Nach dem Abi Praktikum: So findest du einen Platz!

Elena Weber - 21.07.2021

Nach dem Abi Praktikum Bürotätigkeit

Nach dem Abi Praktikum: Du kannst erste Berufserfahrung sammeln und dich ausprobieren. | Foto: nd3000 / Getty Images

Nach dem Abi Praktikum: Erste Berufserfahrung sammeln

Nicht jeder kann odr möchte die Frage "Was soll ich studieren?" direkt nach dem Abi beantworten und manch eine /-r denkt vielleicht auch über eine Ausbildung nach dem Abitur nach. Oder du möchtest einfach erstmal etwas Berufspraxis sammeln. Denn selbst wenn du während deiner Schulzeit bereits dem ein oder anderen Nebenjob nachgegangen bist oder dir ein bisschen Geld durch Ferienjobs dazu verdient hast: So einen richtigen Eindruck vom Berufsalltag bekommst du dadurch nicht, schließlich hatte die Schule immer oberste Prio. Und auch das Schülerpraktikum am Ende der Mittelstufe vermittelt meist nur einen sehr kurzen und oberflächlichen Eindruck vom Berufsleben, selbst wenn du das Glück hattest, nicht nur Kaffee kochen oder Akten ordnen zu müssen.

Wenn du endlich erste Berufserfahrung sammeln möchtest, kannst du die Zeit nach dem Abi für ein Praktikum nutzen. Denn bis zum Beginn von Ausbildung oder Studium hast du ohnehin mehrere Monate Zeit. Diese Zeit kannst du auch zu einem Gap Year ausdehnen, also zu einem "Lückenjahr”, in dem du dir bewusst Zeit nimmst. Entweder dafür, nach dem Abi ein Jahr Pause zu machen, nach dem Abi ins Ausland zu gehen – oder eben für ein Praktikum. Wie du dabei vorgehst und was du dabei beachten musst, haben wir für dich zusammengestellt.

Definition

Bei einem Praktikum handelt es sich um eine befristete Tätigkeit, bei der es darum geht, einen bestimmten Beruf oder eine bestimmte Branche durch praktische berufliche Anwendung näher kennenzulernen. Ein Praktikum dient der Orientierung und dem Sammeln von Berufserfahrung. Es ähnelt einer Anstellung, allerdings haben Praktikanten /-innen in Deutschland keinen Angestelltenstatus. Die konkreten Tätigkeiten in einem Praktikum können sich von Unternehmen zu Unternehmen sehr unterscheiden. Manche geben sich sehr viel Mühe damit, Praktikanten /-innen einzuarbeiten und behandlen sie wie eine /-n Mitarbeiter /-in. Für manche sind sie lediglich günstige Arbeitskräfte, denen die Arbeit zugeteilt wird, die niemand machen möchte.

Voraussetzungen

Um nach dem Abi ein Praktikum machen zu können, benötigst du zunächst einmal zwei Voraussetzungen: ein bestandenes Abitur und Zeit. Mache dir also schon im Vorfeld Gedanken darüber, wie viel Zeit du zur Verfügung hast: die Zeit bis zu deinem Studienbeginn? Ein halbes oder gar ein ganzes Jahr? Das erleichtert dir Planung und Suche nach den Praktikumsstellen.

Weitere Voraussetzungen hängen sehr von der Stelle ab, auf die du dich bewirbst. Jedes Unternehmen hat da eigene Vorstellungen und erwartet beispielsweise bestimmte Vorkenntnisse in einem Bereich, wie grundlegende Computerkenntnisse oder ein spezielles Sprachlevel. Grundsätzlich kommen auch erste Erfahrungen aus anderen Praktika oder Nebenjobs gut an. Das kann für dich als Abiturient /-in nachteilig sein. Ein zweiwöchiges Schülerpraktikum beeindruckt in der Regel niemanden und ein Nebenjob an der Tankstelle oder als Nachhilfelehrer /-in verbuchen Personalern /-innen nicht gerade unter "Berufserfahrung.” Aus diesem Grund kann es für dich eventuell etwas schwieriger werden, eine attraktive Praktikumsstelle zu finden, da Unternehmen Praktika eher an Studierende vergeben, da diese bereits mehr Erfahrungen vorzuweisen haben.

