Diese Argumenttypen brauchst du für Erörterung und Analyse
Argumenttypen entscheiden über die Qualität einer Argumentation. | Foto: fizkes / Getty Images
Argumenttypen: die Art der Begründung
Argumente sind dazu da, jemand anderen von der eigenen Meinung zu überzeugen. Doch Argument ist nicht gleich Argument. Das kennst du aus der Sachtextanalyse ebenso wie vom Schreiben eigener Texte oder aus Diskussionen. Manche Argumente zünden richtig, andere sind eher dünn und können so gar nicht überzeugen. Das liegt unter anderem am Argumenttyp. Denn um eine These zu begründen, kannst du verschiedene Arten von Begründungen wählen, die deiner Aussage Profil verleihen und sie überzeugend machen. So machen es auch die Verfasser /-innen von Sachtexten, die mit ihrer Argumentationsstruktur ebenfalls eine gewisse Position vertreten. Welche Argumenttypen es gibt, wie du sie erkennst und warum manche Argumente totaler Fake sind, erklären wir dir hier.
Definition: Was ist ein Argument?
Bei Argumenten handelt es sich um Begründungen, die dir helfen, deinen Standpunkt klarzumachen und deine Meinung argumentativ zu verdeutlichen. Typisch für Argumente ist, dass sie einen bestimmten Aufbau haben, der aus Behauptung, Begründung und Beispiel besteht:
- Behauptung: Sie ist die These, die den Inhalt seines Arguments als Aussage formuliert.
- Begründung: Hiermit erklärst du deine Aussage. Du erkennst Begründungen häufig an den Konjunktionen denn, da oder weil.
- Beispiel: Damit veranschaulichst du deine Begründung.
Der Aufbau eines Arguments entscheidet auch über seine Qualität und damit über seine Überzeugungskraft. Der Unterschied zwischen einer Meinung wie "Ich finde Schuluniformen doof" oder einem Argument wie "Ich halte Schuluniformen für wenig sinnvoll, weil sie die individuellen Entfaltungsmöglichkeiten von Jugendlichen unterdrücken" ist offensichtlich, oder?
Argumente findest du in argumentativen Texten wie Erörterungen, Essays oder Kommentaren. Analysieren musst du sie häufig in einer Sachtextanalyse, in der es darum geht, die Argumentationsstruktur des /-r Autors /-in zu erklären und die Qualität seiner/ihrer Argumentation zu bewerten.
Bei der Begründung deiner These hast du verschiedene Möglichkeiten. Diese bezeichnest du als Argumenttypen. Sie unterscheiden sich in der Art und Weise, wie du eine Aussage begründest.
Die zwei Arten von Argumenten
Argumentierst du für eine Position, verwendest du Pro-Argumente. Argumentierst du gegen eine Position, dann verwendest du Contra-Argumente.
Argumenttypen: Seriöse Argumente
Mit den verschiedenen Argumentationstypen kannst du also eine Behauptung belegen. Grundsätzlich kannst du die Argumenttypen in seriöse Argumente und sogenannte Scheinargumente unterteilen. Bei seriösen Argumenten handelt es sich um Argumente, die eine These gültig begründen. Zu diesen Argumenttypen gehören:
- Faktenargument
- normatives Argument
- Autoritätsargument
- analogisierendes Argument
- indirektes Argument
- Plausibilitätsargument
Faktenargument
Das Faktenargument ist ein Argumenttyp, der wissenschaftliche Fakten zur Begründung einer Behauptung heran. Du argumentierst hier also mit nachgewiesenen Tatsachen, die sich belegen lassen. Damit ist das Faktenargument ein sehr starkes Argument, das eine hohe Überzeugungskraft besitzt.
Beispiel: Hausaufgaben sollten abgeschafft werden, da wissenschaftliche Studien der vergangenen Jahrzehnte mehrfach belegen konnten, dass Hausaufgaben kaum positive Effekte auf die Lernleistung haben.
Normatives Argument
Bei einem normativen Argument handelt es sich um ein Argument, mit dem du dich auf allgemein anerkannte gesellschaftliche Werte und Regeln berufst, also auf sogenannte Normen. Seine Überzeugungskraft zieht ein normatives Argument daraus, dass ihm verbreitete Wertmaßstäbe als Grundlage dienen und es damit von Grund auf über eine gewisse Akzeptanz verfügt.
Beispiel: Schüler /-innen müssen Zeit haben, ihren Hobbys nachzugehen und ihre Freunde /-innen zu treffen, um sich individuell entfalten und entwickeln zu können.
