Work and Travel: Erfahrungen sammeln, arbeiten und reisen
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Work and Travel: Perfekt für die Zeit nach dem Abi
In der Zeit nach dem Abi bieten sich dir viele Möglichkeiten. Vielleicht möchtest du nach dem Abi arbeiten, um dir mit einem Nebenjob etwas Geld dazuzuverdienen und schon mal für dein Studium Geld zu sparen. Gleichzeitig hast du nach der ganzen Lernerei aber wahrscheinlich auch Lust auf einen Tapetenwechsel und das Bedürfnis, endlich mal rauszukommen und die Welt zu entdecken. Reisen und Arbeiten schließen sich keineswegs aus. Work and Travel ermöglicht es dir, beides miteinander zu verbinden.
Definition: Das ist Work and Travel
Work and Travel ist eine Kombination aus Reisen und Arbeiten. So kannst du dir den Auslandsaufenthalt finanzieren und gleichzeitig durchs Land reisen. Die Arbeit besteht in der Regel aus Aushilfs- und Gelegenheitsjobs, die ebenso wechseln können wie der Ort deines Aufenthalts. Das unterscheidet Work and Travel von anderen Formen des Auslandsaufenthaltes. Du bist nicht ortsgebunden wie bei einer Au-pair-Tätigkeit, arbeitest nicht ganz so ehrenamtlich wie bei einem Freiwilligen Sozialen Jahr und trotz des Jobbens steht, anders als beim Auslandspraktikum, nicht das Erlernen beruflicher Fachkenntnisse im Fokus.
Voraussetzungen: Für wen ist Work and Travel geeignet?
Work and Travel klingt nach Spaß und Abenteuer und ist auf jeden Fall eine Bereicherung. Dennoch gibt es ein paar Voraussetzungen, die du dafür mitbringen solltest. Dazu gehören zunächst einige charakterliche Eigenschaften:
✔️ Selbstständigkeit
✔️ Kontaktfreude
✔️ Flexibilität
✔️ Offenheit gegenüber anderen Menschen und Kulturen
✔️ Eigeninitiative
Darüber hinaus gelten für Work and Travel folgende weitere Voraussetzungen:
✔️ Volljährigkeit: Für Work und Travel musst du 18 Jahre alt sein.
✔️ Altersgrenze: Die obere Altersgrenze ist abhängig vom Zielland, liegt jedoch meistens bei 30 Jahren.
✔️ finanzielle Rücklagen: Diese musst du häufig vorweisen, um das Working Holiday Visum erhalten zu können.
✔️ Sprachkenntnisse: hilfreich, damit du dich leichter integrieren und einen Job finden kannst.
Auch als Gruppe kann ein Work and Travel Aufenthalt geplant bzw. umgesetzt werden – allerdings ist es gegebenenfalls schwierig, gleichzeitig einen Aushilfsjob zu finden.
Der richtige Zeitpunkt
Grundsätzlich ist Work und Travel nicht an einen bestimmten Zeitpunkt im Leben gebunden. Allerdings gibt es je nach Land bestimmte Obergrenzen fürs Alter. Außerdem brauchst du natürlich ein paar Wochen Zeit, weshalb die Zeit nach dem Abi sich besonders für eine solche Erfahrung anbietet.
Die Dauer von Work-and-Travel-Programmen ist von Land zu Land unterschiedlich. Das dafür benötigte Visum gilt meistens für bis zu zwölf Monate, manchmal ist auch eine Verlängerung möglich. Manche Länder geben auch eine Mindestaufenthaltsdauer vor. Deswegen bietet es sich an, Work und Travel zum Beispiel im Rahmen eines Gap Years nach dem Abi zu machen.
Möglichkeiten für dein Work and Travel
Für deutsche Staatsangehörige kommen für Work und Travel vor allem Länder in Frage, mit denen Deutschland ein "Working Holiday Programm" vereinbart hat. Hierzu gehören
- Australien,
- Neuseeland,
- Kanada,
- Südkorea,
- Japan,
- Taiwan,
- Hongkong und
- Chile.
Besonders beliebt sind Australien und Neuseeland. Das bedeutet nicht, dass nicht auch in anderen Ländern ein Work-and-Travel-Aufenthalt möglich ist. Allerdings benötigst du dafür häufig, wie beispielsweise in den USA, eine autorisierte Agentur, die Auslandsaufenthalte vermittelt.
Beachten solltest du, dass die Möglichkeit zu einem Work-and-Travel-Aufenthalt von bilateralen Abkommen abhängig ist und die Bedingungen von Staat zu Staat unterschiedlich sind. Als EU-Bürger /-in kannst du in EU-Ländern ohne Visum einen solchen Aufenthalt durchführen.
Organisation: So bereitest du Work and Travel vor
Die Entscheidung steht, Work and Travel ist genau das Richtige für dich. Jetzt geht es an die Organisation. Dazu solltest du zunächst folgende grundlegenden Fragen klären:
- Wohin soll die Reise gehen?
