Schüleraustausch? Aber exotisch!

Wiebke Mönning - 27.04.2017

Schüleraustausch

Ein Schüleraustausch geht auch in außergewöhnlichen Ländern! | Foto: Unsplash/Jeremy Bishop

Erfahrungsberichte: Noch während der Schulzeit ins Ausland

Immer mehr deutsche Jugendliche brechen in fremde Länder auf. Über 20.000 Schüler besuchen jedes Jahr eine Schule im Ausland. Dafür gibt es viele Gründe: Man lernt eine Sprache, eine andere Kultur und ein neues Schulsystem kennen. Die meisten leben in einer Gastfamilie und erhalten einzigartige Einblicke in eine andere Lebensweise und in den Alltag der Menschen auf unterschiedlichen Kontinenten.

Nach wie vor sind die USA das beliebteste Ziel: Laut der aktuellen weltweiser-Studie verbrachten im Schuljahr 2016/2017 mehr als 5.730 deutsche Schüler fünf oder zehn Monate in einer amerikanischen Gastfamilie. Knapp 7.000 deutsche Schüler haben sich im laufenden Schuljahr für weitere englischsprachige Länder wie England, Kanada, Australien oder Neuseeland entschieden.

Wohin soll die Reise gehen? Exotische Auslandsziele

Zwei, die weder in den USA, England und Co. ein "klassisches" Auslandsjahr verbringen wollten, sind Bettine Sievers (17) und Lena Senge (17). Bettine hat sich mit 16 Jahren dazu entschlossen, ein halbes Jahr in Cordoba (Argentinien) zu leben: "Ich war mit meinen Englischkenntnissen zufrieden und habe mir überlegt, in ein spanischsprachiges Land zu gehen. So fiel meine Wahl auf Argentinien."

Im Alter von 15 hat Lena ein Jahr lang die Schule in Kapstadt (Südafrika) besucht. Auf die Frage, warum sie ihr Auslandsjahr in Südafrika verbracht hat, antwortet die heute 17-Jährige: "Ich wollte nicht, wie so viele andere in die USA oder nach England gehen. Südafrika war seit meiner Kindheit ein Traumreiseziel von mir. Als ich dann 15 wurde, und immer noch nicht behaupten konnte, in Südafrika gewesen zu sein, habe ich die Sache selbst in die Hand genommen."

Argentinien mit 121 Schülern und Südafrika mit 109 in diesem Schuljahr gelten dabei als Exoten unter den Austauschländern für deutsche Schüler.

Schüleraustausch: Organisation und Sprache

Ihren Auslandsaufenthalt haben beide mit einer Organisation geplant. Noch nie gab es in Deutschland so viele Agenturen, die Schüleraustauschprogramme anbieten: Es sind um die 100 Organisationen. Größere Probleme oder Schwierigkeiten mit der umfangreichen und manchmal stressigen Organisation ihres Auslandstrips gab es für beide nicht. Auch jeder Anfang in einem neuen unbekannten Land ist schwer, wie Bettine zugibt: "Zu Beginn war einfach alles anders. Dass es mir trotzdem so gut ergangen ist, lag an meiner Gastfamilie, mit der ich mich super verstanden habe."

Auch die Sprachbarrieren waren für beide zu Beginn eine kleine Hürde: "Ich hatte zwar vorher in der Schule Spanischunterricht, konnte am Anfang aber kaum einen Satz bilden. Wir hatten eine 'Vorbereitungswoche', in der einem die Basics über die Sprache und das Leben in Argentinien erklärt wurden“, sagt Bettine.

Lena erging es ähnlich: "Der südafrikanische Akzent ist so eine Sache für sich. Er ist kaum mit dem US-amerikanischen oder britischen Akzent zu vergleichen. Am Anfang habe ich mich relativ schwer getan. Mein Motto war zu der Zeit: Einfach nicken, lächeln und hoffen, dass es keine Frage war. Aber das war nach 2 Monaten wie verflogen."

