Gap Year Vor- und Nachteile: Die wichtigsten Punkte

Patricia Schmidt - 01.06.2021

Gap Year Vor- und Nachteile Verschiedene Wege

Bevor du ein Gap Year antrittst, solltest du über Vor- und Nachteile nachdenken. | Foto: Justin Luebke / Unsplash

Gap Year: Ja oder nein?

Ob ein Gap Year das Richtige für dich ist, entscheidest du am besten, nachdem du einige Pro- und Kontra-Punkte abgewogen hast. Hast du die Skills und die Sorgfalt gründlich zu planen und etwas Biss, wenn es mal schwierig wird? Die Gap Year Vor- und Nachteile und wichtige Punkte, die du beachten solltest, haben wir hier für dich zusammengestellt. 

Definition: Das ist ein Gap Year

Gap Year: Ein frei gestaltetes Jahr, bei dem du dich sozial engagieren, beruflich orientieren, Skills verbessern und vor allem Spaß haben kannst. Während dieser Zeit sammelst du wertvolle Erfahrungen fürs Leben, solltest aber vorher sorgfältig planen.

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Ein Gap Year oder "Lückenjahr” kann dir bei deiner weiteren Orientierung nach dem Abitur, dem Hochschulabschluss oder auch im Berufsleben helfen. Die Vor- und Nachteile des Gap Years hängen dabei ganz von dir und deiner Situation ab.

Wir zeigen dir, welche Dinge du beachten solltest und welche Fragen du dir vor dem Antritt deines Gap Years stellen solltest.

Die wichtigsten Punkte:

  • An welchem Punkt deines Lebens befindest du dich gerade und kann dich das Gap Year weiterbringen?
  • Was genau versprichst du dir von deinem Gap Year und sind deine Vorstellungen realistisch?
  • Erfüllst du die nötigen Voraussetzungen und traust dir die eigenständige Planung zu?
  • Welche Form des Gap Years ist für dich die Richtige?

Der richtige Zeitpunkt

Einen "richtigen" Zeitpunkt für das Gap Year gibt es eigentlich nicht. Typischerweise wird dafür die Zeit zwischen zwei Lebensabschnitten, also etwa nach dem Abitur, dem Bachelor- oder Master-Abschluss gewählt. Aber auch außerhalb dieser speziellen Lebensphasen kann ein Gap Year gut und sinnvoll sein.

Je nachdem wann ein Gap Year angetreten wird, rücken unterschiedliche Aspekte in den Fokus. Während ein Gap Year nach dem Abitur beispielsweise gern genutzt wird, um ins Ausland zu reisen (Work and Travel, Au-pair, Sprach- und Bildungsreisen), wird es nach einem Abschluss an der Universität häufiger zur beruflichen Orientierung genutzt. Dann stehen vor allem Praktika, Fortbildungen oder auch Freiwilligendienst im Fokus. Die Vor- und Nachteile des Gap Years sind also ebenso von der individuellen Situation abhängig.

Vorteile

Die Vorteile des Gap Years sind nicht zu übersehen. Eine Auszeit kann dir in jedem Abschnitt deines Lebens neue Möglichkeiten und Perspektiven eröffnen. Welche das sind, liest du hier.

Pause vom Schul- oder Uni-Alltag

Nach sehr arbeitsintensiven Jahren an Schule oder Uni ist es keine Schande, mal eine größere Auszeit zu nehmen. Gleichförmiger Alltag und Notendruck wecken den Wunsch nach Veränderung, die Lust Neues auszuprobieren und den Drang Gelerntes sinnvoll zu nutzen, wie etwa Fremdsprachen. Das hilft den Kopf wieder freizubekommen und sich darüber Gedanken zu machen, was man mit dem gesammelten Wissen anstellen möchte.

Neue Erfahrungen sammeln

Einfach mal etwas ganz anderes sehen und erleben – Auslandsreisen sind da der Klassiker. Neben der Möglichkeit Fremdsprachen zu verbessern, können hier interkulturelle Kompetenzen gestärkt werden – das ist von Vorteil für das spätere Arbeitsleben.

Aber auch ein freiwilliges soziales Jahr kann dir dabei helfen, dir darüber klar zu werden, was du erreichen möchtest.

(Beruflich) orientieren und umorientieren

Oft ist die Zeit direkt nach dem Abitur oder Universitäts-Abschluss die erste Gelegenheit, richtig über den eigenen (beruflichen) Werdegang nachzudenken. Dabei solltest du dir Zeit nehmen um Entscheidungen treffen, die du nie bereuen musst.

Vor allem direkt nach dem Abitur stehen viele solche Entscheidungen an. Ein Gap Year kann dir dabei helfen, in verschiedene Möglichkeiten hineinzuschnuppern, etwa durch Studienorientierung oder Praktika.