Autoritätsargument
Ein Autoritätsargument greift auf die Aussagen von Autoritäten zurück. Das sind Menschen, die in einem bestimmten Gebiet etwas zu sagen haben, etwa, weil sie Experten /-innen in diesem Bereich sind und über besonders viel Fachwissen verfügen. Das können zum Beispiel Wissenschaftler /-innen, aber auch Organisatoren oder Instanzen sein, die den Empfänger /-innen bekannt sind. Dadurch wirken Autoritätsargumente überzeugend, denn Experten /-innenwissen ist nicht so einfach zu widerlegen.
Beispiel: Auch der Landesschülerausschuss der Stadt Berlin erklärte die Abschaffung der Hausaufgaben zu seiner zentralen Forderung und begründete dies damit, dass sich viele Schüler /-innen inzwischen überfordert fühlten, weil durch die Hausaufgaben am Nachmittag kaum noch Zeit bleibe, um in einem Sportverein zu trainieren oder um ein Instrument zu lernen.
Analogisierendes Argument
Dieses Argument baut eine Analogie auf. Das bedeutet, dass es einen Vergleich zu einem ähnlichen Bereich aufmacht. Dadurch wird die Argumentation veranschaulicht und besonders nachvollziehbar. Du kennst die Analogie vielleicht von den rhetorischen Mitteln: Als Stilmittel verbindet sie ähnliche Strukturen oder Sachverhalte und bringt sie so in einen Zusammenhang.
Beispiel: Mit Hausaufgaben verhält es sich wie mit dem Tankrabatt: Viel Aufwand, aber der Effekt bleibt aus.
Indirektes Argument
Ein indirektes Argument greift eine Position der Gegenseite auf und widerlegt sie. Somit stützt ein indirektes Argument die eigene These, indem ein Gegenargument entkräftet wird. Häufig greift ein indirektes Argument der gegnerischen Argumentation vor und entkräftet ein Gegenargument, bevor dieses das eigene Argument entkräften kann.
Beispiel: Hausaufgaben gelten zwar als Möglichkeit, den Schulstoff zu wiederholen und zu festigen. Geschieht dies jedoch unter Zwang, ist dieser Effekt gleich null.
Plausibilitätsargument
Ein Plausibilitätsargument lebt davon, dass es für Leser /-innen oder Zuhörer /-innen besonders nachvollziehbar ist – plausibel eben. Und was nachvollziehbar ist, wirkt auf die Empfänger /-innen überzeugend – das ist plausibel, oder?
Beispiel: Hausaufgaben erzeugen unnötigen zeitlichen Druck im ohnehin schon vollen Stundenplan der Schüler /-innen. Hausaufgaben, die deswegen am nächsten Morgen im Bus hingekritzelt oder auf dem Schulflur abgeschrieben werden müssen, bringen niemandem etwas.
Weitere Infos
Weiterführende Informationen zu den einzelnen Argumenttypen findest du hier.
Autoritätsargument: Was es ist und wie du es erkennst
Jetzt lesenNormatives Argument: Was es ist und wofür du es brauchst
Jetzt lesenAnalogisierendes Argument einfach erklärt
Jetzt lesenScheinargumente
Wie bereits erwähnt, gibt es nicht nur seriöse Argumente, sondern auch sogenannte Scheinargumente. Das sind Argumente, die eben nur vorgeben, Argumente zu sein, sie faken also ein bisschen. Ihre Funktion ist es, eine Behauptung ohne wirkliche Begründung durchzusetzen. Da das aber von geringerer argumentativen Qualität ist, tun sie so, als ob es sich um ein Argument handelt.
Scheinargumente begegnen dir vor allem in politischen Reden und Diskussionen. Ihren Ursprung haben sie in der Antike, weshalb für sie auch lateinische Bezeichnungen genutzt werden:
- argumentum ad baculum
- argumentum ad misericordiam
- argumentum ad populum
- argumentum ad hominem
Argumentum ad baculum
Das argumentum ad baculum kannst du als "Argument mit dem Stock" übersetzen. Und bildlich gesprochen arbeitet dieses Scheinargument auch mit dem Stock, denn es nutzt Befürchtungen der Gegenseite und droht mit negativen Folgen und Konsequenzen.
Beispiel: Du musst deine Hausaufgaben machen, sonst bekommst du eine schlechte Note.
Argumentum ad misericordiam
Beim argumentum ad misericordiam handelt es sich um einen Appell an das Mitleid. Es zielt also darauf ab, beim Empfänger oder der Empfängerin Mitleid zu wecken und dadurch Zustimmung zu erzielen.
Beispiel: Ich habe meine Hausaufgaben nicht gemacht, weil ich gestern mit meinem Kaninchen zum Tierarzt musste.