Keine Zeit für Langeweile: Reisen und Freundschaften schließen

Damit keine Langeweile aufkommt und du dich nicht zu sehr allein in dem jeweiligen fremden Land fühlst, veranstalten die Organisationen Treffen und Ausflüge mit anderen (deutschen) Gastschülern. Dabei geht es in erster Linie darum, zu schauen, ob ein Gastschüler Probleme in seiner Gastfamilie oder in der Schule hat.

Der Clou an einem Schüleraustausch: Man ist mehrere Monate nicht nur an einem Ort und lernt viele Teile eines Landes oder sogar Nachbarländer kennen, da die Organisationen viele Reisen für ihre Austauschschüler anbieten, wie Bettine begeistert erzählt: "Ich war in Patagonien, um Wale und Pinguine zu sehen, in der Hauptstadt Buenos Aires und in Iguazú (Brasilien) bei den berühmten Wasserfällen."

Fremde Kulturen erleben

Jedes Austauschjahr ist einzigartig, wie Lena betont: "Ich hatte eine fantastische Zeit in Kapstadt: Ich habe neue Freunde gefunden, eine tolle Schule mit netten Lehrern und immer gut gelaunten Schülern besucht und auch mit meiner Gastfamilie habe ich mich gut verstanden."

Lena hat nicht nur Freunde fürs Leben gefunden, sondern auch viel von der südafrikanischen Kultur wie Hochzeiten, Feiertage wie Ostern und Weihnachten, aber auch Beerdigungen miterlebt. Sie hat die verschiedenen Mentalitäten der Menschen kennen gelernt und viele Orte in und um Kapstadt gesehen. Zudem hat die 17-jährige Schülerin zehn aufregende Tage in der Wildnis des Zululands verbracht.

Das bringt ein Auslandsjahr

Die beiden Schülerinnen erzählen begeistert von ihrem Schüleraustausch und würden diese Erfahrung jedem empfehlen, auch wenn es, wie im normalen Leben auch, Höhen und Tiefen gab. Sprachskills, Selbstbewusstsein und Eigenständigkeit zählen beide auf, wenn es um die Vorteile eines Auslandsaufenthaltes geht.

Beide haben eine Schule im Ausland besucht, Land und Leute und andere Kulturen kennengelernt und atemberaubende Länder bereist. Bettine fasst zusammen: "Wer mit dem Gedanken spielt für eine Zeit ins Ausland zu gehen, vielleicht auch ins nicht englischsprachige Ausland, dem kann ich nur sagen, nicht viel drüber nachdenken, einfach machen."

Facts zum Schüleraustausch

Ein Auslandsjahr ist eine große Entscheidung und zu Beginn hat jeder mehr Fragen als Antworten - wir versorgen dich mit den wichtigsten Fakten:

  • Auslandsaufenthalt: Je nach Land kann man zwischen sechs Wochen und einem Jahr wählen. In der Regel wohnt man bei einer Gastfamilie und besucht die örtliche Schule. Der Auslandsaufenthalt findet in Klasse 10 oder 11 statt.
  • Organisation: Grundsätzlich ist es möglich, ein Austauschjahr privat zu organisieren, aber dies ist mit deutlich mehr Aufwand verbunden. Eine Organisation kümmert sich um alles: Visa-Beantragung, Versicherungsfragen, Flüge und ist Ansprechpartner vor Ort.
  • Kosten: Das ist je nach Aufenthaltsdauer und Land sehr unterschiedlich. Ein Auslandsaufenthalt kostet generell um die 10.000 Euro. Finanziell bedürftige Schüler können Schüler-/Auslands-BAföG beantragen und sich für Stipendien bewerben.
  • Planung: Ein Jahr vor der geplanten Abreise sollte mit der Planung des Austauschjahres begonnen werden.
  • Bewerbung: Am Anfang steht meistens eine Bewerbung mit einer Selbstbeschreibung. Ein Beratungs- und Auswahlgespräch folgen. Über die Aufnahme in das Programm wird danach entschieden.

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