Prosa: Definition, Merkmale und Bedeutung

Elena Weber - 16.08.2022

Prosa Definition Schülerin in Bibliothek

Die Prosa Definition umfasst sämtliche epische Texte sowie Alltagstexte. | Foto: Son340 / Getty Images

Prosa Definition für den Deutschunterricht

Spätestens wenn du in der Mittelstufe Kurzgeschichten interpretierst, begegnet dir ein Begriff, den du bis zu Deutsch im Abitur nicht mehr los wirst: Prosa. Da diese Bezeichnung im Vergleich zu anderen Fachbegriffen nicht ganz so griffig ist, haben wir dir hier alles zusammengestellt, was du zu diesem Thema wissen musst: Prosa Definition, Merkmale, Formen und Tipps für deine Textanalyse.

Prosa: eine Definition

Die Bezeichnung "Prosa" ist ein Fachbegriff, der sich vom lateinischen Ausdruck prosa oratio ableitet und sich als "geradeausgerichtete Rede" übersetzen lässt. Das bedeutet, dass Prosa eine ungebundene Form der Sprache ist, also eine Sprache, die nicht an irgendwelche Regeln gebunden ist. Sie ist sowohl in der Literatur als auch in der Alltagssprache verbreitet.

Ursprünglich für wissenschaftliche Schriften verwendet, bezeichnete der Begriff früher jegliche schriftliche Fixierung, die keine Dichtung war. Somit galten alle Texte als Prosa, die geschichtliche, naturwissenschaftliche oder philosophische Inhalte hatten oder lediglich Notizen waren.

Durchgesetzt hat sich die Prosa mit dem Beginn der Neuzeit und der Entstehung einer neuen Erzählkunst: dem Roman. Er brachte zahlreiche weitere epische Textformen wie die Novelle oder die Kurzgeschichte hervor. Doch auch wenn unter den Begriff "Prosa" grundsätzlich nicht nur literarische, sondern auch Alltags- und Gebrauchstexte fallen, wird die Bezeichnung meistens für die Sprache in der literarischen Gattung der Epik verwendet und gehört damit zu den typischen Epik Merkmalen. Oft wird auch der Roman als Prosa und die Kurzgeschichte als Kurzprosa bezeichnet.

Epik und Prosa sind nicht dasselbe! Epische Texte sind immer fiktional. Ein Prosatext hingegen kann sowohl fiktive Literatur als auch ein Gebrauchs- oder Alltagstext wie zum Beispiel eine Gebrauchsanweisung, einen Brief oder eine E-Mail sein.

Wusstest du, dass...

… es die Einteilung in gebundene und ungebundene Sprache schon seit der Antike gibt? Damals fiel unter den Oberbegriff "gebundene Sprache" allerdings ausgedachte Literatur und damit das, was wir heute als fiktionale Texte bezeichnen. Alle anderen Texte galten als Prosa.

Merkmale der Prosa

"Ungebunden" bedeutet, dass Prosa nicht an bestimmte Regeln gebunden ist. Und das ist auch das wichtigste Merkmal der Prosa. Sie wird nicht durch formale Besonderheiten eingeschränkt, muss sich, anders als beispielsweise Gedichte, also nicht an bestimmte Vorgaben halten. Somit kannst du sie dir als eine Art Schreibstil vorstellen.

Da Prosa eine freie Form der Sprache ist, braucht es grundsätzlich nicht viele Voraussetzungen, um eine Prosatext zu verfassen, denn sie hat lediglich zwei Merkmale:

  • Ungebundenheit: Prosa unterliegt keinen sprachlichen Schemata. In ihr findest du also keine Elemente, die du aus Gedichten kennst.
  • grammatikalische Richtigkeit:  Zeichensetzung, Satzbau, Ausdruck, Grammatik und Rechtschreibung – Freiheit der Sprache bedeutet natürlich nicht, dass die Autoren /-innen diese Regeln außer Acht lassen dürfen. 

Prosa bezeichnet alle Texte, die sich nicht der Lyrik zuordnen lassen. Darunter fallen  alle literarischen Texte der Epik sowie Alltags- und Gebrauchstexte

Gebrauchsprosa und literarische Prosa

Dadurch, dass Prosa sowohl literarische Texte wie Fabeln, Novellen, Märchen oder Romane als auch Gebrauchstexte wie Briefe oder Anleitungen umfassen kann, vereint dieser Begriff sehr unterschiedliche Texte. Denn eine Anleitung für deinen neuen Fernseher liest sich ganz anders als zum Beispiel die Harry-Potter-Reihe – und natürlich steckt dahinter auch ein ganz anderer Zweck. Dieser führt wiederum dazu, dass diese Texte in ihrer sprachlichen Gestaltung ganz verschieden sind. Aus diesem Grund kannst du Prosatexte auch in Gebrauchsprosa und literarische Prosa unterteilen.

Gebrauchsprosa 

In diese Kategorie fällt die sogenannte Gebrauchsliteratur. Das sind Texte, die zu einem bestimmten Zweck geschrieben werden und auch an diesen Zweck gebunden sind. Das können zum Beispiel Briefe, Sachtexte wie Gebrauchsanleitungen oder Gesetzestexte, Reden oder Zeitungsartikel sein. 

Literarische Prosa

Literarische Prosa bezieht sich auf Texte mit künstlerischem Wert, etwa Erzählungen oder Geschichten. Sie verwendet bewusst poetische Gestaltungsmittel wie Wortwahl, Satzbau, Sprachmelodie, Bildhaftigkeit und Sprachrhythmus. Deswegen wird sie auch als Kunstprosa bezeichnet. Dazu zählen zum Beispiel

  • Roman,
  • Novelle,
  • Kurzgeschichte,
  • Anekdote oder
  • Parabel

Eine besondere Form der Prosa ist das Prosagedicht. Dabei handelt es sich um ein Gedicht, das in Darstellung und Inhalt an einen Prosatext erinnert. Dazu verzichtet es auf Verse und Endreime, verwendet aber trotzdem gedichttypische Merkmale wie Versmaß, Binnenreim und eine bildhafte Sprache.

