Vormärz: Epoche der Märzrevolution (1815–1848)

Elena Weber

Vormärz Märzrevolution

Der Vormärz gipfelte in der Märzrevolution 1848. | Foto: gemeinfrei

Die Vormärz Epoche: radikal politisch

Die Literaturepoche des Vormärz umfasst die Zeit zwischen dem Wiener Kongress 1814/15 und der Märzrevolution 1848. Sie setzte die Ideale der Aufklärung – die Forderung nach Gleichberechtigung und Demokratie – fort. Typisch ist eine starke Politisierung der Literatur. Wir erklären dir, warum die Literatur der Vormärz Epoche so politisch war und welche Veränderungen die Schriftsteller und Schriftstellerinnen forderten.

"Jede Zeit hat ihre Aufgabe, und durch die Lösung derselben rückt die Menschheit weiter." (Heinrich Heine, deutscher Dichter)

Auf einen Blick: Vormärz

  • Zeitraum: 1815–1848
  • Einordnung: zeitgleich zu Biedermeier und Junges Deutschland
  • bedeutende Ereignisse: Karlsbadeer Beschlüsse und Märzrevolution
  • Merkmale: Widerstandes gegen das politische System und die Obrigkeiten
  • Literatur: Vermischung von Kunst und Politik
  • Vertreter /-innen: Heinrich Heine, Georg Büchner

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Vormärz Epoche: Definition

Die Literaturepoche des Vormärz endete mit einem wichtigen historischen Ereignis: der Märzrevolution im Jahr 1848. Der Begriff "Vormärz" verweist auf die Zeit vor dieser Revolution. Diese Zeit wird ganz unterschiedlich datiert. So findest du Epocheneinteilungen, die diesen Zeitraum von 1815 bis 1848 sehr weit fassen. Andere Einteilungen datieren den Beginn des Vormärz auf 1830 oder 1840. Das hängt mit der Bewegung "Junges Deutschland" zusammen. Sie war eine Strömung innerhalb der Epoche des Vormärz, begann 1815 und endete 1835. Somit lässt sich die Epoche des Vormärz in zwei Phasen unterteilen: Junges Deutschland und dem eigentlichen Beginn des Vormärz 1840.

Parallel zur Vormärz Epoche verlief die Epoche des Biedermeier (1815–1848). Mit ihrem konservativ-restaurativen Geist war sie jedoch das komplette Gegenteil zu den demokratisch-revolutionären Ideen des Vormärz. Die Literatur von Biedermeier, Vormärz und Junges Deutschland bilden die sogenannte Literatur der Restaurationsepoche. Auf die Epoche des Vormärz folgt die Epoche des Realismus, die versuchte, die gescheiterte Märzrevolution zu verarbeiten.

Zeitgeschichtliche Einordnung

Um den Zeitgeist des Vormärz zu verstehen, musst du zunächst bis ins Jahr 1789 zurückblicken: Die Französische Revolution hatte das politische System Europas erschüttert, die Forderungen nach Freiheit und Gleichheit prallten auch in Deutschland auf konservative Herrscher. Auf dem Wiener Kongress (1814/15) beschlossen die europäischen Staatsmänner die Restauration, das heißt, das absolutistische System, das die Französische Revolution gestürzt hatte, sollte wiederhergestellt werden. 

Damit waren die neuen Ideen der Französischen Revolution zerstört. Es kam zu massiven Protesten. Studierende und Bürgertum forderten die Gründung eines Nationalstaats mit liberal-demokratischen Werten. Doch sie bekamen die Karlsbader Beschlüsse (1819), die unter anderem die Überwachung von Universitäten, die Einschränkung der Pressefreiheit und das Verbot politischer Aktivitäten der Burschenschaften bestimmten. Infolgedessen bildeten sich zwei Lager: Junges Deutschland und Vormärz protestierten gegen diese Bestimmungen. Die Anhänger des Biedermeier hingegen nahmen diese fast gleichgültig hin und zogen sich ins Private zurück. Die zahlreichen Unruhen, wie die französische Julirevolution 1830 oder das Verbot der Werke des Jungen Deutschland (1835), gipfelten in der Märzrevolution 1848.

Merkmale des Vormärz

Die Literatur des Vormärz war vor allem eines: politisch. Die Autoren und Autorinnen des Vormärz sahen ihre Werke als Instrument des Widerstandes gegen das politische System und die Obrigkeiten. Sie forderten Demokratie, Gleichberechtigung, die Trennung von Staat und Kirche, Frauenrechte und Pressefreiheit.

Die Literatur des Vormärz wandte sich gegen die verträumten und weltentrückten Werke der Romantik und lehnte die Klassik als elitär ab. Die Literaten und Literatinnen des Vormärz beschäftigten sich mit der Gegenwart. Sie schrieben für das Volk, waren politisch aktiv und stellten ihre politische Botschaft in den Vordergrund. Ästhetische Kriterien waren nicht wichtig.

Weitere Literaturepochen

Die Merkmale des Vormärz im Überblick:

  • politische Stellungnahme und Forderungen der Autorinnen und Autoren
  • Die Autorinnen und Autoren des Vormärz waren jung.
  • Die Gegenwart stand im Fokus.
  • Man wollte auf Ungerechtigkeiten aufmerksam machen und etwas bewegen.
  • Um das einfache Volk zu erreichen, wurde die Sprache einfacher und es wurde mit Dialekten gearbeitet.