Argumentum ad populum
Argumentum ad populum bedeutet "Beweisrede für das Volk". Es begründet seine These damit, dass angeblich die Mehrheit der Öffentlichkeit diese Meinung vertritt.
Beispiel: Jeder vergisst mal seine Hausaufgaben. Deswegen kriege ich nicht direkt ein schlechtes Zeugnis.
Argumentum ad hominem
Mit der "Beweisführung auf den Menschen" (so die Übersetzung von argumentum ad hominem) wird versucht, sich durchzusetzen, indem die Gegenseite persönlich angegriffen wird.
Beispiel: Unsere Lehrer /-innen haben doch keine Ahnung von unserem Alltag. Sollen die sich doch mal hinsetzen und am Abend noch drei Stunden irgendwelche Aufgaben lösen.
Wie du sehen kannst, arbeiten Scheinargumente auf einer anderen Ebene als seriöse Argumente, nämlich auf der emotionalen. Während seriöse Argumente sachlich begründen und belegen, sind Scheinargumente unsachlich und zielen auf die Gefühlsebene – etwas, worauf du beim Erörterung schreiben unbedingt verzichten solltest!
Alle Argumenttypen auf einen Blick
Argumenttyp | Erklärung |
---|---|
Faktenargument | wissenschaftliche Fakten |
normatives Argument | bezieht sich auf allgemein anerkannte Werte |
Autoritätsargument | greift auf Aussagen von Autoritäten wie Experten /-innen oder Wissenschaftler /-innen zurück |
analogisierendes Argument | zieht Vergleich zu einem ähnlichen Bereich |
indirektes Argument | widerlegt die Postion der Gegenseite |
Plausibilitätsargument | besonders nachvollziehbar |
Scheinargument | Behauptung ohne wirkliche Begründung |
Argumenttypen für deine Erörterung
In einer Erörterung geht es darum, deinen Standpunkt zu einem bestimmten Thema begründet und reflektiert darzulegen und andere im besten Fall von deiner Meinung zu überzeugen. Das gelingt dir nur mit seriösen Argumenten, also Argumenten, die sachlich und fachlich überzeugen können. Scheinargumente haben in deinen Ausführungen nicht zu suchen, denn sie mindern die Qualität deiner Argumentation und damit auch deine Überzeugungskraft. Du kennst es ja selbst aus politischen Diskussionen: Da wird meist viel geredet, aber wenig inhaltlich gesagt, man schiebt sich gegenseitig die Schuld zu und versucht, andere schlecht zu machen, damit man selber besser dasteht. Das alles ist wenig überzeugend und untermauert nicht gerade, dass man Ahnung von dem hat, über das man spricht.
Achte darüber hinaus außerdem auch auf die Ausgewogenheit deiner Argumente. Faktenargumente sind stark, aber wenn deine gesamte Argumentation ein Faktenargument an das andere reiht, löst das bei deinen Empfängern /-innen eher die Frage aus: "Hat er/sie keine anderen Argumente?" Versuche lieber, verschiedene Argumentationstypen zu finden und sie ansprechend miteinander zu verbinden.
Die Argumentationsstruktur analysieren
Was für deine Texte gilt, gilt natürlich auch für die Texte anderer. Sollst du also in einer Sachtextanalyse die Argumentationsstruktur des Autors oder der Autorin analysieren, achte genau auf die Aspekte, auf die auch du beim Schreiben achten solltest:
- Sind seine/ihre Argumente seriös?
- Welche Argumentationstypen nutzt er/sie?
- Sind die Argumenttypen abwechslungsreich oder eher unausgewogen?
- Für welche These setzt er/sie welchen Argumenttypen ein?
- Benutzt er/sie Scheinargumente?
Diese Feststellungen kannst du dann mit der Position des Autors oder der Autorin sowie seiner Zielgruppenansprache in Verbindung bringen und beurteilen, ob es sich um eine qualitative und überzeugende Argumentation handelt oder ob und an welchen Stellen die Darstellungen des/ -r Verfassers /-in eher wenig überzeugend sind.
FAQ: Häufige Fragen zu den Argumenttypen
Argumenttypen im Überblick
- Ein Argument begründet eine Aussage.
- Es besteht aus Behauptung, Begründung und Beispiel.
- Je nach Art der Begründung kannst du es in verschiedene Argumenttypen unterteilen.
- Unterscheiden kannst du zwischen seriösem Argument und Scheinargument.
- Zu den seriösen Argumenten gehören das Faktenargument, das normative Argument, das Autoritätsargument, das analogisierende Argument, das indirekte Argument und das Plausibilitätsargument.
- Scheinargumente geben nur vor, etwas zu begründen. Sie zielen eher auf Emotionen und haben in einer sachlichen Argumentation nichts zu suchen.
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