Unterschiede zur Poesie

Das, was Prosa eigentlich ist, wird deutlicher, wenn du dir ihr Gegenstück anschaust: die Poesie. Die Poesie ist die Sprache der Lyrik und durch formale Vorgaben wie Verse, Reimschema, Metrum und Kadenzen gebunden. Sie begegnen dir in verschiedenen Gedichtformen und sind typische Lyrik Merkmale

Das bedeutet im Umkehrschluss aber nicht, dass Prosa nicht trotzdem kunstvoll sein kann. Auch sie besitzt die Fähigkeit zum Poetischen und kann Stilmittel wie Rhythmus, Wortwahl oder Bildhaftigkeit verwenden. Der entscheidende Unterschied zur Poesie ist aber: Sie muss es nicht, denn sie ist frei und kann quasi machen, was sie möchte. Damit Prosatexte einen künstlerischen Wert bekommen (und sich eben von einer Gebrauchsanweisung abgrenzen), verwenden sie typischerweise bestimmte Stilmittel wie

  • eine besondere Wortwahl,
  • einen einzigartigen Sprachstil,
  • einen bestimmten Satzbau oder
  • rhetorische Mittel.

Für die Textanalyse

Was aber bedeutet das nun fürs Interpretation schreiben? Mit Kurzgeschichten, Romanauszügen oder Novellen begegnen dir im Deutschunterricht schließlich zahlreiche Prosatexte, die du analysieren sollst. Und hier kann gerade die Ungebundenheit zur Schwierigkeit werden. Zwar gelten Gedichte in Sachen Interpretation immer als besonders unbeliebt, sie haben aber einen entscheidenden Vorteil: Sie haben klare Vorgaben, die du abarbeiten kannst. So kannst du in deiner Gedichtanalyse erstmal die Anzahl der Strophen und Zeilen nennen, das Reimschema bestimmen, dir die Kadenzen ansehen und das Versmaß festlegen – und das alles, bevor du mit der eigentlichen Textinterpretation beginnst. Zudem haben Gedichte meist eine Vielzahl rhetorischer Mittel. Das mag dich bei Barock Gedichten oder Romantik Gedichten aufgrund der Fülle der sprachlichen Mittel gefühlt erstmal erschlagen. Der Vorteil ist aber, dass du nicht viel suchen musst und immer etwas findest, über das du schreiben kannst.

Bei Prosatexten kann das etwas schwieriger sein. Vor allem Kurzgeschichten, die sich durch ihre sprachliche Nüchternheit auszeichnen, verwenden vergleichsweise wenig rhetorische Mittel – und dann auch häufig nicht so bildhafte Ausdrucksmittel wie Metaphern oder Personifikationen, sondern eher Stilmittel, die nicht immer auf den ersten Blick erkennbar sind. Das bedeutet für deine Analyse einmal mehr, neben den rhetorischen Mitteln …

  • auf den Satzbau zu achten: Ist er hypotaktisch (viele Haupt- und Nebensätze) oder parataktisch (Hauptsätze)?
  • auf die Wortwahl zu achten: Verwendet der/die Autor /-in Alltagssprache oder Wörter aus einem bestimmten Wortfeld? Benutzt er/sie viele Adjektive oder ausufernde Beschreibungen?
  • auf den Sprachstil zu achten: Ist die Sprache alltäglich oder einfach, gehoben oder dialektal?

Außerdem hilft es, wenn du die Merkmale der einzelnen epischen Textformen kennst. Weißt du zum Beispiel, dass eine Kurzgeschichte immer einen offenen Anfang hat oder eine Novelle meist ein Dingsymbol oder Leitmotiv hat, kannst du das für deine Analyse nutzen. 

FAQ: Häufige Fragen zur Prosa Definition

Was ist Prosa Beispiel?

Prosa bezeichnet Texte, die weder durch Verse, Reime oder Versmaß strukturiert sind. Das können Alltagstexte wie Gebrauchsanweisungen, Mails oder Briefe sein, aber auch literarische Prosa, die künstlerisch ausgestaltet ist, etwa Romane, Novellen, Fabeln oder Kurzgeschichten.

Was bedeutet das Wort Prosa?

Prosa bezeichnet die ungebundene Form der Sprache. Das bedeutet, dass ihr formgebende Elemente wie Verse, Reimschemata oder Metren fehlen.

Was ist Lyrik und was ist Prosa?

Der wesentliche Unterschied zwischen Lyrik und Prosa ist, dass lyrische Texte in gebundener Sprache verfasst sind, während sich Prosatexte durch ungebundene Sprache auszeichnet. Anders als lyrische Texte wird Prosa weder durch Reime und Verse noch durch Metren strukturiert.

Prosa Definition im Überblick

  • Prosa bezeichnet alle Texte, die sich nicht der Lyrik zuordnen lassen.
  • Folglich fallen unter Prosa alle literarischen Texte der Epik und der Umgangssprache. 
  • Du kannst in Alltagssprache und Kunstprosa unterscheiden.
  • Anders als die Lyrik ist Prosa keinen Strukturen wie Metrum, Reim und Rhythmus untergeordnet, sondern ungebunden und lediglich den grammatischen Regeln folgend.
  • Dennoch kann Prosa kunstvoll sein, indem bestimmte Stilmittel wie Wortwahl, rhetorische Mittel oder Satzbau verwendet werden.

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