Was sind Manga? Der Comic-Boom aus Japan
Shonen-Manga machen einen großen Teil der Comic-Industrie aus | Alle Buchcover: Carlsen Manga!
Was sind Manga?
Manga stammen aus Japan. Die Zeichen des Wortes (漫画) bedeuten einzeln übersetzt "unwillkürlich, zügellos" sowie "Bild" – zusammengefügt also etwa "zügelloses Bild". Allerdings gelten nur die Comics als Manga, die tatsächlich aus Japan stammen. So nennt man beispielsweise südkoreanische Comics Manhwa, die aus China Manhua.
In Japan begann der Manga-Boom nach dem Zweiten Weltkrieg. Wegbereiter für den modernen Manga-Stil war vor allem der Mangaka (Zeichner) Osamu Tezuka, der mit Werken wie "Astro Boy", "janguru taitei" oder dem hierzulande bekannten "Kimba, der weiße Löwe" Geschichte schrieb. Heutzutage wird Tezuka in Japan als Gott des Manga (manga no kamisama) verehrt.
Manga werden meist kapitelweise in monatlich oder wöchentlich erscheinenden, telefonbuchdicken Magazinen wie beispielsweise "Shonen Jump" veröffentlicht. In einem größeren Abstand erscheinen jedoch auch sogenannte Tankobon, welche lediglich mehrere Kapitel einer einzigen Serie beinhalten. Doujinshi werden hingegen von Fans gezeichnet, die die Geschichten ihrer Lieblingshelden weiterspinnen. In der Regel werden die japanischen Comics von rechts nach links gelesen.
Worum geht’s im Manga?
Wie in Büchern, Serien und Filmen ist auch dem Stoff für Manga keine Grenzen gesetzt: Verschiedene Genres decken nach Alter, Hobby und sogar sexueller Orientierung der Leser jedes Interessengebiet ab.
Shonen
Der japanische Begriff Shonen (少年) bedeutet "Junge", "Knabe" sowie "Jugendlicher" und wird als Sammelbegriff für Manga verwendet, die sich hauptsächlich an ein junges männliches Publikum richten. Der Schwerpunkt liegt auf actionreichen Abenteuergeschichten, in denen oft Superhelden gegen böse Mächte kämpfen. Die Erzählungen können dabei den Kategorien Fantasy und Science-Fiction zugeordnet werden oder reale sowie historische Ereignisse aufarbeiten. Auch Sport ist ein großes Thema. Auf dem japanischen Markt stellen Shônen-Manga wie "Dragon Ball" und "Yu-Gi-Oh" die wichtigste Gattung dar.
Seinen
Seinen (青年, übersetzt: "junger Mann") ist die erwachsenere Variante der Shonen-Manga. Die Grundstimmung ist ernst, das Zielpublikum bis zu 30 Jahre alt. Ein typischer Seinen-Manga ist "Death Note": In diesem werden die Unterscheidung von Gut und Böse in der Welt sowie die Frage, wie das Böse bestraft werden sollte, thematisiert.
Shojo
Das weibliche Pendant zu den Shonen-Manga: Shojo (少女) bedeutet "Mädchen" oder "kleines Mädchen", das zentrale Thema der Geschichten sind Freundschaft, die erste Liebe und Liebeskummer. Klassiker dieses Genres sind "Sailor Moon" und "Die Rosen von Versailles".
Josei
Manga, die sich an erwachsene Frauen richten, werden als Josei (女性) bezeichnet. Die Protagonistinnen haben die Schulwelt bereits hinter sich gelassen und befinden sich im Studium oder der Arbeitswelt. Genau wie Seinen-Manga wirken sie ernster und reifer.
Eine große Rolle in Josei- wie auch in Shojo-Manga spielen gleichgeschlechtliche Pärchen: Im Untergenre "Yaoi" werden Romanzen männlicher Paare und in "Yuri" weiblicher Paare dargestellt. Viele Doujinshi gehören in diese Kategorien und drehen sich häufig um erdachte Liebesgeschichten der Figuren aus beliebten Serien.
Wer liest Manga?
In Japan: eigentlich jeder! Dort sind Manga für die Verlage ein wichtiger Faktor, machen sie doch gut ein Drittel aller Druckerzeugnisse aus. Die Gesamtauflage aller Manga übersteigt zudem jährlich die Milliardengrenze – der Dauerbrenner ONEPIECE kommt dabei zwischenzeitlich auf rekordverdächtige 300 Millionen Exemplare!
Manga in Deutschland
- 1982 wurde mit "Barfuß durch Hiroshima – Eine Bildergeschichte gegen den Krieg" von Keiji Nakazawa der erste Manga in Deutschland im Rowohlt Verlag veröffentlicht.
- Erst 1988 folgte "Heine in Japan" von Keiko Ogata.
- Eine wirkliche Manga-Rezeption startete in den 1990er-Jahren, seitdem haben sich die japanischen Comics mehr und mehr in der deutschen Verlagswelt etabliert.
