Ein Nachschlag Literaturklassiker

Verena Russlies - 18.08.2017

 Schullektüre Zusammenfassung

So viele Bücher, so viele spannende Geschichten | Foto: Unsplash/Eli Francis

Zusammenfassung: Parzival – Wolfram von Eschenbach

Wolfram (mit mittelalterlichen Autoren ist die Forschung weitestgehend per "Du") legte mit dem "Parzival" ein bedeutendes Werk der Artusliteratur vor. Wohl zwischen 1200 und 1210 entstanden, war es damals schon ein "Must Read" – nicht umsonst haben sich über 80 Handschriften bis heute erhalten.

Etwa 25.000 paarweise gereimte Verse in Kurzfassung: Parzivals Vater – Gahmuret – setzt zwei Kinder mit unterschiedlichen Frauen in die Welt und zieht jeweils von dannen. Parzival wächst von der Außenwelt abgeschirmt bei seiner Mutter Herzeloyde auf. Dort lernt er viel, allerdings kein ehrvolles höfischen oder zumindest ritterliches Verhalten. Als plötzlich eine Gruppe Ritter auftaucht, schließt sich Parzival diesen an, um zum berühmten Artushof zu gelangen – der Ritterschmiede allererster Güte.

Während Herzeloyde aufgrund der Abwesenheit ihres Sohnes vor Kummer vergeht und stirbt, scheitert Parzival kläglich an der Verkörperung eines mittelalterlichen Edelmannes: Aventiuren erlebt er in Narrenkleidung, bis er einen blutsverwandten Ritter erschlägt und ihm dessen Rüstung abnimmt. Er verhält sich ungebührlich gegenüber Frauen und fällt auch sonst nicht angenehm auf.

Es kommt zum Showdown: Der heilige Gral ist das erklärte Ziel der Artusritter – Parzival konkurriert mit Gawan, einem wahren Vorzeigeritter. Das nützt diesem jedoch nichts, da trotz fehlender Tugendhaftigkeit am Ende Parzival das begehrte Stück in den Händen hält. Dieser kann nun zu Frau und Kind zurückkehren (die er seit Jahren nicht gesehen hat) und seinen Bruder Feirefiz in die Arme schließen (der übrigens hell-dunkel gefleckt ist – wie eine Elster). Ein wahrhaft bunter Haufen an der Tafelrunde...

Zusammenfassung: Der Sandmann – ETA Hoffmann

An diesem Kunstmärchen oder auch Schauerroman von 1816 lassen sich bis heute immer neue Interpretationsansätze erproben – ein Traum für Literaturwissenschaftler wie Deutsch- und Theaterlehrer.

Nathanael will an Freund Lothar schreiben, wie sehr ihn eine Begegnung verunsichert hat. In dem Wetterglashändler (wenn, dann bestellt man sowas heute im Internet) Coppola meint er den Advokaten Coppelius (wenn, dann ein schlechter Tarnname) zu erkennen. Und so wie wir heute mal im falschen Messengerchat landen, so adressiert Nathanael den Brief aus Versehen an seine Verlobte Clara, gleichzeitig die Schwester Lothars.

Die sagt ihm, dass er sich an die traumatischen Erlebnisse mit Coppelius – unter anderem alchemistische Experimente mit dem Vater, der während einem zu Tode kommt – falsch erinnert und diese überhaupt vergessen soll. Auch das mit dem Sandmann, den er in Coppelius personifiziert sah, und der ihm drohte, seine Augen zu verbrennen, sei Ausgeburt Nathanaels Phantasie. So recht kann dieser jedoch nicht loslassen und versinkt immer mehr in eine Welt aus Wahn wie Verschwörungstheorien.

Darunter leidet seine Beziehung zu Clara, die er zuletzt sogar als "lebloses Automat" bezeichnet. Blöd nur, dass er sich wenig später wirklich in ein solches verknallt: in Olimpia, die behütete Tochter von Professor Spalanzanis. Jene kommt ihren Mitmenschen reichlich unterkühlt vor, nur Nathanael kommt sie mit ihrer Ja-Sager-Mentalität als eine Seelenverwandte vor. Es stellt sich nur leider heraus, dass Olimpia nur eine Holzpuppe ist – der sogar die Augen fehlen, welche Nathanael doch so wichtig sind. Nicht gerade förderlich für seinen Geisteszustand.

