie du Relativsätze erkennst (dadurch zumindest dabei kein Komma mehr vergisst!) und dich nicht mehr fragen musst, ob du dass oder das schreiben musst, erfährst du hier.

Definition: Was ist ein Relativsatz?

Der Begriff "Relativsatz" leitet sich ab vom lateinischen Wort "relativus", was "sich auf etwas beziehend, bezüglich" bedeutet. Diese Bedeutung liefert dir die Erklärung und Funktion eines Relativsatzes gleich mit, denn der Relativsatz ist ein Nebensatz, der sich auf ein Nomen im Hauptsatz bezieht und zu diesem nähere Informationen gibt. Er ist eine von vielen Nebensatz-Arten. Eingeleitet wird ein Relativsatz von einem sogenannten Relativpronomen. Zusätzlich wird er immer mit einem Komma vom Hauptsatz getrennt.

Exkurs: der Unterschied zwischen Haupt- und Nebensatz

Um zu verstehen, was ein Relativsatz nun genau ist und wie du ihn erkennst, solltest du zunächst einmal mit der Unterscheidung von Haupt- und Nebensatz vertraut sein. Haupt- und Nebensätze werden voneinander unterschieden, weil sie in einer bestimmten Beziehung zueinander stehen. Sie erkennen und unterscheiden zu können, ist vor allem für die richtige Kommasetzung wichtig.

Der Hauptsatz

Ein Hauptsatz ist ein grammatisch vollständiger Satz, der allein stehen kann. Das heißt, er braucht keinerlei Ergänzung, um als Satz zu funktionieren und ist, anders als der Nebensatz, von keinem anderen Satz abhängig.

Beispiele: 

Sarah und Elif machen morgen ein Picknick im Park. 
Vlad hat den ganzen Kuchen allein gegessen.

In den meisten Fällen besteht ein Hauptsatz aus den Satzgliedern Subjekt, Prädikat und Objekt. Ergänzend können adverbiale Bestimmungen (z.B. auf der Straße, gestern Nacht etc.) hinzukommen. Diese sind jedoch nicht zwingend erforderlich, um den Satz zu komplettieren. 

Einen Hauptsatz zu erkennen, ist einfach. Das finite Verb (das ist die konjugierte Verbform) steht in der Regel an zweiter Stelle im Satz. Ausnahmen sind hier lediglich Befehle oder Ja/Nein-Fragen, wie zum Beispiel "Räum dein Zimmer auf!" oder "Magst du eigentlich Lakritz?". In diesen Fällen steht das Verb an erster Stelle. 

Der Nebensatz

Anders als der Hauptsatz stellt der Nebensatz keinen vollständigen Satz dar. Folglich kann er nicht alleine stehen, sondern braucht immer einen Hauptsatz, an den er angehängt werden kann. Der Nebensatz ist dem Hauptsatz untergeordnet und stellt einen inhaltlichen Bezug zu diesem her, da er zusätzliche Informationen liefert. Einfach gesagt kannst du dir merken: Der Hauptsatz funktioniert ohne den Nebensatz, der Nebensatz aber nicht ohne den Hauptsatz. Nach diesem Prinzip kannst du leicht überprüfen, ob es sich um einen Haupt- oder einen Nebensatz handelt.

Beispiele:

Sarah und Elif machen morgen ein Picknick im Park, weil sie ihren Jahrestag feiern möchten.
Vlad hat den ganzen Kuchen allein gegessen, obwohl er wusste, dass er für den Geburtstag seiner Schwester war.

An den obigen Beispielen (unterstrichen) kannst du darüber hinaus noch weitere Merkmale eines Nebensatzes ausmachen. 

  1. Der Nebensatz wird mit einem Komma vom Hauptsatz abgetrennt.
  2. Der Nebensatz wird durch eine Konjunktion eingeleitet. Konjunktionen sind Bindewörter, die die Funktion haben, Haupt- und Nebensatz miteinander zu verbinden. Konjunktionen sind zum Beispiel weil, obwohl, da, indem, wenn oder ob.
  3. Das finite Verb steht in einem Nebensatz meist am Schluss. 

Wusstest du, dass...

… die Kombination aus Haupt- und Nebensatz als Satzgefüge bezeichnet wird? Eine Aneinanderreihung mehrere Hauptsätze hingegen nennt man Satzreihe.

Der Nebensatz ist zwar dem Hauptsatz untergeordnet. Das bedeutet jedoch nicht, dass er automatisch auch nach dem Hauptsatz stehen muss. Nebensätze können dem Hauptsatz auch vorangestellt oder in diesen eingeschoben werden.

