Normatives Argument: Was es ist und wofür du es brauchst

Elena Weber - 19.10.2022

Normatives Argument Gruppe Schüler /-innen

Ein normatives Argument will andere von deinem Standpunkt überzeugen. | Foto: dusanpetkovic / Getty Images

Normatives Argument: eine Art der Begründung

Argumente können eine Meinung ganz unterschiedlich begründen. Je nachdem, wie sie das tun, kannst du sie einem bestimmten Argumenttyp zuordnen. Einer dieser Typen ist das normative Argument. In diesem Text liest du, was genau das eigentlich ist. Und da es die Norm einer jeden Textanalyse ist, Dinge nicht bloß zu benennen, sondern sie auch zu analysieren, erklären wir dir hier außerdem, wie ein normatives Argument wirkt und wann es am überzeugendsten ist. So weißt du direkt auch für deine nächste Sachtextanalyse Bescheid.

Definition: Das ist ein normatives Argument

Ein normatives Argument ist ein Argumenttyp. Es bezieht sich auf Normen und Werte – daher auch die Bezeichnung "normativ". Normative Argumente gehören zur Gruppe der seriösen Argumente.

Das ist ein Argument

Argumente kennst du aus argumentativen Texten wie Erörterungen, Essays oder Kommentaren. Sollst du eine Sachtextanalyse schreiben, musst du sie sogar analysieren. Dafür ist es hilfreich zu wissen, dass sich ein Argument aus drei Bestandteilen zusammensetzt, den drei Bs: Behauptung, Begründung und Beispiel.

  1. Behauptung: deine These.
  2. Begründung: die Begründung deiner These
  3. Beispiel: die Veranschaulichung deiner Begründung..

Ziel eines Arguments ist es, deine Meinung zu einem Thema auszudrücken und damit eine Position pro, also dafür, oder contra, dagegen, einzunehmen. Dabei kannst du auf verschiedenen Argumenttypen zurückgreifen. Eines davon ist das normative Argument. 

Wichtig

Es gibt seriöse Argumente und Scheinargumente. Scheinargumente geben nur vor, Argumente zu sein und argumentieren auf einer unsachlichen, emotionalen Ebene. Seriöse Argumente wie das normative Argument sind sachlich und dadurch ernstzunehmender. 

Das bedeutet "normativ"

Das Attribut "normativ" leitet sich vom Substantiv "Normen" ab. Normen sind Regeln, Wertvorstellungen und Handlungsvorschriften, die in unserer Gesellschaft festgelegt und allgemein akzeptiert sind. Ein Beispiel für eine Norm ist zum Beispiel, dass man nicht lügen soll oder dass alle Menschen gleichberechtigt sein sollten.

Ein normatives Argument greift genau auf solche Normen zurück. 

MERKE: Ein normatives Argument ist eine Aussage, die sich auf eine Norm, also ein allgemein anerkanntes, gesellschaftlich akzeptiertes Denkmuster, stützt.

Beispiele für normative Argumente

Eine Norm ist die Erwartung, die andere Menschen an dich haben und die auch du an andere hast, etwa Pünktlichkeit, Ehrlichkeit oder Treue. Daraus lassen sich dann auch bestimmte Handlungsanweisungen wie "Du sollst pünktlich sein" oder "Du sollst nicht lügen" ableiten.

An den folgenden drei Beispielen kannst du dir genauer anschauen, wie ein normatives Argument funktioniert.

Beispiel 1: Der Gender Pay Gap muss endlich überwunden werden. Gleichberechtigung ist ein Grundrecht.

Die These in diesem Beispiel ist, dass der Gender Pay Gap, also die ungleiche Bezahlung zwischen Frauen und Männern, überwunden werden muss. Das normative Argument ist, dass Gleichberechtigung ein Grundrecht ist. Dieser Norm würde wohl die Mehrheit der Bevölkerung zustimmen.

Beispiel 2: Pünktlichkeit ist wichtig, auch für das spätere Leben. Deswegen sollte es Konsequenzen haben, wenn man zu spät zur Schule kommt.