Clara steigt mit ihrem nur scheinbar mental stabilen Verlobten auf den städtischen Rathausturm. Als sie vorgibt, dass ein grauer Busch auf sie zuschreiten würde, greift Nathanael zu einem von Coppola erworbenen Fernglas und erblickt denselben in einer Menschenmenge. Die alte Paranoia ist zurück, Nathanael versucht im Wahn Clara vom Rathaus zu stoßen, Lothar biegt um die Ecke und verhindert das. Stattdessen springt der Protagonist nun selbst. Coppelius schaut belustigt zu.

Gute Nachricht: Clara scheint nicht traumatisiert, sie wird Jahre später verheiratet wiedergesehen. Ein Glück!

Zusammenfassung: Max und Moritz – Wilhelm Busch

Mit dem Inbegriff einer Lausbubengeschichte schuf Wilhelm Busch 1865 einen Klassiker der Kinderliteratur, der schon zu Lebzeiten des Autors in zehn Sprachen übersetzt wurde. Im 20. Jahrhundert wurde Busch dann auch als "Vater des Comics" betitelt – kein Wunder, so reich seine Geschichte um den (schlitzohrigen) Max und den (spitzbübischen) Moritz bebildert ist. Unschuldig gereimt steuern die Streiche der beiden unvermeidlich auf ein "Unhappy End" zu: Eine Warnung an alle bösen Kinder und solche, die es werden wollen.

Erstes und gleich zweimaliges Opfer ist die Witwe Bolte, deren Hühner erst Dank der von den Buben ausgelegten Köder in den Selbstmord durch den Strick getrieben werden (alle legen aber netterweise noch schnell ein Ei). Als sie diesen schmerzlichen Verlust akzeptiert und die Hühner – kann frau ja nicht verkommen lassen – braten möchte, klauen Max und Moritz dreist die goldbraunen Dinger mit einer Angel durch den Schornstein. Boltes Wauwau bellt um sein Hundeleben, wird aber zum Dank nur vom Frauchen gescholten.

Nachdem sie bei Schneider Böck (angesägte Leiter mit Abgang in einen reißenden Fluss), Lehrer Lämpel (explodierende Pfeife, schlimmste Verbrennungen, nicht der Reue wert) und Onkel Fritz (Maikäfer ins Schlafgemach, nächtliche Ungezieferjagd) noch ungeschoren davonkommen, wird es für die beiden immer enger: Beim Einbruch in die Backstube fallen sie in Kuchenteig. Hübsch ummantelt werden sie vom Meisterbäcker in den Ofen geschoben und den Hühnern gleich goldbraun gebacken.

Ein letztes Mal ist ihnen das Glück hold – sie können sich nach dem Backvorgang aus ihrer teigischen Hülle befreien. Statt sich nach dieser Nahtoderfahrung zu besinnen, folgt ein siebter und letzter Streich. Bauern Mecke schlitzen sie die Säcke mit zu mahlendem Korn auf. Dieser fackelt nicht lange und bringt statt seines Korns nun die beiden Übeltäter zur Mühle. Max und Moritz enden als Geflügelfutter. Hören wir dazu Bauer Mecke: "Wat geiht meck das an!"

Zusammenfassung: Effi Briest – Theodor Fontane

Jung und ausgelassen lebt Effi seit 17 Jahren auf dem elterlichen Anwesen. Ein Baron (von Innstetten) kommt vorbei. Jener machte bereits Effis Mutter schöne Augen, doch diese fand zur damaligen Zeit Herrn von Briest ungemein attraktiver. Nun, zwei Dekaden sind vergangen und der achtunddreißigjährige Baron möchte sich mit der ganz unwesentlich jüngeren Effi verloben. Was könnte dagegen sprechen? Honeymoon in Italien, Niederlassung in Kessin im idyllischen Hinterpommern.