Beispiele:

Nachgestellter Nebensatz:

Trudy war gestern beim Fußballtraining, obwohl sie eine Bänderdehnung hat.

Vorangestellter Nebensatz:

Wenn es morgen regnet, werden sich Theresa und Ahmed nicht im Park treffen.

Eingeschobener Nebensatz:

Vlad zog, nachdem er drei Jahre in Australien gelebt hatte, mit seiner Familie nach London.

Auch eine Kombination all dieser Varianten ist möglich, denn an einen Hauptsatz können auch mehrere Nebensätze gekoppelt sein:

Obwohl es gestern regnete, trafen sich Theresa und Ahmed, nachdem sie sich drei Wochen nicht gesehen hatten, im Park, da sie ihre Verabredung nicht verschieben wollten.

Der Hauptsatz in diesem Satzgefüge ist Theresa und Ahmed trafen sich im Park. Diesem Satz ist ein Nebensatz vorangestellt (Obwohl es gestern regnete), eingeschoben (nachdem sie sich drei Wochen nicht gesehen hatten) und nachgestellt (da sie ihre Verabredung nicht verschieben wollten). Überlange Sätze können jedoch manchmal den Lesefluss und auch das inhaltliche Verständnis erschweren, weshalb es beim Schreiben Sinn ergibt, statt zu vieler Kommata einfach mal einen Punkt zu setzen.

Auf einen Blick:

  • Der Hauptsatz kann alleine stehen. Der Nebensatz ergibt ohne den Hauptsatz jedoch keinen Sinn.
  • Im Hauptsatz steht das konjugierte Verb meist an zweiter, manchmal an erster Stelle. Beim Nebensatz steht es an letzter Stelle.
  • Ein Nebensatz wird meist durch eine Konjunktion eingeleitet.

Wusstest du, dass...

… es verschiedene Arten von Nebensätzen gibt? Je nachdem, von welcher Konjunktion sie eingeleitet werden, haben sie unterschiedliche Namen, wie Final-, Konsekutiv- oder Konditionalsatz. Darüber hinaus gibt es noch andere Arten von Nebensätzen, beispielsweise Infinitivsatz, Partizipialsatz – oder eben der Relativsatz.

Relativsätze erkennen

Wenn du das Grundprinzip von Haupt- und Nebensatz verstanden hast, sind die Relativsätze kein Problem mehr. Da es sich bei ihnen auch um Nebensätze handelt, funktionieren sie nach demselben Prinzip. Ihre Besonderheit ist, dass sie nicht durch eine Konjunktion eingeleitet werden, sondern durch ein Relativpronomen. 

Das Relativpronomen

Das Relativpronomen leitet den Relativsatz ein. Die typischen Relativpronomen sind der, die und das. Du kennst sie bereits als Begleiter, die einem Nomen vorangestellt werden, zum Beispiel der Tisch oder die Tafel. Als Relativpronomen erfüllen sie grammatikalisch jedoch eine andere Funktion. Ihr Bezug zum Nomen bleibt allerdings bestehen.

Relativpronomen beziehen sich immer auf ein Nomen oder eine Sache im Hauptsatz. Daher müssen sie immer genau denselben Genus (Geschlecht) und Numerus (Anzahl) haben, wie das Subjektiv, auf das sie Bezug nehmen. Oder anders gesagt: Ist das Nomen weiblich, muss auch das Relativpronomen weiblich sein. Steht es in der Mehrzahl, so muss auch das Relativpronomen Plural sein. Wegen ihrer Bindung an das Nomen im Hauptsatz können Relativsätze nur eingeschoben oder dem Hauptsatz nachgestellt sein. Sie dem Hauptsatz voranzustellen, funktioniert im Gegensatz zu anderen Nebensätzen nicht.

Beispiele:

Das sind alle Bücher, die Bartosz in nur einem Monat gelesen hat. 
In den Herbstferien fliegt Elif nach Lappland zu ihrem Brieffreund, den sie schon seit der Grundschule kennt.

Die Relativpronomen musst du an den entsprechenden Kasus (Fall) angleichen. 

Die Relativpronomen der, die und das

  Maskulinum Femininum Neutrum Plural
Nominativ der die das die
Genitiv dessen deren dessen deren
Dativ dem der dem denen
Akkusativ den die das die

Der, die und das sind nicht die einzigen Relativpronomen, die einen Relativsatz einleiten können. Zusätzlich können das auch welcher, welche und welches tun.