Literatur des Vormärz

Die Literaten und Literatinnen des Vormärz waren sehr tatkräftig und wollten mit ihren Werken nicht nur Ungerechtigkeiten anprangern, sondern aktiv gegen diese vorgehen. Damit veränderten sie die Rolle des Dichters und der Dichterin: Waren sie bisher Kunstschaffende gewesen, die Unterhaltung für ein ausgewähltes Publikum verfasst hatten, kam es im Vormärz zur Vermischung von Kunst und Politik. Autorinnen und Autoren riefen zur Rebellion auf und wurden wegen ihrer politischen Aussagen mit Publikationsverboten und Zensur belegt.

Tatsächlich aber waren die Vertreterinnen und Vertreter des Vormärz eine Minderheit. Die meisten Schriftstellerinnen und Schriftsteller wandten sich dem Biedermeier zu. Dessen Ideen dominierten die Zeit. Ein wichtiges Ereignis war das Verbot aller Werke der Strömung Junges Deutschland am 10. Dezember 1835. Es veranlasste viele Schriftstellerinnen und Schriftsteller, enttäuscht mit ihrer literarischen und damit auch gesellschaftspolitischen Arbeit aufzuhören. Gleichzeitig führte das Verbot zum Erstarken eines sich radikalisierenden Vormärz. Man kämpfte nun offen gegen die Macht von Kirche und Obrigkeit.

Lyrik

Die Lyrik war im Vormärz die verbreitetste literarische Gattung. Politische Gedichte und Lieder forderten Veränderungen. Ein Beispiel dafür ist das Gedicht "Die schlesischen Weber" von Heinrich Heine, einem der bedeutendsten Dichter des 19. Jahrhunderts. Das Weberlied bezieht sich auf den Weberaufstand von 1844. Heine kritisiert darin die politischen Umstände und die Ausbeutung der Fabrikarbeiter:

Im düstern Auge keine Träne
Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne:
Deutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch -
Wir weben, wir weben

Dieser dreifache Fluch richtet sich gegen die Autoritäten, gegen die sich der Vormärz auflehnte:

Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten
In Winterskälte und Hungersnöten; 
[...]
Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,
Den unser Elend nicht konnte erweichen 
[...]
Ein Fluch dem falschen Vaterlande,
Wo nur gedeihen Schmach und Schande
[...]

Dramatik

Auch das Drama war im Vormärz sozialkritisch und politisch. Ein wichtiger Vertreter ist Georg Büchner mit seinem Revolutionsdrama "Dantons Tod" oder "Woyzeck", das die sozialen Missstände und den Unterschied zwischen Arm und Reich deutlich aufzeigt.

Epik

Die Epik des Vormärz ist vor allem kurz. Reiseberichte, Memoiren, journalistische Textsorten, Briefe, Skizzen und Feuilletons waren die gängigen epischen Textsorten. Mit ihnen ließ sich gut die politische Realität darstellen. Bekannte Beispiele sind Ludwig Börnes "Briefe aus Paris" und Heinrich Heines "Deutschland. Ein Wintermärchen".

Aotir /-in lebte von bekannte Werke
Georg Büchner 1813–1837 "Woyzeck" oder "Leonce und Lena"
Heinrich Heine 1797–1856 "Deutschland. Ein Wintermärchen"
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben 1798–1874 "Das Lied der Deutschen"
Georg Herwegh 1817–1875 "Gedicht eines Lebendigen"

Weitere Infos

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FAQ: Häufige Fragen zum Vormärz

Was ist die Epoche Vormärz?

Der Vormärz umfasst die Zeit von 1815 bis 1848 und ist als Vorbedingung für die Revolution von 1848 zu verstehen. Der Wiener Kongress im Jahr 1815 markiert zudem den Abschluss des Zeitalters der Französischen Revolution und der napoleonischen Kriege. Der Vormärz setzte die Forderung nach Gleichberechtigung und Demokratie fort. Typisch ist eine starke Politisierung der Literatur.

Was ist typisch für den Vormärz?

Der Vormärz ist geprägt von einer starken Politisierung der Literatur. Dabei stehen besonders die Ideale der Aufklärung sowie die Forderung nach Gleichberechtigung und Demokratie im Vordergrund.

Ist Biedermeier und Vormärz das selbe?

Die Epochen Biedermeier und Vormärz laufen zwar zeitgleich ab, haben inhaltlich aber überhaupt nichts miteinander zu tun. Beide Epochen haben völlig unterschiedliche politische Einstellungen und Absichten. Während der Vormärz nach außen gewandt war und seine politischen Forderungen umsetzten wollte, kehrte sich der Biedermeier nach innen und zog sich ins Private zurück.

 Die Vormärz Epoche im Überblick:

  • Der Vormärz verläuft parallel zum Biedermeier.
  • Der Vormärz umfasst die Strömung Junges Deutschland.
  • Die Autoren und Autorinnen des Vormärz kritisierten die politischen Umstände.
  • Sie lehnten den absolutistischen Staat und die dogmatische Kirche ab.
  • Es kam zu einer Politisierung der Literatur.

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