Von der vorprogrammierten Einsamkeit lenken erst eine Schwangerschaft und dann die Geburt von Tochter Annie ab. Einmal träumt die Dame des Hauses schlecht – von einem mysteriösen Chinesen –, weswegen die Situation auf dem Anwesen immer unerträglicher wird. Aber anstatt sich die Sorgen seiner Frau anzuhören, fährt der Herr Baron lieber weiter auf Dienstreisen. Effi tröstet sich mit einer Liaison mit dem charmanten Major, bis es die Familie wenig später nach Berlin zieht.

Sechs Jahre ziehen ins Land, Effi macht Urlaub und der Herr Baron wühlt im Nähkästchen seiner Frau, welches alte Liebesbriefchen an den Major zutage fördert. Und obwohl er eigentlich keine Lust darauf hat, hält er es doch für seine Pflicht, sich mit dem Nebenbuhler zu duellieren. Der Major überlebt dieses Zusammentreffen nicht, der gehörnte Ehemann packt seine Sachen sowie Tochter Annie ein und lässt Effi verlassen in Berlin zurück.

Verstoßen und geächtet kann sie auch nicht in ihr Elternhaus zurück – Mutti und Vati fürchten um ihr Ansehen. Erst todkrank (vor Herzschmerz) bieten sie ihrer Tochter Asyl, wenig später verstirbt Effi mit 29 Jahren.

Fontane legte 1896 mit dieser Geschichte den Grundstein des deutschen Gesellschaftsromans. Vor der Veröffentlichung als Buch erschien es als Mehrteiler in einer Zeitschrift. Gewissermaßen als Telenovela in einer fernsehlosen Zeit. Aber das ist jetzt ein (zu) weites Feld.

Zusammenfassung: Die Dreigroschenoper – Bertholt Brecht

Mitglieder im Klub der "ehrenwerten Geschäftsmänner" liefern sich einen Existenzkampf im (wohl viktorianischen) London – eine furiose Feier der Doppelmoral. Jonathan Jeremiah Peachum ist Kopf der Bettelmafia und konkurriert mit Macheat, genannt Mackie Messer oder auch Mac, der unfairerweise gute Beziehungen zu Polizeichef Brown besitzt.

Der Konkurrent mutiert zum Schwiegersohn als Mac Peachums Tochter Polly im Pferdestall heiratet. Geld war weder für einen Hochzeitsplaner noch für Dekoration vorhanden: Alles Notwendige wie Möbel, Geschirr und Speisen wird auf Raubzügen zusammengeklaubt. Einige müssen dafür ihr Leben lassen, aber alles für das glückliche Paar!

Polly ist erst ein bisschen enttäuscht, ist jedoch beim Anblick der – ebenfalls gestohlenen – Geschenke versöhnlich gestimmt. Vater Peachum ist entsetzt, als er von der Verbindung erfährt und zeigt seinen neuen Schwiegersohn an. Mac wird angeraten zu fliehen; das macht er auch, allerdings nicht aus der Stadt, sondern ins Hurenhaus. Eins der Freudenmädchen verrät ihn, sodass er doch im Gefängnis landet. Dort taucht seine schwangere Verflossene Lucy auf und zufällig auch noch die Frischangetraute.

Beim Eifersuchtsdrama schlägt sich Frauenversteher Mac auf Lucys Seite und überredet sie, ihm aus dem Kittchen zu helfen. Peachum droht derweil Polizeichef Brown damit, die anstehenden Krönungsfeierlichkeiten zu sabotieren, sollte er sich nicht um die Verfolgung Macs kümmern. Unter Druck gesetzt, arbeitet Brown effizient und der Getürmte landet wieder hinter schwedischen Gardinen.

Lucy und Polly merken derweil, dass sie beide von Mac betrogen worden sind (Fun Fact: Lucy hat ihre Schwangerschaft bloß mit einem Muff vorgetäuscht). Beide wollen ihm dennoch helfen, können es aber nicht – kein Bestechungsgeld auf der hohen Kante. Auf dem Schafott, dem Tod ins Auge blickend, erreicht Mac schicksalhaft ein Begnadigungsschreiben. Und außerdem Geschenke anlässlich der Krönung.

1928 schuf Brecht mit der Musik von Kurt Weil einen Welterfolg. Einige Musiknummern (wie die "Moritat von Mackie Messer") erreichten Kultstatus.

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