Beispiel:    

Der Film, welchen du so gut fandest, hat mir überhaupt nicht gefallen.
Vlad ist derjenige, welcher von allen wieder als letztes da war.

Was du wahrscheinlich beim Lesen dieser Beispiele gemerkt hast: Der Gebrauch von welcher, welche und welches ist in der Umgangssprache eher selten. Meist greifen wir auf die Relativpronomen der, die und das zurück und verwenden welcher, welche und welches nur dann, wenn wir Wiederholungen vermeiden möchten.

Relativsatz mit Präposition

Es gibt Fälle, in denen dem Relativpronomen noch eine Präposition vorangestellt ist. Präpositionen sind Verhältniswörter wie auf, über, unter oder neben

Beispiele:

Der Theaterbesuch, auf den sich Sarah so gefreut hatte, musste leider ausfallen.
Ich weiß nicht, wie der Mann heißt, neben dem wir wohnen.

Relativadverbien

Neben den Relativpronomen gibt es noch die Relativadverbien. Anders als die Pronomen beziehen sie sich meist nicht auf ein bestimmtes Nomen, sondern auf den gesamten Hauptsatz. 

Dann geschah etwas, womit sie nicht gerechnet hatte.
Ahmed half Vlad bei den Hausaufgaben, wofür dieser ihm sehr dankbar war.

Relativadverbien sind zum Beispiel wo, womit, wofür und worüber. Am einfachsten ist, wenn du dir merkst, dass du vor diesen Wörtern ebenfalls ein Komma setzen musst.

Das Komma im Relativsatz

Wie du oben bereits gelernt hast, werden Haupt- und Nebensätze immer mit einem Komma voneinander getrennt. Das gilt auch für den Relativsatz. Zwischen Haupt- und Relativsatz muss immer ein Komma stehen. Du setzt es direkt vor das Relativpronomen. Gehört dazu noch eine Präposition, kannst du Pronomen und Bindewort als eine Einheit betrachten und das Komma vor die Präposition setzen (siehe Beispiele oben).

FAQ: Häufige Fragen

Was ist ein Relativsatz leicht erklärt?

Ein Relativsatz ist ein Nebensatz mit einem besonderen Merkmal: dem Relativpronomen der, die oder das. Dieses bezieht sich auf ein Nomen im Hauptsatz. Ein Relativsatz gibt nähere Informationen zu diesem Hauptsatz und wird mit einem Komma von ihm abgetrennt.

Wie formuliert man Relativsätze?

Um einen Relativsatz zu formulieren, musst du diesen mit einem Relativpronomen beginnen. Ob du als Relativpronomen der, die oder das verwendest, hängt von dem Nomen im Hauptsatz ab, auf den sich der Relativsatz bezieht. Es ist auch möglich, dem Relativpronomen eine Präposition (z.B. auf, neben, unter etc.) voranzustellen. Außerdem musst du auf den Kasus, also den Fall (Nominativ, Genitiv, Dativ oder Akkusativ) achten. Zwischen Haupt- und Relativsatz musst du ein Komma setzen.

Wie erkennt man einen Relativsatz?

Einen Relativsatz erkennst du an dem einleitenden Relativpronomen. Dieses bezieht sich immer auf ein Nomen im vorangehenden Hauptsatz und lautet der, die oder das oder entspricht einer deklinierten Form dieser Pronomen.

Der Relativsatz im Überblick

  • Der Relativsatz ist eine bestimmte Art von Nebensatz.
  • Charakteristisch für einen Relativsatz ist das Relativpronomen.
  • Das Relativpronomen leitet den Nebensatz ein. Es steht also nach dem Komma.
  • Haupt- und Relativsatz werden immer mit einem Komma voneinander getrennt.
  • Der Relativsatz bezieht sich auf ein Nomen im vorangehenden Hauptsatz und liefert näherer Informationen dazu.
  • Relativpronomen müssen dekliniert werden, das heißt sie müssen in Numerus (Anzahl) und Genus (Geschlecht) an ihr dazugehöriges Nomen angepasst werden. 
  • Der Kasus (Fall) wird durch die Funktion bestimmt, die das Relativpronomen im Nebensatz hat. So kann es vorkommen, dass das Relativpronomen nicht der, die oder das lautet, sondern dem oder den, also im Dativ oder Akkusativ steht.
  • Es gibt auch Relativadverbien, die sich meist auf den gesamten Hauptsatz beziehen. Das sind zum Beispiel wo, womit und worüber.

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