Die allgemein akzeptierte Normvorstellung hier ist die Bedeutung von Pünktlichkeit. Sie wird als Begründung für die Meinung herangezogen, dass es Konsequenzen haben sollte, wenn man zu spät zur Schule kommt.

Beispiel 3: Jugendliche sollten älteren Menschen in Bus und Bahn ihren Platz überlassen. Das ist eine Sache von Respekt und Höflichkeit.

Die Norm ist hier, dass man sich älteren Menschen gegenüber respektvoll und höflich verhalten soll. Deswegen, so die These, sollten Jugendliche ihnen in Bus und Bahn ihren Platz überlassen.

Wirkung von normativen Argumenten

Normative Argumente funktionieren nur, wenn möglichst viele Menschen der Norm zustimmen und es dazu einen gesellschaftlichen Konsens gibt. Nur weil du und deine zwei besten Freunde /-innen finden, dass die Schule erst um zehn beginnen soll, damit ihr länger schlafen könnt, ist das längst nicht normativ. Der Aussage "Man soll nicht klauen" stimmt hingegen ein Großteil der Menschen zu. Hierbei handelt es sich um eine Norm. Entsprechend hoch ist die Zustimmung, die du mit einem normativen Argument erreichen kannst, schließlich ist die Zustimmung schon in der Norm impliziert.

Natürlich gibt es immer Menschen, die einer Norm nicht zustimmen oder von ihnen abweichen. Da es in unserer Gesellschaft viele verschiedene Norm- und Wertvorstellungen gibt, finden nicht alle den gleichen allgemeinen Zuspruch oder widersprechen sich auch mal. Und nur weil etwas als Norm gilt, heißt es natürlich nicht, dass es keine Gegenargumente gibt. Auch normative Argumente können entkräftet werden.

Weitere Argumenttypen

Du hast mehrere Möglichkeiten, deine Aussagen mit seriösen Argumenten zu stützen. Neben dem normativen Argument gibt es noch weitere Argumenttypen. Mit ihnen kannst du eine These auf unterschiedliche Art begründen.

Ob du nun die Argumentationsstruktur eines Sachtextes analysierst oder selbst einen argumentativen Text verfassen musst: Ein normatives Argument nach dem anderen macht die Argumentation eindimensional und schmälert die Wirkung dieses Argumenttyps. Die Qualität einer Argumentation lässt sich auch daran messen, wie abwechslungsreich die verschiedenen Argumenttypen eingesetzt werden. Dabei ist es nicht schlimm, wenn zum Beispiel drei normative Argumente, aber nur ein Fakten- und ein Autoritätsargument verwendet werden. Entscheidend ist, dass eine gewisse Vielfalt erkennbar ist und der gewählte Argumenttyp stimmig zum Inhalt ist, den er ausdrücken soll. 

Weitere Infos

Ausführliche Infos zu den verschiedenen Argumenttypen findest du hier.

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FAQ: Häufige Fragen zum normativen Argument

Wie erkennt man ein normatives Argument?

Ein normatives Argument erkennst du daran, dass es sich auf allgemeine Norm- und Wertvorstellungen bezieht. Es findet eine breite Zustimmung.

Was gibt es für Argumenttypen?

Es gibt seriöse Argumente und Scheinargumente. Zu den seriösen Argumenten gehören Faktenargument, Autoritätsargument, normatives Argument, analogisierendes Argument, indirektes Argument und Plausibilitätsargument. Scheinargumente geben nur vor, zu argumentieren. Zu ihnen gehören argumentum ad baculum, argumentum ad misericordiam, argumentum ad populum und argumentum ad hominem.

Was ist ein indirektes Argument?

Ein indirektes Argument will dadurch überzeugen, dass es die Meinung der Gegenposition entkräftet oder als unstimmig darstellt.

Das normative Argument im Überblick

  • Das normative Argument gehört zu den seriösen Argumenttypen.
  • Es beruft sich auf allgemeine Norm- und Wertvorstellungen.
  • Normen sind Denkmuster, über die es in der Gesellschaft einen allgemeinen Konsens gibt.
  • Aus diesem Grund wirken normative Argumente sehr überzeugend.
  • Je mehr Menschen der Norm zustimmen, desto überzeugender und aussagekräftiger ist sie.

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