Sachtextanalyse: Darauf kommt es an

Elena Weber

Sachtextanalyse zwei Schülerinnen

Eine Sachtextanalyse zu schreiben, ist fester Bestandteil des Lehrplans. | Foto: jacoblund / Getty Images

Eine Sachtextanalyse schreiben: Nicht mit Sowi verwechseln!

Um eine Verwechslung direkt auszuschließen: Deutsch ist nicht das einzige Fach, in der du Sachtexte analysieren musst. Du kennst beispielsweise die Quellenanalyse aus dem Fach Geschichte. Und auch in Sozialwissenschaften sind Sachtextanalysen gefordert. Die Schwerpunktlage hier ist aber eine andere. Zwar geht es auch in Sowi darum, die Argumentationsstruktur des Autors oder der Autorin zu erarbeiten, der Aspekt Sprache ist für dieses Fach aber irrelevant. Die Kunst ist, in einer Sowi-Analyse nicht in eine Sachtextanalyse wie im Fach Deutsch abzudriften.

In diesem Text geht es um die Sachtextanalyse für das Fach Deutsch, auch mit Blick auf Deutsch im Abitur. Wir erklären dir hier, was du zum Aufbau wissen musst, welche Aspekte in deiner Sachtextanalyse auf keinen Fall fehlen dürfen und welche Tipps dir das Schreiben erleichtern können.

Definition: Das ist eine Sachtextanalyse

Eine Sachtextanalyse ist eine bestimmte Form der Textanalyse, in der du einen Sachtext in Hinblick auf Inhalt, Struktur und Sprache sowie Aussageabsicht untersuchst. Sachtexte sind so genannte non-fiktionale Texte, deren Funktion es ist, Informationen und Fakten zu einem bestimmten Sachverhalt zu liefern. Das können Zeitungsartikel wie Reportage, Kommentar oder Interview sein, aber auch wissenschaftliche Ausführungen oder Gesetzestexte.

Ziel einer Sachtextanalyse

Ziel einer Sachtextanalyse ist es, herauszuarbeiten, welche Intention der Verfasser oder die Verfasserin mit ihrem Text verfolgt und wie er oder sie diese durch den Einsatz bestimmter stilistischer Mittel, den Aufbau des Textes und die Zielgruppenansprache erreicht. In ihrer Zielsetzung gleicht eine Sachtextanalyse somit der Analyse fiktionaler Texte, zu denen beispielsweise die Gedichtanalyse oder die Interpretation einer Kurzgeschichte gehören. Damit ist eine Sachtextanalyse weit mehr als eine reine Zusammenfassung des Inhalts. 

Gut zu wissen

Auch Texte, die sich mit Sachtexten beschäftigen, sind Sachtexte. Wenn du also eine Sachtextanalyse schreibst, verfasst du selbst einen Sachtext. Gleiches ist bei einer Interpretation, einer Gedichtanalyse oder einer Charakterisierung der Fall.

Aufbau: Das gehört in eine Sachtextanalyse

Genau wie bei der schriftlichen Analyse literarischer Texte handelt es sich bei einer Sachtextanalyse um eine Art des Aufsatzes, der einem bestimmten Aufbau folgt. Dieser funktioniert wie eine Schablone, die du auf jeden Sachtext legst und die dir das Grundgerüst liefert. Sie mit Inhalt zu füllen und dem jeweiligen Text anzupassen, ist dann deine Aufgabe.

Grundsätzlich gliedert sich eine Sachtextanalyse wie alle Analysen in folgende Aspekte:

  • EINLEITUNG: etwa zwei bis drei einleitende Sätze mit den wichtigsten Textinformationen
  • HAUPTTEIL: 
    2.1 Kernaussage und Sinnabschnitte 
    2.2 ausführlichere inhaltliche Zusammenfassung mit Struktur 
    2.3 Zusammenhang von sprachlicher Gestaltung und Inhalt 
    2.4 Absicht und Funktion des Textex
  • SCHLUSS: abschließende Bewertung des Textes, Zusammenfassung

Und auch das kennst du bereits aus sämtlichen literarischen Textanalysen: Auch in einer Sachtextanalyse arbeitest du dich vom Allgemeinen zum Detail vor. Dadurch wird deine Analyse nicht nur für deine Leser /-innen nachvollziehbar und verständlich. Es erleichtert auch deine Arbeit, denn natürlich ist es einfacher, den Text zunächst in Sinnabschnitte zu gliedern, als direkt rhetorische Mittel rauszusuchen. Außerdem bringt dir dieser Aufbau noch einen weiteren Vorteil: Du arbeitest dich Schritt für Schritt zur Aussageabsicht des Autors oder der Autorin vor. Es ist also gar nicht nötig, dass du die Intention schon beim ersten Lesen erfasst, sondern kannst sie dir im Laufe deiner Analyse erschließen.

