Studium auf Probe

Nora Jakob - 27.06.2016

Studium auf Probe

Inzwischen absolvieren etwa 1.700 Schüler /-innen das Studium auf Probe. | Foto: Thinkstock/Halfpoint

Das Schülerstudium

Den Wissensdurst stillen oder der Unterforderung in der Schule entgehen: Jedes Semester sitzen mehr als 1.700 Schüler in den Hörsälen deutscher Universitäten. Frühstudium, Juniorstudium oder "Studium ab 16" nennt sich das Angebot, schon während der Schule zu studieren. Rund 50 Hochschulen bieten diese Möglichkeit an; die Universität Köln war eine der ersten Hochschulen, die das Angebot eingeführt hat.

Schon 2000 öffnete sie MINT-Fächer wie Mathe, Informatik, Physik und Chemie für Schüler, die auch heute noch bei jungen Leuten besonders beliebt sind. Mittlerweile können sie an der Universität Köln auch Latein, Jura und Philosophie (probe)studieren. An den meisten deutschen Universitäten steht mittlerweile das komplette Studienangebot zur Verfügung: Nur besonders beliebte Fächer wie Medizin und Pharmazie können nicht belegt werden.

Da die Kurse oft in der Unterrichtszeit stattfinden, müssen die Lehrer mitmachen und Schüler freistellen. Das erklärt auch, warum vor allem begabte Schüler die Möglichkeit bekommen, nebenbei zu studieren. Ihnen trauen Lehrer das Nebeneinander von Schule und Studium eher zu.

An der Universität Köln wird "Schüler an der Universität" – wie an vielen anderen Hochschulen – deshalb als Teil der Hochbegabtenförderung gesehen und etwa von der Deutschen Telekom und Bayer unterstützt. Die Universitäten orientieren sich deshalb auch oft an den Noten in den Zeugnissen oder den Empfehlungen der Gymnasien. Kaum eine Hochschule führt jedoch ein Aufnahmegespräch oder Tests durch.

Erfahrungen sammeln, ohne Konsequenzen

Das Abitur darf allerdings nicht gefährdet sein, wenn die Schüler wöchentlich einige Stunden an den Universitäten verbringen und dort "richtige" Vorlesungen und Seminare besuchen und Prüfungen ablegen können. Das  ist ein Unterschied zu einem richtigen Studium: Schafft man eine Prüfung nicht, dann hat das keine Folgen. Alle bestandenen Prüfungen können aber auf ein späteres Studium angerechnet werden – das spart Zeit oder die Enttäuschung, wenn ein Fach doch nicht so spannend ist, wie man sich erhofft hat. Außerdem kennen Schüler-Studierende das oft komplizierte Uni-System schon und müssen sich nach dem Abitur nicht erst reinfuchsen.

Während früher Schüler erst ab 16 Jahren studieren durften, werden mittlerweile auch 14-Jährige und manchmal sogar noch jüngere Schüler zugelassen. Das Schülerstudium ist kostenlos, es gibt einen Studierendenausweis, der auch einen Zugang zur Bibliothek ermöglicht, um die Inhalte der Vorlesung noch einmal zu vertiefen.

Eine Woche lang Uni-Luft schnuppern

An der Universität in Hannover gibt es nicht nur das Junior-Studium, sondern auch eine Herbst- und Winteruniversität für Schüler ab der zehnten Klasse. Innerhalb einer Woche können sie dort Einblicke in die Studiengänge der Leibniz Universität bekommen und teilweise schon Vorlesungen zuhören, um sich sicherer zu werden, was nach dem Abitur studiert werden soll.

Ähnliche Angebote gibt es auch an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und der Hochschule in Aschaffenburg. Wer nicht parallel zur Schule studieren, aber Einblicke in den Uni-Alltag bekommen möchte, kann sich bei der Internetplattform One Week Student registrieren – und dann für eine Woche einen Studierenden begleiten, aber nicht nur an die Universität, sondern auch zum Sport, zur Musik, also bei allem, was der Student in der Woche macht. Es ist sogar angedacht, dass der Schüler über Nacht bleibt und so das Leben zwischen Mensa, Hörsaal und WG kennenlernt.

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