- Wie lange möchtest du Work and Travel machen?
Auf eigene Faust?
Im zweiten Schritt solltest du dich entscheiden, ob du mit einer Organisation oder auf eigene Faust ins Ausland gehst. Beide Varianten haben Vor- und Nachteile. Eine Organisation unterstützt dich bei der ganzen Planung und du hast vor und während der Reise immer eine /-n Ansprechpartner / -in. Dafür musst du jedoch auch Programmgebühren zahlen.
Für einen Aufenthalt in Australien musst du im Schnitt mit mindestens 1.800 Euro inklusive Flug rechnen. Diese Kosten sparst du dir, wenn du die Reise allein organisiert. Dann hast du allerdings auch ein höheres Risiko. Wirst du im Gastland krank, findest keine Unterkunft oder keinen Job, bist du komplett auf dich allein gestellt. Auch bei der Flugbuchung, der Beantragung des Visums und Fragen zum Thema Autokauf, zur Kontoeröffnung und zu Handytarifen hast du keine Hilfe. Eine weitere wichtige Überlegung ist, ob du allein reisen willst oder mit Freunden /-innen. Gruppen haben den Vorteil, dass ihr nie ganz allein seid und euch austauschen könnt. Bei der Job- und Unterkunftssuche ist es aber oft einfacher, wenn du alleine bist.
Das Visum beantragen
Hast du dich für ein Land innerhalb der Eu entschieden, benötigst du kein spezielles Visum. Du kannst einfach einreisen und Jobs annehmen. Für entferntere Ziele ist ein Working-Holiday-Visum erforderlich. In Kanada, Neuseeland und Australien darfst du damit bis zu zwölf Monate lang arbeiten und reisen. Wichtig ist, dass du das Visum für deinen "Work and Travel"-Aufenthalt zum ersten Mal beantragst, du nicht die ganze Zeit bei einem /-r Arbeitgeber /-in verbringst und gut Englisch sprichst. Die Voraussetzungen für das Visum unterscheiden sich in den einzelnen Ländern:
- Australien: Du musst zwischen 18 und 30 Jahren alt sein und ungefähr 4.000 Euro auf dem Konto haben. Wenn du in den zwölf Monaten mindestens drei Monate Erntearbeit leistet, kannst du das Visum um ein Jahr verlängern.
- Neuseeland: Auch in Neuseeland musst du zwischen 18 und 30 Jahren alt sein, aber nur ca. 2.700 Euro Erspartes nachweisen. Außerdem hast du dort die Chance, das komplette Jahr bei einem Arbeitgeber zu bleiben. Eine dreimonatige Verlängerung ist möglich, wenn du im ersten Jahr mindestens drei Monate bei der Ernte geholfen hast.
- Kanada: Wenn du nach Kanada willt, musst du dich fühzeitig um das Visum bemühen, denn die Anzahl ist begrenzt. Bei der Beantragung solltest du zwischen 18 und 35 Jahren alt sein und nicht weniger als 2.000 Euro auf dem Konto haben.
- USA: Für die USA gibt es kein klassisches Working-Holiday-Visum. Du musst für den Aufenthalt das J1-Visum nutzen, welches du nur über eine Organisation bekommen kannst. Dafür musst du volljährig sein, rund 600 Euro auf dem Konto und eine Jobzusage haben. Vier Monate darfst du damit in den USA bleiben und anschließend noch 30 Tage reisen.
Hilfe beim Visumantrag
Wenn du selbstständig für ein Work and Travel ins Ausland reist, kann das Beantragen des Visums schnell kompliziert und unübersichtlich werden. Willst du für einen Aufenthalt in Australien beispielsweise dein eVisitor Visum online beantragen, musst du auch dort bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Bevor du die Übersicht über die verschiedenen Bedingungen verlierst, die du für ein Visum in Australien benötigst, bietet es sich an, eine Agentur mit der Beantragung des Visums zu beauftragen. Dadurch hast du weniger Aufwand und kannst deinen Fokus auf andere Vorbereitungen legen.
Fortbewegung vor Ort
Viele Backpacker /-innen kaufen sich für ihren "Work and Travel"-Aufenthalt ein Auto. Damit bist du flexibel, kannst dein Gepäck immer gut verstauen, im Auto übernachten und bist nicht auf Hostels angewiesen. Auch wenn die Kosten zunächst hoch sind, kann sich der Kauf schnell rentieren. Schließlich willst du das Land kennenlernen und rumreisen und musst dir dann um die Fahrten von einem Ort zum anderen keine Sorgen mehr machen. Lass dir aber kein Auto aufschwatzen, ohne vorher eine Probefahrt zu machen. Nur so kannst du herausfinden, wie sich der Wagen fährt und ob du damit klar kommst.