Einleitung

Mit der Einleitung steigst du in deine Analyse ein. Folglich lieferst du hier die wichtigsten Informationen zum Text, die deinem Leser oder deiner Leserin die Einordnung des Textes ermöglichen.

Diese Informationen dürfen in deiner Einleitung nicht fehlen:

  • Textsorte
  • Autor /-in
  • Titel
  • Thema
  • Erscheinungsdatum
  • Quelle (z.B. Name der Zeitung oder der Internetseite)

Die Einleitung ist der kürzeste Teil deiner Analyse. In der Regel reicht es, wenn sie zwei bis drei Sätze umfasst.

Eine Einleitung deiner Analyse könnte zum Beispiel so aussehen: In ihrem Artikel "Kopftuchzwang, Kopftuchverbot – beides unterdrückt Frauen", der am 28. September 2022 auf "zett", einem Ressort von Zeit online, erschienen ist, thematisiert die Autorin Nour Khelefi das anlässlich der Proteste im Iran debattierte Kopftuchverbot. Dabei stellt sie die These auf, dass dieses Verbot genauso frauenfeindlich sei wie der Kopftuchzwang.

Hauptteil 

Der Hauptteil bildet den Kern einer jeden Analyse. In ihm arbeitest du folgende Punkte ab:

  1. Inhalt
  2. Struktur
  3. Sprache
  4. Intention

1. Inhalt

Gliedere den Text in Sinnabschnitte und fasse die Kernaussage in wenigen Sätzen zusammen. Achte aber darauf, den Text nicht einfach nachzuerzählen, sondern in deinen Worten kurz wiederzugeben. Halte dich hier an den Grundsatz: So viel wie nötig, aber so wenig wie möglich. denke außerdem daran, deine Gliederung in Sinnabschnitte mit den entsprechenden Textstellen zu belegen. 

2. Struktur

Beschreibe im nächsten Schritt die Argumentationsstruktur.  Die zentralen Fragen dabei sind:

  • Wie argumentiert der Autor? 
  • Welche Art von Argumenten verwendet er? 

Um diese Fragen beantworten zu können, ist es wichtig, dass du die verschiedenen Argumenttypen kennst. Das sind folgende:

Argument Erklärung Beispiel
Faktenargument Diese Art von Argument ist leicht nachvollziehbar, da es sich auf belegbare Tatsachenaussagen stützt. 672 der Abiturienten /-innen erreichten im Jahr 2022 mit ihrer Punktzahl die Abiturnote 1,0.
normatives Argument Hier gelten verbreitete Wertmaßstäbe (Normen) als Grundlage. Es ist wichtig, die Erinnerung an den Nationalsozialismus lebendig zu halten.
Autoritätsargument Hiermit beruft sich der Autor / die Autorin auf eine akzeptierte Autorität, etwa auf eine /-n Experten /-in.  Großangelegte Feldstudien aus Skandinavien belegen, dass eine Vier-Tage-Woche Angestellte glücklich und produktiv macht.
analogisierendes Argument Das Thema der Argumentation wird mit einem anderen Bereich verbunden. Am besten sind sich die Bereiche ähnlich, sodass ein Vergleich funktioniert. Die aktuellen Maßnahmen gegen die Erderwärmung bringen ungefähr so viel, als wenn wir versuchen würden, einen Waldbrand mit einer Wasserpistole zu löschen.
indirektes Argument Du greifst ein Contra-Argument auf, um es zu entkräften und deine eigene Argumentation zu stützen. Kritiker /-innen behaupten, eine Vier-Tage-Woche schade der Wirtschaft, tatsächlich belegen Studien aber, dass sie zu einer höheren Produktivität führt.
Plausibilitätsargument Die Aussage wird dadurch begründet, dass sie "plausibel", also für den/die Leser /-in oder den/die Zuhörer /-in besonders nachvollziehbar ist. "Auch wenn in Sporthallen nur noch kalt geduscht werden kann, ist die Ersparnis gering im Vergleich zu dem Potenzial, das die Industrie einsparen könnte, wenn es entsprechende Gesetze gäbe."