Das sogenannte Sabbatjahr oder Sabbatical wird gern genutzt, um eine Auszeit vom bereits begonnen Arbeitsleben zu nehmen. Hier ist auch eine vorübergehende Teilzeitstelle möglich. Um vor allem auf lange Sicht mit der eigenen Berufswahl glücklich zu sein, empfiehlt es sich, diese Auszeit zu nutzen und sich gegebenenfalls umzuorientieren. Bildungsreisen, Fortbildungen, Praktika und vieles mehr bieten dir Möglichkeiten die eigenen Fähigkeiten optimal ins Arbeitsleben einzubringen. 

Fürs Leben lernen

Egal wie du dein Gap Year verbringst, auf Erfahrungen kannst du dein Leben lang zurückgreifen. Hast du also zum Beispiel ein Praktikum oder eine Weiterbildung erwischt, das so gar nicht deinen Vorstellungen entspricht, weißt du danach auf jeden Fall, was du lieber nicht machen möchtest.

Sprachkenntnisse verbessern 

Für viele Berufe sind Englisch und weitere Fremdsprachenkenntnisse ein absolutes Muss! Während deines Gap Years kannst du hier auf jeden Fall nachbessern, egal ob du dafür Kurse oder Bildungsreisen in Anspruch nimmst. Besonders sinnvoll ist es, einen offiziellen Niveaustufentest zu absolvieren. Dabei wird deine Kenntnis einer bestimmten Sprache in den Niveaustufen A1, A2, B1, B2, C1 oder C2 bescheinigt. Diese Bescheinigung kannst du deinem Lebenslauf beilegen.

Spaß haben

Last but not least: Koste dein Gap Year voll aus und hab Spaß dabei! Natürlich bietet ein freies Jahr viele Möglichkeiten Skills zu verbessern und dich auf das Berufsleben vorzubereiten aber vor allem sollte es dir Freude machen und deinen Horizont erweitern. Probiere alles aus, was du schon immer tun wolltest und lerne dabei auch dich selbst ein bisschen besser kennen.

Nachteile

Nicht immer und in jeder Situation ist ein Gap Year auch sinnvoll. Neben Vorteilen gibt es hier auch Nachteile, die zu beachten und zu durchdenken sind. Vor allem folgende Punkte solltest du im Blick behalten:

Persönliche Skills

Jeder Mensch ist verschieden und jeder hat unterschiedliche Stärken und Schwächen.

Ob ein Gap Year wirklich das Richtige für dich ist, machst du am besten an deinen persönlichen Skills fest. Auslandsreisen, Au-pair oder Volunteering erfordern  beispielsweise ein hohes Maß an Kommunikationsbereitschaft. Wenn du hier eher eine deiner Schwächen siehst, solltest du andere Möglichkeiten in Betracht ziehen. 

Kosten

Je nachdem für was für eine Art von Gap Year du dich entscheidest, kann das ziemlich ins Geld gehen – finanzielle Rücklagen sind da ein absolutes Muss. Ein Auslandsaufenthalt in Australien (etwa für Work and Travel) erfordert beispielsweise mindestens eine Summe von ca. 3.500 € auf dem Konto. Auch wenn während eines solchen Aufenthalts meist gejobbt wird, sollten die Kosten für Unterbringung, Verpflegung, Ausrüstung und Freizeitgestaltung keinesfalls unterschätzt werden. Das kann vor allem kurz nach dem Abi zum Problem werden.

Intensive Planung

Einfach den Rucksack aufsetzen und los – davon hat sicher der ein oder andere schon mal geträumt. Ganz so einfach ist es leider nicht, denn vor allem für Auslandsaufenthalte sind viele verschiedene Unterlagen nötig, wie etwa Reisepass und Gesundheitszeugnisse.

Etwas weniger planungsintensiv sind Studienorientierung und Praktika, beides beinhaltet aber sehr konkrete Anmeldefristen, die eingehalten werden müssen.

Auch einige (Soft-)Skills sind für viele Vorhaben ein Muss, dazu gehören etwa Sprachzertifikate und der Führerschein – beides sollte während der Schulzeit oder des Studiums erworben werden, um Verzögerungen zu vermeiden.

Den "Anschluss" verlieren

Manchmal kann es auch von Vorteil sein, Übergänge schnell anzugehen. Zwischen Schule und Uni beispielsweise kann es für manche Studiengänge sinnvoll sein, den gewohnten Lernrhythmus beizubehalten, um das akademische Arbeiten nicht zu "verlernen". Das gilt vor allem für Studiengänge mit hoher Inhaltsdichte wie etwa Medizin oder Jura.

Entscheidest du dich während eines bestehenden Arbeitsverhältnisses für ein Sabbatical bzw. Sabbatjahr, muss das ausführlich mit deinem Arbeitgeber besprochen werden. Wählst du eine "vollständige" Auszeit oder eine Teilzeitstelle? Ist danach der nahtlose Wiedereinstieg in deinen Job gewährleistet? Diese Punkte solltest du unbedingt vorher abklären und gegebenenfalls noch einmal umplanen.