- 1991 erschein erstmals eine komplette Serie ganz auf Deutsch: Die Bände des Manga "Akira" wurden damals jedoch noch "gespiegelt", das heißt die japanische Leserichtung wurde der deutschen angepasst.
- Die ersten Manga, die ihre ursprüngliche Form behielten, waren "Genji Monogatari Asakiyumemishi" und "Dragon Ball".
- Mittlerweile haben sich Manga in den großen Verlagshäusern wie Carlsen, Egmont, Panini und Heyne fest etabliert – jährlich erscheinen über 800 Bände.
- Dabei handelt es sich um Tankobon. Alle monatlich erscheinenden Magazine wie "Manga Twiser" oder "Daisuki" wurden mit der Zeit eingestellt.
- Nichtsdestotrotz sind Manga in Deutschland angekommen: Mittlerweile sind sie selbst bei der Frankfurter Buchmesse nicht mehr wegzudenken und erfreuen sich einer stets wachsenden Fangemeinde, die ihre Lieblingswerke auf Conventions zelebriert.
Top 5 der Manga in Japan
Das Unternehmen Oricon veröffentlicht nicht nur regelmäßig eigene Musik-Charts, sondern hält auch die Mangaverkäufe in einem unabhängigen Ranking fest. Die meistverkauften Manga in Japan im Jahr 2014 waren demnach:
Platz 1: ONEPIECE
"ONEPIECE" ist definitiv einer der erfolgreichsten Manga Japans, wenn nicht sogar der erfolgreichste Manga überhaupt. Seit 1997 verfolgen weltweit Millionen Fans die Suche einer Gruppe Piraten, der sogenannten Strohhutbande, nach einem Schatz. Die Reihe umfasst mittlerweile mehr als 60 Bände und ist auch in Deutschland beliebt.
Platz 2: ATTACK ON TITAN
Das mit dem Kodansha-Manga-Preis ausgezeichnete "ATTACK ON TITAN" (進撃の巨人 – Shingeki no Kyojin) erscheint seit 2009: In einer fiktiven Welt kämpft die Menschheit gegen riesige Titanen um ihr Überleben. Die Geschichte setzt ein, als ein Titan die schützenden Mauern einer von den Menschen bewohnten Stadt einreißt. Nur eine Handvoll Bewohner kann fliehen – darunter Eren Jäger, der Rache für die Verstorbenen schwört. Dank einer Anime-Adoption, die 2013 zum ersten Mal ausgetrahlt wurde, erfreut sich die Serie auch in Deutschland unglaublicher Beliebtheit. Kein Wunder also, dass man auf großen Conventions wie der "Animagic" in Bonn unzählige Besucher im "ATTACK ON TITAN"-Cosplay sieht.
Platz 3: Haikyu!!
In "Haikyu!!" (ハイキュー!!) dreht sich alles um Volleyball. Der Leser folgt dem Mittelschüler Shoyo, einem begeisterten Volleyballspieler, der in seiner neuen Schule der Mannschaft beitritt – die jedoch ausschließlich aus Mädchen besteht! Die ersten Kapitel des Manga wurden in "Weekly Shonen Jump" veröffentlicht, seit 2014 wird ein passendes Anime im Fernsehen ausgestrahlt.
Platz 4: Tokyo Ghoul
"Tokyo Ghoul" (東京喰種トーキョーグール) ist eine mittlerweile abgeschlossene Reihe mit 14 Bänden. In der düsteren Geschichte muss Protagonist Ken Kaneki nach einem Angriff lernen, sein Leben als Halbghoul zu meistern. Das größte Problem: Um zu überleben, muss er Menschenfleisch essen. Im Café "Antik" lernt er weitere Ghoule kennen, die ihm helfen, mit seinem Schicksal umzugehen. Die beliebte Serie erhielt 2014 mit "Tokyo Ghoul:re" eine Fortsetzung; im selben Jahr wurde zum ersten Mal der zwölfteilige Anime zur Manga-Reihe ausgestrahlt.
Platz 5: Kuroko no Basuke
"Kuroko no Basuke" (黒子のバスケ) bedeutet so viel wie "Kurokos Basketball" und ist somit ein weiterer Manga, in dem Sport das zentrale Thema ist. Der Hauptfigur Kuroko ist das sechste, aber leider auch kaum bekannte Mitglied der "Wundergeneration" – dem Kern des Basketballteams einer Mittelschule. Als die Spieler an verschiedene Hochschulen wechseln und sich in alle Himmelsrichtungen verstreuen, landet Kuroko an einer Schule mit einer eher mittelmäßigen Mannschaft. Von da an gibt er alles, um sein neues Team zu fördern. Der Manga wurde von 2008 bis 2014 in "Weekly Shonen Jump" veröffentlicht und umfasst 30 Tankobon. Der dazugehörige Anime startete 2014 und ist noch nicht abgeschlossen.
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