Um dir den Gedankengang des Verfassers oder der Verfasserin zu erschließen, sind außerdem noch folgende Punkte hilfreich:

  • Gibt es bestimmte Strukturmuster, z.B. Ursache – Folge, Pro – Contra, Positivbeispiel – Negativbeispiel oder These – Argument – Beispiel.
  • Ist die Argumentation sprunghaft oder stringent? Bei einer sprunghaften Argumentation würde der/die Autor /-in z. B. ständig zwischen Pro- und Contra-Argumenten hin- und herspringen. 
  • Ist die Argumentation sachlich, emotional, moralisch, provokativ oder plausibel?

3. Sprache

Auch wenn Sachtexte sprachlich natürlich nicht so überfrachtet sind wie zum Beispiel Barock Gedichte: Die sprachliche Gestaltung des Textes spielt trotzdem eine wichtige Rolle. Deswegen musst du auch hier einen Blick auf die stilistischen Stilmittel werfen und ihre Wirkung erklären, insbesondere in Hinblick auf Argumentationsweise und Aussageabsicht. 

Folgende Fragen helfen dir bei der sprachlichen Analyse eines Sachtextes: 

  • Welche stilistischen Mittel setzt der Autor oder die Autorin ein?
  • Wie ist der Satzbau – hypotaktisch (Haupt- und Nebensatz) oder parataktisch (mehrere Hauptsätze)?
  • Wie lang sind die Sätze?
  • Verwendet er/sie häufig bestimmte Wortarten wie Adjektive oder Wortfamilien?
  • Welche Sprachebene verwendet der Autor / die Autorin? Fachsprache, Umgangssprache oder Jugendsprache?
  • Welche Funktion hat der Text? Möchte der Autor informieren, überzeugen oder einen Sachverhalt erklären?

Alle Argumenttypen sind dazu geeignet, eine Aussage zu belegen und zu stützen. Wie überzeugend sie letztlich im Text sind, kommt auf die Ausführungen des Autors oder der Autorin an. Insgesamt gelten sie aber als "seriöse" Argumente.

Darüber hinaus gibt es noch sogenannte Scheinargumente. Sie sind dazu da, eine Behauptung ohne wirkliche Begründung durchzusetzen und kommen vor allem in politischen Diskussionen zum Einsatz. Ihre Bezeichnungen wie argumentum ad baculum (Argument mit dem Stock) oder argumentum ad misericordiam (Appell an das Mitleid) stammen noch aus der Antike. 

4. Intention

Eine wichtige Rolle bei einem Sachtext spielt die Aussageabsicht des Autors oder der Autorin, die sogenannte Intention. Wenn du die Argumentationsstruktur erfasst und stilistische Mittel auf ihre Wirkung analysiert hast, ergibt sich daraus eigentlich ganz automatisch, was der Autor oder die Autorin mit seinem/ihrem Text bezwecken möchte.

Die Aussageabsicht eines Sachtextes ist vergleichbar mit dem Thema eines Gedicht: Beides schälst du in deiner Analyse nach und nach vom Innersten des Textes nach außen. 

Tipp

Folgende Fragen helfen, die Aussageabsicht herauszufinden:

  • Was möchte der/die Verfasser /-in mit seinem/ihrem Text erreichen? Was ist sein/ihr Ziel?
  • Erreicht er/sie dieses Ziel? Warum/Warum nicht?
  • Welche Leser /-innen spricht er/sie mit seinem/ihrem Text an?

Schluss

Der Schluss rundet deine Analyse ab und zieht ein Fazit unter deine Analyseergebnisse. Achte dabei jedoch darauf, nicht noch mal alles zu wiederholen, was du schon geschrieben hast, sondern deine Ergebnisse knapp zusammenzufassen. Dann folgt eine abschließende Bewertung, in der du darauf eingehst, ob der Text seine Funktion erfüllt und wie der Autor oder die Autorin sich zu dem Thema positioniert. 

Eventuell kannst du darauf aufbauend noch die Bedeutung oder Stellung des Textes in der gesellschaftlichen Debatte herausstellen oder künftige Entwicklungen aufzeigen. Außerdem kannst du werten, wie überzeugend der/die Autor /-in argumentiert. Deine eigene Meinung zu dem Thema solltest du jedoch nur schreiben, wenn du in der Aufgabenstellung dazu aufgefordert wirst. 