 Aufgabe des Studierendenstatus

Der Status "Student*in” bringt im Alltag viele Vergünstigungen mit sich. Diese fallen während eines Gap Years (in dem du nicht immatrikuliert bist) weg. Auch das Studententicket für freie Fahrt steht dir in diesem Zeitraum nicht zur Verfügung. Da du auch als Student*in in die Kategorie "in Ausbildung” fällst, kann während eines Gap Years sogar der Bezug von Kindergeld schwierig werden. Behalte diese Punkte unbedingt im Hinterkopf, bevor du dich für oder gegen ein Gap Year entscheidest.

Vor- un Nachteile eines Gap Year

Vorteile Nachteile
✔️ Pause vom Schul- oder Uni-Alltag ❌ hohe Kosten
✔️ neue Erfahrungen sammeln ❌ intensive Planung
✔️ (beruflich) orientieren und umorientieren  ❌ Gefahr, den Anschluss an akademisches Arbeiten zu verlieren 
✔️ fürs Leben lernen ❌ Aufgabe des Studierendenstatusses
✔️ Sprachkenntnisse verbessern  
✔️ Spaß haben  

Tipp: Behalte bei deiner Entscheidung auch deine persönlichen Skills im Blick. Ist ein Gap Year generell das Richtige für dich?

Alternativen

Wenn du dich beim Überdenken der Vor- und Nachteile gegen ein "klassisches" Gap Year entschieden hast, kannst du die Zeit zwischen zwei Lebensabschnitten (etwa nach dem Abi) dennoch sinnvoll nutzen. Einige Ideen haben wir hier für dich:

Freiwilligenhilfe

In jeder Stadt gibt es Freiwilligendienste, bei denen sich auch Schüler/-innen und Studenten/-innen kurzfristig engagieren können. Hier kannst du beispielsweise in Tierheimen aushelfen, oder ältere Menschen bei alltäglichen Aufgaben wie Einkaufen, den Hund ausführen oder Arztbesuchen unterstützen. Diese Arbeiten erledigst du ehrenamtlich (also ohne Bezahlung), erhältst aber ein Zertifikat, das du deinem Lebenslauf beilegen kannst.

Minijob

Mit einem Minijob ist in der Regel eine Tätigkeit gemeint, in der du weniger arbeitest als in einem Nebenjob auf 450 Euro Basis. Häufig werden solche kleinen Jobs für eine einzelne Saison, also wenige Monate am Stück vergeben und passen damit gut in kürzere Überbrückungsphasen. In Freibädern oder Zoos werden beispielsweise in den Sommermonaten oft Minijobs im Gastro- und Servicebereich angeboten.

Volkshochschule

Volkshochschulen bieten in vielen Städten ein umfangreiches Kursprogramm an. Dabei sind alle Bereiche vertreten, von Sprachkursen über Informationsverarbeitung mit Word und Excel bis hin zur Vorbereitung auf Vorstellungsgespräche. Viele solcher Kurse stellen dir Zertifikate aus, die du deinem Lebenslauf beilegen kannst. Die Kursdauer beträgt meist ein halbes Jahr. Kosten können je nach Kurs variieren, liegen aber in der Regel zwischen 20 und 100 Euro.

FAQ: Häufige Fragen

Warum ein Gap Year machen?

Ein Gap Year kann dich in der Phase zwischen zwei Lebensabschnitten (etwa nach dem Abi, oder einem Hochschulabschluss) unterstützen, deine weiteren Schritte zu planen. Nutze Auslandsaufenthalt, Studienorientierung, Fortbildung oder Praktikum, um dich zu orientieren und anstehende wichtige Entscheidungen gewissenhaft zu treffen.

Wie lang ist ein Gap Year?

Das kommt auf deine persönliche Planung an. Ein Gap Year kann ein halbes, aber auch anderthalb Jahre dauern. Wichtig ist, dass du eventuelle Fristen (beispielsweise für den Studienantritt) im Auge behältst, um Leerlauf zu vermeiden.

Wann Gap Year?

Ein Gap Year kannst du beispielsweise nach dem Abitur, einem Hochschulabschluss, oder auch bereits im Berufsleben antreten. Für jeden dieser Zeitpunkte gibt es sinnvolle Möglichkeiten das Gap Year zu füllen und natürlich auch jeweils einige Vor- und Nachteile.

Gap Year Vor- und Nachteile: ein Überblick

  • Vorteile: Ein Gap Year kann dir bei der weiteren Orientierung helfen, dir neue Erfahrungen aber auch ganz einfach eine Pause bieten.
  • Nachteile: Ein Gap Year erfordert intensive Planung, häufig finanzielle Rücklagen und ein gewisses Maß an Abenteuerlust. Überlege dir genau, ob es das Richtige für dich ist.
  • Alternativen zum Gap Year gibt es viele. Vor allem soziales Engagement und Weiterbildung in der "Übergangszeit" machen sich gut im Lebenslauf.

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