Vor- und Nachteile

Vorteile

✔️ Du kannst erste Berufserfahrung sammeln.
✔️ Du kannst ausprobieren, ob Job oder Branche dir gefallen.
✔️ Du kannst ganz neue Möglichkeiten entdecken.
✔️ Vielleicht ergibt sich aus dem Praktikum ein Nebenjob.
✔️ Du knüpfst erste Kontakte.

Nachteile

❌ Als Abiturient /-in ist es schwieriger, ein attraktives Praktikum zu finden.
❌ Viele Praktika sind schlecht bis gar nicht bezahlt.
❌ Du musst aufpassen, dass du nicht als billige Arbeitskraft ausgenutzt wirst.
❌  Die Suche nach einem Praktikumsplatz ist zeitaufwendig.
 

Möglichkeiten

Du kannst ein Praktikum aus zwei Gründen angehen:

  • zur Vorbereitung oder
  • zur Orientierung.

Bist du beispielsweise ein /-e angehende /-r Medizinstudent /-in, kann ein mehrmonatiges Praktikum in der Pflege interessant sein. Möchtest du Journalist /-in werden, bietet sich ein Praktikum bei Zeitung oder Radio an. Das kann dir auch insofern einen Vorteil bringen, als dass sich aus Praktika auch Nebenjobs ergeben können, etwa als freie /r- Mitarbeiter /-in.

Hast du hingegen noch keinen Plan oder nur eine grobe Idee, was eventuell etwas für dich sein könnte, kannst du ein Praktikum zur Orientierung nutzen. So kannst du erste praktische Erfahrungen sammeln und einen Eindruck davon bekommen, ob ein bestimmter Job oder eine bestimmte Branche zu dir passen.

Freiwilliges Praktikum

Wenn du dein Praktikum nicht brauchst, um ein bestimmtes Fach studieren zu können, es sich also nicht um ein verpflichtendes Vorpraktikum handelt, ist dein Praktikum nach dem Abitur auf freiwilliger Basis. Das hat den Vorteil, dass du Branche und Unternehmen frei wählen kannst und auch die Dauer bestimmen kannst. Und natürlich entfällt auch der lästige Praktikumsbericht, den du noch aus deinem Betriebspraktikum in der Schule kennst. Ein freiwilliges Praktikum nach dem Abi machst du allein für dich.

Vorpraktikum

Von dem freiwilligen Praktikum zu unterscheiden, ist das Vorpraktikum, das Zugangsvoraussetzung für manche Studiengänge ist. Ein solches Vorpraktikum ist dann für dich relevant, wenn du schon weißt, was du studieren möchtest und mit den Zugangsvoraussetzungen für das Studium vertraut bist.

Der Sinn eines Vorpraktikums ist, dass du erste Praxiserfahrung sammelst und feststellen kannst, ob der Studiengang wirklich das richtige für dich ist. Außerdem soll so sichergestellt werden, dass du bereits erste praktische Erfahrungen in einem Bereich vorweisen kannst.

Tipp!

Ob du ein Vorpraktikum absolvieren musst, solltest du rechtzeitig vor Studienbeginn abklären. Informiere dich auf den Seiten der entsprechenden Studiengänge und beachte, dass sich die Zugangsvoraussetzungen von Uni zu Uni unterscheiden können. Bedenke außerdem, dass du ausreichend Zeit für die Suche und den Bewerbungsprozess einplanen musst.

Auslandspraktikum

Ein Praktikum nach dem Abi lässt sich auch mit einem Auslandsaufenthalt kombinieren. Ein Auslandspraktikum fördert deine Sprachkenntnisse und dein Fachvokabular sowie Soft Skills wie Organisationsfähigkeit und Eigeninitiative – ein dickes Plus im Lebenslauf.