Tipps für deine Sachtextanalyse

Der Aufbau einer Sachtextanalyse mit all seinen Aspekten klingt nach viel Arbeit, ist gleichzeitig aber auch eine große Hilfestellung, denn du kannst dich daran orientieren und die einzelnen Punkte systematisch abarbeiten. Darüber hinaus solltest du für eine gelungene Sachtextanalyse noch auf Folgendes achten:

✔️ Rechtschreibung
✔️ Kommaregeln
✔️ eine logische Struktur
✔️ Zeilenangaben
✔️ korrektes Zitieren
✔️ Vollständigkeit der Informationen in der Einleitung
✔️ sprachlicher Ausdruck

Mache dir bewusst: Auch du verfasst mit deiner Sachtextanalyse gerade einen Sachtext. Einen Text voller Rechtschreibfehler und ohne ein einziges Komma würdest du zumindest unterbewusst auch als qualitativ minderwertiger wahrnehmen, selbst wenn der Inhalt überzeugt.

Tipps, die beim Schreiben helfen:

  1. Die Aufgabenstellung lesen: Daran scheitern tatsächlich schon einige. Lies die Aufgabenstellung so gründlich wie den Text selbst. Sie sagt dir genau, was du tun musst. 
  2. Den Text richtig lesen: Sorgfältiges Lesen ist die Grundlage fürs Textverständnis.
  3. Auffälligkeiten markieren! 
  4. Immer Textbelege verwenden!
  5. Im Präsens schreiben!
  6. Wenn es die Zeit zulässt, vor der Abgabe nochmal Korrektur lesen. 

FAQ: Häufige Fragen zur Sachtextanalyse

Wie schreibe ich eine Sachtextanalyse?

Um eine Sachtextanalyse zu schreiben, kannst du einem festgelegten Aufbau folgen und deine Analyse in Einleitung, Hauptteil und Schluss gliedern. Bevor du mit dem eigentlichen Schreiben beginnst, solltest du Text und Aufgabenstellung (mehrmals) gründlich lesen) und dir erste Notizen machen und Auffälligkeiten im Text markieren. Dann arbeitest du den Aufbau ab und beginnst mit der Einleitung. So arbeitest du dich vom Offensichtlichen zum Detail vor. Am Ende solltest du dir die Aussageabsicht und die Funktion des Textes erschlossen haben.

Was gehört alles in eine Sachtextanalyse?

Jede Sachtextanalyse hat eine Einleitung, einen Hauptteil und einen Schluss. Während die Einleitung die wichtigsten Informationen zum Text enthält, analysierst du im Hauptteil Inhalt, Argumentationsstruktur, Sprache und Aussageabsicht. Im Schlussteil fasst du deine Ergebnisse kurz zusammen und gibst eine abschließende Bewertung ab.

Wie schreibt man eine Einleitung Sachtextanalyse?

Die Einleitung einer Sachtextanalyse enthält die wichtigsten Informationen zum Text: Autor /-in, Veröffentlichungsdatum, Textart, Titel, Thema und die Quelle.

Was ist das Ziel einer Sachtextanalyse?

Ziel einer Sachtextanalyse ist es, den Text auf seinen Aufbau und die Schlüssigkeit seiner Argumente zu analysieren. Dazu betrachtest du Stilmittel, Schreibstil und Argumenttypen und arbeitest die Intention des Autors oder der Autorin sowie die Funktion des Textes heraus.

Die Sachtextanalyse im Überblick

  • In einer Sachtextanalyse erarbeitest du dir Funktion und Aussageabsicht eines Sachtextes. 
  • Dazu analysierst du Inhalt, Argumentationsstruktur und sprachliche Stilmittel.
  • Der Aufbau einer Sachtextanalyse ist festgelegt und besteht immer aus Einleitung, Hauptteil und Schluss. 
  • Außerdem solltest du immer auf Rechtschreibung, Zeichensetzung und deinen eigenen sprachlichen Ausdruck achten. 
  • Vergiss nicht, all deine Aussagen mit entsprechenden Zeilenangaben zu belegen.
  • Sinnvoll ist es zudem, die verschiedenen Argumenttypen zu kennen.  

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