Noch mehr Orgakram
Work and Travel ist mit viel Planung und Organisation verbunden. Neben deinem Visum solltest du dich um notwendige Versicherungen und Impfungen kümmern, Geld in die entsprechende Landeswährung tauschen und deine Bewerbungsunterlagen vorbereiten.
Checkliste: Daran musst du vor der Reise denken
- Visum beantragen und Flüge buchen
- Unterkunft für die ersten Tage suchen
- notwendige Versicherungen abschließen
- wichtige Impfungen auffrischen
- Frage klären: Auto – ja oder nein?
- Handy und Konto im Gastland eröffnen
- überlegen, welche Jobs vielleicht in Frage kommen
Der Vorlauf für einen Work and Travel Aufenthalt sollte mindestens drei Monate betragen, besser noch mehr. Wenn du deinen Work and Travel Aufenthalt über eine Vermittlungsagentur organisieren möchtest, solltest du dich spätestens zwei Monate vorher anmelden.
Da für manche Zielländer eine jährlich begrenzte Anzahl an Working Holiday Visa zur Verfügung steht, ist es sinnvoll, sich früh genug um eine Aufenthaltserlaubnis kümmern. Um detaillierte Informationen zum jeweiligen Visum zu erfahren, kannst du dich an die ausländischen Vertretungen in deinem Heimatland wenden. Weiterhin ist es während der Vorbereitung empfehlenswert, Erfahrungsberichte zu lesen, um dich besser auf deinen Work-and-Travel-Trip vorzubereiten.
Kosten: So teuer ist Work and Travel
Die Idee hinter dem Prinzip von Work and Travel ist, dass du dir durch das Arbeiten vor Ort Geld für deine Reise verdienst und dir somit deinen Aufenthalt im Ausland finanzieren kannst. Dennoch ist es kaum möglich, mit leeren Taschen aufzubrechen. Vor allem, wenn du dich für ein Land außerhalb der EU entschieden hast und es dich zum Beispiel in die USA oder nach Neuseeland zieht, musst du dich auf höhere Flugkosten einstellen. Darüber hinaus sind finanzielle Rücklagen nötig, um zumindest die ersten Tage deines Aufenthalts sowie deine Verpflegung zu finanzieren. Ein kleines finanzielles Polster empfiehlt sich auch für eventuelle Notfälle.
Generell musst du Kosten für folgende Posten einplanen:
- Visum
- Unterkunft
- Versicherung
- Freizeitgestaltung
- Reisekosten
- gegebenenfalls Vermittlungsgebühren einer Agentur
Da du bei Gelegenheitsjobs meist keinen sehr hohen Stundenlohn verdienst und du als Work and Traveller auch nicht durchgängig arbeitest, sind finanzielle Rücklagen in Höhe von 2.000 Euro und eine großzügige Finanzplanung äußerst empfehlenswert.
Tätigkeiten: Welche Jobs sind denkbar?
Die Art der Gelegenheitsjobs hängt sehr stark vom jeweiligen Land und der Jahreszeit ab. Möglich sind zum Beispiel Tätigkeiten in der Gastronomie, in Hotels, auf einer Farm, auf dem Bau, in Fabriken oder in Callcentern. Vorkenntnisse musst du für die meisten Aushilfstätigkeiten nicht mitbringen. Wenn du allerdings in Deutschland schon mal gekellnert, im Hotel oder einer Fabrik gearbeitet hast, solltest du das bei potenziellen Arbeitgebern /-innen unbedingt erwähnen. Dann hast du bessere Chancen. Wenn du schon eine abgeschlossene Ausbildung oder ein Studium in der Tasche hast, kannst du versuchen, in diesem Bereich zu arbeiten. Du musst nur aufpassen, dass du nicht zu lange bei einem /-r Arbeitgeber /-in bleibst, da du sonst Probleme mit dem Visum bekommst.
Das ist deshalb wichtig, weil das Working Holiday Visum zeitlich begrenzte Tätigkeiten vorsieht. Je nach Arbeitserlaubnis reichen Arbeitsaufträge von mehreren Stunden bis zu sechs Monaten. Es ist also ganz normal, dass du während deines Work-and-Travel-Aufenthalts mehrmals den Job wechselst und ein regelrechtes Jobhopping betreibst.
FAQ: Häufige Fragen
Work and Travel im Überblick
- Work and Travel kombiniert Reisen und Arbeiten.
- Üblicherweise wechselst du während deines Auslandsaufenthalts mehrmals Job und Ort.
- Du solltest frühzeitig mit der Organisation beginnen.
- Für Work and Travel ist ein Visum nötig, wenn du dich für ein Land außerhalb der EU entscheidest.
- Du musst mit Kosten für Visum, Unterkunft, Versicherungen, Verpflegung und Freizeitgestaltung rechnen.
- Bei den Jobs, die du vor Ort machen kannst, handelt es sich um Aushilfsjobs. Arbeiten kannst du zum Beispiel in der Gastronomie, in Hotels, auf einer Farm, auf dem Bau, in Fabriken oder in Callcentern.
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