Durch die Führerscheinprüfung fallen – na und?

Nina Weidlich - 07.06.2016

Praktische Führerscheinprüfung

Durch die praktische Prüfung zu fallen ist kein Weltuntergang | Foto: Thinkstock/Slphotography

From Zero to Hero

Es ist zwar mittlerweile out, Klischees zu bedienen, aber ich bin da nicht so kleinlich: Ich bin keine normale Frau. Das sieht man daran, dass ich rückwärts einparken kann wie eine junge Göttin. Manchmal parke ich sogar für Freundinnen ein, weil die auf engen Parkplätzen regelmäßig in mittelschwere Depressionen verfallen.

Der aufmerksame Leser hat bemerkt, dass ich einparktechnisch eine Lichtgestalt bin. Das war zu Beginn meiner Autofahrer-Karriere zugegebenermaßen nicht vorhersehbar: Es hat mich drei (!) Prüfungen, unzählige Fahrstunden und einige dicke Krokodilstränen gekostet, bis ich den lange ersehnten Lappen endlich in den Händen halten konnte. Das war zwar alles ziemlich dramatisch, aber im Endeffekt gar nicht so schlimm.

Übung macht den Meister – oder auch nicht

Die Fahrschule ist eine dieser Pflichtübungen auf dem Weg zum Erwachsenwerden. Langweilige Theoriestunden überstehen wir gekonnt, das sind wir aus der Schule gewohnt. Auch die theoretische Prüfung ist für die meisten, die gerade für das Abitur büffeln oder bereits studieren, ein Klacks. Auf den Adrenalinrausch, den man bekommt, wenn man mit 30 km/h zum allerersten Mal über die am wenigsten befahrene Straße der ganzen Stadt fährt, bereitet uns allerdings niemand vor.

Natürlich ist das ein klitzekleines bisschen überspitzt, aber am Ende ist es doch so: 18 Jahre lang hat man neben Mama im Auto gesessen, erst sabbernd, dann nörgelnd, zuletzt versunken in sein Smartphone. Am Anfang unserer Lebenskarriere waren wir also synapsenmäßig nicht gut genug ausgestattet, um uns von Mamas Fahrkünsten etwas abzugucken. Später waren wir zu sehr damit beschäftigt, Selfies von uns auf dem Beifahrersitz zu posten.

Kurz gesagt: Es kann vorkommen, dass man bei der ersten Fahrstunde das Gefühl hat, ins kalte Wasser geschmissen zu werden. Und vielleicht auch bei der zweiten, dritten, vierten, aber DANN – kommen die Nachtfahrten! Ich habe alle drei am Stück absolviert und bin danach in Tränen ausgebrochen. Ich bin aber auch anstatt rechts abzubiegen auf eine Bushaltestelle gefahren. Wie soll man das im Dunkeln bitte unterscheiden?

Aufgegeben habe ich trotzdem nicht – und das ist einer der wichtigsten Tipps, den ich an dich weitergeben kann: Natürlich solltest du die Zeit nach einer gescheiterten Prüfung zur Regeneration nutzen und noch ein bisschen Praxiserfahrung sammeln, aber automobile Dysfunktionalität ist heilbar! Wenn du nicht konsequent dranbleibst, machst du deinen Führerschein am Ende womöglich gar nicht.

So klappt's schon beim ersten Versuch

Um einen solchen Super-GAU zu vermeiden, habe ich – als Parade-Negativbeispiel – noch ein paar Tipps für dich, wie du deine Prüfungsangst in den Griff bekommen kannst:

  • Zwar sollte man die Schuld nie auf andere schieben, aber es kann vorkommen, dass man mit seinem Fahrlehrer einfach nicht zurechtkommt. Hab' keine Angst, den Lehrer zu wechseln!
  • Nimm noch eine letzte Fahrstunde unmittelbar vor der Prüfung. Dabei kannst du dich bereits eingrooven und der Fahrlehrer kann dich vor möglichen Stolpersteinen auf der Prüfungsfahrt warnen.
  • Erzähle nicht allen davon, dass du eine Führerscheinprüfung an dem hast. Das nimmt dir den Druck und lässt die anderen staunen, wenn du sie plötzlich mit dem Auto abholst.
  • Hör auf zu heulen! Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Die Letzten werden die Ersten sein, du weißt schon.

Führerscheinprüfung: Das musst du beachten

Was aber, wenn du trotzdem mit schwitzigen Händen das Lenkrad besudelst, vor den Fahrstunden Magenschmerzen hast und die Karre an jeder Ampel absaufen lässt? Atme zweimal tief durch und sage folgendes Mantra auf: "Sogar Nina hat es zu einer meisterhaften Autofahrerin gebracht. Das heißt, ich kann alles schaffen".

Merke:

Schlimmer geht immer.

Tipps

Wenn dir das aber noch nicht reicht und du wider Erwarten doch das eine (oder andere) Mal durch die praktische Prüfung rasseln solltest, können dir diese Infos für "Prüfungsversager" helfen:

  • Die praktische Prüfung muss innerhalb von zwölf Monaten nach Bestehen der Theorieprüfung absolviert werden.
  • Schafft man es nicht, die praktische Prüfung innerhalb dieser Zeitspanne zu bestehen, muss auch die Theorieprüfung wiederholt werden.
  • Hat man eine Fahrprüfung vergeigt, muss man mindestens zwei Wochen warten, bis man es noch einmal versuchen darf. Die meisten Fahrlehrer empfehlen, in dieser Zeit weitere Fahrstunden zu nehmen.

Spätestens ab Prüfung Nr. 17 kannst du effektiv in Panik ausbrechen, weil du sonst quasi von vorn anfangen musst. Ein derartiger Fall ist mir aber nicht bekannt. Falls es da draußen doch jemanden geben sollte, der das fertig gebracht hat: Melde dich! Mein Ego und ich würden dich gern kennenlernen.

Apropos Ego: Um die Demütigung einer kleinen, bereits zweimal in der Fahrprüfung gescheiterten, aufgelösten jungen Frau auf die absolute Spitze zu treiben, habe ich bei meiner letzten Prüfung ein Sitzkissen bekommen. So einen Kindersitz für Erwachsene. Vielleicht hätte es mit dem Führerschein ja auch schon früher geklappt, wenn ich nur über dieses verdammte Lenkrad hätte gucken können.

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