Wenn's schnell gehen muss: Deutsche Literatur-Klassiker zusammengefasst!

Barbara Kotzulla - 25.04.2017

Weltliteratur

Lesen macht Spaß! Manchmal. Und wenn nicht: Hier die Zusammenfassungen | Foto: Unsplash/mvp

Zusammenfassung: Das Nibelungenlied – Unbekannter Verfasser

In der Völkerwanderungszeit entstanden, mündlich von Generation zu Generation weitergegeben und um das Jahr 1200 verschriftlicht, sorgte das Nibelungenlied seit seiner Wiederentdeckung Mitte des 18. Jahrhunderts für ideologisch aufgeladene Interpretationen. Daher ist uns allen der Stoff mitunter bekannt, jedoch mit einem negativen Beigeschmack behaftet.

Das Epos bietet feinstes Blockbuster-Material: Intrigen und Mord in einem burgundischen Königshaus. Der heldenhafte Siegfried fällt einer abstrus-peinlichen Betrugskomödie zum Opfer – seine Gattin Kriemhild verkraftet dies denkbar schlecht. Sie heiratet den wesentlich älteren Hunnenkönig Etzel und wartet an dessen östlichen Barbarenhof jahrzehntelang auf ihren Moment der Rache. Der Tag soll kommen, an dem die Auftraggeber (ihre drei Brüder Gunther, Giselher und Gernot) sowie der Mörder des Geliebten (Hagen) ihrer Einladung folgen, wenn auch mit gewissen Bedenken.

Aber wer ahnt denn, dass jemand derartig nachtragend sein kann? Und wer konnte damit rechnen, dass bei ihrem Rachefeldzug nicht nur die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden, sondern das Schlachtfeld – ein nicht dafür ausgerichteter Saal – am Ende kniehoch mit Blut gefüllt ist und in Flammen steht? Richtig, niemand, deswegen unbedingt einmal einen Blick auf die Details werfen: Es muss auch nicht gleich die Lektüre auf Mittelhochdeutsch sein.

Zusammenfassung: Emilia Galotti – Gotthold Ephraim Lessing

Das Schicksal der tugendhaften Emilia lag schon auf dem Schreibtisch von Goethes Werther, der sich kurz nach der Lektüre für den Freitod entschied. Das soll jedoch nicht davon abschrecken, das 1772 erschienene Trauerspiel einmal genauer zu betrachten. Tempogeladen gestaltet sich der Fünfakter zwischen feudalen Werten und der neuen Empfindsamkeit: Emilia ist jung und verlobt, als sich der Prinz von Guastalla in sie verguckt. Der Mann mit dem herrlich italienischen Namen Hettore Gonganza versucht die Hochzeit zu verhindern, die noch am selben Tag stattfinden soll. Kammerherr Marinelli erweist sich als hinreichend intrigant und lässt die Kutsche überfallen, in der sich Emilia mit ihrer Mutter sowie ihrem (nun nicht mehr) Zukünftigen befindet. Letzter stirbt nämlich, wobei er noch im letzten Atemzug seiner (nun nicht mehr) Schwiegermutter in spe den Namen des Mörders zuflüstert.

Hettore pirscht sich – nachdem der Verlobte erst wenige Stunden tot ist – an die Angebetete heran; Emilia befindet sich jedoch noch, verständlicherweise, unter Schock. Zusätzlich erschwerend ist, dass Emilias Eltern langsam, aber sicher die Intrige durchschauen und ihre Tochter vom Prinzen entfernen wollen. Aktuell haben sie alle Zuflucht in dessen Lustschloss gefunden, in welchem Hettore Emilia gerne behalten, die Eltern sie allerdings lieber in ein Kloster schicken möchten.

Als Vater und Tochter sich am Nachmittag alleine sprechen, gesteht Emilia, dass sie den Avancen des Prinzen wohl nicht lange standhalten könne und aufgrund drohender Unehre sterben möchte. Selbstmord kommt aus religiösen Gründen für die Tugendvolle nicht infrage. Nur gut, dass Vater Galotti ein Messer zückt und seine Tochter ersticht. Oder sie in das Messer hineinläuft. Oder beides. Auf jeden Fall ein krasser Plot-Twist in den Ereignissen eines einzigen Nachmittags...

Zusammenfassung: Die Räuber – Friedrich Schiller

Von ungleichen Geschwisterpaaren mit unmoralischen Charakterzügen wissen wir seit Kain und Abel aus der Bibel. Und auch Schiller zeigte 1781 nicht nur, dass er dichterisch ein Meister seines Fachs ist, sondern auch den Konflikt zwischen Gefühl und Verstand in der Beziehung zweier Brüder auf den Punkt bringen kann.

Franz Moor fühlte sich zeitlebens von seinem Vater, dem Grafen von Moor, zurückgesetzt. Seinem älterer Bruder Karl neidet er gute Gene, die Verlobte Amalia sowie das Erbe, welches diesem als Erstgeborenen zusteht. Franz wittert eine Chance, das Blatt zu wenden, und fälscht Korrespondenzen. Long story short: Graf von Moor ist bitter von den angeblichen Missetaten Karls enttäuscht, dieser selbst wurde enterbt und lässt sich zum Hauptmann einer Räuberbande wählen – die waren bis zum 19. Jahrhundert weit verbreitet und lukrativ für enterbte oder nie vermögende Gauner.

