Impressionismus (1890–1920): Literatur des Augenblicks

Elena Weber - 13.03.2024

Impressionismus Literatur Monet

Die Literatur des Impressionismus übernahm die Ideen der Malerei. | Foto: gemeinfrei

Impressionismus: Literatur ganz neu

Der Impressionismus ist eine Stilrichtung, die dir wahrscheinlich vor allem aus der Kunst bekannt ist. Hier bezeichnete er eine völlig neue Art zu malen, wie sie beispielsweise bekannte impressionistische Maler wie Claude Monet oder Vincent van Gogh praktiziert haben. Aber auch als Literaturepoche war der Impressionismus eine Neuheit. Wir erklären dir, was am literarischen Impressionismus so neu war und an welchen Merkmalen du ihn erkennen kannst.

"Schönheit bleibt, der Schmerz geht vorüber." (Auguste Renoir, französischer Maler des Impressionismus)

Auf einen Blick: Impressionismus

  • Zeitraum: 1890–1920
  • Einordnung: fällt in die Zeit der Moderne
  • bedeutende Ereignisse: Industrialisierung, Säkularisierung und technischer Fortschritt
  • Merkmale: subjektiv und persönlich
  • Literatur: Abgrenzung von der Tradition
  • Vertreter /-innen: Arthur Schnitzler, Rainer Maria Rilke

Definition: Die Literaturepoche des Impressionismus

Als Epochenbezeichnung wurde der Begriff des Impressionismus zuerst in der bildenden Kunst verwendet. Die Stilrichtung entwickelte sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Frankreich und wurde später auch auf andere Kunstgattungen wie die Musik oder eben die Literatur übertragen.

Wie sein Ursprung französisch ist, so geht auch seine Bezeichnung auf einen französischen Begriff zurück: Das Wort "impression" bedeutet so viel wie "Eindruck" oder "Anschein", kann in manchen Kontexten aber auch als "Gefühl" übersetzt werden. An diesen Bedeutungen siehst du schon, worum es dem Impressionismus geht: um die Stimmung und die subjektiven Eindrücke des Augenblicks.

Zeitgeschichtliche Einordnung

Im Deutschunterricht wird dir der Impressionismus wahrscheinlich begegnen, wenn ihr euch mit der Literaturepoche der Moderne (1890–1920) beschäftigt. Die Moderne ist eine Epoche, in der es, angetrieben von wissenschaftlichen Entdeckungen wie dem Strahlungsgesetz von Max Planck, Albert Einsteins Relativitätstheorie oder der Psychoanalyse von Sigmund Freud, zu einem völligen Bruch mit dem kam, was vorher da gewesen war. Die Veränderungen auf gesellschaftlicher und wissenschaftlicher Ebene wirkten sich auch auf die Literatur dieser Zeit aus.

Als Literaturepoche war die Moderne von zahlreichen literarischen Strömungen geprägt. Deswegen kannst du dir die Moderne als Zeit der "-Ismen" merken: Neben dem Impressionismus entwickelten sich in ihr auch Epochen wie Expressionismus, Symbolismus, Dadaismus, Ästhetizismus oder Dekadentismus. Sie unterschieden sich nicht nur stilistisch und thematisch von den vorherigen Epochen. Ihre Vielzahl war ebenfalls etwas völlig Neues in der Literaturgeschichte und bis dahin einzigartig.

Merkmale des Impressionismus

Wie allen Stilrichtungen der Moderne so ging es auch dem Impressionismus in erster Linie darum, sich vom Naturalismus abzugrenzen. Der Naturalismus (1880–1900) hatte die radikale Darstellung der hässlichen Wirklichkeit fokussiert und versucht, naturwissenschaftliche Prinzipien auf die Literatur zu übertragen. Entsprechend war die naturalistische Literatur sachlich, objektiv und sozialkritisch. Während es den Vertretern und Vertreterinnen dieser Epoche darum ging, soziale Missstände aufzuzeigen, setzten sich die impressionistischen Werke nicht mit politischen Themen auseinander. Vielmehr entzogen sich die Impressionisten und Impressionistinnen der Wirklichkeit und bevorzugten ihre eigene, subjektive Realität, die sie in kurzen, flüchtigen Eindrücken wiedergaben. Impressionistische Werke sind somit Momentaufnahmen, die immer subjektive Eindrücke und Momente beschreiben.

Die Merkmale des Impressionismus im Überblick:

  • Der Augenblick steht im Vordergrund.
  • Der Fokus liegt auf den persönlichen Eindrücken des Autors oder der Autorin. 
  • Nicht die Wirklichkeit soll dargestellt werden, sondern das, was der Autor oder die Autorin in diesem Moment wahrnimmt.
  • Subjektiv und persönlich
  • Nachahmung des Bewusstseins, Mimesis genannt.