Entscheidest du dich dafür, dein Praktikum im Ausland zu machen, solltest du Folgendes beachten:

  • Sprachkenntnisse: Damit eine ausländische Firma dich anstellt, musst du entsprechende Sprachkenntnisse vorweisen. Schon das Bewerbungsgespräch wird in der Regel in der jeweiligen Landessprache geführt. Keine Chance, wenn du lediglich “Bitte” und “Danke” sagen kannst.
  • Zeiteinteilung: Hier gilt einmal mehr: Plane genug Zeit ein. Von der ersten Recherche über Bewerbungsverfahren bis zur Abreise kann locker ein Jahr vergehen.
  • Kulturelle Kompetenzen: Um nicht ins Fettnäpfchen zu treten, mache dich unbedingt mit den sozialen Umgangsformen und Gepflogenheiten des Landes vertraut.
  • Kostenfaktor: Reich wirst du durch Praktika nicht. Auch im Ausland sind Praktika teilweise unvergütet. 
  • Arbeitszeugnis: Nachdem du dein Praktikum gemeistert hast, solltest du nicht vergessen, dir ein Arbeitszeugnis ausstellen zu lassen. Leider gibt es dabei keine internationalen Standards. Für die EU gibt es den "EUROPASS Mobilität", der versucht, die Arbeitszeugnisse zu vereinheitlichen.

Vorbereitung und Organisation

Unabhängig davon, welche Praktikumsart für dich infrage kommt: Sie erfordert einiges an Vorbereitung und Organisation. Fragen, die du bei deiner Planung berücksichtigen solltest, sind:

  • Habe ich schon erste Berufsvorstellungen?
  • Habe ich schon einen Plan, was ich studieren möchte oder bereits einen festen Ausbildungsplatz?
  • Möchte ich das Praktikum zur Orientierung oder zur Vorbereitung nutzen?
  • Was interessiert mich und welchen Arbeitsalltag möchte ich näher kennenlernen?
  • Ist es realistisch, in diesem Bereich einen Praktikumsplatz zu bekommen?

Recherche

Hast du diese Fragen für dich beantwortet, geht es an die Recherche. Mit dieser solltest du auf jeden Fall frühzeitig beginnen, das heißt: mindestens ein Jahr im Voraus. Praktikumsausschreibungen findest du im Internet aber möglicherweise auch am Schwarzen Brett deiner Schule oder an der Uni. Hast du bereits ein Unternehmen, bei dem du gerne Praktikum machen würdest, kannst du dich dort auch initiativ bewerben. Rufe am besten vorher und frage, ob aktuell Praktikumsplätze zu vergeben sind. So zeigst du Interesse und hast du schon einen Anknüpfungspunkt für dein Bewerbungsschreiben.

Tipp!

Leider gibt es Firmen, die Praktikanten /-innen als billige Arbeitskräfte missbrauchen. Informiere dich also auch über das Unternehmen genau. Möglicherweise findest du im Internet auch Erfahrungsberichte anderer Praktikanten /-innen, die dir einen ersten Eindruck vermitteln.

Praktikumsbörsen

Im Internet findest du kostenfreie und kostenpflichtige Praktikumsbörse. Eine Anlaufstelle ist das UNICUM Karrierezentrum. Hier findest du kostenlos viele spannende Praktikumsplätze in deiner Nähe.

Bewerbung

Hast du potenzielle Praktikumsbetriebe gefunden, geht es ans Bewerbungen schreiben. Achte dabei darauf, gezielt auf die Stellenausschreibung und das Unternehmen einzugehen  – Personaler /-innen merken sofort, wenn du ein austauschbares Standardschreiben verwendest.

Darüber hinaus solltest du bedenken, dass du als Abiturient /-in noch keinen so interessanten Lebenslauf vorzuweisen hast. Das ist völlig logisch und überhaupt nicht schlimm. Umso wichtiger ist daher, dass deine Bewerbung deine Motivation deutlich macht.

Vorstellungsgespräch

Hast du eine Einladung zum Vorstellungsgespräch erhalten, ist das ein sehr gutes Zeichen, denn das bedeutet: Es besteht Interesse. Jetzt geht es darum, dich gut zu verkaufen: Antworte offen und ehrlich und versuche auch im persönlichen Gespräch zu zeigen, warum du an einem Praktikum interessiert bist. Gleichzeitig solltest du das Gespräch nutzen, um möglichst viel über deine Tätigkeiten als Praktikant /-in zu erfahren. So weißt du, was auf dich zukommt und ob es deinen Vorstellungen entspricht.

