Lernen und Leben im Internat
Leben im Internat bedeutet auch: neue Freunde finden, gemeinsam lernen | Foto: Thinkstock/elilena
Es gibt viele gute Gründe für ein Internat
Anders als in einer "normalen" Schule leben die Schüler in einer an das Internat angebundenen Wohnstätte. Dort werden sie von Erziehern und anderen Mitarbeitern betreut. Neben staatlichen gibt es vor allem eine Vielzahl an privaten Internaten, Tendenz steigend.
Dabei werden Internate jedoch längst nicht mehr nur von Kindern wohlhabender Eltern besucht. Es gibt viele Gründe, die für einen Wechsel in ein Internat sprechen:
- Probleme mit/in den Schulen vor Ort
- Ein besonderes Talent, das gefördert werden soll
- Zeitmangel der Eltern
- Schwieriges Zusammenleben daheim
- Der Wunsch nach einer anderen Schulerfahrung
Viele Schüler, die ein Internat besuchen, waren zuvor an einer Regelschule, so auch der 18-jährige Tim, der bis zur neunten Klasse auf einem Gymnasium mit G8-System war, bevor er auf das Nordsee Internat wechselte – denn dort wird weiterhin das Abitur nach 13 Jahren angeboten. Tim lebt nun seit dreieinhalb Jahren in St. Peter-Ordning, ist Schülersprecher und macht dieses Jahr Abitur.
Für den 17-jährigen Sebastian dagegen war die Aussicht, sich schulisch zu verbessern, ausschlaggebend. Er hat 2012 zu Beginn der zehnten Klasse auf die Schloss-Schule Kirchberg gewechselte. Die Entscheidung kam nicht von ungefähr: Sebastians Schwester war bereits in einem Internat angemeldet.
Kostenfaktor und besondere Förderung
Internate müssen, wie oft angenommen, keine Unsummen kosten:
- Staatliche Internate können ab 350 Euro monatlich besucht werden
- Privatschulen kosten dafür bis zu 3.000 Euro monatlich, oft werden (Teil-)Stipendien vergeben.
Für die Kosten bieten Internate besondere Leistungen: viele staatlichen wie privaten Einrichtungen verschreiben sich etwa in besonderem Maße einer schwerpunktmäßige Förderung. Neben Schulen für sehr leistungsstarke bis hochbegabte Schüler, die in Regelschulen unterfordert sind, gibt es spezielle Internate: etwa für Sportler oder musikalisch talentierte Kinder.
Durch die spezifische Ausrichtung der Schulen kann die Ausbildung der jeweiligen Begabungen oft besser mit dem normalen Stundenplan verknüpft werden. Sport-Internate schaffen für Leistungssportler etwa häufig die Möglichkeit, bereits vor Schulbeginn eine Trainingseinheit zu absolvieren.
Der Tagesablauf ist durchgeplant
Natürlich unterscheidet sich der Alltag vor und nach dem Unterricht für Internatsschüler stark von dem Gleichaltriger an Regelschulen – ihr Tag ist strikt durchgeplant. Zwar variieren die Tagesabläufe von Internat zu Internat, jedoch steht in den meisten Einrichtungen auch nach dem Mittagessen noch Schule auf dem Programm.
Zusätzlich zum Nachmittagsunterricht gibt es feste Zeiten für Hausaufgaben und das Lernen. Tim sieht darin einen großen Vorteil: "Hier hat man immer die Möglichkeit Nachhilfe zu nehmen" – und auch wenn man Mitschüler um Hilfe fragen will, sind diese nie weit weg.
Sport und andere Freizeitangebote gehören ebenfalls zum Alltag. Was genau einzelne Internate anbieten, unterscheidet sich stark voneinander, Sebastian und Tim genießen die große Auswahl an Aktivitäten an ihren Internaten jedoch sehr. Auf dem Nordsee Internat liegt der Strand zum Beispiel direkt vor der Haustür – doch eigentlich bleibt häufig nur wenig Zeit zur freien Gestaltung.
Ein Zusammenleben das prägt
Das enge Zusammenleben mit den Mitschülern hat Vor- und Nachteile. Tim schätzt die große Gemeinschaft, nicht nur mit den elf Oberstufenschülern, mit denen er in seinem Schülerhaus zusammenlebt. Es ist immer jemand da, mit dem man etwas unternehmen kann, so wird es nie langweilig: "Irgendwas passiert immer".
Jedoch bedeutet das auch, dass "nicht immer viel Privatsphäre möglich ist" sagt Sebastian. Manchmal "geht man sich gegenseitig auf die Nerven", in Tims Fall hält sich das aber in Grenzen, schließlich "gibt es genug Platz um sich zur Not aus dem Weg zu gehen". Außerdem ist er sich sicher, dass er in einigen Mitschülern auf dem Internat Freunde fürs Leben gefunden hat.
Beide Schüler sagen außerdem, dass man auf einem Internat sehr viel selbstständiger wird und lernt, Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen. Für Tim ist das Leben im Schülerhaus fast wie in einer großen WG, also eine gute Vorbereitung für die Studienzeit, die vielleicht nach dem Abitur folgt.
An vielen Internaten ist neben der Schul- und Teilen der Freizeit auch festgelegt, wann die Schüler nach Hause fahren. Dies kann jedes oder aber auch nur jedes zweite Wochenende möglich sein. Im Nordsee Internat bleiben alle Schüler jedes zweite Wochenende in St. Peter-Ording, dann werden verschiedene Ausflüge und Veranstaltungen angeboten.
Je nach Entfernung zum Wohnort kann es allerdings sein, dass es nur in den Ferien oder für lange Wochenenden möglich ist, nach Hause zu fahren. Vor Heimweh braucht man laut Tim und Sebastian übrigens keine Angst zu haben. Das ist am Anfang ganz normal, geht schnell vorbei und dann ist ein Internatsbesuch eine Erfahrung, "die einen das ganze Leben lang prägen wird", sagt so Tim.
Ist ein Internat die passende Schulform für mich?
Diese Entscheidung sollte von Schülern und Eltern gemeinsam getroffen werden. Dabei sollten sich beide Seiten fragen, was man sich von einem Wechsel erhofft und welches Internat dies ermöglicht.
Entscheidungshilfen bieten neben Agenturen, die Internatsplätzen vermitteln, in der Regel die einzelnen Einrichtungen selbst. Um einen Eindruck zu gewinnen kann man:
- Die Internetseite des Internats besuchen
- Direkte Kontakt zu Erziehern, Lehrern und Schülern aufnehmen
- Dem Internat einen Besuch abstatten
Jedes Internat hat andere Schwerpunkte, die mehr oder weniger gut zu den eigenen Wünschen passen. Sebastian war besonders wichtig, dass er nah an seinem Heimatort wohnt, Tim wollte auf keinen Fall ein "elitäres" Internat besuchen und hat stattdessen nach einem "lockeren, einfachen Zusammenleben" gesucht.
Das nächstbeste Intenat zu wählen und zu erwarten, dass sich allein durch den Wechsel die schulischen Leistungen verbessern, funktioniert in der Regeln nicht.
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