In der impressionistischen Malerei wurde diese flüchtige Wahrnehmung durch verschwimmende Farbnuancen zum Ausdruck gebracht. In der Literatur äußert sie sich in einer Aneinanderreihung von Eindrücken, Gefühlen und Gedanken, wie hier in dem Gedicht "Schöne Junitage" von Detlev von Liliencrons:

Mitternacht, die Gärten lauschen,  
Flüsterwort und Liebeskuss,  
Bis der letzte Klang verklungen,  
Weil nun alles schlafen muss  
Flussüberwärts singt eine Nachtigall.  

Sonnengrüner Rosengarten,  
Sonnenweiße Stromesflut,  
Sonnenstiller Morgenfriede,  
Der auf Baum und Beeten ruht  
Flussüberwärts singt eine Nachtigall  
[...]

Weitere Literaturepochen

Literatur des Impressionismus 

Wegen der Vielzahl an literarischen Strömungen, die sich in der Moderne entwickelten, sind diese nicht immer eindeutig voneinander abzugrenzen und vermischen sich oft. Somit gibt es in der Literatur zu Beginn des 20. Jahrhunderts nur wenige rein impressionistische Werke. Stattdessen gibt es viele Werke, die impressionistische Züge und Merkmale aufweisen.

Um der Grundidee des Impressionismus gerecht zu werden – nämlich kurze und flüchtige persönliche Eindrücke wiederzugeben – nutzten die Literaten und Literatinnen vor allem die knappen Formen, die du in den einzelnen literarischen Gattungen finden kannst. Dazu gehören Gedichte, Kurzprosa wie Skizzen und Novellen sowie Einakter. 

Weitere literarische Merkmale

Da es im Impressionismus um die Eindrücke des Augenblicks geht, ist die Handlung zweitrangig. Vielmehr geht es um die Stimmung und die persönlichen Empfindungen, weshalb auch dem lyrischen Ich im Gedicht eine wichtige Funktion zukommt. Wie in der Malerei so spielen in der impressionistischen Literatur außerdem Farben und Lichteffekte eine bedeutende Rolle. Diese werden sehr bildhaft beschrieben und dargestellt, weshalb vor allem rhetorische Mittel wie Metaphern, Synästhesien oder Onomatopoesien, also Lautmalereien, typische sprachliche Gestaltungsmittel des Impressionismus sind. Außerdem werden zahlreiche Adjektive verwendet, weil diese sich ebenfalls gut dazu eignen, Eindrücke facettenreich und lebhaft darzustellen.

Motive impressionistischer Literatur sind vor allem jene, die viele Sinneseindrücke in sich vereinen, beispielsweise die Natur, die Großstadt oder auch Verkehrsmittel. Typische Erzählformen sind die erlebte Rede und der innere Monolog.

Insgesamt kannst du impressionistische Literatur als Bindeglied zwischen Naturalismus und Symbolismus verstehen: Der Naturalismus wollte ungeschönt und objektiv die Wirklichkeit darstellen. Dem Impressionismus ging es um subjektive, einzelne Eindrücke. Er entwickelte sich zum Symbolismus weiter, der sich ganz von der Realität löste und ins Traumhafte abglitt.

Wichtige Autoren und Werke

  • Arthur Schnitzler (1862–1931), z.B. "Leutnant Gustl"
  • Rainer Maria Rilke (1875–1926), z.B. "Die Aufzeichnung des Malte Laurids Brigge
  • Detlev von Liliencron (1844–1909), z.B. "Schöne Junitage"

Tipp

Referatsthemen

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FAQ: Häufige Fragen zum Impressionismus

Was zeichnet den Impressionismus in der Literatur aus?

Charakteristisch für die Literatur des Impressionismus sind das Erzählen aus der Ich-Perspektive sowie die Verwendung von inneren Monologen. In der Lyrik werden vor allem Synästhesien, Onomatopoesien, Metaphern und Neologismen verwendet.

Was ist typisch für den Impressionismus?

Typisch für die impressionistische Literatur ist die Abgrenzung von der Tradition. Außerdem ist sie sehr subjektiv und persönlich.

Wer waren die Hauptvertreter des Impressionismus?

In der Literatur gehören Arthur Schnitzler und Rainer Maria Rilke zu den Hauptvertretern des Impressionismus. In der Kunst sind es unter anderem Claude Monet und Auguste Renoir.

Der Impressionismus im Überblick:

  • Der Impressionismus ist eine Strömung zur Zeit der Moderne.
  • Neben ihm gab es noch eine Vielzahl weiterer literarischer Stilrichtungen.
  • Verwendung literarischer Kurzformen wie Lyrik, Skizzen oder Novellen.
  • Farben und Lichteffekte spielen eine wichtige Rolle.
  • Die Literatur ist sehr bildhaft.
  • Typische sprachliche Stilmittel sind Metapher, Synästhesie und Onomatopoesie (Lautmalerei).

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