Bezahlung

So viel vorweg: Reich wirst du durch ein Praktikum nicht. Wenn es dir ums Geld verdienen geht, solltest du dir einen Nebenjob suchen oder Möglichkeiten wie eine Au-pair-Tätigkeit oder Work & Travel in Betracht ziehen. Denn viele Praktika sind unbezahlt. Hinzu kommt, dass, zumindest, wenn du ins Ausland möchtest, auch Kosten für An- und Abreise, Unterkunft, Verpflegung und Freizeitaktivitäten einkalkuliert werden müssen.

Auch in Deutschland gibt es kein generelles Recht auf ein Praktikumsgehalt. Ob du eine Vergütung erhältst oder nicht, hängt davon ab, ob du ein freiwilliges Praktikum oder ein Pflichtpraktikum absolvierst. Pflichtpraktika gibt es nur im Rahmen eines Studiums oder eine Ausbildung. Sie müssen nicht vergütet werden. Für freiwillige Praktika gilt der gesetzliche Mindestlohn von 9,50 Euro. Dieser wird allerdings nur fällig, wenn dein Praktikum länger als drei Monate dauert und du über 18 Jahre alt bist.

So wird dein Praktikum erfolgreich

Ein Praktikum machst du vor allem deshalb, weil du Erfahrungen sammeln und etwas lernen möchtest, sprich: Du möchtest nicht bloß eine günstige Arbeitskraft sein, sondern selber etwas davon haben. Deswegen solltest du

  • deine Chancen im Betrieb nutzen,
  • Interesse an deiner Arbeit zeigen,
  • dich nicht scheuen, Fragen zu stellen, 
  • Engagement zeigen,
  • verantwortungsvoll und sorgfältig arbeiten
  • Kontakte knüpfen.

Mit diesen Tipps stellst du sicher, dass du aus deinem Praktikum das Beste herausholen und davon profitieren kannst. Mit Einsatzbereitschaft, Interesse und Offenheit zeigst du, dass man dir auch verantwortungsvolle Aufgaben übertragen kann. Außerdem kann sich aus einem Praktikum auch ein Nebenjob oder später einmal ein richtiger Job entwickeln.

FAQ: Häufige Fragen

Was kann ich nach dem Abi im Ausland machen?

Von Work & Travel über eine Au-pair-Tätigkeit bis zur multilingualen Sprachreise oder einem Auslandspraktikum – du hast nach dem Abi viele Möglichkeiten, wie du deinen Auslandsaufenthalt gestalten kannst.

Wann ist ein Praktikum sozialversicherungspflichtig?

Ein freiwilliges Praktikum ist in der Regel nicht sozialversicherungspflichtig. Anders ist es bei Praktika, die im Rahmen der Studien- oder Prüfungsordnung vorgeschrieben sind. Sie gelten als Teil einer betrieblichen Ausbildung. Als Praktikant /-in bist du dann unabhängig von deinem Verdienst versicherungspflichtig in allen Zweigen der Sozialversicherung.

Was soll ich nach dem Abi machen?

Nach dem Abi stehen dir viele Möglichkeiten offen. Du kannst dich direkt um einen Studienplatz bewerben oder die Zeit bis zum Ausbildungsbeginn für Urlaub, Nebenjob oder Praktikum nutzen. Du kannst die Zeit nach dem Abi aber auch zu einem Gap Year ausdehnen und dir Zeit zur Orientierung, ehrenamtliche Tätigkeiten bei einem Freiwilligendienst oder für einen längeren Auslandsaufenthalt nehmen.

Im Überblick: nach dem Abi Praktikum

  • Ein Praktikum nach dem Abi dient dazu, erste Berufserfahrung zu sammeln.
  • Du kannst den Alltag in einem bestimmten Beruf kennenlernen und erhältst Einblicke in eine bestimmte Branche. 
  • Ein Praktikum kann dir helfen, dich für einen Ausbildungs- oder Studienplatz zu entscheiden.
  • Plane genug Zeit für Recherche und Bewerbung ein. Kommt ein Praktikum nach dem Abi infrage, solltest du mit einem Jahr Planungszeit rechnen.
  • Als Abiturient /-in hast du noch wenig bis kaum Erfahrung vorzuweisen. Das kann die Suche nach einem Praktikumsplatz etwas erschweren. 
  • Wenn es dir ums Geldverdienen geht, ist ein Praktikum nicht die richtige Option. Stelle dich darauf ein, dass ein Praktikum kaum bis gar nicht entlohnt wird.

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