Franz besteigt den Familien-Thron, indem er seinem Vater eine fingierte Sterbenachricht seines Lieblingssohnes Karl überbringt und dieser daraufhin scheinbar tot zusammenbricht. Tatsächlich ist er es nicht, wird jedoch aus dem Weg geräumt und in einen Turm eingesperrt. Nach dem Thron will Franz auch Amalia an sich reißen, die hält jedoch weiter zu ihrem Verlobten.

Als jener Wind von den Machenschaften seines Bruders bekommt, will er das Schloss stürmen. Franz entzieht sich einer Konfrontation mit seinen Vergehen durch Selbstmord. Karls Vater im Turm bricht diesmal wirklich tot zusammen, als ihm sein Lieblingssohn zwar lebend, aber als Verbrecher unter die Augen tritt. Karl kann mit seiner sündhaften Seele den Thron nicht besteigen, geschweige denn Amalia heiraten. Die möchte daraufhin nicht mehr leben und lässt sich von Karl erstechen. Um Buße zu tun, lässt sich Karl von Moor von einem Tagelöhner, der das Kopfgeld mehr als gut gebrauchen kann, ausliefern.

Zusammenfassung: Faust. Eine Tragödie – Johann Wolfgang von Goethe

Wohl das Lebenswerk des Genies Goethe, welches 1808 erschien und in seinem Todesjahr, 1832, mit der Veröffentlichung von "Faust II" fortgesetzt wurde.

Heinrich Faust, ein Mann im besten Alter und mit Doktortitel, ist unzufrieden. Wie so oft in seinem Studienzimmer sitzend, treibt ihn sein nicht stillbarer Wissensdurst in die Verzweiflung. Der Sinn des Lebens erschließt sich ihm weder aus Büchern noch aus einer Beschwörung der Geisterwelt, sodass er sich zu einem drastischen Schritt verleitet sieht und den Freitod wählt. Die Geschichte könnte nach dieser Szene bereits zu Ende sein, aber Faust wird vom Läuten der Osterglocken von der Gifteinnahme abgehalten.

Und so geht es weiter, ein Spaziergang wird unternommen, ein Pudel taucht auf. Des Pudels Kern ist aber keine reine Hundeseele, sondern Mephistopheles – Teufelsfigur mit besten Absichten. Dieser leiert Faust seine Seele aus den Rippen und verspricht dafür Wissens- wie Erkenntnisgewinn und Lebensfreude obendrauf. Ein Trank macht den frisch paktierten zum ansehnlichen Lebemann, der sich alsbald in Gretchen verliebt. Mit harten Bandagen kämpft Faust um die Gunst seiner Angebeteten: Lug und Trug führen zwar zum Ziel, allerdings wird Gretchens Bruder von Faust getötet, ihre Mutter unglücklicherweise vergiftet und das arme Mädchen schlussendlich geschwängert.

Und zu allem Übel merkt Faust auch noch, dass die beiden auf spiritueller Ebene nicht optimal harmonieren – Gretchen findet das Christentum super, Faust sieht sich eher pantheistisch und naturphilosophisch veranlagt (hängt aber trotzdem mit dem Leibhaftigen ab). Faust und Mephisto besuchen ein Festival auf dem Brocken (Walpurgisnacht), während Gretchen ihr Kind erst zur Welt bringt, dann ermordet und dafür angeklagt wird. Sie lehnt eine Rettung durch Faust dankbar ab und wendet sich vollkommen dem Gottesgericht zu; Mephisto und sein Leibeigener reiten in den Sonnenuntergang, wobei letzterer den Seelenverkauf nun nicht mehr für seine glorreichste Idee aus dem Studienzimmer hält.

Zusammenfassung: Deutschland. Ein Wintermärchen – Heinrich Heine

Eine Liste mit Literaturklassikern ist erst vollständig, wenn mehr als ein Versepos aufgenommen wird. Mit dem von Heinrich Heine im Jahr 1844 verfassten kann unter diesem Punkt ein Haken gesetzt werden. Heine unternahm selbst eine Reise, welche die Grundlage für die Erzählung bietet. Von Paris nach Hamburg kommt das lyrische Ich mit allerhand Borniertheit, Zensur, Rückwärtsgewandtheit und Heuchelei in Kontakt – was ihm verständlicherweise missfällt.

Beim Grenzübertritt kommen die preußischen Beamten zum Glück nicht an sein freies, unzensiertes Gedankengut, also kann die Reise in verschlafene Städte weitergehen. In Köln wird sich darüber echauffiert, dass man an eine Fertigstellung des Doms denkt; und damit den Blick Richtung Vergangenheit statt Zukunft richtet. Im Gespräch mit (sic!) dem Rhein wird klar, dass auch dieser gar nicht mit der Haltung und dem Zustand Deutschlands einverstanden ist.

Quer durch den Teutoburger Wald schläft das lyrische Ich ein und erhält dadurch die einmalige Gelegenheit, sich mit Kaiser Barbarossa zu unterhalten, der im Kyffhäuser Berg darauf wartet, Germania von ihren Ketten zu befreien. Zeit für einen Plausch hat er, dieser artet jedoch in einen sagenhaften Streit um die Zukunft Deutschlands aus.

In Hamburg angekommen, was gerade durch den Großen Brand etwas in Mitleidenschaft gezogen worden ist, weicht das lyrische Ich den indiskreten Fragen seiner Mutter stets aus und trifft sich lieber mit Hammonia, der Schutzheiligen der Stadt. Diese zeichnet ein wenig optimistisches Zukunftsbild des Landes (das vor Veröffentlichung stark zensiert wurde) und im Nachwort in ein besseres Licht gerückt wurde.

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