Freiwilliger Wehrdienst nach dem Abitur?

Maria Knaus Maria Knaus, 07.10.2025  |  Lesedauer: 3 Minuten

Freiwilliger Wehrdienst nach dem Abitur? Voraussetzungen und mehr

Was kommt auf dich zu?

Aktuell sind rund 185.000 Soldatinnen und Soldaten bei der Bundeswehr im Dienst. Ab 2026 müssen alle 18-jährigen Männer einen Fragebogen der Bundeswehr ausfüllen. Ab Mitte 2027 sollen alle Männer des Jahrgangs 2008 verpflichtend zur Musterung erscheinen.

Du hast noch keine Ahnung, was genau auf dich zukommt? Hier findest du alle wichtigen Infos rund um die Bundeswehr und den freiwilligen Wehrdienst.

Wie lange dauert der freiwillige Wehrdienst?

Der freiwillige Wehrdienst dauert mindestens 7 Monate und kann auf bis zu 23 Monate verlängert werden. Die ersten 6 Monate gelten als Probezeit. Auslandseinsätze sind für Freiwillige grundsätzlich nur freiwillig möglich – auch bei längerer Verpflichtung.

Wie lange bist du verpflichtet?
Die Verpflichtungsdauer hängt von der Laufbahn ab: Offiziere verpflichten sich in der Regel für etwa 13 Jahre. Beim freiwilligen Wehrdienst sind es nur einige Monate – danach endet die Bindung.

In welchen Bereichen kann man den freiwilligen Wehrdienst machen?

Nach der dreimonatigen Grundausbildung wählst du eine der folgenden Teilstreitkräfte als Einsatzbereich: 

Bereich Tätigkeit
Heer Einsätze im Land, Truppengattungen wie Panzergrenadiere, Pioniere oder Funker
Luftwaffe Luftverteidigung und -operationen 
Marine Einsätze auf See
Sanitätsdienst medizinische Aufgaben (z.B.  Unterstützung Pandemiebekämpfung)
Cyber- und Informationsraum digitale Operationen, IT-Sicherheit der Bundeswehr
Streitkräftebasis unterstützen andere Teilstreitkräfte (z.B. Feldjäger oder Logistik)

Was verdienst du beim freiwilligen Wehrdienst?

Beim Freiwilligen Wehrdienst verdient man einen Wehrsold, der mit dem Dienstgrad ansteigt und im Einstiegsdienstgrad 1.837 Euro brutto beträgt. Das sind nach allen Abzügen ca. 1.385 netto.

 

Neuerungen für Soldaten 

Am 1. Mai 2026 steigt die Besoldung um +2,8 Prozent75 Euro mehr Ausbildungsvergütung je nach Stufe und ab 2027 kommt ein zusätzlicher Urlaubstag dazu.

Was passiert bei einer Musterung?

Zunächst musst du eine Einladung erhalten, mit dieser gehst du dann zur ausgewiesenen Stelle mit deinem Personalausweis und deinen medizinischen Unterlagen. Dann geht’s los mit der Untersuchung:

Was? Wie?
Ärztliche Untersuchung  Messung von Größe, Gewicht, Blutdruck, Puls sowie Prüfung von Hör- und Sehvermögen. 
Körperliche Tests Einfache Belastungstests wie Ausdauer- und Kraftübungen können durchgeführt werden. 
Anamnese

Der Arzt stellt Fragen zu Vorerkrankungen und Medikamenteneinnahme. Dazu gehören auch Blut- und Urintests sowie das Abtasten. 

Computer-Assistierte Testung (CAT-Test)

Ein Computertest, der Intelligenz, Allgemeinwissen, Konzentration und Reaktionsfähigkeit prüft.  Inhalte können Deutsch, Mathematik, Physik, Technik und Logik umfassen. 

Persönliches Gespräch  Ein Gespräch mit dem zuständigen Personal kann ebenfalls Teil des Auswahlverfahrens sein. 
Einschätzung und Entscheidung Am Ende der Musterung wird festgestellt, ob du tauglich oder untauglich für den Dienst bist. 

Wann werde ich zur Musterung geladen?

Die Einladungen zur Musterung werden viermal jährlich verschickt. Immer zum 1. Januar, 1. April, 1. Juli und 1. Oktober. 

Was tun, wenn ich nicht zur Bundeswehr will?

Das Grundgesetz (Art. 4 Abs. 3) gibt dir das Recht, den Dienst an der Waffe aus Gewissensgründen zu verweigern.

Freiwilliger Wehrdienst

Wie stelle ich den Antrag auf Kriegsdienstverweigerung?

Am besten vor der Einberufung. Der Antrag geht an das Karrierecenter der Bundeswehr, die ihn an das BAFzA weiterleitet.

Du brauchst:

  1. Ein Anschreiben, in dem du dich auf Art. 4 Abs. 3 GG berufst
     
  2. Einen tabellarischen Lebenslauf
     
  3. Eine ausführliche Begründung deiner Gewissensentscheidung
     

Tipp: Gib an, für welchen Alternativdienst du dich entschieden hast.

Wie formuliere ich die Begründung?

  1.  
Auf Gesetz berufen

“Sehr geehrte Damen und Herren,

hiermit beantrage ich die Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer nach Artikel 4 Absatz 3 des Grundgesetzes."

2.  Position begründen "Ich verweigere den Dienst an der Waffe aus Gewissensgründen. Es widerspricht meinen persönlichen Überzeugungen, Gewalt gegen andere Menschen auszuüben oder mich an militärischen Handlungen zu beteiligen, die Leben gefährden oder nehmen können. Ich bin der Überzeugung, dass Konflikte gewaltfrei gelöst werden sollten und dass ich keinen Beitrag zu militärischen Strukturen leisten kann, die auf Waffengewalt beruhen."
3.  Alternative bieten "Stattdessen möchte ich mich in einem Freiwilligen Sozialen Jahr sinnvoll und engagiert in der Gesellschaft einbringen. Ich habe vor, mein FSJ in einer psychiatrischen Einrichtung zu absolvieren, um dort Menschen in schwierigen Lebenslagen zu unterstützen. Ich sehe darin eine Möglichkeit, aktiv Verantwortung zu übernehmen und einen Beitrag zum Gemeinwohl zu leisten – auf eine Weise, die mit meinen Überzeugungen vereinbar ist."
4.  Abschluss "Ich bitte um die Anerkennung meines Antrags."
5.  Schlussformel "Mit besten Grüßen,.."
Profilbild von Maria Knaus

Maria Knaus

UNICUM-Autor/-in seit 2025

Der freiwillige Wehrdienst wird oft als Orientierungsjahr nach dem Abitur beworben, doch er ist mehr als nur ein „Job auf Zeit“. Zwischen Versprechen von Kameradschaft, sicherem Gehalt und persönlicher Entwicklung stehen klare militärische Strukturen, mögliche Auslandseinsätze und langfristige Verpflichtungen. Wer sich dafür interessiert, sollte nicht nur die Vorteile kennen, sondern auch die Risiken und Konsequenzen ehrlich abwägen. 

Zum Profil

Artikel-Bewertung:

Anzahl Bewertungen: 0